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August 01, 2020

Deutschland auf der Strasse

 
Tag der FREIHEIT. Das Ende der PANDEMIE.

Fantastische Stimmung, friedliche Kundgebung, Menschen aus allen Sozialschichten, Familien, Junge & Alte, ohne Maske, ohne Angst. Polizei erwartete 22'000 Leute und ist völlig paff: von einem Wagen, verkündet man 800'000 seien polizeilich bestätigt! Um 13:15 Uhr wird der Demonstrationszug schon seit über einer Stunde vorbeiziehen.

Während aus den Boxen "Reggae gegen Rechts" läuft, lautet ein Plakat
Weder recht noch links, einfach nur MENSCH

Was werden die Massenmedien darüber berichten? Zu sehen, während der Demo? Die Presse rennt in Scharen hinter den Rechtsradikalen her, die vielleicht 0,1% der Anwesenden ausmachen, um diese dann in den Abendnachrichten und in den Zeitungen von morgen zu zeigen und zu behaupten, dies seien die Leute die in Berlin demonstriert haben.

Im Schweizer Radio am Abend reden sie tatsächlich von 20'000 Demonstranten! Ich glaube nicht war ich da höre... Die Deutsche Tagesschau, so wie es die gesamten Massenmedien tun, spricht einzig von a) Impfgegner b) Corona-Leugnern c) Rechtsradikale, die an der Demo dabei sein sollen. Von Menschen, die das Grundgesetz wieder in Kraft haben möchten, ist kein einziges Wort! Schämt euch, ihr Journalisten der Massenmedien, ihr seid so über die Bänker hergezogen nach der Krise 2008, und nun seid ihr genauso Lakaien der Machtstrukturen wie alles was ihr so herablassend kritisiert habt!

Folgende Videos waren gepostet:
  • Livestream Berlin 01.08.2020  ==  Kanal: Artikel 5 Grundgesetz
     
  • Ab 15:30 Uhr wird auch folgender Livestream online sein:
    Der Tag der Freiheit - Das Ende der Pandemie  ==  Kanal: Querdenken TV
     
  • 16:45 Uhr: die Polizei löst die Demo auf.
     
Die wichtigsten Videos zum Tag habe ich im nächsten Post "Berlin 1. August 2020" aufgeführt.




Autor unbekannt



Was werden die offiziellen Zahlen sein, morgen? Was wird der Verfassungsschutz den Sendern "erlauben" zu berichten? Siehe meinen Post "Nieder mit den FAKE NEWS"




"Das ist doch gar nicht wahr! - Fake News Media"
(feat. @SchwrzVyce )

[4’Min. 29”Sec.]


https://www.bitchute.com/video/NhS49kXq1sEO/

 
 

February 28, 2013

sealing the magic mirror

 
Ich weiss nicht... Irgendwie hat es was wirklich spezielles an sich. Als das Album "Music: Response" herauskam erzählte ich schon meinen Kollegen, es sei genau "meine" Musik, die die Chemical Brothers machen. Doch später sollte es sogar noch eine Steigerung geben. Ich meine: Mit dem Album "We are the Night" schufen sie in meinen Augen ganz klar ein Kunstwerk, das in jedem Museum ein Platz neben Max Ernst hätte. Zu diesem Album kann ich gewiss tanzen und Party machen, okay, aber es ist mehr, wie soll ich das erklären? Zu diesem Album kann ich genauso gut tagträumen, visualisieren, meditieren und, ja, selbst kurz den grossen kosmischen Fluss der Dinge anzapfen. Immer wieder werde ich von gewissen Klänge richtig in einen Song "gezogen", wie ein Sog in einer Strömung die Einen mit nach unten nimmt um ihn dann zu beschleunigen und mitzureissen. Der Song "Das Spiegel" zum Beispiel: es ist wie wenn die Brüder in den selben magischen Spiegel blicken würden, in den ich sehe wenn ich die Augen schliesse. Sie bringen meine Seele zum schwingen, wie ich es mit wenigen anderen Songs so deutlich fühlen kann, und schon gar nicht mit ganzen Alben. Es ist, wie wenn sie einen Spalt in der Türe zu meinen Ur-Schwingungen öffnen könnten. Die Geräusche, die Fülle, die Bilder... Wie auch immer. Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der mit einem bestimmten Künstler tiefgreifende Erfahrungen machen darf, ja sogar "American Dad" fühlt etwas ähnliches wenn er "My Morning Jacket" hört. Und dazu gibt es wahrscheinlich nicht viel mehr zu sagen, ausser vielleicht ein grosses Dankeschön an die Adresse der jeweiligen Künstler, die in einem diese Seiten zum schwingen bringen...

Wie oft habe ich mir schon gewünscht, die Sound-Anlage vom OXA zu Hause zu haben und Musik in solcher Qualität jederzeit hören zu können? Wie oft habe ich zurück an die frühen Sonntag Morgen zurückdenken müssen? Wie oft habe ich daran gedacht wie wir, ein Lächeln ins Gesicht gestempelt, tanzten. Oder wie wir auf den paar Stufen vor der Tanzfläche sassen und wie Nick von Zeit zu Zeit aufstand, um einen Arm in die Luft zu schmeissen und mit einem breiten Smile "WOOOOOW" zu schreien und sich dann wieder zu setzen, mich anzusehen und mit dem Kopf den Rhythmus shaken? Wie oft musste ich an meinen Bruder Nick denken, an sein Lächeln, an seine Wärme? Was würde ich nicht alles geben, um auch nur ein einziges Mal wieder die Feelings vom Oxa, die Vibes vom Laby, das Glücksgefühl im Tresor und die WOOOOOWs von Nick erleben zu dürfen? Nur mit Nick konnte ich am Sonntag Morgen nach der LoveParade vor dem Tresor sitzen und all diese tanzenden Menschen ansehen, wie der Staub den sie aufwirbelten von den ersten Sonnenstrahlen, im Gegenlicht theatralisch inszeniert wurde, und ihm dabei sagen, er solle versuchen sich vorzustellen, wir seien in einem anderen Jahrhundert, in einem anderen Jahrtausend, vielleicht in Sparta oder Rom, vielleicht bei den Vickinger oder bei den Indianern, und solche Tänze seien völlige Normalität und nicht nur eine einmalige Angelegenheit ein Mal im Jahr. Er solle versuchen sich eine Gesellschaft vorzustellen, in der all diese tanzenden Leute keine "Schräge Vögel" sind, sondern die Nachbarn von nebenan, die Kollegen von der Arbeit, die Polizisten und die Banker, wenn es in einer solchen Gesellschaft überhaupt noch Banken gäbe.... Nick kam an diesem Abend auf mich zu und erzählte mir, wie er meine Anregung befolgt hatte und was ihm dabei durch den Kopf gegangen war. Die vielleicht schönste Erinnerung an ihn hat er mir aber selbst in die Hand gedrückt, sichtlich erfreut vom Geschenk den er mir gerade machte: Er hatte, zusammen mit seiner Frau, auf einigen Seiten die Erzählung meines Besuchs geschrieben, der an diesem Abend mit dem Rückflug nach Zürich zu Ende gehen sollte. Er hatte sich eine lustige Phantasie-Geschichte ausgedacht, dessen Hauptdarsteller ich war. Eine Geste der Liebe, mit der er mir auch an seiner Wertschätzung teilhaben liess. Ich könnte weinen wenn ich daran denke, wie sehr sich Nick über meine Freude freuen konnte. Für ihn war es das Schönste, wenn ich meine Besuche in Berlin wirklich geniessen konnte und mich offensichtlich sowohl über seine Gesellschaft wie auch über unsere Abenteuer riesig freute. Was würde ich geben, um ihn noch ein Mal umarmen zu dürfen? Ich kann mir genau vorstellen, wie Nick meine Traurigkeit fühlen würde und mir, ohne ein Wort zu sagen, nur mit einem Lächeln und einem Blick zu verstehen gäbe "Kein Grund zur Trauer: Alles ist gut, so wie es ist".

"We are the Night" der Chemical Brothers hätten wir auf einer OXA-Anlage wahrscheinlich, zusammen mit vielen anderen, rauf und runter gespielt, um dabei jedes Mal etwas Neues zu entdecken oder es auf eine andere Art zu erleben... Die Japanischen Fans hatten das Glück, 2 zusätzliche Stücke mit dem Album zu bekommen. Zwei Stücke wie Sahne-Häubchen auf einem Schokolade-Kuchen mit halb-flüssiger Orangen-Füllung. Oder auf einer Sacher-Torte mit Himbeere, wie sie dieser sympathische italienische Regisseur liebt, der mit dem Scooter.

Eines dieses Bonus-Tracks für Japan ist "NO NEED", das ich auf dem Weg zu einer wichtigen "privaten" Unterredung hörte. There's no need to rush... Ich war damals aussen Feuer aussen und innen Wasser. Aber dies ist eine andere Geschichte.

"SEAL" ist das zweite Track. Ein ironischer und dennoch tiefgründiger Dialog, vielleicht die Begegnung von Bewusstsein und Unterbewusstsein, eine Begegnung an einem unbestimmten und undefinierbaren Ort, vielleicht eine Versöhnung? Die Beziehung wird besiegelt und versiegelt und dennoch bleibt alles offen, unbezwungen, spontan. Eine musikalische Poesie.


Seal  ==  The Chemical Brothers


 
 

June 12, 2012

dumme dumme Jugend

 
Zur Zeit empören sich so viele intelligenten Menschen über die Jugend-Demo in Bern für mehr Freiraum für Parties (die grösste Jugend-Demonstration seit Jahrzehnten — dies wird zumindest behauptet). Die einen finden es peinlich, die anderen bescheuert, das Wort lächerlich habe ich auch gehört. Vor allem findet man es unfassbar, dass die heutige Jugend in der Schweiz das Bedürfnis hat auf die Strasse zu gehen und für ihre Freizeit und eigene Freiräume zu protestieren, weil man diesen Protest mit zwei Dinge in Vergleich bringt: a) die unglaublich hohe und dramatische Zahl der arbeitslosen Jugend in zum Beispiel Spanien, und b) den Protest der 68er Bewegung, bei dem man "zumindest" für eine vermeintlich bessere Welt auf die Barrikade ging. Und, in der Tat, vergleicht man die verschiedene Gründe der jugendlichen Empörung miteinander, könnte man zum Schluss kommen, in der Schweiz müssten sich junge Menschen eigentlich wie Maden im Speck fühlen.

Ich möchte hier aber wirklich eine Lanze zu Gunsten unserer Jugend brechen. Und ich beginne gerade einmal damit, die vermeintlich so katastrophale Vergleiche, die gemacht werden, zu relativieren.

Punkt A: es ist in der Tat war, dass die Arbeits-Situation in der Schweiz eigentlich ziemlich spitze ist, zur Zeit. Es ist war, dass sich die Jugend wirklich nicht gross kann beschweren. Aber man kann auch nicht verlangen, dass sie sich über die Krise in Europa gross empört: Ich möchte daran erinnern, dass sich die Stadt Zürich fast 10 Jahre lang einen Platzspitz und einen Letten leisten konnte, doch eine Occupy-Bewegung war dann zu viel des Guten. Dass die Aktivisten besten Kontakt zu ihren direkten Nachbarn hatten und diese ihnen sogar hin und wieder das Frühstück gesponsert haben, war nicht Grund genug um dieses Gelage weiterhin zu dulden. Auch sollte man nicht vergessen, dass die Krise in Europa sowas von Abstrakt ist für einen Jugendlichen in der Schweiz, dass Jedermann inzwischen darüber spricht und der grösste Experte zu sein scheint und dennoch keine zwei Menschen zu finden sind, die sich über nötige Massnahmen einig wären. Dazu kommt noch, dass wir uns ja wirklich praktisch alle einig sind, dass es uns in der Schweiz trotz allem wirklich ziemlich gut geht.

Punkt B: dies finde ich den noch viel schlimmere Vergleich. Auf eine herablassende Art macht man sich über die heutige Jugend lächerlich, wobei die Jugend früher doch für viel wichtigere Dinge gekämpft hat und noch Ideale hatte — so der Vorwurf. Und genau dies ist auch der Punkt: Die heutige Jugend kann gar nichts dafür, wenn ihr keine Utopien mehr übrig geblieben sind! Ich behaupte, die damalige Jugend kämpfte für ihre Utopien, weil sie überhaupt Utopien noch zu Verfügung hatte, an die sie glauben konnte. Was aus all den damaligen Utopien geworden ist, das wissen wir inzwischen heute und so verblüfft es doch nicht wirklich, dass junge Menschen heute nicht mehr gross auf der Suche nach der perfekten Welt sind, die sie mit ihrem Protest und ihrer Präsenz herbeirufen können. Wer solche Vergleiche stellt, sollte doch mal einen besseren Vorschlag bringen, wofür die heutige Jugend ihr Leben einsetzen sollte. Und dabei sollte er nicht vergessen, dass wir heute so gut wie keine grossen Problemen mit unserer Jugend zu bewältigen haben! Die meisten lehren schön einen Beruf, sie zahlen ihre teure Krankenkassen-Prämien von denen sie aber erst in 40 Jahren Unterstützung benötigen werden, sie werden schön in eine AHV zahlen von der sie nach der Pensionierung eventuell nicht einmal den Geschmack mitbekommen werden, vielleicht zahlen sie zur Zeit sogar schon die Prämien für die heutigen Empfänger der 2. Säule (in Real-Time, sozusagen, wie bei der AHV), usw.

Also ich frage mich wirklich, ob unsere heutige Jugend tatsächlich so dumm ist, wie sie gerne dargestellt wird. Oder ist etwas Dummheit vielmehr dort zu suchen, wo keine ernsthaften Anstrengungen gemacht werden, um diese Jugend zu verstehen.



Autor unbekannt


Schon als es vor einigen Monaten zu Ausschreitungen in Zürich kam (wo die Polizei massiv eingegriffen hat und die Unruhen zu einem grossen Teil selbst überhaupt herbei beschworen hat, anstatt sich wie in Bern in Zurückhaltung zu üben), schon damals sprachen viele Politiker mit einer gewissen Verachtung von "Wohlstands-Verwahrlosung". Vielleicht mag diese Analyse gar nicht so falsch sein, doch um so mehr sollte man sie vielleicht etwas ernster nehmen und ein kleines Bisschen der ach so wertvollen Zeit die man mit unsinnigen Gespräche über Wirtschaft und Noten-Politik verbringt, dazu investieren um zu verstehen was da überhaupt los sein könnte. Ich habe das Thema schon mal angesprochen und finde, jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt um daran zu erinnern: Wir haben in der Schweiz eine der höchsten Selbstmord-Raten bei Jugendlichen überhaupt, und wir haben eine hohe Selbstmord-Rate allgemein. Dies in unserer Schweiz, das vielleicht doch nicht nur das Land ist, wo Honig und Milch fliessen.

À propos Jugend-Bewegungen, die es heute nicht geben soll: Ich möchte an die Street- und an die Love-Parade erinnern, bevor sie von "Erwachsenen Menschen" und dem Profit unterwandert wurden. Dies waren enorm grosse Manifestationen von Jugendlichen — zu Gunsten der Liebe, der Toleranz, des Friedens! Aber es gibt noch so viele andere Bewegungen, von denen die meisten Erwachsenen gar keine Ahnung haben. Zum Beispiel möchte ich hier die Heavymetal Szene erwähnen, wo viele Jugendliche gewollt und mit Stolz zu erkennen geben, dass sie keine Drogen und kein Alkohol konsumieren. Dies in einer Szene, in der kein Politiker je so was überhaupt träumen würde.

Die Jugend heute ist nicht dümmer als sie es vor 50 Jahren war. Vielleicht etwas realistischer, bestimmt desillusionierter. Eine der Illusionen, die ihr genommen wurden, ist dass sie sich ausserhalb des "Undergrounds" je wird ausleben können, ohne in Windeseile von einer Unmenge von Marketing-Fritzen unter Beschuss genommen zu werden, ohne an die Kasse gebeten zu werden. Und wenn unsere Jugend (bei all dem Scheiss der auf der Welt gerade veranstaltet wird und bei der Art, wie wir ihre Zukunft unweigerlich und unaufhörlich trostloser machen) wenn diese Jugend einen kleinen Anspruch an diese Gesellschaft stellt, wenn sie sonst nichts zu motzen hat und sich nur etwas Raum wünscht, dass sie unter eigener Regie kann in Anspruch nehmen, dann sollten wir uns vielleicht fragen, ob wir eigentlich nicht ein unwahrscheinliches Glück haben, mit unserer heutigen Jugend. Und wir sollten uns fragen, ob es wirklich so dumm wäre, uns ein Mal mit deren Ansprüche auf etwas Raum für etwas Musik ernsthaft auseinander zu setzen.




Als Zugabe schlage ich noch ein Video vor — darüber, was sich viele junge Menschen auszudrücken wünschten und irgendwie nicht können...

Disparate Youth  ==  Santigold

Don’t look ahead, there’s stormy weather
Another roadblock in our way
But if we go, we go together
Our hands are tied here if we stay

Oh, we set our dreams to carry us
And if they don’t fly we will run
Now we push right past to find out
Or either win what they have lost

Oh ah, oh ah
We know now we want more
Oh ah, oh ah
A life worth fighting for
Oh ah, oh ah
We know now we won’t go
Oh ah, oh ah
Our lifes worth fighting for

So let them say we can’t do better
They have the rules that we can break
They wanna sit and watch you wither
Their legacy’s too hard to take

Oh, we set our dreams to carry us
And if they don’t fly we will run
Now we push right past to find out
Or either win what they have lost

Oh ah, oh ah
We know now we want more
Oh ah, oh ah
A live worth fighting for
Oh ah, oh ah
We know now we won’t go
Oh ah, oh ah
Our lives worth fighting for

In their heads, hedging their bets
In their eyes it shows
When the freedom breaks
And you ask and they don’t know
Oh tell me then
I turn my back while the odds all stand beneath me
And they all said I was misled
But now the odds all stand beneath me

Oh ah, oh ah
We know now we want more
Oh ah, oh ah
Oh, we set our dreams to carry us
And if they don’t fly we will run
Now we push right past to find out
Or either win what they have lost

Oh ah, oh ah
We know now we want more
Oh ah, oh ah
A live worth fighting for
Oh ah, oh ah
We know now we won’t go
Oh ah, oh ah
Our lives worth fighting for




Vielleicht können es viele Erwachsene kaum glauben — oder sie sind nicht mehr dazu in der Lage — aber eine ganze Anzahl junger Menschen (es beginnt schon mit Kindern bis hin zu vielen vielen Junggebliebenen) träumen von anderen Dingen als von einem wachsenden BIP, steuerfreien Kapital-Erträge oder Investitionsrisiko-Optimierung. Es soll inzwischen auf dieser Welt wirklich auch schon Kinder geben die sich fragen, ob sie eigentlich nicht ein Recht auf ein besseres Leben hätten. Viele Jugendliche fragen sich überall in genau diesem Augenblick ob diese ihre Welt wirklich so verdammt am Arsch sein muss. Sie fragen sich, ob diese Welt früher wirklich einmal Gottes Welt gewesen sein kann...

Jeder, der nicht dumme Antworten zu bieten hat, ist bestimmt willkommen. Selbst ich würde diese Antworten gerne hören, trotz meines hohen Alters. Doch dies ist eine andere Geschichte.
 
 

March 20, 2011

Love @ Street Parade

 
Ich hatte die Bilder gesehen und dieser Mann tat mir so unendlich Leid. Er lag da, vor den Bildern der Verstorbenen, den ganzen Körper am Boden, die Arme völlig ausgestreckt über den Kopf, das Gesicht am Boden. Geistliche bezeichnen diese Position als Vor-Gott-"hingeworfen". Dr. Motte hatte sich vor Gott und den Opfern hingeworfen. Er trauerte um die vielen Toten an der LoveParade. Und er tat mir Leid. Er, der sich dermassen eingesetzt hatte für dieses Event, für dieses Lebensgefühl, fühlte sich nun schuldig für das Ableben anderer Menschen. Er, der etwas geschaffen hatte, das ich als Einzigartig erleben durfte.

Ich hatte die LoveParade in Berlin und die StreetParade in Zürich erlebt, bevor der Kommerz Einzug fand, bevor es zum Bierfest wurde. Ich hatte dann erlebt, wie in Berlin zum ersten Mal mehr als 1 Mio. Menschen zusammenkamen und etwas spezielles geschah. Ich hatte die Polizisten gesehen, oben auf dem Zug-Viadukt, die in Voll-Montur zu den Beats tanzten, einen Smile auf den Lippen. Ich durfte noch erleben wie diese Anlässe ihrem Namen gerecht wurden, waren sie zu Beginn doch wirklich Liebes-Paraden. Ob 5'000 Menschen oder 1 Mio., alle waren sie dort um zu shaken, Spass zu haben, dem Alltag zu entfliehen — auf eine Art, die nur einmal pro Jahr möglich war — alle waren sie dort um sich zu präsentieren, um zu baggern, zu gaffen, zu lachen, zu tanzen. Vor allem zum Tanzen. Zu Musik die ihnen durch Zwerchfell und Rückenmark ging. Ich hatte erlebt, wie sich Nicolas Ehefrau (eine ETH-Architektin) einen grünen Lampenschirm schnappte und auf den Kopf setzte. Als wär es ein Hut. Als wär sie eine Leuchte. Ich sah wie all diese Menschen um den Engel in Berlin standen und einfach nur abgingen. Happy dort zu sein. Und die DJs heizten ein. Nicola und ich schauten uns an, ein glückseeliches Lächeln ins Gesicht gestempelt, und sagten nur

Giriamo pagina............................................
..........................................E ANDIAMO AVANTI!


Seite umblättern und......................................
............................................ES GEHT WEITER!


Dabei machten wir noch die Geste des Seiten-Umblätterns und... Naja, wir hatten eine Menge Spass. Danach gin man ins Tresor. Dort, ging das Weitergehen weiter! Und es wurden so viele Seiten Umgeblättert. Und es ging weiter. Und weiter... Der Tresor war einer der Gründe weshalb Nicola Berlin so sehr liebte. Bis, irgendwann Anfangs der Woche, nur noch unsere Fäustchen zu tanzen in der Lage waren. Also ging man nach Hause, das von Le Corbusier gestaltet wurde, in die Maisonette-Wohnung mit der unglaublichen Aussicht vom Balkon, auf dem Nic so viele Stunden verbrachte, einfach so... Wir gingen nach Hause, ein Lächeln im Gesicht.

I love you Nic.
I'll never forget your smile, your speeches and your brotherhood.


Keine Ahnung wer welche Verantwortung zu tragen hat, für das schreckliche Unglück das geschehen ist. Ich meine aber das, Menschlich gesehen, Dr. Motte nur ein Fest der Liebe und der Musik organisieren wollte. Und dies gelang ihm auch, eine Zeit lang. Zürich und Berlin: Diese zwei Städte sind während einiger Jahre das Zentrum einer ganzen Reihe neuer Musik-Welten gewesen. Irgendwann wurde auch diese Märchen-Welt von der Realität eingeholt, irgendwann waren mehr Besoffene als Tanz-Wütige auf der Strecke unterwegs. Irgendwann begannen eine Deo- und eine Bier-Marke, Parties auf der Strecke zu organisieren. Irgendwann waren mehr Überwacher von Merchandising-Verträgen als Verkäufer anwesend. Irgendwann kam der Kommerz. Irgendwann machte es kein Spass mehr. Vielleicht hätte man dann aufhören sollen. Man soll doch „Dann aufhören, wenn es am Schönsten ist“, sagt man. Doch ich kann mir sehr gut vorstellen wie man, als Organisator und Pate einer solchen Veranstaltung, seine liebe Mühe mit dem Aufhören hat. Immerhin hat man etwas grossartiges geschaffen.

Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein, als es noch am Schönsten war. Ich bin Dr. Motte dankbar, zusammen mit den Andern, und allen voran den Menschen in Zürich, diese Feste von Liebe und Musik erschaffen zu haben. Anlässe die es Jedem ermöglichten für ein ganzes Wochenende aus der eigenen Haut zu schlüpfen, sich der Musik hingeben und das sein, was jeder sein wollte. Jeder durfte sich hauten und sich die Haut überstreifen, die ihm oder ihr am Besten gefiel. Oft war es dann wieder die eigene, nackte Haut. Wunderbar...

Sunshine  ==  Dr. Motte & Westbam



Ich seh mir diese Bilder an und tatsächlich: Das Herz geht auf und die Sonne scheint wieder. Ich sehe die Bilder und...
.......................................MI SCAPPA DA RIDERE!

Über Techno & Co. wurde schon viel schlechtes gesagt... Zu oft stimmte es sogar, was gelästert wurde. Und dennoch: bei all dem vielen Schrott der Produziert wird, gibt es sie immer noch, die Musik die mich zum Lächeln und eine Saite in mir zum Schwingen bringt. Musik die auch Ingredienzien wie "Brain, Heart & Soul" beinhaltet.

Ich möchte noch meinen Respekt für die Opfer von Duisburg und ihre Angehörigen klar ausdrücken. Was ich geschrieben haben ist nicht im geringsten in Zusammenhang mit den unvorstellbar schrecklichen Ereignissen von vor einem Jahr zu verstehen. Zu diesem tragischen Tag gibt es wahrscheinlich keine geeignete Worte. Ausser guter Gedanken und Mitgefühl für alle Betroffene, kann ich nichts beitragen. Diese Menschen suchte nur etwas Spass zu lauter Musik, genau wie ich es auch viele Male zuvor getan hatte. Ich fühle mich vollkommen ohnmächtig. Es bleibt Mitgefühl. Und Trauer.