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March 16, 2011

unser täglich Wahnsinn

 
Ich hörte einen bio-dynamischen Landwirt sagen, jeden Tag gäbe es vor dem Morgengrauen ein Konzert von Vögeln, das rund um die ganze Welt geht: Er würde mit seiner Arbeit dazu beitragen, die Qualität dieses Konzerts zu verbessern. Ich fand dies ein wunderschönes Bild...

Das Verrückte daran ist aber, dass dieser Bauer nicht die Qualität des Konzerts verbessert, was er tut ist lediglich dieses Konzert nicht noch weiter zu zerstören (z.B. durch die Bewahrung der Arten-Vielfalt). Im Gegensatz zu dem was in der konventionellen Landwirtschaft geschieht, achtet er darauf dieses Konzert nicht zu ersticken, es nicht zu dezimieren. Wir sind inzwischen soweit, dass es fast was romantisches an sich hat, schon fast idealistisch-träumerisches, die Welt nicht zu zerstören.

Ich sehe mir gerade den neuen Dokumentar-Film von Marie-Monique Robin an, mit dem Titel "Unser täglich Gift": schon nach einigen Minuten kann ich nicht mehr sitzen bleiben und laufe vor Empörung herum. Sie geht Dingen nach, wie die von Industrie und Behörden benutzte Methode um die Schädlichkeit von Chemikalien, deren höchst erlaubte Dosis oder die Zulassungs-Methoden von Produkte. Und diese Methoden sind (wen wunderts?) so abstrakt wie die Argumentationen der Befürworter. Man nimmt Ratten und sucht nach der Menge des Produkts, die die Hälfte der Bevölkerung vergiftet, von dieser Menge ausgehend sucht man dann die Kleinere, die nicht mehr tödlich ist, dann multipliziert man es mit der Anzahl Kilos einer Person und subtrahiert noch das Geburtsdatum der Oma des Verwaltungsrats-Präsidenten, diese Zahl multipliziert man wiederum um die voraussichtlichen Kosten von Gerichts-Verfahren der Opfer, addiert noch die nötigen Schmiergelder- und Lobbying-Kosten, teilt dann durch die Anzahl Aktien die von der Firma auf dem Markt sind: Et Voilà! Schon hat man die Anzahl der fetten Jahre die der Firma bevorstehen. Wunderbar... Oder so.

Es ist der absolute Wahnsinn. Die Produzenten von Zigaretten haben es vorgemacht. Wir wissen was Zigaretten verursachen und wir wissen was die Firmen von sich gaben, damals: Bis zu Letzt beteuerten sie, die Schädlichkeit sei nicht nachgewiesen! Bei der Fütterung von Rindern gab es auch keinen Grund zur Sorge, als man sie zu Kannibalen machte. Heute weiss man wie hirnrissig doch diese Vorstellung war. Und dennoch: Es brauchte einen Rinder-Wahnsinn, um überhaupt über dieses Thema sprechen zu können, um zu einer Einsicht gelangen zu können.

Ich frage mich nun: Ist es wirklich notwendig, dass wir bei jeder Technologie, bei jedem Fortschritt, einen Rinder-Wahnsinn erleben, um einen vernünftigen Gebrauch einzusehen? Ich frage mich was geschehen soll, bis man den Tieren keine Antibiotika mehr verfüttert, als wäre es das normalste auf der Welt.

Die Produzenten von Chemikalien für die Landwirtschaft haben zu beginn der "Grünen Revolution" damit argumentiert, dass dank der Effizienz-Steigerung bei der Produktion von Lebensmittel der Hunger auf dieser unseren und Gottes Erde bald überwunden wäre! Sie proklamierten das Ende vom Hunger in Afrika! Was ist aber heute die Realität? Genau diese "Optimierung" der Produktion macht eine gerechte Verteilung von Lebensmitteln immer unmöglicher.
Diese selbe Produzenten verkaufen uns nun die Gen-Manipulierte Landwirtschaft mit dem genau selben Argument. Das dieses Argument nicht der Wahrheit entspricht können wir schon heute sehen, wir müssen nicht 50 Jahre warten, wie bei den Chemikalien! Wir wissen inzwischen längstens, dass die Realität am Schluss meistens viel schrecklicher ist, als die Bedenken die sich die "Pessimisten" und "Miesmacher" machten. Müssen wir wirklich noch erleben, wie Mutanten auf unserer und Gottes Welt spazieren, 2 Meter grosse Gestalten zwischen Kakerlaken und Fledermäuse, um zu begreifen dass wir keine Ahnung davon haben, was wir da gerade am spielen sind?


All die grossen Firmen benützen abstrakte Zahlen, die bestimmter Mengen von Giften
bei Versuchen mit Ratten entsprechen, um ihre Produkte lizenzieren zu können. Gesucht wird die Menge die nicht mehr die Ratten tötet, sondern "nur noch" Krebs erregend wirken. Die Behörden haben erst einen kleinen Bruchteil der verschiedenen Substanzen genau untersucht, geschweige denn deren Kombinationen. Und dennoch dürfen diese Firmen ihren Gift auf der ganzen Welt unter die Menschen bringen. Und Milliarden-Gewinne machen, die irgendwo in der Schweiz oder auf den Cayman-Islands verschwinden werden. Ist das nicht völlig verrückt?

Ich habe einen Vorschlag für die Erteilung von Bewilligungen für Chemicalien. Gemäss meinem Motto "Tue niemandem etwas an, das du nicht auch deinen Kindern antun würdest", schlage ich vor dass nur Produkte eine Bewilligung zur Vermarktung erhalten, die eine 10 jähriger Vorlaufzeit bestanden haben: Eine Zeit in der sich eine Familie der Geschäfts-Leitung, Eltern und Kinder, als völlig gewöhnliche Konsumenten des Produkts verhalten, so wie es die Käufer ein Leben lang tun werden. Ist Herr Vasella bereit, seinen Kindern die verschiedenen Psycho-Pharmakas zu verabreichen, die in den USA einen Zuwachs im 3 stelligen Bereich hatten, bei Kindern? Er selber würde sie auch schlucken? Wenn er das 10 Jahre lang tut, dann kann er gerne das Produkt auf den Markt bringen. So einfach wäre das... Das selbe für jegliche Pestizide, Gen-Technologien, usw.


Heute sind akademische Welt und Allgemeinheit in der Situation, zuerst einen Schädlichkeit-Nachweis liefern zu müssen, damit ein Produkt vom Markt genommen wird. Das ist verrückt! Die nicht Schädlichkeit sollte vom Produzenten bewiesen werden, und zwar völlig transparent. Dabei stehen nicht einmal die Studien, die zur Erteilung der Bewilligung benutzt wurden der Öffentlichkeit zu Verfügung.

Das ist die Welt des letzten Jahrtausend! Es ist nun Zeit, sich der Agenda für das neue Jahrtausend zu widmen. Es ist höchste Zeit!



"Unser täglich Gift" wurde auf Arte ausgestrahlt.





Marie-Monique Robin ist auch Macherin von "Le monde selon Monsanto". Siehe auch den Post "Monsanto: mit Gift und Genen".

 
 

January 28, 2011

Einkaufspreis - Hase

 
Wie ist es möglich, eine solche Diskrepanz zwischen den grundlegenden "Gesetzen" der Wirtschaft und das sich in der Realität zeigende Bild zu haben? Man sagt uns, Wirtschaft basiere schlussendlich auf Wachstum, so weit so gut. Auf der anderen Seite ist Arbeitslosigkeit heute ein riesiges Problem. Ausserdem ist es ein Problem, ein immer grösseres, genügend Reichtum zu generieren um die ältere Population zu versorgen. Und die sogenannten "randständige" Gruppen. Und und und... Doch, lassen wir einmal die Wirtschaft als Konstrukt bei Seite, dann lässt sich doch 1 Realität nicht weg leugnen. Im Grunde weiss es jeder, im Grunde schlummert es in jedem von uns doch es bleibt uns nichts anderes übrig als dies zu verdrängen.

Es wäre machbar, Arbeit und Ernährung und Altersvorsorge für jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde zu generieren.
Doch dies lässt sich nicht in der Realität umsetzen. Wieso?

Eigentlich kann niemand ernsthaft behaupten wollen, dass der Mensch nicht in der Lage wäre, Beschäftigungen, ja sogar sinnvolle Beschäftigungen für jedes Individuum zu gestalten. Der Mensch erfindet sich jeden Tag neu, er erschafft sich neue Aufgaben, eine neue Art die Umwelt zu gestalten und daraus Wertschöpfung zu generieren. Und, wenn wir ehrlich sind, gäbe es Arbeit für jeden. Das Problem ist die Art, wie wir diese Gestaltung der Umwelt in unserer Arbeitswelt organisieren. Grundsätzlich gibt es 2 Arten von Märkten: Die gesättigten und die ungesättigten. Gesättigte Märkte sind zum Beispiel die Unterhaltungs-Elektronik, die Nahrungs-Produktion. Ungesättigte Märkte sind in den neuen Technologien zu finden, teilweise in der Pharma-Branche, in der Bio-Technologie, in den erneuerbaren Energien. In diesen ungesättigten Märkte besteht die Tendenz zur Kartell-Bildung. Sie generieren schwindel-erregende Gewinne. Exorbitante Gewinn-Margen werden oft nicht verteilt und nicht weitergegeben. Es entsteht ein Monopol an Wissen, Macht und Reichtum. Dennoch sind die ungesättigten Märkte die weniger problematischen, denn es besteht Spielraum, es besteht Wachstum. Wachstum ist die Heilige Kuh, das Heilige Gral, die Höchste Instanz: Wachstum ist das ganze Spiel. Problematischer sind die gesättigte Märkte: Dort ist Wachstum nicht mehr "natürlich" existierend. Also muss er generiert werden. Sei es durch die Erschaffung neuer Bedürfnisse, neuen Konsums, oder dann durch das Verringern der Kosten. Dazu aber ein ander Mal mehr. In den gesättigten Märkte besteht jedenfalls das grössere Problem, denn dies sind die Branchen in denen Herr und Frau Jedermann arbeiten könnten, die den grössten Teil der Bevölkerung versorgen könnten. Doch, weil hier unvernünftig gehandelt wird, weil man anstatt sinnvoller Beschäftigung und ausreichender Versorgung auf fatale Weise die Gewinn-Optimierung in den Vordergrund stellt, entstehen sinnlose Beschäftigungen, dem Menschen unwürdige Beschäftigungs-Bedingungen. Um Wachstum zu generieren. Gewinn-Wachstum.

So passiert es, dass ein Riese der Unterhaltungs-Elektronik 1'000 Produkte aus seinem Sortiment zum Einkaufs-Preis an den Mensch bringt. Man muss sich das Vorstellen: Produkte für einen Wert von zig Millionen werden einfach so zum Einkaufs-Preis wieder weitergegeben. Wie viele Menschen aber müssen arbeiten, um dies überhaupt möglich zu machen? Wie viel Gewinn muss anderswo generiert werden, um dies zu kompensieren? Um es überhaupt umsetzen zu können? Und, das grösste Problem ist inzwischen, dass man sich diesen Spass gar nicht mehr durch anderen Gewinn leisten kann, nein, man kann es nur durch die Einsparung von Ausgaben bewerkstelligen. Das heisst, es wird bei Löhne gespart um den Laden am laufen zu halten. Denn die Gewinn-Margen anderswo bieten keinen Spielraum mehr. Das ganze System basiert immer mehr auf Billig-Preise, kleine Margen.

Auch in der Lebensmittel-Branche besteht dieser Trend. Alle dürfen weniger an den Produkten verdienen. Und alle werden auch weniger für ihre Arbeit verdienen. Um neue Gewinne, um Wachstum generieren zu können, müssen neue Bedürfnisse geschaffen werden. Auf künstliche Weise. Und so brauchen wir nun jede Menge an Design-Food. Industriell produziert. Auf Kosten-Effektivität ausgerichtet. Kosten-Reduzierung ist die unheil-verheissende Zauberformel der letzten Jahrzehnte.

Lebens-Qualität kostet nun mal etwas. Jedoch weniger als die Behebung der, von Mangel an Lebens-Qualität verursachten Schäden. Und sie wäre viel billiger als wir es für möglich hielten, wenn wir uns wieder auf gewisse Dinge besinnen würden. Sie wäre viel einfacher zu erreichen und viel weniger kostspielig, wenn wir auch nur schon ein bisschen mehr Mass halten würden, in unserem Überfluss.


Wie stehen diese Szenarien, die sich weltweit immer weiter am zuspitzen sind, in krassem Gegensatz zu dem Bild der jeder von uns eigentlich irgendwo in seinem Herzen vergraben hat, vor langer Zeit, dass Arbeit, Nahrung und Versorgung für jeden Menschen auf dieser eigentlich möglich wären?


Ich werde wütend, wenn ich höre dass inzwischen 1/3 der Transaktionen an der Zürcher Börse automatisiert abgewickelt werden. Es sind Maschinen, die ganz alleine entscheiden und handeln, welche Wertpapiere zu welcher Zeit gekauft und verkauft werden, im Millisekunden-Bereich, mit dem einzigen Zweck Gewinn zu generieren. Gewinn aus dem Nichts. Auf Papier. In Computern. Das ist wie der Hase aus dem Zylinder. Leider möchte man uns glauben lassen, nach dem Hase der in den Börsen hervorgezaubert wird, seien die Güter und Reichtümer dieser Welt zu verteilen. Der Hase entscheidet, wer was bekommt! Ist das nicht purer Wahnsinn? Vor einiger Zeit gab es einen Quasi-Crash an der NY-Börse, als die Algorithmen sich in einem teuflischen Kreis zu bewegen begannen. Jede Maschine, die automatisiert und autonom Transaktionen vornahm, trieb die Nächste zum Verkauf. Die ganze Sache schaukelte sich auf und es kam zur Eigendynamik. Alle Maschinen verkauften. Unsummen gingen flöten. Milliarden gingen vernichtet. Die einzige Lösung: Die Maschinen abzustellen.

Nun sagt man uns, dass in Zürich dies niemals passieren könne. Schön. Beruhigend. Und wieso? Weil man die Maschinen so programmiert hat, dass sie sich in einem solchen Fall selbst "abstellen". Man hat die Algorithmen verbessert um es möglich zu machen, dass eine solche Entwicklung sofort als solche erkannt wird und darauf reagiert wird, mit dem Stop der Transaktionen. Das soll das Problem gelöst haben? Man sagt uns, dies habe das Problem gelöst! Der Crash wird vermieden... Doch dies ist eine Lüge. Dies ist Symptom-Bekämpfung. Denn das wahre Problem ist: Die automatisierten Transaktion tendieren weiterhin zu solchen Entwicklungen, die Dynamik wurde nicht grundsätzlich geändert. Man zieht einfach den Stecker, bevor es irgendwer merken kann! Und die Tatsache, dass diese Eigenschaft weiterhin grundlegender Bestandteil der elektronischen Wirtschaft ist, sollte uns wirklich zu denken geben.

Natürlich kann man sagen, Menschen würden genau gleich handeln und sich auch in ein solches Szenario hinein manövrieren können. Wahr... Im Nachhinein würde man aber die Fehler analysieren und Lehren daraus ziehen. Man würde sich den Vorsatz nehmen, nie nie mehr auf dermassen dumme Weise zu Handeln. Eine Menschliche Eigenschaft. Doch hat es eine andere Qualität, wenn wir diese unsere Eigenschaft, diese unsere Fehlbarkeit den Maschinen anlernen und diese dann für unsere Wirtschaft sorgen lassen. Oder? Wollen wir wirklich, dass Maschinen, die im Grunde die schlechte Eigenschaften des Menschen erlernt haben plus die Fähigkeit zu erkennen, wann es "zu Viel des Guten" ist, unsere Reichtümer verwalten? Und sie tun dies mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Effektivität!


Wenn jemand den Gewinn-Generierenden-Gewinn kritisiert, wenn jemand diesen Hasen im Zylinder als Trick entlarven möchte, erinnert uns ein Daniel Vasella sofort daran, er ermahnt uns nicht zu vergessen, wer aber auch davon profitiert: die Pensions-Kassen. Man sagt uns also, dass wir gar nicht ohne den Hasen leben könnten, denn wir könnten unsere alternde Bevölkerung nicht mehr versorgen! Ein Tabu, also... Was er aber vergisst zu erwähnen ist, dass sich rund um die Pensions-Kassen eine ganze Branche etabliert hat. Wie viele Menschen, Berater, Consultants verdienen an den Geldern der Pensionskassen mit? Und das ist nur der eine, kleine Teil derjenigen, die am Verwalten dieser Gelder teilhaben und dafür entlohnt werden. Dann gibt es den viel viel grösseren und unheilvolleren Teil: was mit diesen Geldern finanziert wird. Wie viele, in der Wirtschafts-Krise verpulverte Billionen stammten aus Pensionskassen-Vermögen? Wie viele Gelder hart arbeitender Menschen wurden in den Bau von teuren Wohnungen investiert? Wohnungen, die sich die Versicherten nie werden leisten können? Stellen wir uns mal vor, diese Vermögen würden nur für die Auszahlung der Altersrenten eingesetzt und in "angemessene" Dinge investiert, in KMU's, in der Erschaffung neuer Arbeitsplätze die Wohlstand generieren, wie zum Beispiel dezentralisierte Energie-Gewinnung. Ein schöner Traum, nicht wahr? Wir wären dann in der Lage, die Altersvorsorge zu gewährleisten und eine bessere Lebensqualität zu garantieren. Man hat diese unsere und Gottes Welt zum "Dorf" deklariert, zum Dorf gemacht. Nun sollte man die Konsequenzen daraus ziehen. Die Welt ist nicht, noch nicht, am Altern. In vielen Ländern besteht mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus Jugendlichen. Was ist mit denen? Früher hat man das so gehandhabt: Die alten gaben ihr angehäuftes Vermögen an die nächste Generation weiter, die wiederum damit wirtschaftete und den Lebensunterhalt für die aktuellen 3 Generationen garantierte. Dann, ging es an die nächste Generation weiter... So ging das, früher. Und weshalb sollte es heute nicht mehr möglich sein? Wir sind im Stande auf den Mond zu gehen, riesige Armeen aufzubauen, die Atom-Spaltung zu "beherrschen", aber bringen es nicht fertig unsere Vorfahren zu unterhalten? Bestimmt nicht zum Einkaufs-Preis...
 
 

January 26, 2011

Mensch sein – zum 2.

 
Köstlich, zu hören wie Daniel Vasella auf die Frage
Welche ist die wichtigste Eigenschaft, heute, für einen Top-Manager?
folgende Antwort zum Besten gab
Mensch zu sein

Ich amüsierte mich, weil ich vor nicht all zu langer Zeit den hier verlinkten Post "Mission: Mensch sein" geschrieben hatte, über einen Film mit Robert De Niro und über Weltanschauung. Vor bald einem Jahr hatte ich hingegen Daniel Vasella selbst angesprochen, in den Posts "Kaffee und Schaum" sowie "ICH bin es WERT"

"Mensch sein"... Wir sagen also das selbe, und meinen ganz was anderes. Denn, genau unsere Verantwortung als Mensch, auch wenn wir innerhalb eines grossen Konzerns handeln, versteckt hinter der Institution, genau diese Verantwortung wollte ich in diesem Post ansprechen. Es ist eine äusserst kluge Antwort, die Vasella hier gibt. Nicht bindend, scheinbar tiefgründig, nicht eingebildet oder herablassend wirkend... Ein Schmuckstück an moderner Corporate Communication. Eines wurde mir während dem Interview in der Sendung "Sternstunde Religion" klar: Daniel Vasella ist für das Unternehmen das ihn bezahlt jeden einzigen Rappen wert! Es besteht offensichtlich keinen Zweifel daran. Allgemeiner Konsens. Und dies ist, gerade zur jetzigen Zeit, schon mal eine Leistung! Und dann noch bei einem solchen Preis...

Dann kam das Gespräch darauf, wie wichtig es sei 1) seine Mitmenschen so zu behandeln wie man selbst möchte behandelt werden. Er unterstrich noch den Aspekt der Unterlassung, also 2) "Tue deinem Nächsten nichts an, von dem du wünschst es werde dir selbst nicht angetan."

Zum Ersten Teil möchte ich vielleicht sagen, wie jeder Mafia-Boss, jeder grössere Dealer, jeder grössere Verbrecher immer darum besorgt war, sich in der Bevölkerung Wohlwollen zu holen. Wie viele Schwerst-Verbrecher haben die lokale Bevölkerung unterstützt, wo der jeweilige Staat seine Schwächen offenbarte? Wie viele Schulen und Spitäler auf dieser Welt sind mit Geldern einer kriminellen Organisation errichtet worden? Ich war schon ein erwachsener Mann als einer der grossen Kartell-Bosse Kolumbiens dem Staat folgenden Deal anbot: Er würde jegliche ausländische Schulden des Landes höchst persönlich berappen, würde man ihm im Gegenzug Immunität gewährleisten. Man muss sich das einmal vorstellen: Ein einziger Mann, so mächtig dass er den kolossalen Schulden-Berg eines Landes wie Kolumbien auf ein Mal zu tilgen im Stande ist! Nun, wäre man damals in bestimmte Quartiere und ländlichen Gegenden auf die Menschen zugegangen und hätte man sie nach ihrer Meinung gefragt, wie viele von ihnen hätten diesen Mann als grosszügigen, durch und durch guten Menschen bezeichnet? Heute ist bekannt, das Angebot im Tausch seiner Immunität ist ein Märchen, das aber durch die ganze Welt ging — völlig undenkbar war es schliesslich nicht. Tatsache ist auch, dass die Realität damals viel schlimmer als jeder Mythos ausgesehen hat. Pablo Escobar, dieser Drogen-Boss hatte Politik und Justiz unterwandert, er hatte die Macht die Konstitution zu seinen Gunsten ändern zu lassen, er hat ein Blutbad angerichtet, er konnte sich selbst ein Gefängnis bauen in das er bereit gewesen wäre sich einzusperren lassen. Angst, Schrecken und Terror waren die Folgen des Aufeinanderprallen seinem Grössenwahns mit der Realität. Und dennoch, so tragisch dies auch ist, sein Name ist heute noch für viele Menschen in Kolumbien ein Mythos, seine Person wird idealisiert und hoch stilisiert. Geld und Macht verführen Menschen so sehr, dass sie selbst Blut und Mord die daran kleben verdrängen können. Wie soll der Mensch also noch im Stande sein, sich über eine unmoralische und Menschen verachtende — und absurderweise völlig legale — Art, Geld zu machen, zu empören? Wie soll sich der Mensch noch über Spekulation an der Börse, Steuer-Oasen für Super-Reiche, Exporte von Billigst-Produkte von Europa nach Afrika noch empören? Vor allem, wenn man bedenkt, dass man den Menschen auf der ganzen Welt vorzugaukeln versucht, diese Art zu Geschäften sei die einzige Rettung vor dem vermeintlichen Abgrund des wirtschaftlichen Untergangs.

Natürlich möchte ich das Geschäften Escobars in keiner Weise mit irgendwas vergleichen was in der Schweiz geschieht. Doch diese Geschichte zeigt uns exemplarisch wie Mythen entstehen und wie sie über Jahre und Kontinente bestehen können, völlig unabhängig davon wie entfernt sie auch von der Realität sein mögen. Heute erliegen wir eines der ganz grossen Mythen der Menschheit: Dem Mythos der Wirtschaft.


Zum zweiten Teil, da kommt in mir schon ein bisschen Wut auf... Denn sofort kommt mir hier der Gründer von Crossair, Moritz Suter in Sinn. Er hat bestimmt keiner Fliege in seinem Umfeld etwas zu Leide getan. Niemand kann ihm etwas vorwerfen. Selbst der Prozess der ihm gemacht wurde, in Zusammenhang mit dem Absturz eines Fliegers seiner Gesellschaft, blieb ohne Ergebnis. Doch es hatte ihn den Ehrgeiz gepackt. Und genau dies ist der Punkt, der mich so aufwühlt. Wann wird je eine führende Persönlichkeit dafür verantwortlich gemacht, was das Unternehmen an Fehlern begangen hat? Moritz Suter hat ohne Zweifel ein schlechtes Klima mit zu verantworten, innerhalb der damaligen Crossair. Man stelle sich vor: Ein dort angestellter Pilot verdiente zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn weniger als was ich verdiente, bevor ich krank geschrieben wurde! Und ich bin seit inzwischen bald 30 Jahren Opiat-Abhängig! Und: Ich habe niemals die Verantwortung über mehrere Dutzend Menschen gehabt! In den Cockpits konnten Kapitän und Co-Pilot oft fast nicht miteinander kommunizieren, weil sie nicht eine gemeinsame Sprache beherrschten und teilweise nur gebrochen Englisch sprachen — gerade so viel wie für den normalen Funk-Verkehr notwendig! Der Staatsanwalt musste sich geschlagen geben: Juristisch kann man in der Schweiz einen Moritz Suter nicht dafür verantwortlich machen, was zum Tode vieler Menschen geführt hatte.

Siehe auch die hier verlinkten Posts
Mehrfach-Moral,
das Brabeck-Dilemma
und die 2 Posts betreffend der
UBS Affäre


Ich möchte Daniel Vasella auf keinem Fall die Verantwortung für irgendwas geben. Überhaupt nicht. Ich habe keine Ahnung davon, was Novartis überhaupt für Geschäfte macht. Niemals möchte ich hier behaupten, Vasella trage in der Tat Verantwortung für etwas, Verantwortung die er nicht wahrnehme. Nein... Ich möchte aber dennoch die Frage in den Raum stellen, ob es überhaupt menschlich möglich ist, Chef eines solchen Konzern zu sein und gleichzeitig zu behaupten, man würde nach dem Prinzip handeln, keinem etwas anzutun? Kann man das wirklich? Ich meine... Wenn das wirklich möglich sein sollte, wenn Daniel Vasella vor dem Schöpfer treten könnte und sich seiner Unschuld sicher wäre, dann ist es kein Wunder weshalb er der Millionär ist und ich der arme Schlucker: Ich würde mich schon schuldig fühlen, bevor ich meine Unterschrift unter einem solchen Vertrag setzen würde. Aber dies ist eher mein Problem, oder?

Gerade kommt die Wahrheit über Tamiflu und die Machenschaften von Roche ans Licht, was die Zulassung dieses Produkts angeht. Selbst ich habe inzwischen von der dunklen Seite von Tamiflu gehört. Ich, der sich nicht über gut recherchierte Presse informieren kann, weil er zur Zeit nicht imstande ist zu lesen. Doch dies ist eine andere Geschichte. Mit anderen Verantwortlichen.


Ich möchte keine Schuldzuweisungen an die Adresse von Daniel Vasella machen. Ich möchte aber betonen, dass "Menschen" morden, vergewaltigen, lügen, verraten, schmieren, hinterziehen usw. Und ich möchte damit die Frage stellen, ob es wirklich genügen mag
Mensch zu sein
um eine Verantwortung wahr zu nehmen wie die, Chef eine Unternehmens wie Novartis zu sein.

Schlussendlich ist auch jede der Figuren in "The Mission" ein Mensch gewesen. Ist das in unseren Augen, heute, genug? Wie wird man das Handeln eines Daniel Vasella in einigen Hundert Jahren beurteilen? Wird man einen Film darüber drehen?
 
 

February 25, 2010

ICH bin es WERT

 
Es ist ja nicht, dass ich Daniel Vasella sein Einkommen nicht gönnen würde. Von mir aus kann er so viel bekommen, wie er möchte. Es ist eine falsche Unterstellung, diejenigen die Vasellas Einkommen kritisieren, als Neider zu bezeichnen.

Ich sage lediglich, der kleinste Lohn im Unternehmen darf nicht so frappant unterschiedlich sein vom höchsten. Ob das per Gesetzt kann vernünftig geregelt werden? Ich habe keine Ahnung und masse mir eine Solche auch nicht an. Es sind so viele Faktoren bei sowas am zusammenspielen.

Man weiss aber, dass noch vor nicht allzu langer Zeit die Mehrheit der Unternehmen von Menschen geführt wurden, die ein direktes Interesse damit verknüpften und, nicht zuletzt, die eigene Biographie. Vor 50 Jahren waren die Firmen bei denen dies nicht der Fall war, die Ausnahme. Heute werden Firmen nicht einmal mehr von den Aktionären geleitet, geschweige denn von Menschen die ihr Schicksal mit dem der Firma verknüpfen würden.

Und unter solchen Voraussetzung, wäre es reiner Grössenwahnsinn, wenn ein Mitglied der GL in der Tat das Gefühl haben würde, ER sei die erhaltene Summe WERT. Dies würde nämlich umgekehrt bedeuten, die Sekretärin wäre schlussendlich nur ein verschwindend kleines Bruchteil davon wert.

Wäre Vasella wirklich ohne weiteres, und ohne das geringste Problem damit zu haben, bereit seine Tochter in dieser Position und unter den selben Bedingungen zu sehen, falls sich ihr Leben und ihre Lage so entwickeln würden und falls sie dies so wünschen würde?

Siehe dazu den hier verlinkten Post Business und Moral



GANZ EHRLICH
Welcher Mensch kann wirklich Dutzende von Millionen wert sein, wenn Milliarden keinen Dollar pro Tag wert sind?

Bild von Zdenek Janda.
Ich nenne es: SekretärinnenFRESSER
 

February 09, 2010

kaffee und schaum

 
9:30 Uhr, irgendwo in der Schweiz. Kaffee-Pause. Daniel Vasella beim Small-Talk mit einer jungen KV-Angestellten der Firma. 15 Minuten vergehen. Daniel Vasella hat in diesen 900 Sekunden so viel verdient, wie die junge Frau in einem ganzen Monat!

Und hier ist nur die Rede von seinem Lohn! Ohne weitere Mandate, ohne Boni, ohne VR-Mandate in anderen Firmen, ohne Kapital-Gewinn, ohne dies und ohne jenes...

Ein Kaffee bleibt ein Kaffee. Das Rundherum kann aber so unglaublich verschieden sein.


Die Junge Dame und ich trafen uns vor etwa 102 Wochen immer wieder zum Kaffee, in der Harten Klinik. Ich war auf der Psychotherapie-Station, sie in der WG. Oder so... darauf werde ich noch kommen. Also traf man sich in der Cafeteria. Die Junge Dame hatte eine der Ratten bei sich. Inzwischen immer. Mit viel Liebe und Aufmerksamkeit kümmerte sie sich um ihre Tiere.

Die Therapeutin der Jungen Dame tritt in die Cafeteria ein, mit einer Kollegin. Sie setzten sich neben uns hin. Die Therapeutin
Und? Wie benimmt es sich? Ist es lieb?
Die Junge Dame antwortete, lächelnd
Neugierig...!
Ja, ich war neugierig zu dieser Zeit. Ich war neugierig darauf, was dies alles für einen Sinn haben wird. Denn, man glaubt es kaum, ich dachte zu dieser Zeit das ganze könnte noch einen Sinn haben. Einen Sinn für die Junge Dame. Einen Sinn für mich. Einen Sinn für meinen Sohn.

Aber vielleicht hatte ich völlig falsche Erwartungen, wie mir der Typ der Bundespolizei immer wieder sagte. Vielleicht erwartete ich zu viel, wenn ich davon ausging, man würde mich nicht einfach abschiessen. Und dies noch vor den Augen der Bundespolizei! Ich dachte, wenn sogar die Bundespolizei auf dem Parkett ist, wird wohl alles nach rechten Dingen abgehen. Dies dachte ich.

Nie hätte ich damals gedacht, dass nicht nur all die Pfleger, nein, sogar die Bundespolizei nur ohnmächtig zusehen kann, wie ich zur Schnecke gemacht werde. Nein... Zur Ratte.

Denn nicht nur die Junge Dame sah die Ratte auch als Metapher. Eine die sie liebte. Nein... Ihre Therapeutin fragte auch, ob die Ratte sich lieb verhalten würde, wenn sie die Junge Dame nach mich fragte.

Eine weitere "Therapeutin" vom Schlag der Lady Marmelade, der Barbéra Maier, des Doktor Y?

Ratte hin oder her... Was Liebe ist, müssten sie vielleicht alle mal nachschlagen in ihren Psychiatrie-Lexikons. Denn sonst wären sie nicht in diese Scheisse geraten. Aber was soll's? Ich mach mir jetzt einen Kaffee.

Meine Heldin, möchtest du auch einen?