August 11, 2010

übergabe & küchenschabe

 
Ich war nun seit knapp einer Woche aus der Gummi-Zelle draussen. 3 Tage lang hatte man mich dort festgehalten, fixiert, gegen meinen Willen Medikamente verabreicht, gedemütigt, entwürdigt — aber dies habe ich schon alles erzählt. Was ich nicht erzählt habe, ist was eines Tages geschah. Seit einer Woche war ich also wieder auf der Abteilung, sowas wie ein Alltag spielte sich ab. Ab dem ersten Tag, weigerte ich mich das Medikament zu nehmen, irgendwas gegen Psychose. Und alles lief bestens. Am 2. Tag traf mich Doktor No und gestattete mir sogar die Station zu verlassen: Wie jeder zurechnungsfähiger Mensch sonst auch. Die Medikament wurden von den Pflegern während den ersten Tagen angesprochen, dann nicht mehr. Ich dachte schon nicht mehr daran.

Eines Tages kommt eine Pflegerin auf mich zu und sagt
LET US SHINE, Sie müssen noch Ihr Medikament nehmen!
Ich sehe sie wahrscheinlich an als würde ich sie gerade in der Luft in Stücke zerrreisen, da kommt sofort ein Kollege und sagt zu ihr
Nein nein, das ist was, das muss ich dir erklären!
Er lächelt mich an und gibt mir zu verstehen, die Sache sei damit erledigt.

Da kommt also eine Pflegerin auf mich zu und hat keine Ahnung was in der letzten Woche sich abgespielt hat, welche Medikamente ich nehme und welche nicht? Ausser der Tatsache dass ich stark annehme, irgendwie schon nicht völlig unbemerkt bei den Pflegern geblieben zu sein, mal angenommen ich wäre ein Patient wie jeder andere gewesen, dann frage ich: Was für eine verdammt lausige Übergabe machte ein Dienst zum Nächsten?

Da sind Computer-Einträge bis zum Abwinken, da sind die Medikamente-Einnahme Listen, da sind die Berichte der Pfleger die die Schicht beenden!


Monate später erzählte mir Küchenschabe, mit dem ich regelmässig Kontakt hatte, er sei HIV-Positiv und weigere sich seine Medikamente zu nehmen, aus Überzeugung. Küchenschabe ist Schwul, in anderen Zeiten war er eine Drag-Queen und machte Shows. Er kann gut zeichnen und kann stundenlang die dümmste Witze über Homosexuelle vortragen. Als ich ihn kennenlernte, sagte ich ihm ziemlich bald, er sei ein Arschloch, weil er sich an der harmlosesten und liebsten aller Patientinnen ärgerte, die keiner Fliege etwas angetan hätte und die man praktisch nicht bemerkte. Die arme hatte die eine oder andere Zwangshandlung, war aber der liebste Mensch den man sich vorstellen kann. Jedenfalls sagte ich zu Küchenschabe "Jeder ist auf seine Weise ein Arschloch". Das gefiel ihm wahrscheinlich nicht so sehr.

Doch Küchenschabe hatte auch eine sehr fürsorgliche Seite. Er kümmerte sich um die Stationsküche wie kein anderer, er machte Kaffee für alle, er putzte, machte den Abwasch, putzte wieder, backte, putzte, kochte, putzte, schmeisste jeden aus der Küche den er nicht mochte, putzte, kochte, putzte. Irgendwie, durch die blöden Sprüche, kam man sich dennoch näher.

Als er dann aus der Klinik kam, suchte er Kontakt zu mir, und mir war es recht. Doch dann begann er zu verstehen zu geben, er wisse über die Junge Dame mehr als ich. Da sagte er mir zum Beispiel, ich müsse mal Italo (den Künstler-Pfleger) privat kennenlernen: Der Hammer! Oder er erzählte mir, wie schlimm die Ärzte- und Pflegergemeinde in der Harten Klinik seien: Pflegerin Pappkopf habe ihm eindringlich geraten, sich von mir fern zu halten. Er aber, wisse es viel besser und schätze den Kontakt zu mir! Einmal erzählte er, wie er die Junge Dame getroffen habe, als er sich für die WG vorstellte wo sie wohnte. Er soll sie gefragt haben
Hattest du nicht etwas mit LET US SHINE?
Die Junge Dame, erzählt er, habe ihn links stehen lassen, habe ausgesehen als hätte sie 1000 Geister gesehen, und sei in den oberen Stock geflüchtet. Auch ihre Betreuerin habe ausgesehen, als habe sie 1000 Geister gesehen.

Immer und immer wieder versuchte er mich dazu zu bringen, auf EBay zu surfen. Ich weiss nicht warum und wieso: Vielleicht war dort meine Kamera zu verkaufen? Oder sonst was? Diesen Gefallen habe ich den Wahnhaften nie getan...

Da war auch dieser Blinde, der Patient in der Harten Klinik war. Nach meinem Austritt, soll er auch von Doktor Y aus der Psychotherapie-Station geschmissen worden sein: Dies sei, laut Küchenschabe, eine völlig gewöhnliche Praxis dort. Gezeigt hatte man sie mir übrigens auch schon mit der Patientin Pfffuff, die den Judas der Jungen Dame spielen sollte. Diese wurde auch "kurzfristig" für eine Nacht von der Psychotherapie-Station von Doktor Y in die Iso-Zelle der Akut-Station gesteckt. Im Gegensatz zu mir, hat sie übrigens "alles verwüstet" in dieser Zelle: Mit dem Bauchnabel-Piercing das ihr verbotenerweise nicht abgenommen wurde, schlitzte sie die Matratze komplett auf, so ihre Erzählung am nächsten Tag. Irgendwie ein unglaubliche Flasche, dieser Doktor Y, wenn er nach so langen Abklärungen und mit so viel Vorbehalt seine Klienten aussucht, und dann trotzdem ununterbrochen Patienten aus seiner Abteilung schmeissen muss oder sie sogar in die Iso-Zelle verfrachtet. Irgendwie kein gutes Zeichen, für eine Psychotherapie-Station, oder? Aber vielleicht kann mir Doktor Y den Begriff Psychoterapie einmal erklären, vielleicht habe ich ja nur falsche Erwartungen! Komischerweise, decken sich meine damalige Erwartungen eigentlich sehr gut mit der Werbe-Broschüre der Psychotherapie-Station der Harten Klinik... Nicht wahr Doktor Y? Vielleicht sollte ich einmal eine neue Broschüre gestalten, die den Tatsachen eher entspricht. Wir können dann einen Termin für die Übergabe abmachen, Doktor Y, vielleicht im Gerichtssaal?

So kam es, dass mich Küchenschabe, pardon Küchenschabe zu seinem Hausarzt mitnahm. Auch so ein Botox-Typ. Ich solle mitgehen weil die Praxis dieses Typen einen Besuch auf jeden Fall wert war: Ein Spiegel-Labyrinth. In der Tat war es ein Gruselkabinett, aus dem man ohne Beschilderung nie mehr rausgefunden hätte. Bei dieser Gelegenheit, auf dem Heimweg, erzählte mir Küchenschabe er sei HIV-Positiv, schon seit vielen Jahren. Doch er weigere sich um jeden Preis, die Medikamente zu schlucken. Dies bereite ihm nun aber grössere Probleme, weil sich die Ärzte weigern würden, bei ihm eine Hüften-Operation durchzuführen, die er dringend benötigen würde.

Erst vor einigen Tagen bekam ich ein Mail von Küchenschabe, man würde ihn dann und dann operieren, das Leben sei wunderbar, er backe wieder, ich solle doch mal vorbei! Im Schönen Schloss hat er mich aber nie besucht, obwohl ich dringend Besuch gebraucht hätte. Und, obwohl er doch Bekannte hatte, die gerade neben dem Schloss wohnen! Von dieser Bekannten erzählte er mir immer und immer wieder. Gesehen habe ich werde sie noch ihn. Aber ich freue mich für ihn, wenn das Leben wunderbar ist. Und ich hoffe für ihn, die Geschichte mit der HIV-Infizierung und dem Verweigern der Medikament sei wahr, denn sonst könnte es sein, dass ich ihm das Herz durch den Darmtrakt ziehen werde! Ich weiss, tönt eklig und brutal, ist auch nicht meine Art. Aber Küchenschabe weiss genau wie ich zu sowas komme, hat er doch als Erster solche Bilde benutzt! Oder Namen wie Kampf-Lesbe für die Pflegerin Pappkopf.

Küchenschabe ist ausserdem ein Mensch, der noch vor wenigen Hundert Jahren auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre! Ja, hat er doch tatsächlich die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Da komme ich aus der Harten Klinik und suche mir eine Wohnung, um aus der gemeinsamen mit meiner Ehefrau zu können. Ich habe eine Zusage von einem Kollegen, der mir garantiert ich könne seine Wohnung übernehmen. Küchenschabe zweifelt daran, schon von ganz am Anfang. Als der Kollege untertaucht werde ich nervös, doch ich erreiche ihn telefonisch noch etwas mehr als 1 Woche vor dem vereinbarten Termin. Wieder bestätigt er mir, mit der Übernahme der Wohnung werde alles besten klappen. Dann taucht er wieder unter, auf nicht mehr wiedershen. Von Küchenschabe habe ich mindestens ein halbes Dutzend Mal gehört, wie er schon immer Zweifel an dieser ganzen Angelegenheit hatte! Und da frage ich mich: Woher um alles in der Welt soll Küchenschabe wissen, dass ich eine Wohnung — die mir mehrmals zugesichert wurde, von einer Person die Küchenschabe nicht im Entferntesten kennt — nicht bekommen werde? Er muss magische Kräfte haben! Woher sonst kann er mehr über diese Wohnungs-Übergabe wissen als ich??? Welche war die einzigst mögliche Verbindung zwischen Küchenschabe und der Person, von der ich die Wohnung übernehmen sollte? Die Harte Klinik! Der Eine war Patient dort, den Andern habe ich von der Kabin dort angerufen. Mehr kommt mir beim besten Willen nicht in den Sinn... Ah... Beide hatten die Telefon-Nummer der Jungen Dame.

Siehe auch den allerersten Post, womit alles Begann: Heute

Küchenschabe war da! Ganz von Beginn sollte er wissen, welchen Weg ich nehmen sollte, den Bach runter!

Ich? ich warte auf eine Übergabe! Die Übergabe der Medikamenten-Tabelle meines Aufenthalts in der Harten Klinik. Die Tabelle, die mir Lady Marmelade am Bildschirm zeigen wollte und die ich damals nicht sehen wollte (Bildschirme sind teils noch geduldiger als Papier). Lady Marmelade: Und, wo bleibt diese Tabelle? Sie haben mich doch gefragt, ob ich nicht nachsehen wolle! Sollen wir uns für die Übergabe vereinbaren? Vielleicht in Seebach, wo ich sie ja völlig zufällig einmal traf...
 

August 10, 2010

weinender Schlaf

 
Ich wache auf und spüre diesen Schmerz. Ich merke, ich winsle wie ein geschlagener Hund, immer wieder gebe ich Laute von mir, wie ein Baby. Ich bin irgendwie wach, doch dieser Schmerz ist immer noch da. Er wird sogar schlimmer. Es ist nicht auszuhalte. Ich denke, mein Herz zerreisst jetzt dann. Hallo?! Du bist wach! Es war nur ein Traum! Wieso schmerzt es dann so? Das ist ja nicht auszuhalten!

Bild: Yerka Sleplessness


Die Minuten vergehen. Langsam kann ich mich beruhigen. Da war dieses Bild. Diese Plattform, irgendwo in der Höhe. Ich glaub sie war mit Gras bedeckt. Wie ein klein Insel, aus wenigen Quadratmetern. Und sie schwebte davon. Und da war dieser Schmerz, dieser unglaubliche, tief sitzende Schmerz, der über jedes Bewusstsein hinaus geht, der über jeden Verstand hinaus geht. Ich habe diesen Schmerz schon einmal gefühlt, in meinem Leben. Ich erinnere mich. Und es war kein Traum. Einmal, da hat es mir auch schon fast das Herz in Stücke gerissen. Das war vor dem Kunsthaus Zürich. Das war vor Rodins Skulptur der Höllenpforte.

Ja... Ich erinnere mich daran. Das war schon eine ganze Weile her. Ein Jahr? Fast zwei? Dieses Gefühl vergisst man sein Leben lang nicht mehr, wenn man es einmal erlebt hat. Und nun? Im Traum hat es mich wieder aufgesucht?

Bild: Yerka Sleplessness


Die Stunden vergehen. Der Tag ist ein Tag wie jeder andere. Und dann kommt mir dieser Traum wieder in den Sinn. Und ich bin fast froh... ihn gehabt zu haben. Komisch, aber zum ersten Mal überhaupt habe ich Schmerz gefühlt, das sich auf das Einzige bezog, wofür es sich überhaupt lohnen könnte, Schmerz zu fühlen. Diese Geschichte zieht sich nun seit 2 Jahren dahin, bald 3. Und durch all das, was geschehen ist, bin ich niemals überhaupt dazu gekommen, zu trauern. Ich bin nie dazu gekommen, die Trennung von der Jungen Dame zu betrauern. Ich habe nie Gefühle diesbezüglich gespürt. All meine Gedanken, all meine Gefühle waren mit all dem Schrott besetzt, was mir in der Harten Klinik auferlegen wurde. Das ganze Debakel mit Doktor Y. Die Gummi-Zelle. Die Spritzen in den Arsch. Die Pfleger. Die Entwürdigung. Die Ratlosigkeit. Die Verzweiflung.

Und weil sich mein Verstand mit Händen und Füssen wehrte, gegen all diesen Wahnsinn, hat er die Trennung völlig ausblenden müssen. Und so bin ich zwei Jahre durch die Welt gegangen. Mit einer Trennung die mich zutiefst getroffen hat und die mein Verstand nicht verspüren liess. Mit posttraumatischen Stress-Symptome, die in meinem Bewusstsein und meinem Unterbewussten herum spukten. Die mich nachts wach hielten. Die mich nachts schreiend aus dem Schlaf rissen. Die mich jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde des Tages verfolgten. Die nicht aus meinem Kopf wollten.

Und die Gewissheit, diese Trennung hätte nicht sein müssen. Und ansonsten nichts. Hass für die Ärzte. Hass für jeden, der die Ärzte vielleicht geholfen hat. Und ein kleines Schimmern in meinem Herzen, ein winziges Flackern, das mir sagt, es ist noch nicht aller Tage Abend.


Es ist mehrere Monate her, da bin ich lachend erwacht, in einer Zeit in der es mir nicht wirklich gut ging. Ich habe mich darüber gefreut, denn ich sagte mir dass zumindest mein Unterbewusstsein schon weiter war als ich. Es war schon freier. Nun bin ich weinend aufgewacht, es ist einige Wochen her. Und ich habe mich darüber gefreut. Ich habe mich gefreut zu spüren, dass mein Unterbewusstsein auch diese Gefühle am verarbeiten ist. Und das Gute daran ist, dass es mich nicht erschreckt. Dass es mich nicht beunruhigt. Dass es eine Momentaufnahme ist. Die Aufnahme eines Bild und die damit verbundenen Gefühle. Die Gefühle die mich überrollen, wenn ich die Junge Dame auf einer kleinen Wiese sehe, wie sie davon schwebt. Neben ihr ein Mann. Ich sehe die Junge Dame in die Augen und weiss, dass sie mich liebt. Ich weiss, dass ich sie liebe. Ich fühle, wie dieser Mann ein Bruder ist. Oder ein guter Freund. Ein Begleiter. Und ich fühle, wie die Junge Dame dagegen ankämpft, nicht den selben Schmerz zu fühlen wie dieser, der gerade mein Herz zerfleischt.
Die Zwei reden. Der Mann scheint recht aufgeregt zu sein. Die Junge Dame redet kurz zu ihm, sie beruhigt ihn. Doch später wird es vielleicht sie sein, die jemanden braucht der mit ihr redet. Ihre Hand ist offen, mit dem Rücken gen oben, und sie bewegt sich langsam nach unten, bevor der ganze Arme ruhig am Körper anliegt. Nun dreht sie sich wieder zu mir, ich sehe noch die Andeutung eines Lächelns, bevor sie nur noch eine Silhouette am Himmel ist. Ich bin froh, ist die Junge Dame nicht alleine auf dieser kleinen Wiese, die dahin schwebt. Ich bin dankbar, dass sie nicht irgendwo das durchmachen muss, was ich hier unten durchmachen werde. Und ich hoffe, die Junge Dame wird die Zuversicht in ihrem Herzen bewahren können. Sie soll auch ihre Begleiterin sein, auf dieser Reise. Sie soll ihr möglichst ersparen, diese überfüllte Leere in sich tragen zu müssen.

From www.hongkiat.com: Surreal World


Es ist der Schmerz des Unnötigen. Des Unausweichlichen. Des Absurden. Es ist der Schmerz einer Trennung, die nicht sein sollte. Es ist die Gewissheit, so viel geben zu müssen, um das zu bekommen was uns eh zustehen würde. Es ist die Gewissheit, die Liebe in sich zu tragen, die man so unbedingt zerstören möchte. Aus so unergründlichen und fremden Welten kommen die Taten, die dazu geführt haben. Nicht nachvollziehbar. Kein winziges Bisschen. Und da geht sie dahin. Ein Auge lachend, das andere weinend. Und dahin gehen wir. In die Zerrissenheit die wir so gut kennen. Für nichts und wieder nichts. Mit einem Funken im Herzen.


Nun bin ich wach. Ich fühle mich zwar jeden Morgen wie wenn mich ein Zug überfahren hätte, doch ich bin wach und mein Herz schmerzt nicht mehr so sehr. Der kleine Funken brennt. Und seit dieser Nacht, vor einigen Wochen, habe ich nicht mehr im Schlaf geweint.

Zdenek Janda: The Liquid Time
 
 

August 08, 2010

steuerärzte

 
Wozu wurde sonst noch so alles die Junge Dame von der Harten Klinik missbraucht? Ein Beispiel möchte ich ganz deutlich hervorbringen, ist es doch in meinen Augen der absolute Hammer (inmitten unzähliger Hammern!). Da arbeitet die Junge Dame also an der Verpackung von Kosmetik-Produkten, für einige Pfennige die Stunde. So weit so gut. Sie sagt mir irgendwann man habe sie gebeten, auch Mittwochs am Morgen zu kommen, da sie offensichtlich eine gute Mitarbeiterin sei. Ich lasse jetzt einmal Details über einen bestimmten Mittwochmorgen aus, oder darüber wie die Junge Dame mir einmal sagte, sie habe zuerst eine Unterkunft im Angestellten-Haus der Klinik gesucht. Nein... Es geht mir hier darum, wie das Thema Einkünfte und Versteuerung der Einkünfte angegangen wurde.

Anscheinend fühlten sich einige Leute in der Harten Klinik verpflichtet, mir auf die Schliche zu kommen. In ihrem Wahn hatten sie ja schon mal die Junge Dame dazu benutzt, mich als Dealer von Rezeptpflichtigen-Medikamenten zu outen, was ihnen nicht gelungen ist — unter anderem deswegen, weil ich sowas nie getan habe! Doch es ging weiter. Die Junge Dame sagte mir eines Tages, sie wünsche sich eine Arbeit ausserhalb der Klinik und sie würde dieses Einkommen gerne nicht angeben (also Klinik und Behörden vorenthalten). Ich muss mir hier keine grosse Gedanken machen, von wem diese Worte ursprünglich stammen — jedenfalls nicht von der Jungen Dame. Ausser, ausser sie benutzte "Geld" als Metapher für ganz was anderes. Wenn es aber wirklich um Geld und Einkommen ging, dann waren dies zu 100% nicht Worte der Jungen Dame.

Schlussendlich kam das Gespräch auf das hinaus, dass ich ihr sagte sie solle gar nicht mit sowas anfangen: Sollte sie zu wenig Geld für ihren Unterhalt haben, würde ich ihr den erlittenen Verlust durch die Deklarierung sogar zurückerstatten, aus meiner Tasche.

Wenn etwas davon irgendwo festgehalten wurde, dann bestimmt die Tatsache, dass ich als Ehemann das Geld der Familie an Dritte gegeben hätte. Aber wahrscheinlich steht nirgends was davon, denn dann müsste man erklären wie man zu dieser Erkenntnis gekommen ist.

Wie auch immer, mir scheint dass mit Steuergelder hier irgendwelche Wahnärzte Auskunft über mein Verhalten bezüglich Steuergelder erhalten wollte. Irgendwie komisch, was man alles für Aufgaben in der Harten Klinik wahrnimmt: Ausser (selbsternanntem) Justizvollzug auch Steuerbehörde? Ich frage mich dann, was die Polizei dort zu suchen hatte, machte die ganze investigative Arbeit doch schon die Leitung der Klinik.

Und, was die Junge Dame betrifft, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie alle ihre Einkommen ganz normal deklariert. So wie die Ferien, von denen sie noch 5 Wochen zu gut hatte, zum Zeitpunkt als man uns trennte!
 

August 07, 2010

beim Zahnarzt

 
Obwohl sie danach tönen könnte, ist diese Geschichte nicht erfunden. Sie beginnt mit Zahnschmerzen. Nein, sie beginnt viel früher, vor mehreren Jahren bei einem Besuch beim Zahnarzt. Weiter geht die Geschichte dann in der Harten Klinik, wo ich erzähle was während diesem Besuch geschah. Beim spritzen der Anästhesie traf und traf die Zahnärztin den richtigen Nerv nicht. Nach mehreren Versuchen mit dem Bohrer und nach mehreren Aufschreie meinerseits und nach wieder mehrehren Spritzen war das Resultat schlussendlich ein völlig gelähmte Gesichtshälfte. Auf dem Weg nach Hause war das rechte Augen offen und, beim normalen Augenschlag, ging es nicht zu. Das Resultat war ein Typ mit auf einer Seite hängendem Mund der die Menschen die Augenkontakt zu ihm hatten anblinzelte. Irgendwie komisch, in seiner Tragik, diese Geschichte. Die Anästhesie liess nach einigen Stunden nach und das Gesicht bekam seine normale Mimik zurück.

Weiter geht die Geschichte eben mit Zahnschmerzen. Schon als Kind hatte ich immer wieder Probleme mit den Zähnen: Trotz regelmässiger Pflege staunte der Zahnarzt jedes Mal, wenn er in meinen Mund schaute, wie viel Karies ich doch hatte. Irgendwann bekam ich Calcium in medizinaler Dosierung. Das Resultat ist ein ziemlich ramponiertes Gebiss, was ich seit der Jugend nun mit mir herum trage. Jedenfalls verlor ich ein Stück einer Plombe, irgendwann. Als ich endlich den Besuch beim Zahnarzt finanzieren konnte, entschied ich mich also dort hin zu gehen. Die Frau Doktor, die mich behandeln sollte, schien sehr sympathisch zu sein. Ihr Praxis-Kollege sammelte Kunst und die ganze Praxis, der Wartesaal, die Flure, sogar die Toiletten waren mit Kunstobjekten geschmückt, meist Bilder und Kollagen. Auf der Decke oberhalb des Patientenstuhl wurde sogar gezeichnet, so dass man auf ein Kunstobjekt schauen konnte während man auf die Frau Doktor wartete. Es gefiel mir, in dieser Praxis.

Als das Gespräch auf den Zustand meiner Zähne kam und die zahnärztliche Vorgeschichte, erzählte ich von dem Vorfall mit der gelähmten Gesichtshälfte. Die Frau Doktor reagierte ziemlich verblüfft auf meine Schilderung: Sie versicherte mir, ihr sei das noch nie geschehen. Es stellte sich auch heraus, dass sie die Zahnärztin kannte, der das Missgeschick passierte.

Nach einigen Sitzungen und nach Abschluss der wichtigsten Eingriffe, machte sie sich an einen der unteren rechten Zähne. Sie begann, wie immer, mit der Spritze. Als ich wegen dem Schmerz reklamierte, bekam ich nochmals eine Spritze. Und so ging das eine Weile weiter. Irgendwann stand ich vom Stuhl auf, mit einer völlig gelähmten Gesichtshälfte. Man wollte mich verabschieden und mir einen neuen Termin geben. Ich musste von mir aus um das Bestellen eines Taxis bitten. Was ich dann auch zahlen musste. Mein Sohn hat mich bei der Ankunft zu Hause gesehen, zusammen mit einem Freund von ihm. Da ich von dem ersten Mal erzählt hatte, als ich mit gelähmten Gesicht herumspaziert bin, hatten wir alle drei nur noch ein mühdes Lächleln dafür übrig. Im Ganzen waren es also 2 1/2 Lächeln, da ich nur mit einer Hälfte meines Mundes lächeln konnte. Die Rechnung bekam ich ganz normal, für die ganze gemachte Arbeit — nicht nur die Hälfte. Keine Entschuldigung, nichts. Einige Zeit später bekam ich sogar einen Anruf, von der Zahnarztassistentin: Es sei Zeit für eine Kontrolle. Als ich dankend ablehnte, hörte ich auf der anderen Seite "Dabei sind wir gar nicht so böse!"

Du liest nun diese Zeilen und kannst mir glauben oder nicht, doch ich sage dir, schon als die Spritze zum zweiten Mal gegeben wurde, wusste ich was auf mich zukommen könnte. Ich spürte ganz genau, dass Frau Doktor nicht am richtigen Ort die Spritze ansetzte, irgendwie zu hoch, irgendwie zu sehr auf der Seite, irgendwie zu weit hinten. Im Nachhinein, erkenne ich einen eindeutigen Vorsatz in dem, was Frau Doktor tat. Und nun frage ich dich, der am lesen bist: Angenommen du nimmst mir überhaupt ab was ich hier geschrieben habe, wie soll ich nun diesen Vorsatz beweisen?

Bild: Wojtek Siudmak


Übrigens: Seit dann laufe ich mit einem aufgebohrten Zahn in der Gegend herum. Ob das Sinnvoll im Sinne einer zahnärztlichen Behandlung ist, kann ich nicht wissenschaftlich beantworten. Ich behalte den Zahn im Auge, jedenfalls.

Übrigens: Irgendwann schrieb ich, der Gang zum Zahnarzt sei weniger Schlimm als der Gang zum Wahnarzt (also Doktor Y, Lanzy, Doktor No & Co.): Dazu stehe ich heute noch!