September 22, 2011

Fakten & Zeitgeist

 
Es passiert schon jetzt regelmässig: Der Handel an der Börse wird für kurze Zeit aufgehoben, weil man sich nicht sicher ist, was da gerade passiert. Sobald eine bestimmte Dynamik gemessen wird, die das System gefährden könnte, wird der Handel gestoppt und die Reset-Taste wird gedrückt. Diese Massnahme macht die Überprüfung der verschiedenen Automatismen möglich, und es stellt sicher, dass die Maschinen nicht in eine Eigen-Dynamik-Schleife geraten, die fatale Konsequenzen haben könnte. Wenn dann einmal sichergestellt ist, dass Endlos-Schleifen beseitigt wurden, können die superschnellen Computers wieder ihre Arbeit aufnehmen. Diese Tatsache sollte uns eigentlich schon völlig reichen um zu ahnen, dass dies nicht das System sein kann, von dem der Wohlstand aller Menschen auf Erden abhängig ist, von dem die soziale Ruhe abhängt.

Noch spannender wird es, wenn man in die nächste Zukunft schaut. Es ist nämlich so gut wie sicher, dass man irgendwann die Börsen schliessen muss, weil niemand mehr garantieren kann, dass die dort angezeigten Daten noch irgend einer Realität entsprechen. Sei es durch Cyber-Terrorismus, durch Geheimdienste, durch Interessen-Verbände, durch Unternehmen, durch religiöse Gruppierungen: Niemand wird mehr in der Lage sein dafür zu garantieren, dass die Börsen das echte Verhalten der Geldflüsse (die ja schon virtuell sind — doch dies ist eine andere Geschichte) nachbilden.


Wenn wir uns nun einmal vor Augen halten, wie sich Wirtschaft und Nationen in Bezug auf die Tatsache verhalten, dass es bald nicht genügend Öl haben wird um die weltweite Nachfrage zu decken, dann kommen wir doch zwangsläufig zum Schluss, dass wir uns von Finanz und Börsen lieber Morgen als Übermorgen lösen sollten, wenn wir nicht demnächst ein wirklich grosses Problem erleben wollen. Wie geht das Sprichwort? Probleme kommen selten alleine!? Zur Zeit scheint es mir nicht, dass wirklich viel gemacht wird, um das eine oder andere Problem zu vermeiden... Dabei sind die Fakten auf dem Tisch. Und schon seit einiger Zeit, inzwischen. Kein Wunder, bei dem was sich da zusammenbraut, dass einige von Armageddon reden. Europa zeigt ja der Welt wie es geht, wenn einmal nach den Märkten, den Menschen und was sonst noch zu holen ist, nun ganze Länder ausgepresst werden. Und ja hilft kein guter Wille mehr, da hilft kein Sparen und kein Geld drucken und kein gar nichts, wenn der Markt das Vertrauen verliert...

Verliert der Markt das Vertrauen,
sind wir alle am Arsch!
Ist es nicht langsam an der Zeit,
unser Vertrauen in den Markt zu verlieren?

Verliert der Markt sein Glauben,
sind wir alle am Arsch!
Ist es nicht langsam an der Zeit,
unser Glauben in den Markt zu verlieren?




Es gibt da einige Leute, die sich ein paar Gedanken darüber machen, was in unserer Welt gerade so grausam schief läuft und was man dagegen tun könnte. Ich finde es wirklich inspirierend, einen Film wie den hier verlinkten "Zeitgeist: Moving Forward" zu sehen, denn vieles von dem was darin als das Mögliche definiert wird, ist völlig kompatibel zu dem was ich schon durch meine Erziehung mitbekommen habe und dem was ich mir selbst so ausgedacht habe. Es haben sich hier einige gescheite Menschen eine perfekte utopische Gesellschaft in ihren Köpfen ausgemalt: Wenn wir in den nächsten 20 Jahren einige Bruchteile davon erreichen würden, dann könnte es sein, dass wir ein Armageddon noch ausweichen können. Ein von Menschen gemachtes Armageddon.
Wie viel Zeit bleibt uns noch, vor dem Armageddon, um unser Zeitgeist zu ändern? Und viel Zeit bleibt uns, bevor die Daten an der Börse nur noch pure Fantasie sein werden?





Ich mache Werbung für diese Filme und Webseiten weil ich der Überzeugung bin, dass gute Gedanken und deren Verbreitung die erste Schritte zu einer besseren Welt sind. Wenn wir es nun schaffen würden unsere gute Gedanken zu bündeln um zusammen einer Vision Form zu verleihen, wenn wir uns mittelfristig auf ein gemeinsames Ziel einigen könnten, dann wäre absolut nichts mehr unmöglich.

The official Zeitgeist Movement website
www.thezeitgeistmovement.com

The official Zeitgeist Movies website
www.zeitgeistmovie.com

The official Zeitgeist Youtube channel
www.youtube.com/user/TZMOfficialChannel

Wir haben nur eine Welt.
Es ist unsere Welt.
Unsere und Gottes Welt.
Und die unserer Kinder.




Wer noch meint alles sei bestens, der hat heute früh wahrscheinlich sein Geld zur Arbeit geschickt, so wie Andreas Krenzke. Doch das Geld könnte sich wehren und nicht mehr arbeiten wollen, und zwar früher als einem lieb ist.


 
 

September 16, 2011

Mutter-Liebe

 
Mutter-Liebe
oder
Sucht, Gewalt und Babies


Über das Thema Sucht weiss ich ziemlich gut Bescheid, inzwischen: Schon früh zeigte sich meine Prädisposition zur Sucht. Vor den Harten Drogen hatte es Tabak, Alkohol, Codein, Poppers, THC, usw. gegeben. Seit nun bald 30 Jahre musste ich Erfahrung mit dem intravenösem Konsum harter Drogen machen. Meine erste Berührung mit Heroin war auch schon mein erster Knall, im Alter von 16 Jahren. Wir waren eine Gruppe von etwa 10 Menschen, wenige Hundert Meter über der Grenze in Italien, bei einem Bekannten zu Hause. 7 von uns spritzten sich an diesem Abend zum ersten Mal Heroin. Zu dieser Zeit waren Aids und HIV noch völlig unbekannt und Spritzen wurden nicht verteilt, um den Konsum nicht zu unterstützen. So kam es, dass wir in den darauffolgenden Jahren immer wieder unsere Spritzen mehrmals brauchen mussten und sie auch unter uns tauschten. Ich erinnere mich an einem Abend, als wir mit den Autos in eine kleine Waldlichtung fuhren und dort zu sechst oder siebt eine einzige Spritze benutzen, einer nach dem andern — einige unter diesen Menschen starben in den 80ern und 90ern an Aids. Ich nenne es Schicksal, denn ich finde keine andere Bezeichnung dafür, dass ich mir nicht die todbringenden Viren einfing. Natürlich versuchte ich später, als dann HIV bekannt wurde, auf meine Gesundheit zu achten, zumindest was dies anging.

Wie ich heute weiss, haben wahrscheinlich eine ganze Reihe von Umständen mit dazu beigetragen, dass ich derart zur Sucht neigte. Selbst die Tatsache, dass meine Mutter vor meiner Geburt schon ein Kind verlieren musste, dass sie während der ganzen Schwangerschaft mit mir irgendwo Angst haben musste, sie könnte auch mich wegen Toxoplasmose verlieren, selbst dieser pränatale Stress meiner Mutter könnte mit einer der Gründe sein, weshalb ich Probleme mit Sucht hatte — dies ist heute dank der Epigenetik bekannt. Natürlich gab es auch andere Dinge, die sowohl Sucht wie auch die Borderline Persönlichkeits-Störung mit beeinflusst haben. Sowohl Konflikt-Situationen wie aber auch absolut gut gemeinte Verhaltensweisen meiner Eltern. Ich weiss, meine Eltern habe mich sehr geliebt und wirklich immer das Beste für mich gewollt, und ich weiss dass sie es wirklich zu meinem Besten getan haben, als sie zum Beispiel nicht immer auf das schreiende Baby eingegangen sind. Damals sich für sehr fortschrittlich bezeichnende "Experten" haben nämlich die Meinung vertreten, das Kind würde in seiner Entwicklung unterstützt, wenn es lernen würde, nicht nach jedem kleinen Schrei auf die Mutter zählen zu können. Heute weiss man inzwischen wie falsch dieser Ansatz ist und wie folgenschwer er teilweise sein kann. Meine Eltern liessen das Baby aber hin und wieder alleine schreien und, obwohl vielleicht instinktiv alles dagegen sprach, war meine Mutter dabei überzeugt, einen Beitrag zu meiner besseren Entwicklung zu leisten. Gott sei Dank durfte ich in anderen Bereichen so viel von meinen Eltern mit auf meinen Weg nehmen, dass ich meine verschiedene Defizite durch vielleicht überdurchschnittliche andere Gaben wettmachen konnte. In diesem Sinne möchte ich meinen Eltern danken, für eine trotz den schwierigen Umständen sehr gute Arbeit.

Wie auch immer, worauf ich überhaupt hinaus möchte ist, dass ich der Meinung bin, die Beziehung zwischen Kindern und Eltern, die möglichen Einflüsse auf das Baby uns schon auf den Ungeborenen, sind heute noch immer unterbewertet. Ich könnte mir vorstellen, es wird uns sehr schwer gelingen zu einer besseren Gesellschaft zu gelangen, solange wir unseren Babies nicht bessere Bedingungen bieten können. Gewalt und Sucht verbreiten sich ja immer mehr in unserer Gesellschaft und ich bin immer mehr der Überzeugung, es wird uns nicht gelingen gewisse Muster zu durchbrechen, solange wir nicht besser mit unseren Babies umzugehen lernen. Ein gutes Beispiel ist vielleicht die Gewalt in Tibet: Tibetanische Mütter werden vom Dalai Lama als sehr sehr liebevoll beschrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn dies mit einer der wichtigen Faktoren wäre, weshalb im früheren Tibet so wenig gewalttätige Menschen geboren wurden.

Bei uns löst "Sex and the City" einen unglaublichen Hype aus... Womit vielleicht schon vieles gesagt wäre. Poppen und Schoppen: Wollen wir die von uns gepflegte Kultur wirklich so weit verarmen lassen? Wahrscheinlich werden in Frankreich nicht mehr gewalttätige Kinder erzeugt als in Deutschland, obwohl in Frankreich die Zahl der Mütter die sehr schnell nach der Geburt wieder zurück ins Arbeitsleben gehen viel grösser ist. Eine frustrierte oder ängstliche deutsche Mutter, die sich sorgen um ihre Karriere macht und mit Zukunfts-Ängsten konfrontiert ist, muss nicht unbedingt die bessere Mutter für ein Baby sein, auch wenn sie viel Zeit mit ihm verbringen kann. Meiner Meinung nach haben wir eine gewisse Kultur der Mutterschaft, des Elternsein verloren. Probleme werden von Generation zu Generation weitergegeben, anstatt dass unbelastete Wesen in die Welt getragen werden.

Wir wissen heute, wie überaus wichtig die ersten 3 Lebensjahre sind, was zum Beispiel die Lernfähigkeiten betrifft. Doch leider hat heute niemand Zeit um sich in den 3 Jahren eines Lebens intensiv mit der Entwicklung eines Babies zu beschäftigen. Inzwischen zeigen auch Studien, dass Förderung im Vorschulalter mit einer Rendite von 1 zu 1'000 (!) wieder belohnt wird, leider aber erst nach 20 oder 30 Jahren. Dennoch soll mir mal jemand den Börsen-Deal zeigen, der in 20 Jahre 1:1'000 abwirft...


Durch solche Versäumnisse werden sich Sucht und Gewalt immer mehr in der Gesellschaft verbreiten. In der Zwischenzeit sind meiner Meinung nach weit mehr Menschen von irgend einer Art von Sucht betroffen, als wir dies allgemein meinen. Ich denke, Sucht ist heute in der Arbeitswelt viel verbreiteter, als überhaupt vermutet. Welcher Investment-Banker ist nicht von einer Sucht betroffen? Workaholismus? Dann kommt der Rausch des Risikos, vielleicht noch Nikotin und zyklischer Konsum von Alkohol... Und schon haben wir ein recht komplexes Sucht-Bild — obwohl viele davon toleriert sind und teils sogar als positiv gesehen werden, in unserer Gesellschaft. Kein Wunder, haben wir immer mehr Burnouts.


Heute schicken unsere Eltern ihre Kinder in die Welt hinaus, mit der Bitte sie sollen erfolgreich sein. Bei der Definition von Erfolg aber, haben sie schon ihre liebe Mühe... Eltern die tatsächlich ihren Kindern ein gutes Beispiel in Sachen Sucht sein könnten, sind nicht so zahlreich. Noch viel schlechter sieht es dann in der grossen weiten Welt aus, wo sich jeder Teenager zu jeder Zeit Kokain, Alkohol und noch ganz andere Drogen besorgen kann. Auch die Gesellschaft ganz allgemein, hat ja ihre liebe Probleme mit dem Thema Sucht. Alkohol ist absolut toleriert und alltäglich, man versucht nicht einmal wirklich etwas dagegen zu tun, ganz im Gegenteil: Alkohol ist a) billiger als Wasser und b) die offiziöse Droge unserer Zeit.

Ich glaube nicht, dass wir mit Sucht und Gewalt besser werden umgehen können, solange die schwangeren Mütter unserer Gesellschaft all dem Stress und den Problemen ausgesetzt werden, die sie in der heutigen Zeit plagen.
 
 

September 15, 2011

Sokrates & Benigni

 
Griechenland und Italien... Beide Länder haben ja einige Scheisse gebaut, in den letzten Jahren. Beide Länder haben, aus verschiedenen Gründen, ihren Staat in den Ruin getrieben. In Griechenland arbeitete inzwischen fast die ganze Nation für den Staats-Apparat, was ja schon irgendwie hirnverbrannt ist. Die wenigen, die vom Staat nicht kassieren durften, zahlten dafür aber keine Steuern. In Italien, da ist letztlich das "Haus Der Gladiatoren" in Pompeii eingestürzt, weil man kein Geld für den Unterhalt zusammen bekommen hat. Die Automobil-Flotte ihrer Politiker und Beamten aber, lässt sich Italien das Doppelte als die staatliche Eisenbahn kosten. Irgendwie verrückt. Und hirnverbrannt...

Doch sowohl Griechenland wie auch Italien sollen in der Vergangenheit ein oder zwei herausragende Persönlichkeiten vorgebracht haben. Ich hörte, da soll es ein paar Leute gegeben haben, die gar nicht so schlecht waren. In Griechenland, zum Beispiel, war doch dieser Plattitüde, nein, wie hiess der? Pluto? Und in Italien, soll es einen guten Wandmaler gegeben haben, der einige Kirchen im Land vollgekritzelt und an einigen Steinblöcken rumgemeisselt hat. Auch andere Leute soll es gegeben haben, die ganz OK waren. Da Sieg, hiess doch einer, oder? Da Veni? Da Vidi?

Meine Hoffnung ist es, dass diese Länder — zusammen mit einigen anderen um das Mittelmeer — zur jetzigen Zeit einfach nur einen Tiefpunkt ihrer Kultur durchmachen müssen, um dann irgendwann wieder der Welt so ein paar Genies zu schenken. Ich kann nur hoffen, dass der heutige Zustand nur eine Pause ist, um dann die nächsten überragenden Geister hervorzubringen, die uns alle mit einer neuen Renaissance bescheren werden. Denn ich kann fast nicht glauben — nein, ich weigere mich zu glauben — dass aus der Heimat solcher wegweisender Köpfe nur noch illegale Mülldeponien, Schulden und Bunga-Bungas geworden sind.

Vielleicht werde ich es nicht mehr erleben, wie der nächste Galileo das Licht der Welt erblickt, doch bis dann können wir uns hin und wieder mit Pizzas und der mediterranen Lebenskunst trösten. Ausserdem gibt es heute schon einige Genies, die leider im eigenen Land oft gar nicht richtig erkannt werden. Ein Beispiel dafür ist Roberto Benigni: Er fragte schon seit langer Zeit weshalb alles privatisiert werde und nur die öffentlichen Schulden nicht, die wolle niemand. Vielleicht werden wir eines Tages eine Antwort auf diese neuzeitliche philosophische Kontroverse finden... Wie auch immer: Ich warte auf den nächsten Griechen, der uns sagt wo's langgeht.


Friendship & Sirtaki  ==  Zorba The Greek


 
 

September 12, 2011

gesellschafts-droge

 
Mehr als 2 Kilo Kokain werden an einem ganz normalen Sommertag in der Stadt Zürich durch die Schleimhäute gejagt... Wobei diese Menge nicht einmal so überraschend ist. Viel interessanter finde ich die Tatsache, dass es in der Schweiz für Wissenschaftler die solche Untersuchungen durchführen und die zur Eichung ihrer Geräte Wasser ohne jegliche Drogen-Spuren benötigen, fast unmöglich war eine Kläranlage zu finden, die nicht durch einen Kokain-Konsumenten verunreinigt wurde. Erst eine winzige Anlage irgendwo auf dem Land sollte das nötige reine Wasser liefern können. Man kann also behaupten, dass so ziemlich in der ganzen Schweiz Tag für Tag der Konsum von Kokain dazu gehört — also auch dort, wo es keine Drogen-Szene gibt, wo es keine Spritzen-Abgabe gibt, wo der Grossteil der Bevölkerung aus sogenannten rechtschaffenden Menschen besteht.

Inzwischen ist es längst bewiesen, dass Kokain schon seit geraumer Zeit Einzug in die Geschäfts-Welt gefunden hat. Jegliche Berufsgruppe, die mit dem Problem von Stress zu kämpfen hat, ist vom Konsum von Kokain betroffen. Und von diesen Berufsgruppen wissen wir, gibt es heute immer mehr. So wurden einmal auf den Toiletten im Englischen Parlament nach Reste von Kokain gesucht, und auf praktisch jeder Toilette wurde man auch fündig.

Nicht, dass ich den Konsum verharmlosen möchte, oder gar verherrlichen: Ganz im Gegenteil. Wir sollten uns aber langsam bewusst werden, dass unsere moderne Lebensart immer mehr Menschen unter einen solchen Druck setzt, dass sie sich diesem nicht mehr gewachsen fühlen und entsprechend nach Aufputsch suchen. Und immer mehr halten wir diesen verschärften Druck für irgendwie "Normal", für das Resultat eines gesunden Wettbewerbs. Oder vielleicht halten wir es nicht dafür, können aber rein gar nichts dagegen unternehmen und können nur zusehen, wie sich die Arbeits- und Ausbildungs-Bedingungen immer weiter zuspitzen. Kein Kraut scheint dagegen gewachsen zu sein. Gut... Bob Marley hätte da vielleicht schon eine Idee, doch dies ist eine andere Geschichte. Unser Dilemma heute ist es, eine funktionierende Gesellschaft zu gestalten, die genügend Wettbewerb für den nötigen Ansporn liefert und dennoch für den einzelnen Menschen auszuhalten ist.

Schon Gandhi war sich damals bewusst, dass wenn einmal die Kolonialmacht England nicht mehr für die Unterdrückung seiner Landsleute verantwortlich wäre, die nächste grosse Gefahr das einzelne Individuum selbst sein würde, dass sich nicht nur freiwillig sondern auch noch mit vollem Eifer seiner Versklavung durch eine Chimäre hingeben würde. Es ist so aufregend und verführerisch wie eine Droge: Die Börse und die Gewinne schnallen immer höher, es scheint kein Ende in Sicht, es ist berauschend und es verlangt nach mehr, ein Bisschen geht noch, da liegt noch mehr drin, etwas mehr wird wohl nicht schaden... Wenn die Börsen auf der ganzen Welt ein Minus-Zeichen vor den Ziffern haben, dann geht der Entzug los, dann sucht man nach der schnellst möglichen Lösung, egal wie provisorisch sie auch sein mag, es muss Linderung für diesen Schmerz geschaffan werden, diese Aussichtslosigkeit kann nur zur Panik führen also nichts wie her mit was auch immer, stillt diesen Schmerz oder das grosse Weinen wird losgehen, gefolgt vom grossen Schreien und danach dem grossen Wimmern.

Inzwischen ist die Gesellschaft so komplex geworden, dass es für den Einzelnen praktisch nicht mehr möglich ist, sich dem Druck zu entziehen. Es sind nur wenige Glückliche, die sich aus welchen Gründen auch immer ein Leben nach Wunsch einrichten können, ein gefühltes Leben in Fülle. Und es werden (dies ist der alarmierende Punkt an der Sache) immer weniger. Wenn sich der Einzelne nicht mehr vom Druck der Erwartungen befreien kann, müssen wir langsam aber sicher als Gemeinschaft beginnen, uns darüber Gedanken zu machen, ob wir diese sich zuspitzende Tendenz wirklich ohne daran zu rütteln an unsere Kinder weitergeben möchten. Bestimmt werden wir es nicht schaffen, bis dann eine bessere Welt gestaltet zu haben, doch sind wir unseren Nachfahren — aber auch uns selbst — schuldig, uns wenigsten Gedanken darüber zu machen und nach möglichen Lösungen zu suchen.

Wir sind bestimmt noch in der Lage, mit der Doppelmoral über Drogen, Ethik, Moral, Rechte des Individuums usw. eine ganze Weile weiter zu machen und wir sind vielleicht in der Lage, noch das eine oder andere unglaubliche Wirtschafts-Ziel zu erreichen, die Börsen-Gewinne zu optimieren, die Renditen zu steigern und die Kosten zu senken. Werden wir uns dann besser fühlen? Werden wir glücklicher sein? Die letzten 20 oder 30 Jahren deuten nicht darauf hin...


Drogen... Jedem seine. Denn Betäubung, Linderung, Trost, Mut, Kick oder Rausch sucht jeder, irgendwie. Wer Glück hat, der wird eine finden, die ihn schlussendlich nicht zerstören wird. Wenn wir Glück haben, werden wir auch für unsere Gesellschaft eine neue Droge finden, die sie schlussendlich nicht zerstören wird.