September 29, 2008

Hexen

Vielleicht hast es noch nicht mitbekommen, Doktor Y, aber wenn du heut zu tage eine Hexe verbrennst, kann es sogar vorkommen, dass du vor Gericht und im Gefängnis landest.
Komische Welt, die sich ja so rasant schnell verändert, nicht wahr?

Hat denn dein Vater noch Hexen verbrannt, dass du diese Tradition weiter am Leben erhalten möchtest? Bist auf der Suche nach neuen Wegen, dieses Vorgehen in die heutige Zeit zu integrieren?


Wäre es nicht an der Zeit, dass du dir Gedanken machst, ob es doch nicht Dinge gibt, die du nicht siehst, nicht wahrnehmen kannst und, um so weniger, zu verstehen und nachvollziehen in der Lage bist, die dennoch Teil dieser unseren gemeinsamen Welt sind, und damit doch vielleicht der Natur und Gottes Schöpfung?

Könnte es nicht sein, z.B., dass ein Patient in die Akut-Station eintritt und nach nur einigen Tagen eines seiner grössten Belastungen aus der Kindheit aus der Seele weint, einfach so, ganz allein, vor sich hin?
Könnte es nicht sein, dass sowas in der Tat vorkommen kann, dass dieses Ereigniss seine Lebenseinstellung grundsätzlich verändern kann, und dass es nichts pathalologisches daran hat, sondern genau die Genesung einer seelischen Störung?


Es kann passieren, dass beim Spielen mit dem Sohn, durch einen Fusstritt, ein einziger Finger an der Hand des Vaters getroffen wird. Es kann sein, dass dieser Finger, der Ringfinger ist. Da der Vater zu Hause den Ehering immer abnimmt, merkt er zuerst gar nicht, geht er zu Bett und denkt, am nächsten Morgen ist alles wieder Ok.
Es kann aber auch passieren, dass ab diesem Augenblick, der Ehefinger monate lang nicht mehr auf den Finger passt, weil dieser angeschwollen ist.
Der Hausarzt wird sogar eine Röntegenaufnahme machen, denn nach einigen Wochen wo der Finger nicht abschwillt und der Schmerz nicht bessert, fragt sich der Vater langsam ob die Verletzung nicht ganz so harmlos ist wie er zuerst dachte.
Der Arzt sagt, es sei nichts gebrochen, nichts gerissen, nichts was irgendwie eine Behandlung bräuchte.
Einzig Zeit... Mit der Zeit wird der Finger wieder abschwellen.
Folglich wird dann der Ehering wieder passen.

Nun, kann es sein, dass es Leute gibt, die sowas als Zeichen interpretieren, einen von vielen?
Ist dieser Mensch ein Hexenmeister, ein Zauberer, ein Psychotiker?
Kann es sein, dass als der Vater dann, Monate später, die entgültige Entscheidung zur Trennung von der Frau trifft, den Vorfall als einen von unzähligen Zeichen sieht?
Kann es sein, dass ihm das auch als Bestätigung erscheint, es geschehe alles aus einem Grund, zu einem bestimmten Zeitpunkt? Und er merkt, alles passt zusammen, alles ergibt einen Sinn: von den vorgefallenen sogenannten „Zufälle“ bis hin zur ersten Chance in seinem Erwachsenen-Leben, einen neuen Abschnitt zu beginnen?
Einen mit unendlich grösserer Lebensqualität, spiritueller Tiefe, mentaler Klarheit, bewussterer Wahrnehmung?
Wie Krank ist dieser Mensch? Wie bedrohlich für sich, seiner Umgebung und der Gesellschaft ist er, in der Tat?
Sollen wir diesen Eretiker sofort auf den Scheiterhaufen verurteilen?


Könnte es nicht sein, dass sich zwei Menschen treffen und in einzig drei Wochen merken, Seelenverwandte zu sein?
Könnte es nicht sein, dass diese zwei Menschen genau spüren was im anderen abgeht, was er fühlt und was sein reales Wesen ausmacht, ganz egal was diese Person oder andere erzählen, machen, bestimmen?

Ich denke, es könnte an der Zeit sein, dass du dir ein paar Gedanken darüber machst, ob es Dinge gibt, die du nicht in der Hand hast.
Ich denke, es ist höchste Zeit, dass du dir im klaren wirst, ob du den Menschen helfen möchtest, ihre Besonderheiten zu tolerieren und zu fordern, wenn diese sie zu einem besseren Leben führen können, oder ob du einzig und alleine bereit bist, Menschen nach Schema F aus der Klinik zu entlassen, nachdem sie in deine vorgegebenen Schablone passen, wenn es nicht anders geht, gar mit Gewaltanwendung.

Doktor Y
Ich denke, du solltest anfangen zu denken...

Klarstellung

Ich möchte hier mal was klarstellen.
Niemand auf dieser Gotteswelt möchte ich fertig machen.
Ich möchte genesen und mache die einigen wenigen Dinge, wozu ich noch im Stande bin.

Der Therapeut sagte mir: "Sie fühlen sich alleine verantwortlich für Ihre Wahrnehmung der Geschehnisse".
Die Antwort ist: NEIN.
Ich fühle mich nicht verantwortlich für meine Wahrnehmung, denn ich traue ihr.
Ich möchte, seit Beginn, dass die Verantwortlichen für meine Wahrnehmung, Verantwortung übernehmen.
Wie gesagt, man hätte mich mit 3 kleine Sätze abholen können und dies wurde nicht gemacht.
Soweit so gut.
Als ich es mir dann aber immer schlechter ging und dieser Horror mich nicht mehr losgelassen hat, blieb mir nur der Weg der Verarbeitung - alleine.
Und dieser Weg, ist das Beste was ich zur Zeit zu bieten habe.

Und dann wundert sich meine Mutter, dass ich so oft das Wort Scheisse benütze, in letzter Zeit.

ENTSCHULDIGUNG

Hiermit möchte ich mich bei den Verantwortlichen (Responsibles) entschuldigen, dafür dass sie es eigentlich gut meinten und ich eventuell nicht genügend Vertrauen hatte, damit es schlussendlich gut rausgekommen wäre.

Aber, bei Gott, ich habe genügend oft die Hand ausgestreckt, um diesen Vertrauens-Missbruch zu vermeiden.
Als ich - gegen den Rat der Klinik - ausgetreten bin, habe ich noch einige Stunden gewartet, um mit Doktor Y sprechen zu können.

Obwohl er, nach Angaben des Arztes auf der Akutstation, nicht mehr für mich verantwortlich war, hat er mich getroffen.
Seine Worte waren: "Also gut, treten Sie aus und Sie werden später wieder auf meiner Station eintreten. Aber: ich möchte Sie nicht mehr in der Klinik sehen, bis nach dem Wochenende!"

Also hatte ich eine mündliche Abmache, wieder auf die Psychotherapie-Station zu kommen.
Und mein Hab und Gut wurde wieder von der Akut-Station auf die Psychoterapie-Station verfrachtet, in mein Zimmer das für mich weiterhin reserviert sei.

Ganz krass wurde es, als ich Doktor Y das nächste mal traf.
Ich sollte ihn per Telefon kontaktieren um einen Termin zu vereinbaren.
Also rufe ich am Montag an, und es wird ein Treffen für den Dienstag Morgen vereinbart.
Er sagt mir schon am Telefon, ich solle ohne Gepäck antraben...!!!

Als ich vor ihm sitze, fragt er mich, was also nun meine Ziele für die verbleibende Zeit seien.
Da ich völlig unvorbereitet auf eine solche Frage war, habe ich die alten Ziele wieder erwähnt, die ich schon früher beschrieben hatte.
Seine Antwort: "Dar reicht mir nicht! Bei Ihren Introspektions-Fähigkeiten, hätte ich viel mehr von Ihnen erwartet!"

Einige Tage zuvor hatte er mich auf die Akut-Station verschoben, wegen Verdacht auf "Psychotischer Episode".
Nun kann er seine mündliche Abmachung nicht einhalten, weil ich nicht selber meine Therapie zu gestalten und planen weiss???

Hallo? Jemand da?

Ich entschuldige mich, ganz ehrlich, bei all denen die zusehen mussten, die gelitten haben.
Ich entschuldige mich dafür, dass gute Absichten in schlechte Ergebnisse gemundet sind.

Doch ich verfluche all die Verantwortlichen, die etwas an dieser ganzen Geschichte hätten ändern können.
Ein leitender Arzt, der mich nach einem Treffen bezüglich Patienten-Unterlagen, einzig und allein mit dem Austrittsbericht - für Profis gedacht - auf den Weg nach Hause schickt, ohne eine einzige Erklärung, Erläuterung der in diesem Bericht benützen Ausdrücke, handelt in meinen Augen grob fahrlässig!!!

Ich entschuldige mich, im gleichen Masse in dem ich nicht Verzeihe (leider weil ich nicht kann)!

Zimmer mit Sicht

Und dabei hatte ich ein Zimmer mit Sicht...
Den Uetliberg, ganz Zürich, bei klarem Wetter die schneebedeckten Alpen.
Habe ganze Tage auf dem Balkon verbracht, mit und ohne Kopfhörer.

Ah ja, den kennen wir doch, den Typ mit dem Kopfhörer.
Bei dem geht ja gar nichts ab, bei dem passiert nichts, an dem kommt man nicht ran...
Und wenn er Schübe von Glück hat, dann können diese ja einzig von der schrecklichen Musik ausgelöst sein, mit der er sich ununterbrochen volldröhnt.

So hiess es in der alten Klinik.
Was mir am meisten Leid tut ist, dass hier wirklich Leute waren, die sich eine riesen Mühe gegeben haben, um mit und für mich zu arbeiten.
Am Abend vor dem Austritt, hatte ich noch ein telefonisches Gespräch mit meinem Therapeuten.
Dieser war deutlich erleichtert und froh, dass es mir in dieser Entzugstation gefiel, dass ich mich gut untergebracht fand, dass ich die Leute mochte.
Er sagte mir, der verantwortliche Psychiater habe einen hervorragenden Ruf, und er kenne ihn von Weiterbildungen.

Ja, diesen Eindruck hatte ich auch, beim einzigen Gespräch der zustande gekommen ist, bei diesem Psychiater.
Auch das, was er im Hintergrund bewirkte und bewegte, habe ich immer als sehr überdacht, mit Vorsicht angegangen und einzig im Sinne meiner Genesung empfunden.

Nun wo ich dieses Zimmer mit Sicht, dieses Aufatmen verloren habe, verlangt sogar mein Therapeut eine Vorzahlung für seine Dienste.
Er sagte, es sei schwierig, wenn ich als Ziel habe, einen Arbeitskollegen (des Orden der Götter - dies ist von mir) in Weiss fertig zu machen.
Er sagte, ich solle ihm das Geld und den Austrittsbericht der Entzugsstation bringen, nachdem ich dieses gelesen habe.

Erst als ich ihm sagte, dass ich überhaupt keinen Problem haben werde, mit diesem Bericht, denn das Geschehene sei für mich völlig nachvollziehbar, tönte er wieder erleichtert.
Soweit ist es gekommen...
Der Therapeut der mich seit Jahren kennt, und den ich als einzige mögliche Ansprechsperson nach dem Austritt der alten Klinik sah, traut mir nicht mehr ganz und die Sache wird ihm langsam ungeheuer, oder sowas in der Art.

Again: Thanks to the responsibles!