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March 27, 2020

Zuhause verbannt?

 
Wegen CoVid-19 mit schlechter Unterhaltung in den vier Wänden gefangen? Das muss nicht sein...



Szene aus "The Legend of Kaspar Hauser"


Okay, ihr werdet sagen, dies sei überhaupt nicht besser als die übliche schlechte Unterhaltung; und dagegen kann ich nicht einmal etwas einwenden. Aber Achtung, der erste Eindruck kann täuschen (mehr dazu später).



Silvia Calderoni und Elisa Sednaoui
Szene aus "The Legend of Kaspar Hauser"




Dann
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Roger Schawinski informiert über CoVid-19 und erzählt so oft er nur kann, dass man in Europa und der Schweiz viel zu spät viel zu wenig getan hat, dass man China und Südkorea als Vorbild nehmen sollte, die mit Ausgangssperren und abgeriegelten Städte ihre Infektionsherde in den Griff bekommen konnten. Er ruht keine Minute, wenn es darum geht, seinem Publikum unterschwellig Angst zu machen und ihnen das Gefühl zu vermitteln, man habe zu wenig getan und man sei noch lange nicht auf der sicheren Seite. Das Resultat seiner Berichterstattung: Stress. Eine ganz ganz schlechte Sache fürs Immunsystem.


Roger Schawinski  ==  Einflussreichster Schweizer Journalist [ESJ]

Korrektur
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Ich bitte um Entschuldigung.
Das Photo zeigt eine Figur aus der TV-Serie "Preacher":
Ein Nachkommen von Jesus (Autor unbekannt)
Ich möchte mich in aller Form für meinen Fehler entschuldigen.




Dann
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Will man etwas abgefucktes ansehen, das etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, so lässt sich die okkult-satanisch konnotierte Serie "Preacher" empfehlen: sie ist so kaputt, so kaputt und respektlos, dass sie wieder gut ist. In den letzten Staffeln tritt zuerst ein Nachkommen von Jesus, dann werden es dutzende: sie sind leider durch Inzest, aus Gründen der Bewahrung der Blutlinie (okkultes Thema) degeneriert und inzwischen zu schielenden, verblödeten Trottel verkommen, die nicht in der Lage sind für sich zu sorgen. Die Respektlosigkeit und die politische Unkorrektheit sind erfrischend, wenn auch bedenklich. Vielleicht ein Aufbauender Tipp, aber zu diesen unseren Zeiten passend.



Dokus
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Will man versuchen nicht zu verblöden, wünscht man sich eine erbaulichere Unterhaltung, dann kann ich die Liste mit Dokus empfehlen, die "The Great Awakening Report" aufführt. Leider wurden viele der in der Liste verlinkte Videos von Google gelöscht, doch in den meisten Fälle reicht es, den Titel als Search in YouTube einzugeben, um den genau selben Film auf anderen Kanälen zu finden.

greatawakeningreport.com/300-mind-expanding-documentaries



Und... last but not least:
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Ich möchte nicht diesen letzten Tipp versäumen, das absolute Highlight, der vielleicht beste Film seit "The mission" mit Robert De Niro: "The Legend of Kaspar Hauser"! Ein Kunstwerk von und mit Vincent Gallo. Der Filmkritiker Roger Ebert bezichtigt ihn, den schlechtesten Film aller Zeiten gedreht zu haben: "The Brown Bunny". Ob das stimmen mag oder nicht? Es war jedenfalls Jahre bevor Gallo diesen Film drehte. Wie auch immer: ich liebe ihn schon seit vielen Jahren, seit er im Film "Arizona Dream" im Kino sitzend alle Dialoge des Filmklassikers "North by Northwest" von Alfred Hitchcock synchron mitplappert und dann die berühmte Szene mit den Attacken des Sprühflugzeugs pantomimisch nachspielt und rumrennt und sich exakt wie Cary Grant auf den Boden schmeisst.


Vincent Gallo
Szene aus "The Legend of Kaspar Hauser"



In Kaspar Hauser ist er ein Sheriff, der sich um die zeitgenössischen Version eines Kaspar Hausers kümmert, den er zuvor vom Meer in Empfang genommen hat. Dieser ist Musik-enthusiast und lässt die Puppen zur Sound der Gruppe Vitalic tanzen, sobald ihm der Sheriff beigebracht hat, Platten aufzulegen. Tanzen ist sein Leben, und dies scheint in etwa das einzige zu sein, was ihn interessiert. Der Moderne Kaspar Hauser ist ein Raver. Wie gesagt, der vielleicht beste Film seit Jahrzehnten! Oder so...



Szene aus "The Legend of Kaspar Hauser"




Mit diesem Video kann sich jedermann von den überragenden Qualitäten des Films überzeugen. Oder so.




Really last but absolutely not least
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Gerade habe ich "Magical Mystery — Oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" gesehen, Regie von Arne Feldhusen. Dieser Film gehört unbedingt in diesen Post: der Film von Vincent Gallo handelt von elektronischer Musik und Platten Auflegen, and so does this movie. Er handelt vom Ex Techno-DJ Charly aus Berlin, der in der Klapse landete und seit Jahren in einer Parallelwelt der Therapie-Institutionen lebt. Wie es der Zufall so möchte, trifft er auf einen seiner alten Kollegen und kehrt dann zurück in die frühere Parallelwelt der Techno-Clubs: zusammen mit jungen und gealterten DJs geht's auf Tournee. So viel zum Plot. Möchte man von Techno leben, braucht es so richtig dicke Eier. Und entweder sehr viel oder dann aber rein gar nichts in der Birne. Der Film ist mit grosser Liebe gedreht und vielen vielen Details, Humor, sehr viel Humor, lustige Dialoge und skurrile Charakteren.

Absolut grosse Klasse, dieser Film. Diesmal aber wirklich... Ehrenwort.
Und noch was: Buuum Buuum!



Magical Mystery
Oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt  ==  Trailer






Und liest "Die Känguru-Trilogie" von Max-Uwe Kling.
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Oder geht ins Kino und schaut euch den Film an.
Kleiner Witz... (vom Känguru).

 
 

March 14, 2011

Mission: Mensch bleiben

 
Der Film "The Mission" ist für mich ein Meisterstück in Sachen Menschen und dessen Einwirken auf diese Welt und auf seine Mitmenschen, wie ich im hier verlinkten Post "Mission: Mensch sein" geschrieben habe.


Das perfekte Gegenstück dazu ist für mich der Film "<<HOME>>" von Ursula Maier aus dem Jahre 2009, eine Produktion aus Frankreich, Belgien und der Schweiz.


Szene aus dem Film "<<HOME>>" und Link zur offiziellen Webseite


Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem genialen Dokumentar-Film "HOME" über Umwelt, Klima und Ressourcen von Yann Arthus-Bertrand (siehe den hier verlinkten Post).


Obwohl beide dieser Filme mit den Titeln "HOME" und "<<HOME>>", auf zwei völlig verschiedene Arten davon handeln, wie der Mensch mit seinem Zuhause umgeht, mit dessen Zestörung.

"The Mission" und "<<HOME>>" sind zwei absolut nicht vergleichbare Filme. Der Erste eine aufwändige Hollywood Gross-Produktion, die Handlung des Zweiten von ganzen fünf Darstellern gespielt. Und gerade deshalb finde ich, spiegeln diese zwei Filme auf perfekte Weise die heutige Realität: Auf der einen Seite die Institutionen, die grossen Multis, die inzwischen weltumspannende Wirtschaft, das "erobern" neuer Märkte; Auf der anderen Seite das kleinste Nukleus und die Basis jeder Gesellschaft — die Familie. Der einzelne Mensch kann sich nur innerhalb seines kleinen Universums Familie der Autobahn entgegensetzen, die das Leben heute geworden ist. Eine Autobahn die jeder Familie, jedem Menschen direkt vor die Haustür gebaut wird. Im Haus versucht die Familie verzweifelt so viel Menschlichkeit zu bewahren wie es überhaupt möglich ist, während wenige Meter davor die ganze Welt mit seinen schweren Lastwagen vorbeidonnert. Die Autobahn ist in diesem Film was die Conquistadores und die Katholische Kirche in "The Mission" sind. Der Betrachter befindet sich nun nicht mehr auf der Autobahn sondern in den Hütten der indigenen Bevölkerung. Er bekommt die Geschichte einer Familie mit, die vom Leben überrollt wird und diesem Druck nicht standhalten kann. Denn, mal ehrlich gesagt, wer fühlt sich nicht irgendwie überfordert, in der heutigen Gesellschaft? Wer hat nicht das Gefühl, die Autobahn fahre gerade vor seiner Haustür?

Viele Menschen haben in der Tat eine Autobahn, eine "Rosengarten-Strasse", oder sonst eine stark befahrene Strasse direkt vor den Fenstern. Andere müssen in den Vorstädten von Paris leben, wo die Lebensqualität wirklich nicht von den Besten ist. Aber selbst der Manager, der Ingenieur, der Pilot, der Briefträger... Wer von ihnen hat sich nicht schon von diesem Leben überfordert gefühlt? Oder unterfordert? Oder vergessen? Oder missverstanden? Welche Familie hat nicht versucht — wenn auch nur für sehr kurze Zeit — alle Löcher gegen die Aussenwelt zu betonieren und ist dabei schwer gescheitert? Es sind wenige, die Glücklichen, die niemals eine Autobahn vor der Haustüre hatten. Dies zeigt sich auch in der Statistik, dass heute jeder zweite Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann an einer psychischen Störung leider wird — in unserer so sauberen und properen Schweiz, wo die Welt noch "in Ordnung" ist! Jeder Zweite! Es ist also unwahrscheinlich, dass die andere Hälfte völlig unbesorgt und zufrieden durch das Leben gehen kann...


Und der Druck steigt! Die Anforderungen an Kindern und Jugendlichen wachsen stetig. Der Konkurrenzkampf wird immer unerbittlicher. Die Chancen, es "zu schaffen", nehmen hingegen ab. Junge Menschen müssen immer mehr geben um immer seltener dafür eine befriedigende Entschädigung zu bekommen. Und dann wundert man sich weshalb diese "faule Jugend" nur im Vorgarten liegt und sich bräunt, während sie Musik hört. Wir wissen aber alle genau wie die Gefahr überfahren zu werden, für all diejenigen die den Vorgarten verlassen, stetig wächst. Natürlich sollte man die Koffer packen und in die Ferien fahren, wie es alle zur Badesaison machen. Natürlich sollte man mit dem Geschäfts-Verkehr rollen, während des Rests des Jahres. Doch zuerst muss beschleunigt werden, zuerst muss man sich in den Verkehr einfädeln können. Dazu kommt noch, dass diese Autobahn, wo die Wagen nur so vorbei donnern, überhaupt keinen Pannen-Streifen hat! Entweder bist du mit dem Verkehr dabei oder es sieht sehr sehr gefährlich aus, für dich. Da gibt es keinen Platz um stehen zu bleiben und einen Schaden am Auto zu beheben! Wenn dir der linke vordere Pneu platzt, dann hast du ein wirklich grosses Problem! Willst du vielleicht das Rad wechseln? Und stellst dich dazu auf die Fahrbahn? Was machst du, betest du dass dich kein Lastwagen überfährt?

Es ist schon verdammt hart, so eine Autobahn vor der Nase zu haben. Das Verrückte ist aber: Wir hören nicht auf, Autobahnen zu bauen! Immer schneller. Immer mehr. Immer dichterer Verkehr! Jeder weiss, wie verdammt schwierig es ist, mit so einer Autobahn vor der Haustüre zu leben, doch wir hören nicht auf Autobahnen zu bauen! Ist das Normal? Und da sollte die Familie noch der Anker-Punkt für jeden von uns sein? Da sollte die Familie noch in der Lage sein, der Grund-Pfeiler unserer Gesellschaft zu sein? Das ist doch lächerlich. Welche Familie kann denn so was leisten? Immer weniger Familien können das. Und, ob es wirklich nur Schuld der Familien ist, das mag ich bezweifeln... Aber irgend ein Werber wird sich schon noch finden, der uns sagt weshalb wir Geld ausgeben wollen. Und irgend ein Pharma-Konzern wird bestimmt noch ein Medikament auf den Markt bringen, der uns diese Angst vor dem Asphalt austreibt. Irgendwie werden wir es schon noch schaffen...

Denn wir sind Menschen. Und Menschen sind kleine Wunder. Sie machen immer weiter. Denn, sie denken: "Das kommt schon gut!" — Und das ist das grösste Wunder. Und das schönste. Wir sollten uns nicht auch noch dieses letzten Wunders berauben. Wir sollten versuchen, Menschen zu bleiben.



Vision One == Röyksopp

There was a time when all the shadows of these tall buildings
Would throw their cape around each corner of the grassy fields
And one by one, each new shade, would cover the green way back;
Allowing changes that we could not have foreseen

Everybody let us gaze upon the world, we created
And must rest our eyes upon the great machine, as we wave goodbye
Feel the evening breeze caress your smile, the cities are dying
As we watch it fall to a modern state, a modern time


Remember when we hear the distant sound of human life?
A zillion noises whip our eyes that travel through the sky
And one by one, each little sound, has faded away with time,
Allowing changes that we could not have foreseen

Everybody let us say goodbye to all, our notions.
'Cause there's nothing left to say that we're humane, when we're left
behind
It's to late to think that we can worship human emotions
'Cause we've already evolved into machines, in our minds

Ho-oooh ]
Ho-oooh ] } 2x
Ha-aaah ]
Ha-aaah } 1x


 
 

January 26, 2011

Mensch sein – zum 2.

 
Köstlich, zu hören wie Daniel Vasella auf die Frage
Welche ist die wichtigste Eigenschaft, heute, für einen Top-Manager?
folgende Antwort zum Besten gab
Mensch zu sein

Ich amüsierte mich, weil ich vor nicht all zu langer Zeit den hier verlinkten Post "Mission: Mensch sein" geschrieben hatte, über einen Film mit Robert De Niro und über Weltanschauung. Vor bald einem Jahr hatte ich hingegen Daniel Vasella selbst angesprochen, in den Posts "Kaffee und Schaum" sowie "ICH bin es WERT"

"Mensch sein"... Wir sagen also das selbe, und meinen ganz was anderes. Denn, genau unsere Verantwortung als Mensch, auch wenn wir innerhalb eines grossen Konzerns handeln, versteckt hinter der Institution, genau diese Verantwortung wollte ich in diesem Post ansprechen. Es ist eine äusserst kluge Antwort, die Vasella hier gibt. Nicht bindend, scheinbar tiefgründig, nicht eingebildet oder herablassend wirkend... Ein Schmuckstück an moderner Corporate Communication. Eines wurde mir während dem Interview in der Sendung "Sternstunde Religion" klar: Daniel Vasella ist für das Unternehmen das ihn bezahlt jeden einzigen Rappen wert! Es besteht offensichtlich keinen Zweifel daran. Allgemeiner Konsens. Und dies ist, gerade zur jetzigen Zeit, schon mal eine Leistung! Und dann noch bei einem solchen Preis...

Dann kam das Gespräch darauf, wie wichtig es sei 1) seine Mitmenschen so zu behandeln wie man selbst möchte behandelt werden. Er unterstrich noch den Aspekt der Unterlassung, also 2) "Tue deinem Nächsten nichts an, von dem du wünschst es werde dir selbst nicht angetan."

Zum Ersten Teil möchte ich vielleicht sagen, wie jeder Mafia-Boss, jeder grössere Dealer, jeder grössere Verbrecher immer darum besorgt war, sich in der Bevölkerung Wohlwollen zu holen. Wie viele Schwerst-Verbrecher haben die lokale Bevölkerung unterstützt, wo der jeweilige Staat seine Schwächen offenbarte? Wie viele Schulen und Spitäler auf dieser Welt sind mit Geldern einer kriminellen Organisation errichtet worden? Ich war schon ein erwachsener Mann als einer der grossen Kartell-Bosse Kolumbiens dem Staat folgenden Deal anbot: Er würde jegliche ausländische Schulden des Landes höchst persönlich berappen, würde man ihm im Gegenzug Immunität gewährleisten. Man muss sich das einmal vorstellen: Ein einziger Mann, so mächtig dass er den kolossalen Schulden-Berg eines Landes wie Kolumbien auf ein Mal zu tilgen im Stande ist! Nun, wäre man damals in bestimmte Quartiere und ländlichen Gegenden auf die Menschen zugegangen und hätte man sie nach ihrer Meinung gefragt, wie viele von ihnen hätten diesen Mann als grosszügigen, durch und durch guten Menschen bezeichnet? Heute ist bekannt, das Angebot im Tausch seiner Immunität ist ein Märchen, das aber durch die ganze Welt ging — völlig undenkbar war es schliesslich nicht. Tatsache ist auch, dass die Realität damals viel schlimmer als jeder Mythos ausgesehen hat. Pablo Escobar, dieser Drogen-Boss hatte Politik und Justiz unterwandert, er hatte die Macht die Konstitution zu seinen Gunsten ändern zu lassen, er hat ein Blutbad angerichtet, er konnte sich selbst ein Gefängnis bauen in das er bereit gewesen wäre sich einzusperren lassen. Angst, Schrecken und Terror waren die Folgen des Aufeinanderprallen seinem Grössenwahns mit der Realität. Und dennoch, so tragisch dies auch ist, sein Name ist heute noch für viele Menschen in Kolumbien ein Mythos, seine Person wird idealisiert und hoch stilisiert. Geld und Macht verführen Menschen so sehr, dass sie selbst Blut und Mord die daran kleben verdrängen können. Wie soll der Mensch also noch im Stande sein, sich über eine unmoralische und Menschen verachtende — und absurderweise völlig legale — Art, Geld zu machen, zu empören? Wie soll sich der Mensch noch über Spekulation an der Börse, Steuer-Oasen für Super-Reiche, Exporte von Billigst-Produkte von Europa nach Afrika noch empören? Vor allem, wenn man bedenkt, dass man den Menschen auf der ganzen Welt vorzugaukeln versucht, diese Art zu Geschäften sei die einzige Rettung vor dem vermeintlichen Abgrund des wirtschaftlichen Untergangs.

Natürlich möchte ich das Geschäften Escobars in keiner Weise mit irgendwas vergleichen was in der Schweiz geschieht. Doch diese Geschichte zeigt uns exemplarisch wie Mythen entstehen und wie sie über Jahre und Kontinente bestehen können, völlig unabhängig davon wie entfernt sie auch von der Realität sein mögen. Heute erliegen wir eines der ganz grossen Mythen der Menschheit: Dem Mythos der Wirtschaft.


Zum zweiten Teil, da kommt in mir schon ein bisschen Wut auf... Denn sofort kommt mir hier der Gründer von Crossair, Moritz Suter in Sinn. Er hat bestimmt keiner Fliege in seinem Umfeld etwas zu Leide getan. Niemand kann ihm etwas vorwerfen. Selbst der Prozess der ihm gemacht wurde, in Zusammenhang mit dem Absturz eines Fliegers seiner Gesellschaft, blieb ohne Ergebnis. Doch es hatte ihn den Ehrgeiz gepackt. Und genau dies ist der Punkt, der mich so aufwühlt. Wann wird je eine führende Persönlichkeit dafür verantwortlich gemacht, was das Unternehmen an Fehlern begangen hat? Moritz Suter hat ohne Zweifel ein schlechtes Klima mit zu verantworten, innerhalb der damaligen Crossair. Man stelle sich vor: Ein dort angestellter Pilot verdiente zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn weniger als was ich verdiente, bevor ich krank geschrieben wurde! Und ich bin seit inzwischen bald 30 Jahren Opiat-Abhängig! Und: Ich habe niemals die Verantwortung über mehrere Dutzend Menschen gehabt! In den Cockpits konnten Kapitän und Co-Pilot oft fast nicht miteinander kommunizieren, weil sie nicht eine gemeinsame Sprache beherrschten und teilweise nur gebrochen Englisch sprachen — gerade so viel wie für den normalen Funk-Verkehr notwendig! Der Staatsanwalt musste sich geschlagen geben: Juristisch kann man in der Schweiz einen Moritz Suter nicht dafür verantwortlich machen, was zum Tode vieler Menschen geführt hatte.

Siehe auch die hier verlinkten Posts
Mehrfach-Moral,
das Brabeck-Dilemma
und die 2 Posts betreffend der
UBS Affäre


Ich möchte Daniel Vasella auf keinem Fall die Verantwortung für irgendwas geben. Überhaupt nicht. Ich habe keine Ahnung davon, was Novartis überhaupt für Geschäfte macht. Niemals möchte ich hier behaupten, Vasella trage in der Tat Verantwortung für etwas, Verantwortung die er nicht wahrnehme. Nein... Ich möchte aber dennoch die Frage in den Raum stellen, ob es überhaupt menschlich möglich ist, Chef eines solchen Konzern zu sein und gleichzeitig zu behaupten, man würde nach dem Prinzip handeln, keinem etwas anzutun? Kann man das wirklich? Ich meine... Wenn das wirklich möglich sein sollte, wenn Daniel Vasella vor dem Schöpfer treten könnte und sich seiner Unschuld sicher wäre, dann ist es kein Wunder weshalb er der Millionär ist und ich der arme Schlucker: Ich würde mich schon schuldig fühlen, bevor ich meine Unterschrift unter einem solchen Vertrag setzen würde. Aber dies ist eher mein Problem, oder?

Gerade kommt die Wahrheit über Tamiflu und die Machenschaften von Roche ans Licht, was die Zulassung dieses Produkts angeht. Selbst ich habe inzwischen von der dunklen Seite von Tamiflu gehört. Ich, der sich nicht über gut recherchierte Presse informieren kann, weil er zur Zeit nicht imstande ist zu lesen. Doch dies ist eine andere Geschichte. Mit anderen Verantwortlichen.


Ich möchte keine Schuldzuweisungen an die Adresse von Daniel Vasella machen. Ich möchte aber betonen, dass "Menschen" morden, vergewaltigen, lügen, verraten, schmieren, hinterziehen usw. Und ich möchte damit die Frage stellen, ob es wirklich genügen mag
Mensch zu sein
um eine Verantwortung wahr zu nehmen wie die, Chef eine Unternehmens wie Novartis zu sein.

Schlussendlich ist auch jede der Figuren in "The Mission" ein Mensch gewesen. Ist das in unseren Augen, heute, genug? Wie wird man das Handeln eines Daniel Vasella in einigen Hundert Jahren beurteilen? Wird man einen Film darüber drehen?
 
 

October 12, 2010

Mission: Mensch sein

 
Der Film "The Mission" von Roland Joffé aus dem Jahr 1986, mit Robert De Niro, Jeremy Irons und dem Soundtrack von Ennio Morricone, war und bleibt einer der für mich besten und stärksten Filme über das Dilemma des Menschen in der modernen Welt, in seiner ursprünglichsten Form, über den Gegensatz zwischen menschlichem Sein und sozialem Wesen. Der Mensch, zwischen Tier und Gott, auf seiner Suche nach sich selbst — wo er schon einmal das Verderben in der eigenen Familie und das eigene Unglück heraufbeschwören kann — muss sich dann noch mit all den Ideen und Konstrukten unserer Gesellschaft auseinandersetzen und damit zurecht kommen. Der Mensch, der "teuflisches" meistens in Seinesgleichen entdecken muss oder in den Institutionen und Definitionen die er selbst geschaffen hat (meistens im Glaube damit Ordnung ins Chaos bringen zu können) und die nun selbständig zu werden scheinen und plötzlich keinen Respekt und Erbarmen mehr für das Schicksal eines Einzelnen haben können.

Szene aus dem Film "The Mission"


Darüber hinaus können wir uns vorstellen wie sehr wir uns, in unserer westlichen Gesellschaft, immer mehr vor tiefgründigen Erfahrungen schützen. Nach 2 Weltkriegen kein unberechtigter Wunsch. Dennoch müssen wir uns nun die Frage stellen, wie es dem modernen Menschen möglich sein soll, prägende Erfahrungen erleben zu können, ohne sich zur Fremdenlegion zu melden. Wie können unsere Kinder, in all dem Anstreben nach dem "Funktionieren", noch ihre Rand- und Grenzerfahrungen machen, die der Mensch irgendwie doch zu brauchen scheint? Was bietet unsere Gesellschaft dazu, ausser Adrenalin-Sportarten und Drogen-Exzesse? Ist Selbstfindung noch möglich? Oder ist sie überhaupt noch erwünscht? Oder führt die Suche danach immer öfters in die Psychiatrie — und zwar dann besonders, wenn die Suche zuerst einmal wiederholt nicht erfolgreich ist und an irgendwelchen innerlichen oder äusserlichen Hindernisse scheitert?

Kann eine Gesellschaft, um das Kapital herum organisiert, für den Menschen ein lebenswertes Leben bieten? Oder muss sich der Mensch dieser Organisation unterordnen, wie schon seit hunderten von Jahren? Diese Frage ist heute, so glaube ich, wichtiger denn je. Sie ist nicht mit den grossen Utopien des 20. Jahrhunderts gestorben, denn die Umsetzung dieser fabd einzig den Weg der Gewalt. Heute sind wir vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wirklich in der Lage uns die grundlegende Frage zu stellen, wie wir unser Leben und unser Zusammenleben organisieren möchten. Und heute haben wir Ressourcen und Energie um die Antwort selbständig und freiwillig wählen zu können. Freiwillig und ohne Zwang, langsam abder ununterbrochen. Denn, langsam sollten wir uns daran machen, in den nächsten Jahren, uns diese Frage bewusster zu stellen und nach Antworten zu suchen. Auch deswegen, um niemals mehr das tun zu müssen, was Institutionen und Konstrukte im schlimmsten Fall den einzelnen antun: Ihn Niederwalzen. Oder den Planeten. Oder irgendwas sonst... Mit welcher Einstellung gehen wir ans Werk, wenn wir nach Öl bohren? Und mit welcher, wenn wir ein Gewächshaus in Spanien bauen? Oder wenn wir unser Geld in Aktien investieren? Was sind wir alles bereit zu opfern, um an unser Ziel zu gelangen? Wen sind wir bereit zu opfern? Was alles blenden wir aus, was aber in Tat und Wahrheit mit dem zu tun hat, was wir tun? Wenn der nächste Madoff fallen wird, wovon können wir uns dann reines Gewissens distanzieren und behaupten, die Schuld läge nicht im Geringesten bei uns?

"Diese" Welt ist das, wie im Film so schön gesagt wird, was daraus gemacht wird. Was jeder einzelne von uns daraus macht.

Ein Film der, bei mir, wahrlich viele Fragen aufwirft durch die einfache Erzählung der Schicksale einiger Menschen an der Grenze zwischen unserer Gesellschaftsform und einer, die wir niemals mehr erleben werden. Sowohl Fragen über den Einzelnen und wie er für seine eigene Existenz einen Sinn zu finden versucht, wie auch Fragen über die Art in der wir zusammenleben und uns organisieren, und wie wir immer öfters uns selbst leugnen müssen, in der Annahme die "Allgemeinheit" würde eher wissen, was das Richtige sei.