Irgendwann erwähnte ich schon die Bemerkung von meiner ersten Institutionalisierten Dealerin — also die Therapeutin Maier, bei der ich über viele Jahre in Behandlung gewesen bin und von der ich Methadon verschrieben bekam — die Bemerkung in Bezug auf Beziehungen zum anderen Geschlecht, in Bezug auf mein Verhaltens-Muster dabei und in Bezug auf vergangene schlechte Erfahrungen.
Vielleicht sollten Sie sich einmal Gedanken darüber machen, was all diese Frauen mit Ihnen so machen.
Die Logik lässt diesen Spruch einer Therapeutin einzig als konstruktiven Hinweis deuten, als Deutung eines Knoten. Die Logik lässt davon ausgehen, auf diesen Spruch folgt eine Zeit der therapeutischen Arbeit. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, sollte dies schon fast eine der gemachten Erkenntnisse sein gegen Schluss der Therapie, geht man davon aus, das Thema wurde vom Klienten verinnerlicht. Zumindest vermutet man eine Besserung, gegenüber dem Beginn der Sitzungen. Ist dies auch nicht geschehen, beginnt man sich Fragen zu stellen.
War es überhaupt gut gemeint? Oder wurden diese Worte durch Zynismus geboren? Sind sie Frucht einer negativen und wertenden Einstellung?
Tatsache ist, ich hatte etwas erlebt, über das ich nicht hinweg gekommen war. Tatsache ist, Frau Maier war sich dessen natürlich bewusst. Tatsache ist, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Ratschläge oder auch nur andere Denk-Anstösse zum besseren Umgang mit Beziehung bekommen zu haben. Der Gipfel des schlechten Geschmacks und der Unprofessionalität wäre, wenn Frau Maier sich mit diesen von ihr erwähnten Frauen in eine Reihe stellen würde. Wenn sie, der ich (im Rahmen einer professionellen therapeutischen Begleitung vertraut hatte), sich auch der aller untersten Schublade bedient hätte. Wenn sie, ohne mich zu informieren, nichts als schlechte Prognosen in meine Akten geschrieben hat. Wenn sie mich mit verurteilendem Gewissen all die Zeit begegnet hatte. Wenn sie sich bewusst und gewollt für ihre eigene Arbeit meines von ihr erkannten Problems bediente, der mir schon bei früheren Liebes-Beziehungen zum Verhängnis wurde.
Leider leider gelange ich zum jetzigen Zeitpunkt zu keinem weniger zerreissenden Schluss über das Handeln und Sprechen von Frau Maier. Leider muss ich vermuten, sie habe sich der selben Mechanismen bedient, die aus Angst vor Liebes-Entzug mich zur völlig passiven und ohne Verteidigung dastehende Zielscheibe machen. Verhaltens-Muster die von jungen Partnerinnen benutzt wurden und zu meiner Verletzung führten. Junge Partnerinnen die aber, im Gegensatz zu Frau Maier, auch ihre Probleme und Ängste zu überwinden hatten.
Weiss aber Frau Maier überhaupt, was mich so aus der Bahn geworfen hatte, bevor ich sie traf? Weiss sie wirklich, wie es zu einer solch tiefen Verletzung kommen konnte? Oder glaubt sie tatsächlich, und verurteilt mich deswegen, ich habe aus reinem Leichtsinn, Ego, Sex-Verlangen oder weiss der Teufel was sie für Freudianische Perversitäten zu erkennen glaubte? Denkt sie ich hätte einfach so mich dafür entscheiden können, mich zu schützen? Oder denkt sie vielmehr, ich werde eh niemals in der Zukunft etwas an meinem Verhalten ändern können? Denkt sie vielleicht, ich sei Manisch-Depressiv und die nächste Katastrophe nur eine Frage der Zeit? Ohne Möglichkeit dem Gang der Dinge zu entkommen? Weshalb wurde ich dann aber nicht mit Medikamente behandelt? Nein... Sie wusste ich bin Borderliner. Und vielleicht dachte sie einfach, eigentlich könnte ich vernünftig sein, wenn ich es nur gewollt hätte. Vielleicht dachte sie, ich würde ja gar nicht anders wollen... Wenn, dann dachte sie falsch. Und es wär vielleicht angebracht gewesen, mir ein Minimum an Informationen und Werkzeuge zu geben, um mit meinen Problemen besser zu Recht zu kommen. Auch schon ein Minimum: Es wäre viel viel mehr gewesen, als was sie mir tatsächlich zu Verfügung stellte.
Von ihr bekam ich eigentlich nichts als zusätzliche Zweifel, Selbst-Zweifel, Verwirrung und ein gestörtes Eigen-Empfinden.
Vielleicht sollte sich Frau Maier einige Gedanken darüber machen, was all diese jungen Frauen mir angetan hatten, damals. Vielleicht sollte sie sich fragen, welches gestörte Vater-Tochter Verhältnis von ihr sie dazu führte, mich abzuschreiben. Vielleicht sollte sie sich fragen was ihr das Recht gab, mich für nicht therapierbar zu beurteilen. Was hatte sie denn überhaupt an Versuche gemacht? Oder, viel mehr, welcher unbesiegte Freudianische Dämon reitet sie noch, in erwachsenem Alter? Wie konnte sie sich dennoch ausgerechnet für den Beruf der Therapeutin entscheiden? Und dann noch für die Arbeit mit Drogen-Süchtigen — Menschen die sie, offensichtlich, eigentlich verachtet und verabscheut? Weshalb arbeitete sie in einem Beruf, der ihr keinerlei Freude geben konnte?
Wenn sie sich diese Fragen gestellt hat und darauf einige Antworten gefunden hat, kann sie diese vielleicht all den Junkies erklären, die sie betreute und denen es nicht gelang, die auch nur kleinste Besserung ihrer Lage zu erarbeiten. Ich denke, der eine oder andere Patient von ihr hätte schon noch Interesse an die gefundenen Antworten. Oder vielleicht viel mehr an eine Entschuldigung — eine ehrlich gemeinte.
Was mir im Tessin widerfahren ist, was mir zu Beginn meines in die Tiefe Sinkens verletzte, wovon ich mich bis heute nie mehr richtig erholt hatte, darüber was zu meiner Neurose führte und was zu versuchen mit mir aufzuarbeiten mit zu Frau Maiers Aufgaben gehört hätte, darüber werde ich ein ander Mal erzählen. Ich werde, ganz bestimmt.
In der Zwischenzeit kann ich eigentlich nur dankbar sein, nicht umgekommen zu sein, in den letzten 20 Jahren. Frau Maiers Verdienst ist dies garantiert nicht. Und natürlich bin ich dankbar, die Junge Dame getroffen zu haben. Wie viel Frau Maier an unserer Odyssee nach der Harten Klinik mit zu verantworten hat, werde ich auch noch erfahren. So wie ich die Verantwortung von Krankenkasse, Polizei, Harte Klinik usw. erfahren werde. Was danach kommen wird, was die Junge Dame und ich trotz all diesen Gelehrten erreichen werden, was uns das Leben noch schenken wird, darauf sollte Frau Maier eigentlich stolz sein, oder? Wenn sie es ehrlich meinte, mit ihrem Hilfe-Angebot für Drogen-Süchtige in Zürich. Oder war vielmehr ein Dämon am Werk, damals? Musste man nur dringendst den Letten räumen, so wie zuvor den Platzspitz? Musste man die Menschen von der Strasse haben? Musste man die politischen Fehler der Vergangenheit korrigieren? War dies vielleicht der Auftrag von Frau Maier? Von der Psychiatrischen Universitäts- Klinik? Ging es viel mehr darum, einen Auftrag für die Stadt zu erfüllen, als für die in Not geratenen Menschen, damals? Ich bekämpfe meine Dämonen schon mein Leben lang. Vielleicht tauchen nun die Dämonen anderer Geschichten auf, Dämonen aus der Vergangenheit. Vielleicht müssen sich bald einige Menschen für ihr Handeln verantworten, in Zusammenhang mit der Drogen-Politik der Stadt Zürich in den letzten 20 Jahren? Wurden da überhaupt einmal Konsequenzen gezogen? Wurde einmal ausgerechnet, wie viel das Experiment "Offene Drogen-Szene" gekostet hat? Wie viele Leben danach in Trümmern standen? Wie viele Zombies noch heute in Zürich herumlaufen? Vom Steuerzahler mit zu Zombies gemacht, ruhig gestellt? Oder musste sich nie jemand dafür verantworten? Haben Junkies keine Lobby? Hat man nur darauf geachtet, die Kosten zu senken und das Kapitel zu schliessen? Welcher Dämon hat wen wann geritten, von denen die die Drogen-Szene mit zu verantworten haben?
Die Spuren der gemachten Fehler haben dann Menschen wie Frau Maier beseitigt. Oder so. Sie haben zumindest dafür gesorgt, dass man diese störende Elemente nicht mehr wahrzunehmen hatte, nach der Schliessung des Letten. Sie hat, mit ihren Kollegen, die Leute versorgt. Wie das gemacht wurde, welche Ziele verfolgend... Ich bin mir ziemlich sicher: Darüber würden sich der eine oder andere Steuerzahler und Politiker wundern! Man würde sich wundern, welche Dämonen damals die für die Betreuung der Junkies Verantwortlichen geritten haben. Und teils noch heute reiten. Dies ist aber Stoff für einen separaten Post. "Stoff", frau Maier... Haben Sie verstanden? "Stoff" für einen separaten Post! Witzig, oder? Oder? Sie sind nicht mein Publikum. Ein Post darüber, wie Menschen in Zürich derart mit Medikamenten vollgepumpt werden, dass daran ein Pferd K.O. gehen würde. Wie Menschen hirn- und mundtot gemacht werden, dank Psychopharmaka und andere Drogen. Wie Drogen-Süchtige zu Medikament-Süchtige gemacht werden: Und dazu noch mit einer noch viel geringeren Aussicht auf Genesung. Schliesslich haben sie nun mehrere Süchte, die es zu besiegen heisst. Eine praktisch unmögliche Aufgabe, für eh schon labile Charaktere. Aber eine offensichtlich gewünschte Lösung des Problems, von Seiten des schlechten Teils der Therapeuten und Ärzte. Dazu bald mehr.
Nun hat man die Leute von der Strasse. Doch sie werden zur immer grösseren Belastung für Krankenkassen, IV und Sozialwesen. Super Projekt gewesen, damals. Wie Ratten kommt man sich danach vor: Wie Experiment-Ratten die irgendwie überlebten und mit denen man nichts anzufangen weiss. Dass diese Ratten nun aber all zu selbständig werden, ist auch nicht erwünscht. Zumindest nicht mit Rückfälle. Gesund, für immer. Oder krank, für immer. Was dazwischen ist nicht erwünscht. Sie könnten ja schliesslich von den Experimenten erzählen... Von den Dämonen...