September 29, 2008

Zimmer mit Sicht

Und dabei hatte ich ein Zimmer mit Sicht...
Den Uetliberg, ganz Zürich, bei klarem Wetter die schneebedeckten Alpen.
Habe ganze Tage auf dem Balkon verbracht, mit und ohne Kopfhörer.

Ah ja, den kennen wir doch, den Typ mit dem Kopfhörer.
Bei dem geht ja gar nichts ab, bei dem passiert nichts, an dem kommt man nicht ran...
Und wenn er Schübe von Glück hat, dann können diese ja einzig von der schrecklichen Musik ausgelöst sein, mit der er sich ununterbrochen volldröhnt.

So hiess es in der alten Klinik.
Was mir am meisten Leid tut ist, dass hier wirklich Leute waren, die sich eine riesen Mühe gegeben haben, um mit und für mich zu arbeiten.
Am Abend vor dem Austritt, hatte ich noch ein telefonisches Gespräch mit meinem Therapeuten.
Dieser war deutlich erleichtert und froh, dass es mir in dieser Entzugstation gefiel, dass ich mich gut untergebracht fand, dass ich die Leute mochte.
Er sagte mir, der verantwortliche Psychiater habe einen hervorragenden Ruf, und er kenne ihn von Weiterbildungen.

Ja, diesen Eindruck hatte ich auch, beim einzigen Gespräch der zustande gekommen ist, bei diesem Psychiater.
Auch das, was er im Hintergrund bewirkte und bewegte, habe ich immer als sehr überdacht, mit Vorsicht angegangen und einzig im Sinne meiner Genesung empfunden.

Nun wo ich dieses Zimmer mit Sicht, dieses Aufatmen verloren habe, verlangt sogar mein Therapeut eine Vorzahlung für seine Dienste.
Er sagte, es sei schwierig, wenn ich als Ziel habe, einen Arbeitskollegen (des Orden der Götter - dies ist von mir) in Weiss fertig zu machen.
Er sagte, ich solle ihm das Geld und den Austrittsbericht der Entzugsstation bringen, nachdem ich dieses gelesen habe.

Erst als ich ihm sagte, dass ich überhaupt keinen Problem haben werde, mit diesem Bericht, denn das Geschehene sei für mich völlig nachvollziehbar, tönte er wieder erleichtert.
Soweit ist es gekommen...
Der Therapeut der mich seit Jahren kennt, und den ich als einzige mögliche Ansprechsperson nach dem Austritt der alten Klinik sah, traut mir nicht mehr ganz und die Sache wird ihm langsam ungeheuer, oder sowas in der Art.

Again: Thanks to the responsibles!