Zuerst einmal ein paar Eindrücke darüber, was Psychiatrie für einige Patienten ist. Wofür sie steht. Natürlich meint es dieser Psychiater nur gut. Natürlich meinen es die Pfleger nur gut. Doch eine Idee — auch die beste Idee — ist nur so gut wie die Menschen die sie umsetzen. Siehe auch den Post eingeholt.
Ziemlich hart, oder? "Eingeholt" und dann "Rausgeholt"...
Jedenfalls, zurück zur Psychiatrie. Die Iso-Zellen in der Harten Klinik haben Fenster, im Gegensatz zum Klischee der gepolsterten Gummi-Zelle. Ich erzählte schon, dass ich in der Nacht, nach dem ich die Fenstertüre zerbrochen hatte, freiwillig vor den Pflegern in die Iso-Zelle gelaufen bin. Ich war in dieser Nacht "so dermassen gefährlich", dass mir die Dienst-Ärztin kein Medikament verabreichte, nach dem ich es verweigert hatte. Ich war "so dermassen gefährlich", dass die selben 3 Pfleger die mich in die Iso-Zelle begleitet hatten, mitten in der Nacht auf mein Wunsch eingingen und mich raus liessen, auf die Toilette. Diese 3 Pfleger (1 Frau und 2 Männer) hatten überhaupt kein Bedenken, mich aus der Iso-Zelle zu lassen, damit ich "für kleine Jungs" konnte. Ich ging raus, erledigte mein Geschäft, und ging wieder rein. Ohne Medikamente. Uhhh... Wie gefährlich...! That's pretty scary. Nicht war, Doktor NO? Creepy... A creepy door!
Denn am nächsten Morgen war plötzlich alles anders. Dann waren auf einmal 12 Pfleger notwendig, um mir das Essen zu bringen oder eine Zigarette rauchen zu lassen. Man muss sich vorstellen: Mehr als ein Dutzend Leute in einem Raum von knapp 9 Quadratmeter, alle um einen einigen Patienten herum. Alle bereit sich auf ihn zu stürzen, wenn er auch nur falsch mit der Wimper zuckt. Ja... So war das. Während 3 Tage!
Diese kleine Klappe in der Türe, die aufgeht. Man ist gerade gut genug für eine kleine Klappe in der Türe. Dann schaut jemand rein und verschwindet wieder. Nein... Er oder sie muss dich ansprechen und auf eine Antwort warten. Dann bist du wieder allein. Du weisst nicht wann du wieder rauskommst. Du weisst nicht wer was wann entscheiden wird. Du weisst nichts. Du bist von der Welt abgeschnitten. Doch es ist die Welt, die dich abschneidet.
Und natürlich "vergass" man mir zu sagen, dass ich nur nach den Mahlzeiten schnell eine Zigarette rauchen durfte. Also bat ich um eine Zigarette, am ersten Tag und wartete dann. Und wartete. Und wartete. Und wartete. Ja... Man sagt mir nicht, dass ich erst nach dem Nachtessen wieder eine rauchen darf. Man sagt gar nichts. Dass ja der Adrenalin-Spiegel steigt. Das ist Folter!
Aber das ist noch die Light-Version der Folter. Denn... Ich meine, ich kann ohne Zigaretten ein paar Stunden lang leben, wenn ich mich nicht völlig verarscht fühlen würde. Und siehe da, während ich in der Iso im Kreise drehe, steht draussen, gut für mich sichtbar, der Oberarzt der Akut-Station — der, der mir die Spritze in den Arsch gesteckt hat, während mich ein Dutzend Pfleger festhielten — und, siehe da, er ist fast jede Stunde da, und er raucht, ganz genüsslich, eine Zigarette, draussen im Freien, vor dem Gebäude der Station nebenan, gut sichtbar für mich. Ist das nicht Folter? Der hat keinen anderen Platz um seine verdammten Zigaretten zu rauchen? Einmal pro Stunde. Während knapp 3 Tage.
So viel zur Zusammenarbeit zwischen der Klinik und mir, während meinem Aufenthalt in der Iso-Zelle. Der Psychiater im Video hat es ja nur gut gemeint. So einen Psychiater hätte ich mir auch gewünscht! Doktor NO, was meinst du zu all dem? Du bist doch der Chef von diesem verdammten Kettenraucher, oder? Meinst du er bringt schöne Rauch-Ringe hin, wenn ich ihm eine teure Zigarre zwischen den Arschbacken schiebe? Hilfst du ihm? Bringst du ihm die richtige Technik bei?
Am letzten Tag, am letzten Morgen, sagte man mir ich werde rauskommen. Und wieder wartete ich. Und ich wartete. Und ich wartete. Und ich wartete. Und ich wartete. Also begann ich die Klingel zu benützen. Und es ist Vorschrift, dass das Pflege-Personal reinschauen muss, wenn der Patient geklingelt hat. Denn er könnte Hilfe benötigen. Und da man mich warten liess, dachte ich mir, die Wartezeit mit der Pflege zu teilen. Also klingelte ich. Sie kamen. Ich klingelte. Sie kamen. Ich klingelte. Sie kamen. Ich klingelte. Sie kamen. Ich klingelte. Der Pflege-Leiter höchst persöhnlich erschien an der Tür. Er öffnete den Schlitz und meldete sich. Ich sagte was. Der Ärmste. Ich hatte ihn gestresst. Gestresst und geärgert. Ich hörte nur ein brümmerisches
So ein Arschloch!Was tat man? Da ich ja im Unrecht war (oder so) und nicht hätte die Klingel unnötig benützen dürfen, schaltete man sie tatsächlich ab. Ich hockte nun wirklich allein in einem Raum, fast Schall-Dicht, ohne jegliche Möglichkeit nach Hilfe zu rufen. Doktor NO, Oberarzt, Pflege-Leiter: Ich muss euch doch nicht erklären, dass dies verboten ist, oder? Oder habt ihr, wie so oft, auch hier wieder eine Sonder-Regelung, die es erlaubt euch von solchen ach so bösen Patienten wir mir zu schützen?
Wie auch immer... Irgenwann ging die Türe endlich auf! Irgendwann war ich endlich wieder draussen. Irgendwann konnte ich wieder wann und so oft ich wollte rauchen. Doch die Freude sollte nicht lange halten. Denn das nächste Problem sollte ja auf mich warten. Wegen der falschen Medikation hatte ich eine Zungen-Starre. Einen toten Fisch im Mund. Ich konnte nicht mehr sprechen. Dem neugeborenen gibt man einen Klaps auf die Arschbacken. Bei mir, löste man das Pröblem mit einem weiteren Medikament. Ganz routiniert. Als wäre es die normalste Sache der Welt, eine Zungen-Starre zu bekommen. Bei nächsten Gespräch mit dem Oberarzt, wusste er noch gar nichts davon. Ich wollte eigentlich empört erzählen, wie ich auf einmal Angst bekommen hatte, wie ich nicht wusste was mit meinem Körper geschah. Doch der anwesende Pfleger unterbrach mich und sagte ja, es habe ein Problem gegeben, doch er konnte es natürlich so und so lösen. Er hatte nicht einmal einen Arzt benötigt, für diese Medikation. In der Harten Klinik bekommen Patienten bei Zungen-Starre vom Pfleger ein Medikament. Und diese Prozedur benötigt nicht einmal einen Arzt! Ja. Meine Zunge funktioniert wieder. Meistens. Und auch meine Finger. Auf der Tastatur. Siehe da!
Und jetzt... Jetzt öffnen wir die nächste Türe!