February 23, 2010

business und moral

 
Ist doch irgendwie schon auffällig, wie die "Feinde" der USA in den letzten 40 Jahren etwas gemeinsam haben: Sie wurden allesamt von den USA selbst gesponsert und bewaffnet, bereichert und bemächtigt. Die USA kämpfen stets gegen ihre früheren Handlangern. Gegen diejenigen, die bewaffnet wurden um gemeinsam den vorherigen "Feind" zu bekämpfen. Nun bekämpft man diesen "neuen Feind" und, um dies zu machen, bewaffnet man den nächsten. Und so weiter und so fort.

Aber Europa ist da nicht besser. Ich zumindest kann mich genau daran erinnern, als eine Rakete von Libyen aus in Richtung Lampedusa übers Meer flog, in den 80er. Ich weiss noch wie die USA Bomben auf Libyen fallen liessen. Hat denn das jeder andere vergessen? Eher nicht, oder? Und... siehe da, der damalige Feind ist der selbe der heute 2 Schweizer als Geisel hält und die Grenzen für alle Schengen-Bürger geschlossen hat. Es war damals wie heute Gheddafi an der Macht. Und dazu kommt noch: Von dem ganzen Reichtum, das wir in das Land spülen, hat die Bevölkerung rein gar nichts!

Ich erinnere mich noch an die Fotos von ihm in Militär-Uniform auf einem Traktor in einer Oase, im Hintergrund die unendlich scheinende Wüste. Ich erinnere mich wie man sich völlig einig war, dieser Typ sei völlig übergeschnappt. Ohne Zweifel.


Was ist dann also in den letzten 25 Jahre passiert, dass die ganze Welt so gross im Geschäft ist mit Libyen, dass man 2 Schweizer in einer Botschaft leben lassen muss, während Monate. Was ist geschehen, dass der Uniform-Raketen-Traktor-Typ nun heute halb Europa an den Eiern gepackt hat, und sich in aller Ruhe überlegt ob er den Druck erhöhen oder doch eher loslassen soll?

Halb Europa hat die Eier in der Hand eines Wüstenstaates Diktator und man schaut sich gegenseitig an, mit grossen Augen, und fragt sich wer nun am besten was machen soll.


Weshalb sollte es mit China anders kommen? Im Sinne, dass falls China irgendwann anders spielen sollte als wir uns das vorstellen und wünschen würden, dann wird die ganze Welt die Eier in deren Hand haben. Wen will man dann gross aufrüsten und als Mitkämpfer gegen den gemeinsamen Feind ernennen?


Ich weiss nicht... Die ganze Welt überlegt sich zur Zeit wie man die nächste Krise vermeiden kann. Doch all die Punkte die diese Welt schwach machen, an denen arbeitet niemand, die sind weiterhin ein Tabu. Denn, solange eine Angela Merkel für das Jahr 2010 als Regierungsprogramm Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum definieren wird, solange wird sich kaum etwas ändern können.

Solange Business mit einem Diktator uns vergessen lässt, dass dieser jeden Augenblick dazu fähig sein könnte, die nächste Rakete zu zünden, solange wird nichts bessern. Solange wir Rohstoffe aus den Ländern holen um dann unsere verarbeitete Endprodukte zu Dumping-Preise in diese Länder wieder einschwämmen lassen, solange wird nichts ändern. Solange die rechte Hand Verträge unterzeichnet und die Linke als Scheuklappe am linken Auge gehalten werden muss, solange wird nichts ändern.

Doch, wie bei so Vielem, wusste man dies genauso gut vor 50 Jahre wie man es heute weiss. Und es ging so weiter. Der Unterschied ist, dass heute alles schneller und schneller geschieht, und dass die Ausmasse global geworden sind. Der Unterschied ist, dass man nicht wie im kalten Krieg darauf vertrauen kann, dass die Welt nicht vor die Hunde gehen wird, weil schlussendlich niemand so verrückt ist, den roten Knopf zu drücken. Der Unterschied ist, man kann nicht darauf vertrauen dass es gut kommen wird wenn man abwartet und Tee trinkt. Der Unterschied ist, dass es Veränderungen braucht.

Und Veränderungen benötigen eine Antriebskraft. Diese war früher von Ideologien gegeben. Doch wir leben in einer Ideologie freien Zeit. Ausser die Eine, dass Gewinn und Wachstum der Motor der Welt sind. Also des Lebens. Und das sind sie nicht.

Rezepte wurden uns schon so viele gegeben. Und viele davon sind gut. Doch sie lassen sich in einer völlig deregulierten Welt nicht anwenden. Von wo auch immer diese kommen mögen. Das Kind lernt von den Eltern Regeln zu folgen. Heute schaffen es diese es nicht mehr, diese Funktion zu übernehmen, also ist es die Schule. Diese schafft es nicht, also ist es die Polizei. Diese schafft es nicht, also ist es das Jugendamt. Dieses schafft es nicht also ist es... Und so weiter.

Und in der Marktwirtschaft verhält es sich nicht viel anders, meiner Meinung nach. Solange der Mensch nicht beginnt, sich selbst zu regulieren, werden diese Aufgabe immer andere übernehmen müssen. Oder, schlussendlich, wird es die Natur in die Hand nehmen müssen. Und dies wird praktisch ausnahmslos als unerfreulich und unerwünscht gesehen.


Localization in the Globalization, heisst der neue Slogan. Ich denke, mehr denn je gilt dies auch für den Umgang von Menschen miteinander. Solange wer nicht nur mit Menschen Geschäfte macht, mit dessen Kindern er auch sorgenlos seine Kinder spielen lassen würde, solange wird es schwierig bleiben. Solange wer anderen was antut, was er nicht auch seinen Kindern antun lassen würde, solange wird es schwierig bleiben.


Und hier heisst es nicht "Abwarten und Tee trinken". Dies ist dringend nötig. Und es ist jedermanns Sache.

Und... Diese Einstellung ist überhaupt nicht "Marktfeindlich" an sich. Sie verhindert weder Fortschritt noch Erfolg, Wachstum oder Gewinn. Ganz im Gegenteil.