Showing posts with label coelho. Show all posts
Showing posts with label coelho. Show all posts

April 29, 2011

Light Warrior's Dance

 
Was haben wir nicht alles an Tanz- und Gesang-Kurse angeboten, meine Heldin...

Wir haben in der Harten Klinik den "Salmon Dance" der Chemical Brothers getanzt. Während einige Menschen mit uns zu tanzen lernten, während sie es zu schätzen wussten, haben die Ärzte einen auf "Enten" gemacht. Enten statt Fische...

Dann haben wir mit Jan Delay gesagt "klar", alles klar: wir bringen die Scheisse zum kochen. Nun bekamen es die Ärzte aber mit der Angst zu tun. Sie merkten nun plötzlich, doch "schwule Fische" zu sein. Der "Salmon Dance"-Kurs war aber schon vorbei. Der ganze Club hatte mit uns getanzt, als die Nacht noch jung war. Nur die Ärzte nicht. Sie nahmen den Stecker raus und brachen die ganze Party ab.

Jedes Mal, wenn wir dachten es sei endlich vorbei, gab es neue Kämpfe die zu kämpfen waren. Kein Pfad, dem wir hätten folgen können, dafür Narben mit auf unseren Weg. Kampf-Narben, wie "Battle Scars" der Chemical Brothers.

Also sprachen wir, wieder mit Jan Delay, von "Kirchturmkandidaten", und die Ärzte brachen nun in Panik aus. Sie wussten nichts besseres zu tun als mir Spritzen in den Arsch zu verpassen. Wir konnten nicht glauben, was man uns angetan hatte. Wir konnten nicht glauben, dass Gewalt aus einer solchen Situation entstehen konnte. Wir konnten nicht glauben, dass sie die Armee gegen uns geschickt hatten. Soldaten waren gekommen, waren es unsere oder ihre? "Left Right" hatten sie während dem Marsch gerufen.

Traumatisiert mussten wir uns zuerst einmal überhaupt verstehen, was da geschehen war. Es folgte die ganze Psychiatrie-Abteilung, mit Placebo. Das Verfolgen von Polizisten, bis zu ihnen nach Hause. Das Erkennen der eigenen vermeintlichen Biographie, wie sie zumindest dargestellt wurde. Wir sorgten uns um all die Pillen die wir zu schlucken hatten, obwohl wir genau wussten "the pills won't help you now". Doch langsam dämmerte es. Ganz ganz langsam. Langsam kam ein neuer Morgen, ein reiner neuer Morgen.

Nun, meine Heldin... Wir haben es versucht. Wir haben uns angestrengt, in Zusammenarbeit mit den Ärzten einen Tanz zu finden der für alle in Ordnung gewesen wäre. Sie wollten partout nicht tanzen. Sie wollten uns nicht singen lassen. Sie wollten keine Musik.

Man wollte uns sogar wie Müll entsorgen. Jetzt bleibt uns halt nichts anderes übrig als zu drastischeren Mitteln zu greifen, meine Heldin. Wir hatten versprochen die Scheisse zum kochen zu bringen, und wir werden sie auch zum kochen bringen. Dazu braucht es Feuer, und Feuer werden wir legen! Und dazu werden sie tanzen, die Ärzte. Wir werden Aschenbecher zertrümmern, wir werden Glas zerbrechen. Sie, sie werden dann sowas wie aufwachen. Und sie werden tanzen. Wie sie noch nie getanzt haben. Sie werden glauben, eine super Party zu feiern. Sie werden glauben, the time of their life zu haben. Diese Armleuchter...

Sie werden erst zu spät merken, in Tat und Wahrheit zum Tanz der "Light Warriors" getanzt zu haben. Ein Tanz, der nicht der Ihre ist. Sie werden zu spät merken, wenn sie schon wie Zigaretten-Schachteln in Flammen aufgehen werden, dass es sich dabei um keinen Kurs handelte. Und wir werden uns unter geschlossenen Türen davon machen. Sie werden zu spät realisieren, nicht ihre sondern unsere Party gefeiert zu haben. Sie werden zu spät merken, um welches Opfer-Ritual es hier ging. Sie werden zu spät merken, wie sehr wir "Out of Control" sind — zumindest out of their control. Wir werden ihnen in die Augen sehen bevor wir Feuer legen. Für eine bessere Welt. Für alle Light Warriors.

Bestimmt werden sie nicht glauben können, was da gerade geschehen ist. Gut möglich, dass sie deshalb die Videos dieser Party wieder ansehen möchten. Immer und immer wieder. Sogar in Slow Motion. Doch das wird nichts an der Tatsache ändern, dass sie geopfert wurden. Weil sie selbst eine Opfer-Zeremonie durchführen wollten. Dummerweise hat die Göttin die von ihnen ausgewählte Opfergabe so gar nicht zu schätzen gewusst. Im Gegenteil, die getroffene Wahl machte sie ziemlich wütend.

So kam es, dass sie nun zur Opfer-Gabe wurden. Und sie hatten es gar nicht mitbekommen. Selbst als wir ihnen das letzte Mal in die Augen sahen, waren sie noch so sehr von ihrem Wahn geblendet, dass sie die Wahrheit nicht erkennen konnten. Und nun... Nun werden sie tanzen. Wie sie noch nie getanzt haben. Für eine bessere Welt. Für alle Light Warriors.



Warrior's Dance  ==  The Prodigy

Come with me to the dance floor,
You and me cause that´s what it´s for
Show me now what is it
You got to be doing
And the music in the house
And the music in the house
And the music in the house is so...

Do it!




One of the very best clips ever...
 
 

March 26, 2011

where do I begin?

 
Am heutigen Tag damit beginnend, werde ich in der unmittelbaren Zukunft versuchen, von dem einen oder anderen Beispiel zu erzählen, wie bemerkenswerte und immer wieder auftretende "Zufälle" mein Leben in den letzten Jahren geprägt haben. Und es weiterhin tun. Ich habe lange Zeit damit gewartet, denn es ist für mich schon schwierig überhaupt Episoden auszuwählen, die für den Leser überhaupt nachvollziehbar sein könnten. Und ich habe es vor mich hergeschoben, weil ich auf der einen Seite auch hiermit aufräumen möchte, auf der anderen Seite aber die Befürchtung habe, die Auseinandersetzung mit diesem sehr breitem Thema könnte nicht nur heilsam sein. Irgendwie befürchte ich auch das Wieder-Aufreissen alter Wunden. Gerade heute manifestierte sich dies recht klar. Und dennoch: Obwohl ein bestimmtes, heute geführte, Gespräch mich aufwühlte, verunsicherte, zum Teil Schmerz auslöste: Danach fühlte ich mich ganz eindeutig besser, von einem erdrückenden Gewicht befreit. Diese Beobachtung führt mich nun zum Entschluss, über bestimmte Ereignisse schreiben zu wollen. Dies und die Befürchtung, ohne diese Aufarbeitung womöglich niemals in der Lage zu sein, über schmerzhafte Erinnerung hinweg kommen zu können. Schmerzhafte Erinnerungen und bis heute offene Fragen, die weder heute noch morgen eine Antwort erhalten werden, die ich aber auch nicht meinen seelischen Zustand dominieren lassen möchte.

Gerade heute habe ich folgendes in Paulo Coelhos Blog gelesen
Don't be paralyzed by criticism.
Check the real story below.
Wieder einmal, bringt Coelho die Sache bestens, und mit wenigen Worten, auf den Punkt. Lähmung ist ein gutes Wort um meinen Zustand zu beschreiben. Innerlich wie äusserlich. Gelähmt, durch Fragen die schon lange zurück liegen und dennoch mein Denken und Handeln mitbestimmen. Offene Fragen über die ich nicht hinweg komme, so sehr ich mir dies auch wünsche. Ich komme nicht darüber hinweg und kann sie aber auch nicht beantworten. Ich möchte sie nicht beantwortet haben weil sie derart wichtig wären im praktischen Leben. Ihre Beantwortung hätte wahrscheinlich keinerlei unmittelbare Auswirkung auf mein Leben. Und dennoch: An diese Fragen ist meine Fähigkeit geknüpft, überhaupt noch in einem menschlichen Wesen vertrauen zu können. Mit diesen Fragen ist meine Zukunft eng verflochten, meine Art auf Neu-Bekanntschaften einzugehen und überhaupt zu menschlichen Zwischen-Beziehungen fähig zu sein. "The real story below"... Wie gerne würde ich diese Story checken! Das habe ich auch, sofern es mir gelungen ist, mir selbst einen Reim aus den Ereignissen zu machen. Doch Tatsache ist: Die Fragen an sich haben extrem weitreichende Auswirkungen auf mein Leben gehabt. Ganz konkret, ganz real. Die Antworten wären nur ein mir zu Verfügung stehender Schlüssel, um diese Ereignisse einordnen zu können. Ich verlange nicht einmal die Beantwortung meiner Fragen mit den sich eventuell daraus ergebenden Konsequenzen, nein... Ich müsste einfach nur wissen dürfen, weshalb mein Leben so auf den Kopf gestellt wurde. Von Menschen die, gewollt, für mich unfassbar bleiben und die sich einer direkten Konfrontation und Auseinander-Setzung entziehen. Aber eben: Daran wird sich weder heute noch morgen etwas ändern. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als davon zu erzählen.

Und zu erzählen gäbe es Tage lang. Ich könnte Stunden lang schreiben, jeden Tag, während der nächsten 2 Wochen und hätte dann, wahrscheinlich, nur einen Bruchteil der Ereignisse erläutert. Womit soll ich also beginnen? Mal sehen... Ich werde wahrscheinlich wiederholt in der Zeit hin und her springen müssen, denn "Linear", vom Anfang bis zur jetzigen Zeitpunkt, lässt sich diese Geschichte unmöglich erzählen. Deshalb nicht, weil von den Menschen um mir herum immer wieder Bezug auf Ereignisse in meiner Vergangenheit genommen wurde. Sehr oft, eigentlich praktisch immer, auf Ereignisse an denen diese Menschen nicht einmal Teil genommen hatten. Sachen die ich im Laufe der Jahre erlebt habe und von denen sie unmöglich auf direktem Wege (also von Beteiligten) wissen konnten. Zum Beispiel Dinge die im Tessin geschahen, 20 Jahre zuvor, und auf die sich nun jemand aus heiterem Himmel bezog. Und da wundern sich einige Menschen um mich herum, weshalb ich mich noch immer mit den Ereignissen in der Harten Klinik auseinander setze: Ereignisse die ja schon SOOO ALT sind: Ganze 3 Jahre liegen sie schon zurück! Wie wahr... Ich würde mich auch lieber nicht mehr mit ach so altem Zeugs beschäftigen müssen. In der Harten Klinik aber, fanden es gewisse Ärzte ganz toll und ganz amüsant, sich mit Sachen zu beschäftigen, die schon 20 Jahre zurück lagen. Und ich soll hier der Verrückte sein?

Womit soll ich also beginnen? Vielleicht hiermit: Selbst vor der Jungen Dame hat man keinen Halt gemacht! Selbst bei ihr hat man sich nicht zurück halten können. Selbst bei ihr, die ja eigentlich schon ihre eigene Geschichte zu bewältigen hatte, — wie jeder einzelne Patient in einer Psychiatrie, der gerade wegen der Bewältigung seiner eigenen Biographie dort hinkommt — selbst ihr wurden Infos und Fakten zugespielt, die sich auf Ereignisse vor der Harten Klinik bezogen. Ereignisse die eigentlich durch meine Privat-Sphäre generell zu absolut keiner Person in meinem unmittelbaren Umkreis je hätten gelangen dürfen. Als kleines Beispiel möchte ich hier nur einen nächtlichen Besuch bei einer weiblichen Bekannten zitieren: Über diesen Besuch wurde mir von der Jungen Dame in der Person von Joe erzählt. Besuch der Monate vor der Harten Klinik stattfand. Besuch, der niemals mit einem Therapeuten oder einem Sozial-Arbeiter je besprochen wurde! Wie um alles in der Welt kam man in der Harten Klinik auf die Idee, der Jungen Dame solche Informationen zu geben? Wenn ich daran denke, verschlagt es mir (wie praktisch immer) die Sprache: So souverän und genial ging die Junge Dame mit der Situation um. Das, was eigentlich eine schwer verletzende Äusserung ihrerseits hätte werden sollen (dem Willen derjenigen folgend, die ihr überhaupt diese Episode auf die Zunge gesetzt hatten), das was mein Misstrauen ihr gegenüber hätte hervorbringen sollen, wandelte die Junge Dame, fast beiläufig, als wäre es völlig natürlich, in einen Beweis dafür, dass ich ihr trauen konnte. Dass sie hinter mir stand, dass sie mir traute. Dafür, und aus unendlich vielen anderen Gründen, viele ganz grosse Sachen die sie geleistet hat und unendlich viele "Kleinigkeiten" die sich wie selbstverständlich leistete, deswegen liebe ich sie. Und kann sie auch nur lieben. Und möchte sie auch lieben.

Womit soll ich also beginnen? Ich werde einmal mit Luca beginnen. Weil er unmittelbar vor meinem Eintritt in die Harte Klinik gewisse Äusserungen machte, wie auch danach. Luca ist, oder war, ein Dealer. Wiederholt ist er zu mir nach Hause gekommen, nachts, nach einem Anruf von mir kam er vorbei und man traf sich draussen irgendwo, um Geld und Material zu tauschen. Als ich ihm von meinem Entscheid erzählte, in eine Klinik zu gehen um mich zu entgiften, um meine ganze Lage neu beurteilen zu können, sagte mir Luca
Achte aber unbedingt darauf, nicht etwa eine schöne Frau kennenzulernen und dabei völlig zu vergessen, aus welchem Grund du ursprünglich in die Klinik gegangen bist.
Ich antwortete ihm, darum müsse er sich bestimmt keine Sorgen machen. Denn, wie ich schon erzählt habe, war die Bekanntschaft mit einer Frau so ziemlich das Letzte was ich vor hatte, oder was ich zu benötigen fühlte. Wie das Leben aber so spielt, kam alles anders. Völlig anders. Nach 3 Wochen in der Klinik hatte ich das Gefühl, die Junge Dame so zu kennen, wie ich noch keinen Menschen zuvor je gekannt hatte. Und, das noch viel heftigere Gefühl war: Die Junge Dame kannte mich wie niemand sonst zuvor. Das Unglaubliche daran ist die Tatsache, dass sie gar nicht offen mit mir kommunizieren durfte, konnte oder wollte — wie auch immer... Sie konnte mir nicht offen ihre Gefühle erzählen. Nicht in der ersten Person. Dennoch entstand dieses überwältigende Gefühl, alles Wichtige geklärt zu haben. Und wenn man mir schon in der Harten Klinik einen Eigen-Tor vorwerfen wollte (die Sache mit den Aschenbechern), dann sollten diese achtmal kluge Ärzte vielleicht dieses ihre Eigen-Tor beachten und sich einige Gedanken darüber machen: Es ist in meinen Augen durchaus möglich, sogar wahrscheinlich, dass gerade diese unterbundene normale Kommunikation zwischen der Jungen Dame und mir es uns ermöglichte, uns so genau zu verstehen, alle Nebensächlichkeiten zu ignorieren, alle Versuche der Manipulation und der Umkehrung von Wahrheit, und vielleicht konnten wir uns gerade deswegen nur auf das Wichtigste und Grundlegendste konzentrieren. Ihr Wahnärzte: Was ihr euch als Hindernis ausgedacht habt, wurde zu unserem Hilfs-Werkzeug. Wenn das kein Eigen-Tor ist...! Wie auch immer. Luca sagte mir also, ich solle den Grund für meinen Klinik-Aufenthalt nicht vergessen.

Irgendwann erzählte ich der Jungen Dame davon. Ich sagte ihr, anstatt dass ich jemanden kennenlernte der mir meine Zielsetzung aus den Augen verlieren liess, war es genau diese Bekanntschaft einer schönen jungen Frau, die mich um so mehr in meinem Vorhaben bekräftigte, die mich daran erinnerte nicht nur eine halbe Lösung zu suchen, sondern alle Konsequenzen einer Entscheidung bis zum Schluss zu tragen. Genau das sagte ich der Jungen Dame. Ich sagte ihr, sie bringe mir immer wieder vor Augen, weshalb ich in die Klinik eingetreten bin. Sie sei es, die mich daran erinnere, diesen Gang in die Harte Klinik nicht ohne Folgen sein zu lassen. Und ich glaube ich dankte ihr deswegen — wenn ich es nicht aussprach, dann dachte ich es zumindest. Und wahrscheinlich kam es auch irgendwie, durch einen Nebensatz oder einer kleinen Bemerkung bei ihr an. Ziemlich sicher sogar. Wie auch immer. Als ich Luca wieder einmal traf, nach der Klinik, sprach ich eine Reihe von Wörtern auf die genau selbe Art wie sie die Junge Dame gesprochen hatte, in der Klinik. Wie aus der Kanone geschossen donnerte Luca
Sprich nicht so! Genau so hat eine Ex von mir gesprochen! Das erinnert mich an sie!
Und der Leser kann mir an dieser Stelle glauben: Diese Worte hat er so nicht jeden zweiten Tag gehört! Doch, nicht genug damit, sollte Luca noch eine ganze Reihe von Äusserungen bereit haben, die ganz offensichtlich dazu dienen sollten, an die Junge Dame zu deuten. Dies ging über Wochen und Wochen hinweg. Weshalb ich mich nicht davon abgegrenzt habe? Weil ich zu Beginn niemals auf die Idee gekommen wäre, das Ganze sollte mich verletzen! Luca, Küchenschabe und viele andere Leute sagten und taten Dinge, die ganz offensichtlich einen Bezug zur Jungen Dame haben sollten. Und darüber hinaus, gab sich der Eine oder Andere auch grosse grosse Mühe, den Kontakt zu mir zu suchen. Man strengte sich ganz offensichtlich an, Kontakt zu mir zu haben, mir zu verstehen zu geben, man habe Kontakt zu der Jungen Dame. Man bemühte sich, in mir den Eindruck zu erwecken, ich könne über diese Menschen eine Art Kontakt zur Jungen Dame haben und pflegen. Einen indirekten Kontakt über Luca oder Küchenschabe, die sich immer wieder äusserten als würden sie an meiner Stelle reden, über meine Erfahrungen und über meine Gefühle. Man gab mir zu verstehen, man habe durchaus begriffen wie mein emotionales Innen-Leben aussehe. Man gab mir zu verstehen, Übermittler von Botschaften zwischen der Jungen Dame und mir zu sein. Dies war der erste Schritt.

Als ich, nichts böses ahnend, Kontakt zu diesen Menschen hatte, als man das Gefühl hatte ich würde diesen Leuten vertrauen, auf ein Mal, ganz plötzlich, kippte die Situation. Dazu muss ich bemerken, dass im Gegensatz zu den Hoffnungen der Verantwortlichen, ich wirklich keine grosse Erwartungen an diese Kontakte hatte den, wir erinnern uns: zwischen der Jungen Dame und mir war das Wichtigste schon lange geklärt. Die Situation kippte also. Zu dieser Zeit begann mein Drogen-Konsum wieder zu steigen, aus Verzweiflung und aus purem Mangel an Nerven. Küchenschabe begann mir Vorwürfe zu machen, Vorträge zu halten. Man ging so weit, dass Küchenschabe behauptete, trotz seiner HIV Erkrankung würde er sich strikte weigern die angebrachten Medikamente zu nehmen. Im Sinne also, er würde sich einer therapeutischen Behandlung verweigern. Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass mir Küchenschabe lieber nicht unter die Augen kommen sollte, im Falle dass er nicht auch wirklich an HIV erkrankt sei und auch wirklich die Medikamenten verweigerte. Zu erwähnen ist aber ganz sicher, dass ich gar keine Medikamente verweigerte! Entgegen dem, was ich immer wieder hier und dort aufschnappte, habe ich nicht eine therapeutische Behandlung verweigert. Ganz im Gegenteil: Ich musste selbst versuchen mich therapeutisch zu behandeln. Mein Therapeut nahm den Begriff "Austherapiert" in den Mund, Begriff den ich mir nicht als ursprünglich von ihm stammend vorstellen kann. Austherapiert, ihr Wahnärzte? Ausgeprügelt würde es eher treffen. Ausgerottet. Ausgetrieben. Ausgemerzt. Ausgewahnt. Von euren Wahn ausgewahnt. Das würde es eher treffen, ja.

Ein "Zufall" war auch, wie ich zu meiner Diagnose kam: Borderline. Kein Arzt hatte dieses Wort zuvor in meiner Gegenwart ausgesprochen. Kein Arzt hat mir je auch nur im Entferntesten zu verstehen gegeben, ich wäre Borderline. Die Junge Dame, ja, von ihr liess man mich recht schnell wissen, sie sei Borderline. Man vergass aber völlig mir zu sagen, diese Diagnose treffe auch bei mir zu. Geschweige denn, man hätte mir davon erzählt, wie der heutige Wissensstand aussehen würde. Rein gar nichts. Doch dann, nach der Harten Klinik, in Küchenschabes Wohnzimmer sehe ich zwei Bücher im Regal: Borderline, eben. Küchenschabe lässt mich wissen, er sei nun eben mal ein Borderline. Er lässt es mich in diesem Ton wissen, in dem er Sachen sagt, die ich als die Meinen verstehen soll. Ich lehne mir ein Buch aus. An dieser Stelle könnte ich nun eine Wette schliessen, über jeden beliebigen Betrag: Was wollte man mit dieser "Offenbarung" eigentlich erreichen? Was waren die Beweggründe hinter der Tatsache, dass man mich gütigerweise einmal über meine Diagnose informierte? Diagnose die übrigens schon seit mehr als einem Jahrzehnt den Ärzten bekannt war, Diagnose die man mir nie offiziell mitteilte, Diagnose die man mir vorenthielt, Diagnose die mich jetzt plötzlich, ganz "zufällig", über einen Ex-Patienten der Harten Klinik, erreichte. Zu einem Zeitpunkt, wo es mir Tag für Tag schlechter geht. Wo ich nachts Albträume habe und schreiend, im Bett stehend, aufwache. Wo ich Stunden und Stunden jeden Tag weine. Alleine irgendwo, wo mich möglichst keiner hören kann. Nun, in diesem Zustand, ohne ärztliche Unterstützung und Begleitung, teilt mir ein ehemaliger Patient der Harten Klinik mit, ich leide an der Borderline Persönlichkeits-Störung. Weshalb jetzt? Weshalb so?

Meine Wette? Ich soll daran zerbrechen! Ganz einfach. Ganz simple. Ganz schön bescheuert und fahrlässig. Nein... Gewollt verletzend. Die Idee? Ich beginne in dem Buch zu lesen und realisiere wie ich mir für alles die Schuld gebe. Ich realisiere wie wenig Eigen-Vertrauen ich doch mein Leben lang hatte. Ich realisiere wie sehr ich mich doch mein Leben lang selbst geschadet habe. Denn, dies ist grundsätzlicher Teil der Musters von Borderline: Was an Eigen-Erwartung nicht erfüllt werden kann (und es kann sehr sehr viel nicht erfüllt werden!), wird automatisch zum Grund der Eigen-Bestrafung, des Liebes-Entzugs sich selbst gegenüber. Dies war der Plan: Ich sollte mich in diesem Buch wieder-erkennen und daran gänzlich zu Grunde gehen. Doch es war ein Eigen-Tor, wieder ein Mal. Ich habe mir nur einige Seiten des Buches angesehen, hier ein Satz, dort ein Satz. Ich brauchte das Buch nicht! Es könnte mir nichts Neues erzählen. Einzig, was die Info "Borderline" bewirkte war, dass ich nun auf ein Mal, fast aus dem Nichts heraus, so Vieles in meiner Vergangenheit erklären konnte. Plötzlich war so ziemlich alles klar. Und, vor Allem: Die Angst war dahin geflogen! Die Angst, eines Tages völlig durch zu drehen, die war dahin. Wenn ich wieder einmal eine Krise hatte, war dies nicht ein möglich Vorbote eines vermeintlich gänzlichem Verrückt werden, nein!, es war ganz einfach eine Krise im Rahmen der Borderline-Störung, die so wieder verschwinden würde wie sie auch gekommen war. Wenn ich bis dahin dachte, die Hilfe von Ärzten und Therapeuten zu benötigen, um mir nicht irgendwann ein Ohr abzuschneiden, wusste ich nun mit Sicherheit, dass dies niemals geschehen würde. Ich wusste, dass ich nicht die Hilfe von Psychiatern brauchen würde, um nicht den vermeintlich letzten Schritt über die Schwelle, hinein in den Abgrund zu machen. Ich würde niemals in den Abgrund verschwinden. Nicht, wenn ich bis jetzt in keinem Abgrund verschwunden war. Das schönste Tor in meinem Leben!

Einmal, als ich zu Besuch bei Küchenschabe gewesen war, nahm ich den Lift auf den Weg hinaus. In der Luft war ein wunderbarer Duft. Ein durchaus berauschender Duft begleitete mich den Weg hinunter, in diesem Lift. Eine weibliche Erscheinung musste kurz zuvor das selbe Transport-Mittel genützt haben. Diese so genüssliche Episode reihte sich in einer ganzen Reihe ein, die mir über Küchenschabe das Gefühl geben sollte, die Junge Dame wohne dort ganz in der Nähe. Oft sprach Küchenschabe über eine Frauen-WG, zu der er Kontakt hatte. Oft versuchte Küchenschabe übrigens mich zu animieren, die Webseite Ricardo zu benützen. Wahrscheinlich sollte ich dort die Photo-Kamera zum Verkauf finden, die ich der Jungen Dame geliehen hatte. Ein Eigen-Tor. Zu offensichtlich. Zu plump. Zu blöd. Wie auch immer. Ich schrieb Küchenschabe eine SMS, erzählte von diesem so betörendem Duft. Er antwortete kurz darauf
Versuch eine Woche im Lift zu verbringen um zu sehen, was dann geschieht.
Es ist klar, was man damit bezwecken wollte. Ich sollte ja nicht auf die dumme Idee kommen, einfach auf die Junge Dame warten zu wollen. Man wollte mir klar machen, dass ich genau so gut eine Woche im Lift hätte verbringen können, wie ich auch 1 oder 2 Jahre hätte auf die Junge Dame warten können. Ein Eigen-Tor: Ich warte nun schon seit 3 Jahren, und habe nicht die Absicht, damit aufzuhören!

Womit soll ich beginnen? Soll ich von meiner Ex-Frau erzählen, die mir den Unterschied zwischen "wahre Realität" und "nicht wahre Realität" erklären wollte? Oder von Max, der mir jede Frage mit einer Gegen-Frage beantwortete? Oder soll ich von der Zeit vor der Harten Klinik erzählen? Von Godi vielleicht? Oder von der Fahnderin der Polizei, die ich plötzlich als Schalter-Angestellte beim Personen-Anmeldeamt im Kreis-Büro wieder traf? Oder über das gestohlene Fahrrad, das man mir verkaufte und dessen frühere Besitzer ich kontaktierte? Ich weiss noch nicht, womit ich beginnen werde. Ich lass mich überraschen, morgen, wenn ich dann endlich beginne. Wenn ich damit beginne, Tore zu schiessen. Oder meine Gegner zu Eigen-Tore zu verleiden. Mal sehen, womit ich dann beginnen werde, mal sehen....
 
 

October 06, 2010

von Büchern und Engeln

 
Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende ist eines der ersten grossen „Brocken“ von denen ich mich erinnern kann, sie in den Händen gehabt zu haben. Es las sich wirklich — genauso wie es dem Helden ergeht — fast von allein. Jahre später ist die Verfilmung eine kleine Katastrophe für mich gewesen, in verschiedener Hinsicht. Zum einen wurde da eine wunderbare Erzählung zu einem Irgendwas verstümmelt und ein gewisses Enthusiasmus und Vertrauen in das Medium Film wurde mir genommen — wenn sich aus solch genialem Material und den (damals) modernsten Techniken nur dieses „Muppet Show“ mit dem pelzigen weissen Riesenwurm machen liess, dann taugte Kino nicht weit. Mein Vertrauen sollte zum Glück mit dem meisterhaften Film „Brazil“ von Terry Gilliam wieder mehr als hergestellt werden, doch dies ist eine andere Geschichte, über einen visionären Regisseur. Zum anderen war dies der genaue Zeitpunkt des definitiven und nicht verzeihbaren künstlerischen Tods meines Idols David Bowie. Bis dahin war seine Arbeit immer uninteressanter und enttäuschender geworden, doch nach dieser Rolle war er für mich ein geschlossenes Kapitel. Später sollte er sich, was die künstlerische Integrität betrifft, durch unorthodoxe Entstehungsmethoden seiner Stücke wieder rehabilitieren, doch die Musik hat mich nie mehr richtig angesprochen. Heute finde ich auch keinen Zugang mehr zu seiner früheren Arbeit, doch auch dies ist eine andere Geschichte.


Das Buch von Ende und „Der Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien (zum Glück auch vor der Kino-Version gelesen, obwohl diese Filme schon als gut zu bezeichnen sind) sind meine frühen Fantasy-Wegweiser gewesen. Doch wirklich geprägt hat mich dann ein ganz anderer Stil der sich sehr wohl auch der Fantasie bedient, diese aber dazu nützt um in Bildern das menschliche Dasein zu beschreiben mit seinen Ängsten, seinen Schmerzen, seinen Sehnsüchte, das stetige Warten, ja sogar Unsinn oder gar Wahnsinn von Institutionen und menschlichem „sich einfügen“. „Il deserto dei Tartari“ von Dino Buzzati ist ein Geschenk meiner Italienisch-Professorin gewesen. Seine Kurz-Geschichten übten auch eine sehr spezielle und morbide Faszination auf mich — sie waren magisch und entfremdend. Mit ihm kam auch das Interesse an eine bestimmte Art der Literatur und so faszinierte mich zum Beispiel über lange Zeit die geballte Ladung an Weltschmerz und Horror von Kafka und den verschiedenen Russen. Solche Lektüre fesselte mich, natürlich, zu einer Zeit zu der auch mein Unbehagen immer grösser wurde und sich meine Schwierigkeiten mit dem Mensch sein immer offensichtlicher manifestierten. Irgendwann begann also die Suche nach einem anderen Sinn und einem anderen Inhalt, den ich meinem Leben hätte geben können: Da baten sich Gandhi, Kahlil Gibran, Krishnamurti und viele andere bestens dazu.

Bild von Veronika Grauby


Auf der anderen Seite gab es da aber auch Jack Kerouac oder Charles Bukowski, Carlos Castaneda und andere, die irgendwie zeigten, dass das Leben auf viele verschiedene Arten gelebt werden kann. Die einen erfolgreicher als die andern, diese vielleicht nachahmenswerter als die andern. Dennoch gibt es diese Autoren der „Selbsterfahrung“, die unsere moderne Gesellschaft auf den Kopf stellen und ihren eigenen Weg darin selbst zu suchen beginnen.

Hermann Hesse ist eine nicht grosse Quelle an Lektüre gewesen, doch auch er eine sehr prägende. Eigentlich ist kein Schriftsteller eine grosse Quelle für mich gewesen: Von keinem habe ich mehr als ein paar Werke gelesen. Ich bin auch nie gewesen was man einen „Bücherwurm“ bezeichnen könnte. Jedenfalls, mit seinem Buch „Siddhartha“, hat Hesse doch unzähligen Menschen einen Zugang zu fernöstlicher Kultur erlaubt — ich erinnere mich wie sehr viele meiner Jugend-Bekannten aus dem katholischen und nicht unbedingt die Sprache Deutsch liebenden Italien mit Begeisterung dieses Buch gelesen haben. Er faszinierte mich auch als Mann: Irgendwie war ich ziemlich beeindruckt von diesem Lebens-Künstler der zu uns in den Süden zog, um seiner Vorstellung eines guten Lebens näher zu kommen, vor allem aber von seiner Vielseitigkeit. Ich versuchte mir vorzustellen, welche unglaubliche Lebenserfahrung Hesse gehabt haben muss um einerseits „Siddhartha“ und auf der anderen Seite ein Buch wie „Der Steppenwolf“ zu schreiben. Wie konnte man das Leben von Buddha in einem solch wunderschönen Roman wiedergeben und zugleich bis ins kleinste Detail die Zerrissenheit eines Steppenwolfs erzählen? Hesse musste diesen beiden Charakteren, in all ihren diametral gegensätzlichen Unterschiede, sehr nahe gewesen sein. Und das musste man, in meinen Augen, zuerst einmal hinbringen — und dazu noch ein grandioser Schriftsteller sein!

Autor unbekannt


Nietzsche und viele andere sind Versuche gewesen, auf einer Suche nach etwas, das ich nicht definieren konnte und das ich bei ihnen nur beschränkt finden konnte. Ein Etwas, das schon sehr früh zu gedeihen begonnen hatte. Ich erinnere mich wie mein Lehrer in der Primarschule mit uns „Die Legende vom heiligen Trinker“ von Joseph Roth las und wie dieses Buch eine Saite in mir zum schwingen brach. Ein echter Glücksfall, dieser Lehrer, der aber das beste was er uns Kindern vermitteln konnte auch teuer bezahlen sollte, im damaligen Tessin. Aber dies ist eine andere Geschichte, die ich gerne ein ander Mal erzählen werde.

Dann waren da die Südamerikaner, mit ihrer Leidenschaft und unmittelbaren Art das Leben zu gestalten. Ganz besonders ein Buch hat mir den Zugang zu diesem Kontinent ermöglicht, der mir vorher immer irgendwie fremd, chaotisch und als undurchdringlich erschien (ist für mich das Leben immer eine Suche nach dem „Werden“ gewesen, so ist Leben dort meistens ganz einfach „Sein“): „Der Krieg am Ende der Welt“ von Mario Vargas Llosa. Eine fantastische Geschichte mit fantastischen Charakteren, eine Hymne an das Einzigartige eines jeden Menschen, mit inbegriffen die Verdammten und Verlorenen dieser Welt. Eine Huldigung des Seins, jedes Seins, und des Rechts und Willens zu sein.

Später kam ich zu Paulo Coelho der mir seine Sicht auf das Leben geschenkt hat (zum Beispiel mit der Geschichte des Hirtenjungen, der losging um seiner Bestimmung zu folgen, in „Der Alchimist“) und der mit seinen Romanen eine Saite in Millionen von Menschen zum schwingen bringt. Ausserdem habe ich im letzten Jahr „Sakrileg“ von Dan Brown gelesen der (wie das Leben so spielt) in „Das Magdalena Evangelium“ von Kathleen McGowan die für mich beste der möglichen Fortsetzungen gefunden hat. Wie bei einzelnen anderen Büchern auch, habe ich das Gefühl dieses Buch hätte faktisch zu mir gefunden — obwohl genau dieser Sachverhalt in genau diesem Buch beschrieben wird, ist es dennoch eine Tatsache, dass ich dieses Gefühl gehabt habe, sowohl als ich es zum ersten Mal in den Händen hielt wie auch immer wieder später. Bei der Lektüre erinnerte ich mich daran, dass meine Mutter schon vor mehr als 20 Jahre erzählte wie Jesus bestimmt auch Frauen unter seinen engsten Vertrauten hatte. Und wie er ziemlich sicher auch eine Gefährtin hatte. Ja, meine Mutter und — besonders — mein Grossvater haben mir schon vor vielen Jahren Dinge vermittelt die ich erst Einiges später einzuschätzen und zu schätzen lernen sollte.

Henryk Fantazos: Circus Ecclesia


Meine Mutter hat mir übrigens vor einiger Zeit gesagt, sie fände „Die Wahlverwandtschaften“ von Goethe eines der besten von ihr gelesenen Bücher. Ich werde es mir irgendwann zur Hand nehmen.

Kurzer Nachtrag
==============
Ich habe in der Zwischenzeit das Buch gelesen, und gehe davon aus, dass meine Mutter nicht meinte, dies sei das beste von ihr gelesene Buch — ich bin mir absolut sicher, dass meine Mutter schon viele viel bessere Bücher gelesen hat. Meiner Meinung nach, meinte sie nicht so sehr das Buch und dessen Geschichte, sondern nur dessen Titel, und dass es bei ihrer Aussage mehr darum ging, mir ein dialektisches Gedankenspiel mitzuteilen. Doch dies ist nur eine Vermutung von mir.


Weshalb kam ich überhaupt zu dieser Auflistung von Titeln? Die Lektüre ist die vieler meiner Altersgenossen. Was suchte ich, aber? Was suche ich? Um an den Song von Lucio Dalla anzuknüpfen „Se io fossi un angelo“ und dessen Behauptung darin, Millionen von Engeln würden unter den Armen und Vergessenen dieser Welt weilen, muss ich bemerken wie ich zu einem etwas anderen Schluss gekommen bin, was die Verteilung von Engeln unter den Menschen betrifft. Ich bin nämlich der Meinung, dass die meisten Neugeborenen als eine Art Engel bezeichnet werden können. Aus den verschiedensten Gründen (auch prenatalen), wird ihnen das Engelhafte im Lauf der nächsten Jahre abhanden kommen. Durch die Unvollkommenheit der Eltern wird ihnen Ballast mit auf die Reise ins Leben gegeben. Je nach Eltern und je nach Begabungen des Neulings, wird es dann um mehr oder um weniger Ballast gehen. Ballast, der die jungen Lebewesen Teil des Wahnsinns werden lässt, den wir unsere Welt nennen. Und so geben wir von einer Generation zur Nächste diese Hypothek weiter, natürlich ohne es zu wollen und oft ohne es überhaupt zu bemerken. Diese Unvollkommenheit ist eigentlich nichts anderes als das Fehlen von „Werkzeugen“, von Erfahrung und Weisheit, die uns erlauben würden dieses Leben im grösstmöglichen Masse als eigenständige Menschen auf ihrem Weg zur Erkenntnis zu bestreiten. Und so kommt es, dass wir als Menschheit Tag für Tag Engel auf unserem Weg lassen, die dann notdürftig ihr Leben „ableben“. Einige wenige dieser Engel retten sich aber in das erwachsene Alter hinüber und können dort ihrem Werk nachgehen, welcher Art dieses auch sein mag. So zum Beispiel der Professor der pädiatrischen Chirurgie, der meinen Sohn in Genf operiert hat. Doch dies ist eine andere Geschichte, die ich gerne ein anderes Mal erzählen würde.

Bild von Veronika Grauby


Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass ziemlich jeder Mensch eigentlich die Sensibilität und das Empfinden dafür hat, um zu realisieren dass in unserer Welt etwas schief läuft. Jeder von uns versucht sein Leben lang das Beste draus zu machen. Doch, was wir für „das Beste“ halten, hängt davon ab, was die Summe von dem was wir gelernt haben und was uns vererbt wurde ist, also von dem was wir kennen. Wie viele Menschen fühlen sich unwohl, merken wie etwas nicht stimmt, würden gerne etwas an ihrem Leben ändern. Doch wie oft wissen sie dann gar nicht womit sie überhaupt beginnen könnten, ihr Leben zu verändern? Ratgeber in der Buchhandlung können in vielen Bereichen des Lebens helfen, doch einem Jeden einen tieferen Sinn fürs Leben finden? Eher nicht. Die allgemeine Täuschung, der wir unterliegen, wie sie in fernöstlichen Religionen beschrieben wird, lässt sich natürlich nicht einfach abschütteln, besonders wenn wir ihr mit den uns schon bekannten und vererbten Methoden versuchen bei Leibe zu rücken. Doch... Mag diese Aufgabe noch so schwierig sein und vielleicht mehrere Anläufe benötigen: Nach all den Büchern über den Weltschmerz und nach so vielen Autoren die uns vorhergesagt haben, wie unsere Geschichte als Menschheit enden könnte — siehe in der Sci-Fi Abteilung deiner Videothek oder eben „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley — sollten wir uns vielleicht wirklich langsam überlegen, ob dies die Richtung ist, in der wir gehen möchten. Und wenn man beachtet in welchem Jahr Huxley sein visionäres Buch geschrieben hat, dann können wir uns von älteren Menschen erzählen lassen, wie viel davon schon Realität geworden ist obwohl es damals als absolute Fantasie und Horror-Vision galt.

Meinerseits bin ich immer noch auf der Suche nach dem Etwas, das diese Saite in mir zum schwingen bringt. Ich hoffe es eines Tages in mir, meinem Denken, meinem Handeln und meinen Lieben finden zu dürfen, ausser natürlich weiterhin in Musik, Kunst und Literatur. Demnächst werde ich „Eine neue Erde“ (lustiger Titel, wenn als Gegensatz zu „Schöne neue Welt“ betrachtet) von Eckhart Tolle lesen. Ich habe grosse Erwartungen an dieses Buch, denn es verspricht auch sehr viel: Behauptet man doch, es könnte eines der Werkzeuge sein, die uns dabei helfen könnten, weniger Engel auf dem Wege des Lebens zu verlieren. Gesehen und ausgewählt habe ich das Buch schon vor einer ganzen Weile, doch alles hat seine Zeit. Das erste Dutzend Seiten lässt jedenfalls Gutes erhoffen. So scheint es wirklich das Thema zu behandeln das mich zur Zeit interessiert und es scheint die Dinge per Namen zu nennen, basierend auf breit gestreuter Kenntnis und offenem Geiste. Ich hoffe wirklich, mir danach aus lauter Enttäuschung den nächsten Bukowski zu schnappen, was mir oft genug in der Vergangenheit geschah, wenn hohe Erwartungen (ganz generell, nicht nur in Bezug auf Literatur) nicht erfüllt wurden. Ich werde mich überraschen lassen, dennoch in der vielleicht riskanten Hoffnung einen würdigen Nachfolger auf „Das Magdalena Evangelium“ gefunden zu haben.

Bild von Taras Loboda

 
 

April 29, 2010

speaking the truth

 
Worte die mir aus dem Herzen zu sprechen scheinen.


Everything is allowed,
except interrupting a manifestation of love.
Paulo Coelho



Worte die ich, in meinem Versuch mein Trauma zu verstehen und zu verarbeiten, erst nach langer Zeit überhaupt als für real möglich akzeptieren konnte, handeln sie doch von dem, was für mich völlig undenkbar gewesen ist. Undenkbar in einer psychiatrischen Klinik, unter leitenden Ärzten und Professoren in einem modernen Land. Völlig undenkbar weil zu allem hinzu das Undenkbare mit Vorsatz und geplant umgesetzt wurde.



Als ich das Bild an meinem Bildschirm sah, konnte ich es fast nicht glauben: Paulo Coelho stellt auf seiner Webseite eine elektronische Postkarte zu Verfügung und möchte damit seinen Lesern einen Gedanken mitgeben. Ausgerechnet diesen Gedanke. In einem Satz ausgedrückt. Ein Satz über dieses zentrale Thema meiner Biographie und über den Auslöser des schlimmen Teils meiner Erlebnisse in den letzten Jahren. Ein einziger Satz, der so vieles aussagt. Wie viele Worte, wie viele Gedanken hatte ich doch benötigt, im Versuch das auszudrücken was Paulo Coelho, in seiner Klarheit, in einem einzigen Satz zur Synthese zu bringen weiss?


Ich denke, hier wurde eine Grund-Wahrheit ausgesprochen. Und es wurde der Kernpunkt dieses riesen Vergehens umschrieben, was an der Jungen Dame und mir ausgeübt wurde.
 
 

December 30, 2009

cocoon

Ho perso la poesia.
Anzi... Me l'hanno rubata.
Ma tornerà.
Presto o tardi tornerà!

Altri invece hanno rubato, imprigionato, castigato, mentito, bestemmiato. Altri hanno PECCATO.

Un peccato che forse sta scritto in qualche libro di legge, complicato da definire e complicatissimo da provare. Un peccato ritorto e contorto. Difficile da comprendere e gestire.

In questa difficoltà si sentivano al sicuro. Nell'assurda complessità pensavano di essere protetti. Come larve nel loro bozzolo. Cocoon protettore, manto tessuto con fili di falsità, prepotenza, megalomania, mancanza di rispetto nei confronti dei più basilari principi di convivenza.

Ma un peccato contro la persona e contro l'amore è di una palese semplicità per il linguaggio del cuore. Una goccia di comune buon senso sarà sufficiente.

Una giovane donna è stata punita per aver ritrovato il cammino verso l'amore. Un uomo di mezza età è stato punito per aver ritrovato il cammino verso l'amore.

Possono simili atti rimanere impuniti di fronte al giudizio dell'essere umano? Possono simili azioni rimanere impunite di fronte al giudizio del cuore?