August 31, 2008

Oberarzt Y

Oberarzt Y: ich hasse dich!!!
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich hasse.

Zeig dich, komm und zeig dich!
Du schlägst nur im Dunkeln, von Hinten, aus dem Hinterhalt...
Du bist feige, feiger als ein Weichtier, ein Einzeller!!!

Du wolltest Reaktionen sehen?
Du wolltest Gemühtsänderungen?
Reicht dir das?
Zusammen mit dem Aufhenthalt in der Iso-Zelle?
Genügend Gefühle, deiner Meinung nach?

Bravo!
Super Erfolg, deine Therapie, wirklich super!
Bin, mit der ganzen Familien, zum Sozialfall geworden.
Bin völlig fertig, muss wieder in die Klinik.

Erzähl das doch deinem Professor, der dir den Doktortitel
gegeben hat. Der wird dann stolz auf dich sein!

Du machst ja alles genau nach Lehrbuch, oder?
Sonst könnte ich mir nicht erklären, dass dich die Leitung
der Klinik unterstützt...

Ah, hab ich ja vergessen!
Es geht drum, dass sie sich juristisch absichern müssen.

Tja, wie blöd, gell.
Sieht aus als hätte ich verloren.
Ausser man sieht sich vor Gericht.

Psychiatrie heute

ABNORM ======= Wir steuern geradewegs und blind drauf zu, aber mit irrwitziger Entschlossenheit: THE BRAVE NEW WORLD. Alles was abnormal, abnorm ist, hat in dieser Gesellschaft keinen Platz, mit Ausnahme von den Phänomenen, die gerade als Mode-Erscheinung Aktualität geniessen. Was sonst nicht der Norm entspricht, muss von der Gesellschaft entfernt werden, um diese davon zu bewahren und zu schützen. Denn, jeder abnorme Mensch birgt eine potenziell grosse Gefahr - insbesondere wenn er sich verständlich mitteilen kann und insbesoder wenn das Mitgeteilte nicht der Norm entspricht. Es besteht die Gefahr, er könnte andere Mitmenschen mit seinen Äusserungen "infizieren" und diese so auf komische Gedanken bringen: sie könnten auch bald abnorme Menschen werden. Dies wäre eine endlose Spirale die schon früher, von Zeit zu Zeit, zu ganz schlimme Folgen brachte. Ausser der 68er Bewegung gab es da auch viel zerstörerische abnorme Energien. Und heute, wo das wirtschaftliche Gleichgewicht, trotz Globalisierung, so verletzlich und prekär ist wie vielleicht nie zuvor, möchte man kein Risiko eingehen. Und man denkt, man könnte es sich gar nicht leisten, ein solches Risiko einzugehen. Also wird das Abnorme ab in die psychiatrische Klinik verfrachtet. Und dort geht man aus verschiedenen Gründen auf sehr methodische Weise vor. Das Abnorme wird zum Pathologischen ernannt und somit erhält die Institution die Berechtigung, radikale Mittel einzusetzten. Nun kann es vielleicht sein, dass 95% der abnormen Patienten auch eine Pathologie vorweisen. Aus Effizienz- und Kostengründen, werden alle 100% als pathologische Fälle behandelt. Die Überlegung ist Folgende. Es ist weniger schlimm 5 Menschen so zu behandeln, als hätten Sie eine Pathologie obwohl dies eventuell nicht der Fall ist, als auch nur 2 oder 3 Menschen mit einer Pathologie, ohne die als notwendig gesehenen Massnahmen wieder zu entlassen. Bei den 5 ohne Pathologie wird sich alles richten wenn man dann die Gewissheit hat, es besteht kein Handlungsbedarf oder, Variante 2, sie werden durch die Behandlung Schäden davon tragen und dann eine Pathologie vorweisen, was dann wieder als Bestätigung der Notwendigkeit einer Behandlung benutzt werden kann. Und D Oberärzte in der CH sind optimale Kandidaten für die Pathologisierung abnormer Mitmenschen. Diese Schweizer reden eh auf eine ganz komische, fremdartige Weise, da fällt es einfacher nicht den Menschen hinter dem Patienten zu sehen, wenn man dann sagen kann, Missverständnisse sind wahrscheinlich durch Kommunikations- Probleme entstanden. PFLEGER ======= Und dann hat es noch die Pfleger. Verschiedene unter Ihnen meinen es wirklich gut und möchten den Menschen helfen, die gerade in ihrer Obhut sind. Diese Pfleger sind oft auf verlorenem Posten und müssen zusehen, dass sie kleine Erfolge erzielen können, und damit den Patienten ein Verständnis für die Abläufe in dieser Industrie vermitteln. 2 Arten von Pflegern tun mir Leid. Der erste ist der, der es für notwendig hält, einen extra Eintrag in der Krankengeschichte zu schreiben, weil ich morgens, bei der täglichen Medikamentenausgabe meine Kopfhörer anhabe, Musik höre und nicht, wie sonst jeden einzelnen verdammten Morgen zuvor, mich mit einem Lächeln bedanke, dass er oh seinen Job macht! Dieser Pfleger tut mir Leid, aber als Mensch! Ich verstehe nicht was er in einer psychiatrischen Klinik glaubt, verloren zu haben, wenn er schon wegen einer Höflichkeits-Floskel aus dem Gleichgewicht kommt. Naja... hoffe du stehst nicht kurz vor dem Burn-Out! Der zweite ist der, der mit mir Sonntags morgen um 9 Uhr über Gott und die Welt spricht, am Frühstückstisch. Über den Dalai-Lama, über die Würdigung der Kunst des Toreros trotz der Gewissheit, niemals einen Stierkampf miterleben zu wollen. Er lehnt mir ein Buch aus, mit dem Titel "Im Anfang war der Wasserstoff", denn wir sind beide zum Schluss gekommen, dass der menschliche Geist nicht vom Himmel gefallen, sondern Teil einer intelligenten Natur ist. Er fragt mich, was ich von einem anderen, gerade erschienen Buch halte, der für einmal die Geschichte aus der Sicht der Täter erzählt, bei einem historischen Ereignis, der bis heute nur aus der Sicht der Opfer erzählt wurde. Dieser Pfleger tut mir Leid, aber ich würde ihn so gerne mit nach Hause nehmen und mit ihm das ganze Wochenende reden können. Er sagte mir: "Psychiatrische Pflege ist in meinen Augen keine Wissenschaft, sondern eine Kunst". Ich liebe seine Einstellung und finde sie etwas vom Schönsten, das ich in dieser Institution begegnet bin. Doch er tut mir Leid weil Kunst hier so wenig Anerkennung bekommt... Aber ich bin sicher, es gibt regelmässig "Patienten", die solche Gespräche und Unterstützung sehr zu schätzen wissen.

August 29, 2008

Wieso Sozialfall?

Aus einer ganzen Reihe von Umständen heraus,
bin ich inzwischen zum Sozialfall geworden.

Unter anderem ist es so weit gekommen, weil ich mich
damit einverstanden erklärt habe, nicht mehr Krank-
geschrieben zu werden.
Mein guter Wille, und die Tatsache, dass ich es als
selbsverständlich betrachte, meinen Anteil zu leisten,
um mich wieder einzugliedern und Arbeitsfähig zu
werden, hat mich in diese Situation gebracht.

Wenn ich von Anfang an gesagt hätte, wir können es
alle vergessen, dass ich Arbeiten gehe, in dieser
Verfassung, dann hätte ich jetzt den vollen Lohn als
monatliches Einkommen.

Aber nein... ich bin gutmütig, ich probiere es ja, ich
gebe mein Bestes...
Und prompt!

Nun ist die Tagesgeldversicherung nicht mehr verant-
wortlich, da ich nicht mehr krankgeschrieben war, im
August.

Also, ab zum Sozialamt.

Hausarzt und Therapeut, denen ich sehr vertraue und
dankbar bin, für all die Hilfe die ich bekommen habe,
müssen sich jetzt eventuell in einen Papierkrieg stürzen,
der Aussichtslos sein könnte, oder sie lassen "mich hängen",
denn aus Erfahrung wissen Sie, dass man keine Chance
bei der Versicherung haben wird.

Also werden Gutmütigkeit und guter Willen wieder mal
bestraft?

Und, ist es nicht offensichtlich, dass es sich um den selben
medizinischen Fall handelt, Krankschreibung hin oder her?
Bin ich nicht Arbeitsunfähig aus dem selben Grund, wieso
ich vor 2 Monaten krank war?

Also habe ich dieses Mail an die Ärztliche Direktion der
Psychiatrischen Klinik geschrieben, das natürlich
ohne Antwort blieb...

von Xxxxxxx Xxxxxxxxx
an Xxxxx Xxxx

25. August 2088 16:27

Re: akteneinsicht


Damit ist die Korrespondenz in dieser Sache abgeschlossen?

Wissen Sie was?
Ich bin völlig fix und fertig, aus, sense, nada mas.

Meine Mutter sagte nach meinem Austritt, ich hätte ja völlig
Willens- und Antriebslos dort rauskommen können.
Sie sagte es damals, um zu demonstrieren, wie weit entfernt
ich doch noch vom Worst Case war.
Inzwischen denke ich sie hat damals, ohne es zu wissen,
ziemlich genau den Punkt der Situation gemacht.

Und möchte jemand von den Ärzten behaupten, das wäre
so oder so passiert, diese Krise steckte in mir und hätte
sowieso mein Leben durcheinander gebracht,
egal was in der Klinik mit mir gemacht wurde?

Haben Sie tatsächlich den Mut zu behaupten, diese Krise
ist jetzt einfach schneller eingetreten als sie sonst sowieso wäre?
Und, dass ich vielleicht noch die Leute um mich mit hinein
gezogen hätte, z.B. Xxxxxx?
Haben Sie den Mut dies meiner Mutter ins Gesicht zu sagen?
Oder Xxxxxx selbst?
Sie haben ihr dies vielleicht sogar schon so ähnlich
rübergebracht und verkauft.

Wenn Sie das nicht meiner Mutter sagen würden, wie
rechtfertigen Sie sonst, was mit mir gemacht wurde?
Wie begründen Sie, dass die Ärzte der Klinik mich als
psychotischen Schizophrenen (Entlassungsbericht)
entlassen haben, um mich mit dieser Hypothek auf
meinen weiteren Lebensweg zu schicken?

Wenn diese Krise meine Geburt ist, wieso bin ich dann
überhaupt in die Klinik eingetreten?
Wieso war ich so überglücklich,dass alles passte?
Um danach noch schlimmer abzustürzen?
Wenn ja, hätten Sie das nicht mit mir in der Therapie
angehen sollen?

Wissen Sie, am Dienstag werde ich in die Klinik Xxxxxxxxxx
eintreten...
Und es macht mich so wütend zu wissen, dass ich jetzt
ganz wo anders stehen könnte, wenn ich auf dem Menschen
hätte aufbauen können, den ich im März war!

Natürlich, auf rechtlicher Basis sind Sie absolut unantastbar.
Und es ist auch nicht in meinem Sinn, etwas auf diesem Wege
zu unternehmen.
Eigentlich ist es nicht in meinem Sinn, irgendwas zu unternehmen.

Doch die Kommunikation, die werde ich weiterführen, solange
ich das Bedürfnis dazu habe.

Also, rechtlichen Weg mal bei Seite gelassen...
Von einem moralischen, ethischen und ganz einfach menschlichen
Standpunkt aus, seid Ihr Ärzte alle völlig überzeugt, Euch treffe
absolut keine Verantwortung, für die Missstände in meinem Leben,
in den letzten Monaten?
Oder dafür, dass mein Sohn Xxxxxx wieder den Vater
gesehen hatte, den er liebte und brauchte und, dass dieser ihm
nach einem kurzen Augenblick gerade wieder genommen wurde,
um wieder den kranken, apathischen, antriebslosen Menschen zu
bekommen, der zur Heilung in die Klinik eingetreten war?

Oder, dass um mit Doktor Yyyyyy überhaupt einigermassen
abschliessen zu können, ich einen grösseren Mist in
meinem Leben bauen musste, als er es getan hatte?
Dass nur durch ein schlimmeres Schuldgefühl meinerseits,
ich die Verletzung von ihm etwas in den Hintergrund rücken konnte?
Ist das der Therapie-Erfolg den Sie erzielen wollten?

Wenn wenigstens eine informelle Geste von den Ärzten
gekommen wäre, hätte ich die Sache zumindest von einem
menschlichen Standpunkt aus, ad Acta legen können.
Ich werde es ad Acta legen, aber ohne die Chance gehabt zu haben,
zu verzeihen.
Und dies ist in meinen Augen absolut TRAGISCH!!!

Es ist die zweite Erfahrung in meinem Leben, die ich nicht
verzeihen konnte und das ist, meiner Weltanschauung entsprechend,
gravierend und schwer belastend.
Eigentlich ist es die erste Erfahrung als erwachsener Mensch, die ich
nicht verzeihen kann, wo ich für meinen Teil Verantwortung
übernehme und das Gefühl habe, mein Handeln bewusst gewählt
zu haben, und dafür jederzeit geradestehen zu können.
Ich werde daran arbeiten, verzeihen zu können, doch schon nur
die Tatsache, dass es mir so schwierig fällt, spricht Bänder!!!

Mit freundlichen Grüssen
Xxxxxxx Xxxxxxxxx

Und wie ich auf die Tafel geschrieben hatte
(ist das in der Krankengeschichte oder musste es weichen?):

THEY MADE A VEGETABLE OF ME.
CONGRATULATIONS TO THE RESPONSIBLES.

Konventionen

Über Gesetze und den Umgang damit,
das Einhalten der daraus entstandenen
Freiräume und Einschränkungen, kann
bestimmt gestritten werden.
Und Menschen tun das auch, seit
Jahrtausenden.

Sogar die kleinsten Formen des Zusammenlebens,
sogar in der maximalen (heute noch
möglichen) Abgeschiedenheit
von der heutigen Kommunikations-
und Überflussgesellschaft,
folgen die einzelnen Individuen der Gruppe
bestimmte Regeln.
Man einigt sich auf bestimmte Umgangsformen die
den Umgang mit den Regeln ermöglichen.

Also gibt es zum Beispiel einen Dorfchef, der zum
Hüter der Regeln wird (allein oder mit einigen
anderen Dorfbewohnern).
Er kennt die Regeln im Detail und ist die Autorität,
die eventuelle Missachtungen einschätzen wird,
die Schwäre der Überschreitung quantifizieren wird
und, entsprechend, eine notwendige Strafe und
dessen Mass definieren, und überwacht dann die
ordnungsgemässe Umsetzung der Strafe.

In der Gruppe ist man sich einig, dass diese Regeln
gegeben und zu befolgen sind.
Sie werden als eine, über dem einzelnen Individuum
stehende, "Ordnungs-Macht" angenommen.

Die 10 Gebote sind einer der Meilensteine in der
Entwicklung dieser Regeln, die sich der Art des
Zusammenlebens, anpassen müssen.

Jede Zivilisation und Kultur benötigt Ihr eigenes
Verhaltens-Kodex.
Und mit unserer immer komplexer und unübersehbarer
werdenden Gesellschaft, müssen auch die Regeln,
Normen und Konventionen, des Zusammenlebens
immer komplexer werden.
Konventionen die versuchen, das öffentliche Leben und
die öffentlichen zwischenmenschlichen Beziehungen,
den Umgang mit Materiellem und Geistigem, eigentlich
versuchen sie das ganze menschliche Leben vorzusehen
und zu abstrahieren.
Da dies natürlich unmöglich ist, versucht Man den kleinst
möglichen allgemein umsetzbaren Nenner zu finden.

Und der Mensch hat sich daran zu halten oder er muss
die Folgen seines nicht einhalten der Konventionen in
Kauf nehmen.

Und hier beginnen Territorien wie Religion, Fanatismus,
Macht, Reichtumansammlung usw.
Diese sind dann aufgeteilt in Regionen wie Ausgrenzung,
Ausbeutung, Korruption, Depravierung, usw.

Natürlich gibt es auch bessere Territorien und Regionen
die aber leider, mit der Zeit, immer rarer zu werden
scheinen, aber dies ist ein anderer Post...

Siehe auch den hier verlinkten Post "51st & 52nd States"

Nun, bei den Psychiatern, wie bei viele anderen Berufen
bei denen es um den Umgang mit Menschen innerhalb
deren Privatsphäre geht, gibt es eine ganz wichtige und
grundsätzliche Regel: SCHWEIGEPFLICHT!!!