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July 08, 2012

solange Kinder...

 
Wenn ich gerade mal nicht schlafe weil ich mir nur knapp keine Überdosis Kaffee verpasst habe, dann könnte ich fast kotzen wegen all den Dingen die überall auf der Welt zum Himmel stinken. Wenn man zum Beispiel nach Syrien blickt, dann ist das inzwischen nicht mehr auszuhalten. Hätte ich Putin vor mir, dann würde ich ihn wahrscheinlich vollkotzen. Vor den Augen der ganzen Welt wird in Syrien Jung und Alt, Frau und Kind gefoltert und gemordet, medizinische Nothilfe wird verunmöglicht. Und was hat Putin für Sorgen? Er muss sich im ganzen Land auf der Mattscheibe in einem Flieger zeigen, wie er irgend einem Zivilschutz-Fritzen sagt, man müsse jetzt zuerst an all die Menschen denken, die in Russland durch die Unwetter am leiden sind. Ausserdem ist es durchaus wichtig, die NGOs zu schikanieren: Diese "konspirativen ausländische Agenten". Schande auf Putin. Kotze auf ihn.

Schande auf die Obama-Regierung, die grosse Töne spukt wenn es um Syrien und somit um Russland geht: Was aber wenn es um Bahrain geht? Wenn dort die Saudis mit ihrem Militär einfahren? Das nimmt man in Washington zur Kenntnis — schliesslich möchte man sich nicht die Stimmung mit den Verbündeten trüben. Wenn es aber Russland macht ist es nicht OK!

Schande auf die Schweiz, weil unsere Hand-Granaten über das von uns belieferte Saudi-Arabien Menschen in Syrien töten. Wird dies ernsthafte Konsequenzen in der Schweizer Politik betreffend Waffen-Exporte haben? Nein, denn schliesslich ist man auf gute Kunden angewiesen! Schande auf uns Schweizer.

Schande auf Israel, wo es inzwischen tatsächlich Anhaltspunkte gibt, es habe nicht Mal davor Halt gemacht, Palästinenser-Präsident Arafat zu ermorden. Schande auf Israel, das nicht einmal davor zurückschreckte mit dem Apartheid-Regime zusammen zu arbeiten, um damals an Uranium zu gelangen (siehe den Film "Israel und die Bombe" von Dirk Pohlmann). Israel geschäftet mit dem Apartheid: Gibt es etwas groteskeres? Schande auf Israel, wo seit Jahrzehnten schmutzige Politik betrieben wird.

Schande auf die ANC: So viele Menschen sind gestorben, so viele andere hätten ihr Leben gegeben, so viele haben gelitten und sich durchgekämpft um das Land von der Apartheid zu befreien, um der ANC die Möglichkeit zu geben Demokratie zu instaurieren. So viele Menschen haben so viele Jahre gewartet, Jahre in denen einige wenige grosse Gestalten der Geschichte wie Mandela, Tutu und Biko ihre einzige Hoffnung waren. Und nun? Nun stellt sich heraus, dass die führende Etage der ANC genauso korrupt und skruppelos wie jedes beliebige andere korrupte Land in Africa ist. Es stellt sich heraus, dass sie nicht einmal vor der Unterdrückung der eigenen Leute zurückschrecken, den Leuten die ihnen überhaupt erlaubten, ihre Position zu erlangen. Schande auf diese beschämenden Schandetaten.

Und nochmals Schande auf die Schweiz, die sich damit brüstet den Sitz internationaler Organisationen wie das IKRK oder die FIFA zu beherbergen um dann so viele ausländische Firmen wie nur irgendwie möglich ins Land zu locken und nicht das kleinste Effort unternimmt um diese umzustimmen oder kontrollieren, auf dass sie sich überall in der 3. Welt etwas weniger Menschen- und Natur-Verarchtend benehmen sollen. Auf dass sie aufhören, Korruption als absolute Normalität und Alltag der Geschäfttätigkeit zu betrachten, und somit in extrem hohen Masse dazu beitragen, dass viele Länder in den letzten Jahrzehnten nicht die geringste Besserung der Lebensumstände in der Bevölkerung vorzuweisen haben. Ja, nicht einmal bei einer sogenannten Sport-Organisation wie der FIFA schafft es die politische Schweiz, auch nur ein Minimum an Ethik zu fordern, also geschweige dann bei all den gut verdieneden Multinationals der Privat-Wirtschaft! Schande auf die Schweiz und Schande auf all diese Unternehmen.


Ich könnte jetzt eine halbe Stunde lang so weiter machen. Denn, verdammt nochmal, es gibt viele Dinge zur Zeit, die mich fast zum Kotzen bringen. Dass sich die gesamte EU, zum Teil missbrauchen lässt und zum Teil sogar selbst missbrauchen muss um für die Finanz-Industrie Geld einzutreiben, ist inzwischen fast eine tragisch-komische Volks-Weisheit. Dass in Nigeria die Firma Shell das Land als überdimensionierte Sondermüll-Deponie missbraucht scheint wenige Menschen in Europa gross zu stören. Dass die SP-Politiker in der Schweiz jetzt keine anderen Sorgen haben als der EU beizutreten, scheint fast schon lächerlich banal zu sein, in der heutigen Zeit. Sie wollen in die EU um dort, zusammen mit den Französischen Kollegen, klotzen zu dürfen anstatt weiterhin zu kleckern. Dass all diese Politiker bis zu den Wahlen noch gelogen haben und geradeaus das Gegenteil erzählten von dem was sie jetzt zum Besten geben, das bringt mich dennoch irgendwie auch fast zum kotzen. Da lob ich mir Herrn Christoph Blocher, der bezüglich EU-Beitritt wirklich einen Verdienst hat. Blocher und die SVP, die will ich für ein Mal in Ruhe lassen, denn es gibt wahrhaftig genügend andere Dinge die mich zum Kotzen bringen.


Ja, die Welt ist zum kotzen! Es stinkt überall zum Himmel! Und es wird nicht besser, das ist das Verrückte daran. Da kommt mir einen Satz in den Sinn, ich weiss nicht mehr von wem, er könnte vielleicht sogar von meinem Yogi Tee-Beutel stammen:
Solange Kinder unnötig leiden müssen, gibt es für die Menschheit keine wirklichen Errungenschaften.


Ich habe Angst, die nächste wahre Errungschaft von uns Menschen, die liegt noch weit weit in der Zukunft...
 
 

October 08, 2011

diffuses Unbehagen

 
In einer Welt die sich offensichtlich gar nicht mehr artikulieren muss wenn es um Ausbeutung geht, die sich nicht rechtfertigen muss wenn es Ungerechtigkeit geht, wundert man sich wenn sich Jugendliche nicht mehr artikulieren und ihre angestaute Wut nur noch durch Krawalle ausdrücken können. Sich darüber zu empören ist richtig, aber man sollte sich viel mehr darüber empören, wie und weshalb es so weit kommen konnte, dass selbst in der so reichen Schweiz ein Teil der Zukunft unseres Landes keine Zukunft für sich sieht. Heute, wo Macht gar nicht mehr von den Machthabenden gesichert und verwaltet werden muss, heute wo der Staat für die systemische Ordnung sorgt, ein Staat der offiziell als demokratisch und als Repräsentant des Volkes genannt wird, heute ist es für Jugendliche mit Artikulations-Problemen vielleicht ein wenig schwierig dem eigenen Unmut eine angebrachte Ausdrucksform zu geben. In einer Welt die so unglaublich traurig und armselig geworden ist, dass selbst das Land Südafrika dem Dalai Lama die Einreise-Erlaubnis verweigert, in einer solchen Welt sollte man vielleicht nicht allzu viel von einer benachteiligten Jugend erwarten.

Südafrika, 2011: Desmond Tutu feiert seinen 80. Geburtstag und lädt den Dalai Lama zu sich ein. Die ANC, die regierende Partei, erteilt dem Geistlichen kein Visa! Ist das zu fassen? Ich kann es nicht fassen, ich kann es wirklich nicht fassen... Desmond Tutu hat, zusammen mit Nelson Mandela und vielen anderen, für die ANC sein Leben aufs Spiel gesetzt, für das wofür die ANC damals stand: Nämlich die Befreiung eines Volkes, eines ganzen Landes. Die ANC stand für die Befreiung Südafrikas vom Apartheid-Regime. Heute feiert Desmond Tutu, dem das Land so viel zu verdanken hat, so unglaublich viel, seinen Geburtstag und er hätte bei seiner Feier gerne den Dalai Lama bei sich gehabt, die Figur die wie keine andere heute für ein besetztes Land, ein unterdrücktes Volk steht. Doch die Regierung, die noch im Namen der selben ANC für die Desmond Tutu gestorben wäre zu handeln vorgibt, lässt diesen tibetischen Mönch nicht ins Land reisen. Und das wirklich tragische an dieser Geschichte ist schlussendlich der Grund weshalb die Einreise des Dalai Lama nicht gestattet wird: Es geht hier nicht etwa um komplizierte Diplomatie oder den Austausch politischer Gefangener, es geht hier nicht um Menschenleben, nein, es geht um Geld. Es geht darum, China ja nicht zu brüskieren und mögliche wirtschaftliche Investitionen nicht zu gefährden. Dies scheint den verantwortlichen der ANC Grund genug zu sein, um Desmond Tutu einen Herzenswunsch zum 80. Geburtstag zu verwehren: Geld.

Nun ist es einfach die Jugendlichen in Zürich zu verurteilen, die Nachts durch die Strassen gehen und randalieren. Es ist einfach und auch richtig. Im Gegensatz zu einigen Politikern bin ich aber noch viel mehr von der Gewalt der Jugendlichen an Sport-Veranstaltungen verdutzt. Denn in den Stadien wird ja etwas geboten. Etwas was, gemäss den Aussagen der Fans, ihnen sehr stark am Herzen liegt. Wie können sie also den so sehr geliebten Sport mit Gewalt besudeln? Dies ist aber vielleicht eine etwas andere Geschichte, als die der Jugendlichen Chaoten auf den Strassen. Denn, wie es Erwing Pelzig sagt: Was genau soll der Unterschied zwischen einem jugendlichen Plünderer in London und den Gewinnzielen der Deutschen Bank sein? Was ganz genau soll da bitte der Unterschied sein? Wenn es nun in den USA eine Bewegung gibt, die sich "Occupy Wall Street" nennt, wenn sich dort die Unzufriedenheit auch nur schon minimal artikulieren kann, dann sollten wir nicht vergessen, wie schwierig es in der Schweiz sein muss, diese Unzufriedenheit überhaupt schon zu definieren. Hier, wo alles so bedeckt und diskret abläuft, wo nichts per Name genannt wird, wo sich die Promis aus der ganzen Welt wohl fühlen weil sie nicht angesprochen werden, wo ein Schleier des Bürgerlichen über alles zu liegen scheint, wie schwierig ist es hier für ein Teenager überhaupt zu verstehen, was ihn da irgendwie diffus stört und nicht genau zu benennen ist? Wenn ich merke wie schwierig diese Welt für einen Erwachsenen ist, dann möchte ich nicht wissen wie sie sich für einen Teenager anfühlen muss.
 
 

February 14, 2010

Magic Carpet on the Bus

 
Heute habe ich mir ein Geschenk gemacht und habe mir den Film angesehen, den ich eigentlich mit der Jungen Dame vor 2 Jahre sehen wollte. Und während Doktor Y seiner Patienten Tipps gibt, einen Film wie No Country for old Men anzusehen (absolut der beste Film für Patienten einer Psychischen Anstalt — oder, Doktor Y? hast du den Tipp wiederum von deinem Direktor Gebrochene Lanze?) während er also seine Patienten in solch einen Film schickt, weiss ich heute weshalb es nicht sein sollte, zusammen mit der Jungen Dame ins Kino zu gehen und Into the Wild von Sean Penn sehen.


Standbild von No Country For Old Men, Geheimtipp von Doktor Y

Es sollte nicht sein. Und zwar, weil der Darsteller alleine in einem Bus stirbt, auf seiner Suche nach sich selbst und nach der Liebe. Mein ganz persönlicher Bus ist die Harte Klinik gewesen. Dort habe ich nicht nur den Weg zur Liebe gefunden, nein, dort habe ich so vieles mehr entdeckt!

Doch, wie das Schicksal so wollte (oder so), antwortete mir die Junge Dame "Kino ist nicht so mein Ding." Dies sollte eine der vielen Aussagen sein, die ich im Laufe der letzten 2 Jahre aus dem Mund gewisser Leute gehört habe, doch mit ziemlicher Sicherheit immer gedacht habe, sie würden nicht aus ihrem Kopf oder ihrem Herz stammen. Doch darauf werde ich zurück kommen.

Jedenfalls, hatte ich meinen Bus in der Harten Klinik gefunden. Dort hatten die Junge Dame und ich auch einen Magic Carpet gefunden.

Ich respektiere den Protagonisten der wahren Begebenheit von Into the Wild sehr. Er ist seinen Weg gegangen, seiner inneren Stimme gefolgt. Und er hat sein Ziel erreicht. Ich bin ohne Weiteres der Meinung, die Geschichte von Christopher Johnson McCandless ist ein Film wert. Denn sie sagt uns so viel, so unglaublich viel über unseren Weg als menschliche Wesen auf diesem Planeten. Sie erzählt uns so viel über die ewige Suche des Menschen nach Erfüllung, Glück und Liebe. Und sie erzählt uns, in dem sie es auslässt, so unglaublich viel über die unendlich vielen Umwege die wir gehen können, bis wir zu uns selbst finden.

Szenen aus dem Film Into The Wild.
Das weisse Viereck ist der Bus, inmitten der Wildnis Alaskas.
 
 
Selbstauslöser-Bild von Christopher Johnson McCandless. 1968  †1992
Vor dem Bus in dem er starb.

Und leider musste Christopher nach seiner wichtigsten Erkenntnis sterben. Umgebracht von einem Unkraut. Auch mir hat ein Unkraut sein Gift abgesondert. Auch ich wurde durch eine Verwechslung schwerst krank. Ein Teil von mir ist in der Harten Klinik gestorben, umgebracht von Doktor Y und seines Gleichen. Umgebracht von Wild Sweet Pea (Hedysarum Mackenzii) — was ich tragischer weise für einen Psychiater gehalten hatte — von mir verwechselt mit Wild Potato oder Alaska Carrot (Hedysarum Alpinum) — was sich als Psychopath herausstellte.

All dies hatte man mitbekommen. Als ich dann, sterbend, draussen war, hat man sogar zugeschaut. Man hat Hilfeleistung untersagt und gar verboten! Man stelle sich das mal vor...!

Mein Therapeut ist, unter anderem, im Vorstand der Patientenstelle. Dies habe ich erst vor wenigen Monaten erfahren. Doch diese Tatsache, genauso wie Tausend andere, wurde wahrscheinlich vorgeschoben um Dinge zu unterstellen die nie gewesen sind. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie mein Therapeut zum Täter gemacht wird. Nach dem ich natürlich der erste Täter gewesen bin. Die Junge Dame hat auch ihre Täterschaft abbekommen. Und so weiter und so fort.

Alle sind Täter? Ihr verrückte wahnsinnige Psychopathen? Alle sind Täter ausser euch? Und mit euch meine ich Doktor Y, Doktor NO, Gebrochene Lanze, Lady Marmelade, Frau Sooo Schööön, die Therapeutin der Jungen Dame, und all die anderen Wahnsinnigen die dieses Spiel mitgespielt haben. Aber auf diese werde ich auch noch zurück kommen.

Und all die Andern? All diejenigen, die keine Täter gewesen sind, von mir aber für solche gehalten wurden? Wie vielen Menschen wurde ich ungerecht? Wie vielen? Ich weiss es heute nicht. Werde es aber eines Tages wissen. Und für jeden von ihnen, verfluche ich euch einmal mehr.



Nelson Mandela hat vor 20 Jahren Unglaubliches geschaffen. Was mich so beeindruckt, ist die gewaltlose Überwindung undenkbarer Taten! Dies, in einem Land wie Afrika, grenzt für mich an ein Wunder. Und es brauchte einen Nelson Mandela um dieses Wunder zu ermöglichen. Ohne ihn wäre das Ende der Apartheid einzig mit dem Blut von Hunderttausenden möglich gewesen. Doch dieses Wunder setzte etwas extrem Wichtiges voraus: Opfer und Täter sitzen gegenüber, sehen sich in die Augen, und sind ehrlich. Kein Tabu darf sein. Nelson Mandela und Desmond Tutu haben dieses Wunder bewirkt. Nie werde ich den weinenden Tutu vergessen, gebeugt mit dem Kopf auf seine Knien, völlig ausser Stande seine Gefühle zu unterdrücken, angesichts der unfassbaren Erzählungen von Opfern und Tätern. Es fliesst mir noch heute kalt den Rücken runter, wenn ich mir auch nur versuche vorzustellen, was Desmond Tutu in der Stunde vor seinen Tränen gehört haben muss, welch unmenschliche Fratze das menschliche Angesicht plötzlich annehmen kann. Und dennoch ist es Mandela und Tutu gelungen, aus dieser Hölle auf Erden einen Dialog der Versöhnung zu machen.


Nach all der erlebten Gewalt, in den letzten 2 Jahren, habe ich mich immer wieder gefragt, wann endlich diese Wut in mir nachlässt, wann ich endlich erlöst werde von meiner Racheslust. Nun weiss ich, dies wird nie geschehen. Nicht solange ich euch in die Augen gesehen habe und ihr zu dem stehen müsst, was ihr angestellt habt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wort um Wort.



Meine Heldin, was soll ich sagen? Ich habe nicht viel zu sagen, hier und heute. Doch ich möchte wieder einmal einen Satz zitieren, der hier so wundervoll passt.

Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry

Und irgendwo werden wir unser Magic Carpet wieder finden. Und, sollte es in einem Bus sein, dann in dem den wir zum herumreisen benützen. Aber ich glaube eher, dieser unser Magic Carpet lässt sich überall finden, wenn wir ihn sogar in der Harten Klinik gefunden hatten.

Bild: The Kiss, von Walter Girotto

In diesem Sinn...
Bis zum Flug auf unserem fliegenden Ding da.
I love you.