July 23, 2010
higher & higher
Your love, baby, keeps lifting me higher.
Lifting me higher, lifting me higher.
And it keeps me swimming.
Flying.
Breathing.
And loving.
Higher and higher and higher and higher.
Snow == The Chemical Brothers
Jedes Mal wenn ich dieses Stück höre muss an Zweierlei denken: An die Junge Dame und eine nächtliche Fahrt im weissen Alfetta eines sizilianischen Freunds, bei starkem Schneefall, die Musik vom Film "Furyo" in voller Lautstärke aus den Boxen strömend. Die Schneeflocken waren in dieser bestimmten Nach aussergewöhnlich trocken, sie waren dermassen trocken und deswegen leicht, dass — trotz ziemlich starkem Schneefall — fast keine einzige Flocke ihren Fall in Richtung Erde auf unserer Windschutzscheibe beendete. Der Schnee war so dermassen trocken und leicht, dass die Flocken von der Luftströmung erfasst wurde, dass die Windschutzscheibe hinauf und übers dach dann irgendwo hinters Auto trieb. Diese Fahrt hat sich mir ausserordentlich ins Gedächtnis geprägt, aus mehreren Gründen. Zum Einen ist ein solcher Schnee auch für uns Schweizer eine eher seltene Erscheinung, trotz unser geographischen Lage an und mit den Alpengipfel — ich hatte mal gelesen, dass der Schnee in gewissen Regionen Nordamerikas generell viel trockener als der bei uns sein soll, was ihn zum besonders erfreulichen Untersatz für Wintersportarten mach. Dann war da noch dieser Abend mit meinem besten Freund, den ich wie einen Bruder liebte, und ich genoss diese Fahrt in die Nacht hinein: Mit einen Schneebob wollten wir einen Hügel hochfahren um dann darauf wieder runterzubrettern, der Kollege im Auto hinterher, so ähnlich wie die Mannschaftswagen, die einen Fahrradfahrer auf einer Tour begleiten. Ich empfand den Augenblick einfach als sehr angenehm und genoss unsere heitere Stimmung sehr. Nicht zuletzt war dann die Musik, die aus den Boxen strömte, sie war sozusagen die Krönung von Allem. Diese Klänge, während sich die Schneeflocken im Scheinwerfer-Licht zuerst näherten um dann, plotzlich, ins Nichts verschwanden... Unvergesslich. High. Higher and higher.
Forbidden Colors == Ryuichi Sakamoto
Original Soundtrack of Furyo
besser is'es!
Ziemlich jeder erinnert sich an die grosse Werbekampagne der IV, oder? Als man uns erklärte, die IV würde alles nur Mögliche tun, um die Leute gar nicht aus dem Arbeitsprozess rausfallen zu lassen. Als man uns erklärte, man würde inzwischen alles auf "Wiedereingliederung" setzen... Wiedereingliederung? Bei wem? Vielleicht bei denen, die ein Glied verloren haben. Das kann sein. Aber bei all den Andern?
Was ist die landesweite Kampagne eigentlich gewesen? Werbung? Information? Ich meine... Die IV ist ein öffentliche Einrichtung. Wozu sollte also einige Hunderttausend Franken für eine Kampagne ausgeben? Es war keine Information! Es war eine riesen PR-Kampagne: reine Stimmungsmache! Und welche Stimmung sollte gemacht werden? Das ist ganz einfach: Wenn die IV alles tut, um die Leute wieder in den Arbeitsprozess zu bekommen, dann sind die Menschen die dennoch IV beziehen, nichts als Schmarotzer und Schein-Invalide. Dies sollte die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung werden: Bekommst du IV und sitzt du nicht im Rollstuhl oder hast nicht ein Bein zu wenig, dann bist einer von Denen, die nicht arbeiten möchten und es darauf angelegt haben, auf dem Buckel der Andern zu leben.
Natürlich gibt es ganz andere Erklärungen für diese Kampagne. Und wahrscheinlich auch Zahlen, die dies auf irgendeine Weise belegen. Aber mal ganz ehrlich... Weshalb sollten Millionen ausgegeben werden für eine solche Kampagne, anstatt sie in die Finanzierung von Wiedereingliederungsmassnahmen zu investieren? Weil dies Teil des Konzepts zur Sanierung der IV ist. Und zwar massgeblicher Bestandteil. Die Hemmschwelle zum Bezug einer IV-Rente soll wieder grundlegend in die Höhe getrieben werden.
Ich meine, das kann ja auch in Ordnung sein. Man kann nicht bestreiten, dass in den letzen Jahrzehnten bestimmte Entwicklungen stattfanden, die zu denken geben sollten. Und es kann nicht bestritten werden, dass Missbrauch zu einem immer grösseren Problem wurde. Und bei Missbrauch, da bin ich ganz der Meinung von gewissen Hard-Linern, sollte man kompromisslos durchgreifen. Missbrauch sollte so gut wie möglich unterbunden werden. Doch... Wie erreicht man dies?
Die Tagesschau 10 vor 10 hat vor einigen Monaten einen Bericht über die missbräuchliche Ablehnung von Renten von Seiten der IV ausgestrahlt. Die IV lässt ihre Fälle bei "unabhängigen" Einrichtungen überprüfen, die teilweise über 40% ihres Arbeitsvolumen der IV selbst verdanken. Ausserdem ist es für die IV ein Klacks, einen bestimmten Fall vor Gericht auszutragen. Sie macht dies Routinemässig und der einzelne Fall fällt überhaupt nicht ins Gewicht, sei es vom Aufwand noch von den Kosten her. Und so kommt es, dass die IV nun routinemässig zuerst einmal ziemlich alle Anträge ablehnt. Wer weiterkommen will, muss den Gang vor Gericht in Anspruch nehmen. Und die wenigsten sind bereit diesen Gang zu unternehmen. Und noch viel weniger sind in der Lage in zu machen. Wie soll ein Mensch, der eigentlich Anrecht auf eine IV-Rente hätte, als Privatperson in der Lage sein gegen eine solche Institution auf rechtlichem Wege anzutreten? All dies ist der IV natürlich schon längstens bekannt und inzwischen auch schon Teil der täglichen Praxis.
Wer kennt das Video mit dem "König vom Kiez"? So in der Art geht inzwischen die IV, und somit unsere Gesellschaft, mit denen um die Hilfe benötigen.
Noch ein Problem?
Besser is'es!
überraschung!!!
Dass es allgemein bekannt war, was in der Harten Klinik abgehen sollte (und zwar schon bevor es abging) habe ich erzählt. Dass es aber anscheinend auch bekannt war, wie es weitergehen sollte, das habe ich noch nicht erzählt. Doch, all die Attacken, all die Andeutungen, all die Steine die mir in den Weg gelegt wurden, all das, irgendwie war sogar all das bekannt.
Kurz vor Austritt aus der Harten Klinik, fragte mich ein Pfleger
Doch, am Ende der Geschichte, weiss ich nicht wer die meisten Überraschungen erlebt haben wird! Und... meine "hohen" Ansprüche, sind noch lange nicht gestillt! Will mich jemand überraschen?
Kurz vor Austritt aus der Harten Klinik, fragte mich ein Pfleger
Sie haben hohe Ansprüche, oder?Ich weiss nicht mehr genau, was ich antwortete. Heute würde ich wahrscheinlich sagen "Es gibt Menschen, die das anscheinend so sehen..." Jedenfalls, sagte er dann
Dann lassen Sie sich überraschen!Nun, überrascht hat man mich. Immer wieder. Man überraschte mich in der Villa am Hönggerberg, man überraschte mich mit dem Ende der Krankentagggeld-Versicherung bei der Helsana, man überraschte (aber nur noch ein ganz kleines Wenig) beim Ombudsmann, man überrachste mich (um einiges mehr) bei der Polizei, man überraschte mich bei Bekannten, man überraschte mich beim RAV und bei der Arbeitslosen-Versicherung, man überraschte mich bei der IV, man überraschte mich bei der Patientenstelle und bei meinem Therapeuten, ja sogar beim Zahnarzt und im Hotel überraschte man mich.
Doch, am Ende der Geschichte, weiss ich nicht wer die meisten Überraschungen erlebt haben wird! Und... meine "hohen" Ansprüche, sind noch lange nicht gestillt! Will mich jemand überraschen?
July 21, 2010
2 Jahres-Frist
Ein brisanter Beitrag der Rundschau vom Schweizer Fernsehen: Ein Mann, 66 Jahre alt, 4 Töchter, die Frau vor kurzem gestorben. Er entscheidet sich nun, seinen verdrängten Wunsch nicht mehr zu unterdrücken, seine Gefühle nicht mehr zu ersticken. Er findet einen Arzt der ihm die gewünschte Operation verordnet. Der Mann sollte aber noch ein halbes Jahr warten. Kann er aber nicht...
Die Operation wird durchgeführt. Der Mann, nun eine Frau, ist sichtlich zufrieden und bereut auch nach Jahren seine Entscheidung nicht. Schon seit langer langer Zeit wusste er, eine Frau im Körper eines Mannes zu sein. Durch gesellschaftlichen Druck lässt er diese Gedanken nicht zu, lebt sein Leben als Vater und Ehemann. Als die Ehefrau verstirbt ist der Schmerz nicht mehr da, den er ihr bestimmt zugemutet hätte. Dieser Schmerz ist nicht mehr da, um ihn zurückhalten. Dafür ein anderer Schmerz, der ihn antreibt. Also macht er sich an die Tat.
Ich möchte hier keine Diskussion über Geschlechtsumwandlungen führen, dazu habe ich auch nicht viel zu sagen. Jeder hat diesbezüglich wahrscheinlich seine eigene Meinung, und diese möchte ich nicht in Frage stellen. Zumindest nicht heute. Ich möchte hier darüber reden, wie gewisse Dinge aus rechtlicher Sicht gehandhabt werden. Denn es ist wichtig zu wissen, ob man es gut findet oder nicht ist egal, denn es ist nun mal einen Tatsache: Geschlechtsumwandlungen sind in der Schweiz Teil der Grundversicherung der Krankenkassen. Dies bedeutet, dass wenn ein Mensch eine Geschlechtsumwandlung benötigt und dies medizinisch belegt wurde, dann werden die Operationskosten von der Krankenkasse übernommen.
Unser Mann, nun unsere Frau, erfüllt eigentlich alle Kriterien für die Operation. Dennoch, wird sich die Krankenkasse weigern, die Kosten zu übernehmen. Nicht einmal der Gang durch alle juristischen Instanzen der Schweiz, und sogar darüber hinaus auf europäischer Ebene, werden nichts daran ändern können. Frau sitzt nun auf Kosten von mehr als SFr. 45'000.-- Was war geschehen?
Es gibt bei uns eine medizinische Beobachtungs-Zeitspanne von 2 Jahren! Der Mann fühlt sich nicht mehr in der Lage, mit 66 Jahren, noch ein halbes Jahr zu warten, bis die Frist abgelaufen wäre. Er bekommt es, auch wegen seinem Alter, mit der Angst zu tun, seinen Traum nie mehr in Erfüllung gehen zu sehen. Obwohl die Operation gut verlief, die Frau nun psychisch stabil ist und der Eingriff allgemein als Erfolgreich bezeichnet werden darf, obwohl sich alles zum Besten entwickelte, wird ihr das Recht auf Kostendeckung nun abgelehnt.
Dies heisst also, in der Schweiz wird gegen jeglichem gesunden Menschenverstand, gegen jeder Vernunft gehandelt und vor Gericht entschieden. Dem Gericht bleibt gar nichts anders übrig, denn es steht schwarz auf weiss, dass es diese 2 Jahre der medizinischen Beobachtung gibt. Und die Krankenkasse (in diesem Fall die Swica) beharrt darauf, weil diese 2 Jahre nicht eingehalten wurden, sei sie nicht mehr in der Pflicht, die Kosten zu übernehmen.
Die Frau hat es wahrscheinlich schon mehr als schwer gehabt, in ihrem Leben. Als Frau wird sie nun nicht einmal mehr von ihren 4 Töchtern als Elternteil anerkannt, denn diese haben den Kontakt zu ihr abgebrochen, obwohl sie der Mensch war, der sie grossgezogen hat. Und nun, all den Schicksalsschlägen zu trotz, macht die Krankenkasse aus ihr womöglich einen Hilfebedürftige, die von der Sozialhilfe leben muss. Und dies obwohl, wie gesagt, auch Jahre nach der Operation, rein gar nichts aus medizinischer Sicht gegen die Operation selbst sprechen würde!
Ich finde es wirklich unglaublich, dass sowas bei uns geschieht. Gerade letztens habe ich den Film "Sicko" von Michael Moore über das amerikanische Gesundheitssystem gesehen und mich derart aufgeregt, dass in den USA es den Spitälern billiger kam einen Anwalt zu zahlen für ein mögliches Verfahren, als einen Patienten zu behandeln. Und freute mich darüber, dass es in der Schweiz nicht so sei. Darüber hinaus, sagte ich mir, dass es bei uns niemals so weit kommen würde. Doch heute bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wir machen es einfach anders als die Amerikaner. Ob dies aber besser oder schlechter ist, vermag ich nicht zu sagen. Wie viel Geld musste die Swica für den Gang durch sämtliche juristischen Instanzen in die Hand nehmen? Ich mache jede Wette, es ist ein Vielfaches vom strittigen Betrag gewesen. Betrag, der für die Frau schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringt (haben oder nicht haben). Betrag, der für die Swica einer Bagatelle gleichkommt. Ausserdem geht es hier um einen Fall der kaum in den nächsten Jahren wieder in dieser Form vorkommen wird. Ein Fall also, bei dem der Präzedenzfall keine einschneidenden Folgen für die Swica hätte. Obwohl mich wahrscheinlich jeder Jurist über diese letzte Behauptung eines Besseren belehren könnte, aus Gründen die mir in 100 Jahren nicht eingefallen wären, obwohl die Swica mit Sicherheit unzählige Argumente für ihr Vorgehen bringen könnte: Ich behaupte dies ist ein typischer Fall in dem eine Organisation nach dem "Grundsatz des Prinzips" handelt, unbeachtet was dies für das Schicksal eines einzelnen Menschen bedeuten kann.
Dass es in der Schweizer Psychiatrie noch eine ganz andere (missbräuchliche) Anwendung dieser 2 Jahres-Frist gibt, ist ein anderes Thema. Oder vielleicht doch nicht ganz? Denn es kann ja kein Zufall sein, welchen Titel Michael Moore für seinen Film gewählt hat: Es ist ein offensichtliches Wortspiel zwischen Sick und Psycho. Und... Irgendwie fand ich es ja schon speziell, dass Moore mit den 9/11 Helden zuerst ausgerechnet nach Guantánamo reiste. Einige Parallelen zwischen Sicko und der Harten Klinik lassen sich aus meiner Sicht gar nicht schönreden. Ein also nicht ganz anderes Thema. Ein Thema über das ich erzählen werde. Demnächst...
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