December 16, 2010

solidarität

 
Heute wurde von der Politik eine IV-Quote für grössere Unternehmen abgelehnt. Man setzt also auf den freiwilligen Einsatz von Behinderten in der Arbeitswelt. Wahrscheinlich nicht eine gänzlich falsche Entscheidung. Solange dieser freie Wille auch vorhanden ist. Die COOP z.B. beschäftigt zu einem Anteil von 1% der Gesamt-Belegschaft behinderte Menschen. Die Frage ist, wie es bei den anderen Unternehmen aussieht. Fragt man Menschen, welche die Möglichkeit erhalten haben, z.B. eine Teilzeit-Stelle anzunehmen, schwärmen sie davon, wie gut es ihnen tut wieder arbeiten zu dürfen. Und sie können davon ein Lied singen, wie Selbstwert-Gefühl, soziale Integration und Lebensqualität verloren gingen, mit dem Verlust einer Beschäftigung.


Irgendwer bei den Arbeitgebern meldete sich zu Wort und sagte, mit einer Quote würde man nur bestimmte "exponierte" Gruppen durch andere ersetzen. Und dies kann wirklich nicht die Lösung sein. Da kommt mir aber gerade eine sehr interessante Geschichte in den Sinn, die ich einmal von einem klugen Typen gehört habe, zu diesem Thema — leider weiss ich nicht mehr wer der Typ ist. Jedenfalls brachte er das Beispiel der Velo-Vermietung, die früher Sache des SBB-Personals am Bahnhof war. Diese Stelle war also Teil der Betriebs-Kosten dieses Unternehmens. Heute ist dies nicht mehr der Fall und die Velo-Vermietung übernimmt der Staat oder Privat-Initiativen. Meistens werden damit Menschen im Rahmen eines Programms zur Reintegration beschäftigt. Menschen, also, die auf Solidarität angewiesen sind. Nun stellt sich die Frage, wie viele Menschen früher noch von Unternehmen (und zwar auch private Unternehmen) beschäftigt wurden, die heute zwischen Stühle und Bänke gefallen sind. Die Arbeitswelt hat (anscheinend) nicht den kleinsten Spielraum mehr. Die Margen werden so scharf kalkuliert, dass Optimierung und Steigerung von Effizienz und Gewinn die einzigen Überlebens-Chancen sind. Das möchte man uns glauben lassen. Doch stellt sich für mich dann die Frage wie es möglich sein kann, dass die Zahl der Millionäre noch nie so hoch wie heute gewesen ist. In der Schweiz und auf der Welt. Die Zahl der Menschen die in Geld schwimmen steigt unaufhaltsam. Der Typ, der Velos vermietet, den kann aber niemand mehr bezahlen.


Wie auch immer... Sparen muss man! Der IV geht's schlecht. Also, was macht man? Nicht etwa die Reintegration verbessern, nein, man überprüft alle "Nicht Organisch-Bedingten" Renten. Und es müssen Renten gestrichen werden. Denn es muss gespart werden. So weit so gut. Mal sehen nun, welche Renten gestrichen werden. Gehen wir einmal davon aus, dass alle "Simulanten" raus fliegen — ist ja auch nur richtig. Wie viele Prozente der ausbezahlten Renten können diese realistisch ausmachen? Und danach? Der ganz grosse Rest vom fehlenden Geld, woher soll der kommen?

Ich sehe das Problem und würde nur ungern in der Haut derjenigen Stecken, die nun eine Sanierung der IV-Kasse einzig durch Kürzungen der Renten umsetzen müssen.


Das Konzept geht in etwa so auf, wie das Euro-Konzept von Frau Merkel: Angegangen und weit vor der Hälfte des Weges liegen gelassen. Letztens habe ich einen Wirtschafts-Experten sagen hören
Der Markt wird versuchen, weitere Staaten in die totale Krise zu werfen.
Es gibt also einen "Bösen Markt" dort draussen, der am "Abschmieren" der verschiedenen Risiko-Kandidaten in Europa ein grosses Interesse zu haben scheint. Ist das nicht faszinierend? Wer mag dieser böse böse Markt denn sein? Doch, dieser hat die Rechnung ohne Frau Merkel gemacht.
Niemand in Europa wird fallengelassen. Für ihn noch mehr zu zahlen, tue ich aber ganz sicher nicht. Das müssen wir solidarisch lösen. Mit einem "dauerhaften Rettungsschirm"!
Die Krise als System, sozusagen. Das Ganze wird dann als Solidarität verkauft.

Um ehrlich zu sein, dieses neue Konzept von Solidarität, das zur Zeit in der westlichen Welt umgeht, verstehe ich nicht ganz. Kann mir das bitte jemand erklären? Frau Merkel ist also solidarisch mit den Iren. Diese kürzen den Mindest-Lohn ihrer Leute. Die Differenz zum früheren Mindest-Lohn übernimmt aber nicht etwa Frau Merkel. Wohin fliesst dann aber "ihr" Geld? Oder ist es wieder einmal völlig Naif von mir zu denken, dass "Solidarität" etwas mit Menschen zu tun haben sollte? Geht es hier um was anderes? Geht es hier um Staaten, um "höhere Interessen", um komplizierte Dinge von denen ich gar nichts verstehen kann? Und vielleicht auch nichts verstehen soll?