June 11, 2011

wie das Leben so spielt

 
Sie sagte
Ich bin jetzt mit meinem Freund zusammen, und der weiss wie ich funktioniere. Ja... Der weiss ganz genau, wie ich funktioniere.
Gesagt, hatte dies die Junge Dame. Mir. Damit gemeint hatte sie Joe, ihr Ex-Freund mit dem sie wieder zusammen sein wollte. Als reiche dies nicht, meinte sie mit Joe eigentlich mich, denn er war mein Alter-Ego.

By the way, ganz schön verrückt, wozu man die Junge Dame so angestiftet hatte, in der Harten Klinik, oder nicht? Ob das wohl unter "Therapie" verbucht wird? Was der Steuer-Zahler wohl dazu meint? Und die Krankenkasse? Und der Steuer-Zahler über die Krankenkasse?

Wie auch immer... Sie sagte die Wahrheit: Ich wusste genau wie sie funktionierte. Ich weiss nicht woher, aber nach wenigen Wochen wusste ich genau wie die Junge Dame funktionierte. Und nicht nur: Ich wusste nun auch wie ich funktionierte. Noch viel besser: Es gefiel mir, wie ich funktionierte.

Mein Leben lang hatte ich so meine Probleme damit, wie ich funktionierte. Mein Leben lang fühlte ich mich nicht gut in meiner Haut weil ich das Gefühl hatte, auf gewisse Dinge nicht angemessen zu reagieren. Ich hatte zeitweise Angst, vor meinen Reaktionen. Ich hatte Angst, irgendwann völlig die Kontrolle verlieren zu können. Nun, auf ein Mal, wie aus heiterem Himmel, hatte ich kein Problem mehr damit, wie ich funktionierte und wie ich in die sehr sehr schwierige Situation gelangen war, in der ich mich gerade befand.

Im Gegenteil, ich hatte sogar meine liebe Freude daran, denn ich hatte auch die Gewissheit, aus dieser Situation wieder raus zu kommen. Und dies auf ziemlich souveräne Art und Weise. So, dass ich mich niemals hätte darüber schämen müssen. So, dass ich immer zu meinem Handeln hätte stehen können, in Zukunft. Diese Gewissheit, dieses Gefühl, aus einem derart grossen Schlamassel zu finden, unmittelbar darauf wieder Anschluss zum Leben finden, ja sogar zu einem viel wertvollerem Leben als zuvor, dieses Gefühl beflügelte mich.

Ich war als Junkie mit einem Burn-Out in die Harte Klinik eingetreten. Der Sohn hatte sich gerade von einer Krebs-Erkrankung erholt und eine hässliche Scheidung stand mir noch bevor. Ausserdem hatte ich meinen Job verloren, wusste nicht ob ich auf dem selben Gebiet weiter arbeiten wollte und musste aus der Wohnung. Nicht zu vergessen: Die Bundespolizei kam auch noch dazu — Schliesslich hatte ich anscheinend noch nicht genügend Probleme! Ziemlich viel auf ein Mal. Sehr viel. Wie einige Pfleger zu mir sagten: Sogar ein "normaler" Mensch, bräuchte Zeit um aus einer solchen Situation zu finden. Eventuell viel Zeit.

Mein Schicksal aber hatte etwas anderes mit mir vor. Ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, als ich mich auf den Weg in die Harte Klinik machte, ohne nicht einmal die kleinste Hoffnung auf solch wichtige und tiefgreifende Erfahrungen, erlebte ich nicht nur ein geistiges Wieder-Erwachen, sondern ich rechnete auch mit meinen Ängsten ab und konnte sie besiegen. Durch den Entscheid, mich von Sucht und Frau zu trennen, bot sich mir die Gelegenheit wieder zu mir selbst zu finden, zu meinem tiefsten Ich. Was schon mal mehr als ein Geschenk des Himmels gewesen ist.

Doch das Schicksal hatte sogar noch mehr Überraschungen für mich bereit: Plötzlich stand da ein Mensch neben mir, dessen Begegnung derartige Kräfte auslöste, dass sie uns zu zwei Magneten machte. Zwei sich gegenseitig anziehende Magneten. Es brauchte keine Worte, es benötigte keiner Taten: Beide spürten wir, wie wir ganz einfach etwas gemeinsam hatten. Da stand ein Mensch der nicht verstehen musste, nicht einmal ahnen, was in mir vorging. Die Junge Dame wusste es einfach. Ich war ein offenes Buch für sie, wie sie ein offenes Buch für mich war. Sie musste zum Beispiel nicht verstehen, dass meine Abneigung davor, Leiden in die Welt auszutragen, keine Schwäche war. Dieser Unwille, den eigenen Missmut mit anderen zu teilen, die eigene Konflikte mit anderen Menschen auszufechten: Ich musste ihr nicht erklären, ich sei nicht zu feige, um mich mit meiner Ehefrau zu streiten. Ich musste ihr nicht erklären, es sei keine Pathologie, nicht zu schreien wenn der Tierarzt mir eine Spritze verpasste. Ja, ich teilte mit ihr die Last der Neigung zur Selbst-Zerstörung. Jeder auf seine eigene Weise flüchteten wir uns in Selbst-Mitleid und -Verletzung. Doch... Diese Verstörung auf unsere Mitmenschen zu übertragen, die Wut auf uns selbst auf andere zu richten, dies stand für uns niemals zur Debatte. Entweder würden wir in Frieden mit den Menschen und uns selbst leben können, oder das Leben hätte überhaupt keinen Sinn gehabt.

So gesehen war der Versuch der Ärzte, uns in eine gegenseitige Konflikt-Situation zu bringen, in etwa das Dümmste was sie überhaupt machen konnten. Denn, auf diesem Gebiet waren wir Meister. Aus dieser Perspektive gesehen sind die Versuche der Ärzte, uns in einen Streit zu verwickeln mit Kindern zu vergleichen, die Räuber und Gendarm spielen. Die Junge Dame hat bestimmt niemals eine Bestätigung von mir gebraucht, um genau zu wissen wie ich ihr niemals hätte Schaden wollen. Ich hingegen wurde reichlich verwirrt, ja, doch über die Natur der Jungen Dame, darüber welche Art von Mensch sie ist, hätte man mich in 100 Jahren nicht täuschen können.

Und da stand sie also nun, die Junge Dame, und sie wusste, dass ich zu mir gefunden hatte. Sie fühlte es. Sie erlebte es selbst. Aus der kompliziertesten Situation meines Lebens wurde ein Pfad zu mir selbst. Und darüber hinaus, zur Liebe. Etwas, das ich noch wenige Tage nach Eintritt in die Harte Klinik nicht zu träumen gewagt hätte. So spielt das Leben. So spielt das Schicksal. So spielt die Liebe.


Meine Heldin, wie ging das schon wieder...?
Zu beginn weiss man nicht genau, was "Mein" und was "Dein" ist?
Wenn es dir so ergangen ist wie mir, dann ist das so ziemlich das allerletzte Problem, was wir je gehabt haben, oder? All den Stress, all die Probleme die man uns gemacht hat: Nur weil diese Idioten nicht glauben konnten, wie vieles in so kurzer Zeit zum "Unser" wurde. Oder weil sie es im Gegenteil sehr wohl glaubten und jedoch dachten, wir seien so junge Seelen, dass wir wirklich den Überblick über "Mein" und "Dein" verlieren konnten? Vielleicht waren wir leidende Seelen, missverstandene, verlorene Seelen. Unerfahren waren wir aber nicht. Und wir, wir haben doch tatsächlich bei solchen Leuten Hilfe gesucht! Ist das nicht ein Brüller? Zum Glück konnten wir uns auf diese Weise treffen, sonst wär das Ganze ja nur für den Arsch gewesen! Tja... Verrückt, wie das Leben so spielt. Und zum Glück geht das Spiel des Lebens weiter.
 
 

June 10, 2011

lifere nöd lafere!

 
Nach dem Album "Further" bin ich hier und denke darüber nach, was ich gerne als nächstes hören würde.
Ich überlegte mir ein "The Catherine Wheel" à la Chemical
(siehe diesen Post) und, während ich dachte, und dachte... merkte ich nicht, dass sie schon längst geliefert hatten, nämlich eben das Album "Further" itself, was ganz einfach ein Meisterwerk ist. Sie haben sich bei jedem einzelnen Album, dass sie in 15 Jahren herausgebracht haben, gesteigert. Bis hin zum furiosen Höhepunkt "Further", nach dem Meisterwerk "We are the Night"... Ich liebe diese 2 Jungs!



Marissa Flashback  ==  The Chemical Brothers





Car Chase (Arp Worship)  ==  The Chemical Brothers






Nachtrag 17.07.2011
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Wäre es mir in letzter Zeit nicht so schlecht gegangen, dann hätte ich auch eher realisiert wie schon mehrere Alben der Chemical Brothers Kunststücke gewesen sind, die einem "The Catherine Wheel" in nichts nachstehen, ganz im Gegenteil.
 
 

June 08, 2011

8. Juni 2011

 
Doris Leuthard hat es heute in der Debatte über Energie im Parlament, zu Recht, Toni Brunner gegeben. Er ist mit den üblichen Plattitüden der SVP gekommen, mit dem Gespenst von 8 Mio. Tonnen CO2 Ausstoss durch Gas-Kraftwerke, mit der Abhängigkeit vom Ausland, mit Blablabla... Gefallen hat mir die Antwort von Doris Leuthard auf die Auslands-Abhängigkeit: Heute liegt sie bei der Gesamt-Energie bei mehr als 80%! Damit ist ziemlich alles gesagt, oder? Die Förderung von Effizienz und von erneuerbaren Energien werden nämlich den Verbrauch von Heiz-Öl drastisch reduzieren. Am schlimmsten war aber — und ich hatte nichts anderes erwartet — Christian Wasserfallen von der FDP mit seiner Lehrstunde, der uns demnächst noch die Rückkehr ins Mittelalter prophezeien wird. Peter Spuhler hingegen hatte vernünftige und berechtigte Argumente: Es ist absolut verständlich dass er sich Sorgen um seine Arbeitsplätze macht und man kauft ihm auch ab, dass er an das glaubt was er am Mikrophon verzapft. Es gibt tatsächlich Bereiche, bei denen eine minimale Änderung des Strompreises grosse Auswirkungen haben könnte. Doris Leuthard hatte aber auch schon früher betont, dass sich der Bundesrat dessen bewusst sei und dass man für bestimmte Branchen natürlich spezifische Lösungen wird finden müssen. Ganz ohne Änderungen wird der Ausstieg aus der Atom-Energie aber nicht über die Bühne gehen können.

Was auch immer alles gesagt wurde, der Entscheid ist getroffen. Und dies ist gut so. Die, die uns Angst machen wollen, beschwören nun alle "wahren Schweizer", mit ihren Träumereien aufzuhören. Und wenn ein Christoph Blocher in der Arena einzig spöttisches Gelächter übrig hat für einen Kollegen der von Häusern spricht, die mehr Energie produzieren als sie verbrauchen, wenn er daraufhin nur ausruft "Das sind Träumereien, das sind nichts als Träumereien!", dann ist die Wahrheit vielleicht eine Andere: Vielleicht sollten diese Herren langsam aufwachen und realisieren, dass die Zeichen der Zeit geändert haben, vielleicht sollten sie langsam erwachen von ihrem Traum, in 2 Jahre werde das Volk wieder kompakt hinter Atom-Energie stehen. Das ist vorbei! Sollte Atom-Fusion wirklich kommen: Das Gesetzt ist dann schneller geändert als die Katastrophe in Japan dauerte. Bis dann, sollten Moneten und Hirn-Schmalz in erneuerbaren Energien fliessen.

So ist ein weiterer Tag in Bern vergangen, ein Tag der Anlass zur Hoffnung gibt.
 
 

June 07, 2011

don't concentrate!

 
BREAKING NEWS
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In der Zwischenzeit meldeten sich bei uns verschiedene Menschen, welche die schreckliche Erfahrung machen mussten, mit der "Maier-Yapsan Methode" behandelt zu werden. "Maier-Yapsan Methode", auch bekannt als "Maier-Yapsan-Joghurt Methode", wobei das Joghurt dazu benützt wird, die Tabletten darunter zu mischen, zum Znüni. Es stellte sich heraus, dass sehr viele Menschen unter den Folgen dieser unwürdigen — in Anführungszeichen — "Heil-Methode" zu leiden haben.

Wir haben in den letzten Jahren versucht, den Leidensweg eines Betroffenen zu beschreiben. Dies ist uns nicht ganz gelungen, da er über viele Dinge noch gar nicht zu reden in der Lage ist. Einige Aspekte dieser Methode konnten wir aber Dokumentieren. Nun aber haben wir ein Dokument bekommen, das besser als die Beschreibung möglicher Folgen beschreiben kann, was so ein Mensch durchmarchen muss. Es ist die einfache Aufnahme eines "Maier-Yapsan Patienten", während einer Party bei Bekannten. Man beachte seine offene Art, seine Gesprächigkeit und die Gelassenheit, mit der er von seinen Erfahrungen erzählen kann: Zum grössten Teil ist das der Pharma- und Alkohol-Industrie zu verdanken und nicht der Therapie-Methode. Wie auch immer, hier also ein Produkt der "Maier-Yapsan-Joghurt Methode", ein neues Glanzstück der modernen Psychiatrie!



Doug Stanhope





Und was ist mit dem Loser, der nicht einmal mehr in der Lage ist, sein beschissenes Leben vorbeirauschen zu sehen? Der voller Pillen den ganzen Tag irgendwas irgendwo eintippt? Leider kann er sich nicht mehr so gut konzentrieren... Ganz klar: Dieser letzte Punkt, diese Unfähigkeit sich zu konzentrieren, macht ihn zum idealen Kandidaten für die "Maier-Yapsan Methode", die in einem solchen Fall von den Krankenkassen gesponsert wird. Denn das Motto lautet: "Entweder selbst arbeiten (und zwar gut arbeiten!) oder zur Arbeit für ein paar Dutzend Menschen in der Psychiatrie gemacht werden."

Weiter so!
Weiter so Maier.
Weiter so Yapsan.
Viel Joghurt und weiter so!
Oder so.

Eine Ausnahme wird hier bei diesen blöden blöden Junkies gemacht, die sich einfach weigern Pillen-Süchtig zu werden! Sie möchten nur mit ihren bescheuerten Drogen weitermachen, ist das zu glauben? Diese faule Eier, ja! man kann sie schon fast schwarze Schafe der Psychiatrie nennen, sie werden ziemlich schnell unter eine Brücke gesetzt, sollten sie sich wirklich standhaft weigern, ihre tägliche süchtig-machende Dosis an Tabletten einzunehmen. Doch dies ist eine andere Geschichte. Oder so...







NACHTRAG
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Wieder einmal empörte Reaktionen. Direktor Gebrochene Lanze möchte unbedingt klarstellen, dass dieser Patient erfolgreich therapiert wurde. Das Video sei nach der ersten Phase der Therapie aufgenommen worden und zeige mehr die Nebenwirkungen als die tatsächlichen Wirkungen der "Maier-Yapsan-Joghurt Methode". Tatsache sei aber, dass Doug Stanhope in der Harten Klinik von einer re-integrierenden Massnahme profitieren durfte und sich, über einen Zeitraum von etwa 6 Jahren und bei einem Lohn von SFr. 1.15 in der Stunde, zum "Wurstfachverkäuferin" ausbilden liess. Er sei nun ein sehr zufriedenes Mitglied unserer Gesellschaft, ein produktives Mitglied, mit einem sozialen Netz und einem Beruf in dem er so richtig aufgehen kann. Er fühle sich durchaus erfüllt, und dies bei einem Tabletten-Konsum von nur wenigen dutzend Stück pro Tag! Also bitte, meint Direktor Gesprungene Schüssel, die "Maier-Yapsan-Joghurt Methode" sei immer noch das Beste, was die Psychiatrie zu bieten habe! Die Resultate könne man jederzeit überprüfen:


Wurstfachverkäuferin  ==  Helge Schneider




Mit nicht wenig Stolz übergab uns Direktor Nicht Alle Tassen Im Schrank das Video des geheilten Doug Stanhope, der heute den Künstler-Namen Helge Schneider trägt. Die Therapie sei bei diesem Patienten so gut gelungen, dass man sich sogar überlege, die Methode neu als "Maier-Yapsan-Schneider Methode" zu bezeichnen, hat dieser Patient doch an einigen wichtigen Weiter-Entwicklungen massgeblich mit beigetragen.

Patient Schneider soll gesagt haben:
Die Wurst-Tecke ist meine Welt, da bin ich glücklich! Und die paar Pillen die ich dazu schlucken muss, was jucken die mich schon? Ich, ich konzentriere mich auf meine Arbeit. Und nun entschuldigt mich bitte: Ich muss im Kühlraum nach Schweine-Hälften sehen...




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