August 29, 2008

Wieso Sozialfall?

Aus einer ganzen Reihe von Umständen heraus,
bin ich inzwischen zum Sozialfall geworden.

Unter anderem ist es so weit gekommen, weil ich mich
damit einverstanden erklärt habe, nicht mehr Krank-
geschrieben zu werden.
Mein guter Wille, und die Tatsache, dass ich es als
selbsverständlich betrachte, meinen Anteil zu leisten,
um mich wieder einzugliedern und Arbeitsfähig zu
werden, hat mich in diese Situation gebracht.

Wenn ich von Anfang an gesagt hätte, wir können es
alle vergessen, dass ich Arbeiten gehe, in dieser
Verfassung, dann hätte ich jetzt den vollen Lohn als
monatliches Einkommen.

Aber nein... ich bin gutmütig, ich probiere es ja, ich
gebe mein Bestes...
Und prompt!

Nun ist die Tagesgeldversicherung nicht mehr verant-
wortlich, da ich nicht mehr krankgeschrieben war, im
August.

Also, ab zum Sozialamt.

Hausarzt und Therapeut, denen ich sehr vertraue und
dankbar bin, für all die Hilfe die ich bekommen habe,
müssen sich jetzt eventuell in einen Papierkrieg stürzen,
der Aussichtslos sein könnte, oder sie lassen "mich hängen",
denn aus Erfahrung wissen Sie, dass man keine Chance
bei der Versicherung haben wird.

Also werden Gutmütigkeit und guter Willen wieder mal
bestraft?

Und, ist es nicht offensichtlich, dass es sich um den selben
medizinischen Fall handelt, Krankschreibung hin oder her?
Bin ich nicht Arbeitsunfähig aus dem selben Grund, wieso
ich vor 2 Monaten krank war?

Also habe ich dieses Mail an die Ärztliche Direktion der
Psychiatrischen Klinik geschrieben, das natürlich
ohne Antwort blieb...

von Xxxxxxx Xxxxxxxxx
an Xxxxx Xxxx

25. August 2088 16:27

Re: akteneinsicht


Damit ist die Korrespondenz in dieser Sache abgeschlossen?

Wissen Sie was?
Ich bin völlig fix und fertig, aus, sense, nada mas.

Meine Mutter sagte nach meinem Austritt, ich hätte ja völlig
Willens- und Antriebslos dort rauskommen können.
Sie sagte es damals, um zu demonstrieren, wie weit entfernt
ich doch noch vom Worst Case war.
Inzwischen denke ich sie hat damals, ohne es zu wissen,
ziemlich genau den Punkt der Situation gemacht.

Und möchte jemand von den Ärzten behaupten, das wäre
so oder so passiert, diese Krise steckte in mir und hätte
sowieso mein Leben durcheinander gebracht,
egal was in der Klinik mit mir gemacht wurde?

Haben Sie tatsächlich den Mut zu behaupten, diese Krise
ist jetzt einfach schneller eingetreten als sie sonst sowieso wäre?
Und, dass ich vielleicht noch die Leute um mich mit hinein
gezogen hätte, z.B. Xxxxxx?
Haben Sie den Mut dies meiner Mutter ins Gesicht zu sagen?
Oder Xxxxxx selbst?
Sie haben ihr dies vielleicht sogar schon so ähnlich
rübergebracht und verkauft.

Wenn Sie das nicht meiner Mutter sagen würden, wie
rechtfertigen Sie sonst, was mit mir gemacht wurde?
Wie begründen Sie, dass die Ärzte der Klinik mich als
psychotischen Schizophrenen (Entlassungsbericht)
entlassen haben, um mich mit dieser Hypothek auf
meinen weiteren Lebensweg zu schicken?

Wenn diese Krise meine Geburt ist, wieso bin ich dann
überhaupt in die Klinik eingetreten?
Wieso war ich so überglücklich,dass alles passte?
Um danach noch schlimmer abzustürzen?
Wenn ja, hätten Sie das nicht mit mir in der Therapie
angehen sollen?

Wissen Sie, am Dienstag werde ich in die Klinik Xxxxxxxxxx
eintreten...
Und es macht mich so wütend zu wissen, dass ich jetzt
ganz wo anders stehen könnte, wenn ich auf dem Menschen
hätte aufbauen können, den ich im März war!

Natürlich, auf rechtlicher Basis sind Sie absolut unantastbar.
Und es ist auch nicht in meinem Sinn, etwas auf diesem Wege
zu unternehmen.
Eigentlich ist es nicht in meinem Sinn, irgendwas zu unternehmen.

Doch die Kommunikation, die werde ich weiterführen, solange
ich das Bedürfnis dazu habe.

Also, rechtlichen Weg mal bei Seite gelassen...
Von einem moralischen, ethischen und ganz einfach menschlichen
Standpunkt aus, seid Ihr Ärzte alle völlig überzeugt, Euch treffe
absolut keine Verantwortung, für die Missstände in meinem Leben,
in den letzten Monaten?
Oder dafür, dass mein Sohn Xxxxxx wieder den Vater
gesehen hatte, den er liebte und brauchte und, dass dieser ihm
nach einem kurzen Augenblick gerade wieder genommen wurde,
um wieder den kranken, apathischen, antriebslosen Menschen zu
bekommen, der zur Heilung in die Klinik eingetreten war?

Oder, dass um mit Doktor Yyyyyy überhaupt einigermassen
abschliessen zu können, ich einen grösseren Mist in
meinem Leben bauen musste, als er es getan hatte?
Dass nur durch ein schlimmeres Schuldgefühl meinerseits,
ich die Verletzung von ihm etwas in den Hintergrund rücken konnte?
Ist das der Therapie-Erfolg den Sie erzielen wollten?

Wenn wenigstens eine informelle Geste von den Ärzten
gekommen wäre, hätte ich die Sache zumindest von einem
menschlichen Standpunkt aus, ad Acta legen können.
Ich werde es ad Acta legen, aber ohne die Chance gehabt zu haben,
zu verzeihen.
Und dies ist in meinen Augen absolut TRAGISCH!!!

Es ist die zweite Erfahrung in meinem Leben, die ich nicht
verzeihen konnte und das ist, meiner Weltanschauung entsprechend,
gravierend und schwer belastend.
Eigentlich ist es die erste Erfahrung als erwachsener Mensch, die ich
nicht verzeihen kann, wo ich für meinen Teil Verantwortung
übernehme und das Gefühl habe, mein Handeln bewusst gewählt
zu haben, und dafür jederzeit geradestehen zu können.
Ich werde daran arbeiten, verzeihen zu können, doch schon nur
die Tatsache, dass es mir so schwierig fällt, spricht Bänder!!!

Mit freundlichen Grüssen
Xxxxxxx Xxxxxxxxx

Und wie ich auf die Tafel geschrieben hatte
(ist das in der Krankengeschichte oder musste es weichen?):

THEY MADE A VEGETABLE OF ME.
CONGRATULATIONS TO THE RESPONSIBLES.