July 23, 2010

besser is'es!

 
Ziemlich jeder erinnert sich an die grosse Werbekampagne der IV, oder? Als man uns erklärte, die IV würde alles nur Mögliche tun, um die Leute gar nicht aus dem Arbeitsprozess rausfallen zu lassen. Als man uns erklärte, man würde inzwischen alles auf "Wiedereingliederung" setzen... Wiedereingliederung? Bei wem? Vielleicht bei denen, die ein Glied verloren haben. Das kann sein. Aber bei all den Andern?

Was ist die landesweite Kampagne eigentlich gewesen? Werbung? Information? Ich meine... Die IV ist ein öffentliche Einrichtung. Wozu sollte also einige Hunderttausend Franken für eine Kampagne ausgeben? Es war keine Information! Es war eine riesen PR-Kampagne: reine Stimmungsmache! Und welche Stimmung sollte gemacht werden? Das ist ganz einfach: Wenn die IV alles tut, um die Leute wieder in den Arbeitsprozess zu bekommen, dann sind die Menschen die dennoch IV beziehen, nichts als Schmarotzer und Schein-Invalide. Dies sollte die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung werden: Bekommst du IV und sitzt du nicht im Rollstuhl oder hast nicht ein Bein zu wenig, dann bist einer von Denen, die nicht arbeiten möchten und es darauf angelegt haben, auf dem Buckel der Andern zu leben.

Natürlich gibt es ganz andere Erklärungen für diese Kampagne. Und wahrscheinlich auch Zahlen, die dies auf irgendeine Weise belegen. Aber mal ganz ehrlich... Weshalb sollten Millionen ausgegeben werden für eine solche Kampagne, anstatt sie in die Finanzierung von Wiedereingliederungsmassnahmen zu investieren? Weil dies Teil des Konzepts zur Sanierung der IV ist. Und zwar massgeblicher Bestandteil. Die Hemmschwelle zum Bezug einer IV-Rente soll wieder grundlegend in die Höhe getrieben werden.


Ich meine, das kann ja auch in Ordnung sein. Man kann nicht bestreiten, dass in den letzen Jahrzehnten bestimmte Entwicklungen stattfanden, die zu denken geben sollten. Und es kann nicht bestritten werden, dass Missbrauch zu einem immer grösseren Problem wurde. Und bei Missbrauch, da bin ich ganz der Meinung von gewissen Hard-Linern, sollte man kompromisslos durchgreifen. Missbrauch sollte so gut wie möglich unterbunden werden. Doch... Wie erreicht man dies?

Die Tagesschau 10 vor 10 hat vor einigen Monaten einen Bericht über die missbräuchliche Ablehnung von Renten von Seiten der IV ausgestrahlt. Die IV lässt ihre Fälle bei "unabhängigen" Einrichtungen überprüfen, die teilweise über 40% ihres Arbeitsvolumen der IV selbst verdanken. Ausserdem ist es für die IV ein Klacks, einen bestimmten Fall vor Gericht auszutragen. Sie macht dies Routinemässig und der einzelne Fall fällt überhaupt nicht ins Gewicht, sei es vom Aufwand noch von den Kosten her. Und so kommt es, dass die IV nun routinemässig zuerst einmal ziemlich alle Anträge ablehnt. Wer weiterkommen will, muss den Gang vor Gericht in Anspruch nehmen. Und die wenigsten sind bereit diesen Gang zu unternehmen. Und noch viel weniger sind in der Lage in zu machen. Wie soll ein Mensch, der eigentlich Anrecht auf eine IV-Rente hätte, als Privatperson in der Lage sein gegen eine solche Institution auf rechtlichem Wege anzutreten? All dies ist der IV natürlich schon längstens bekannt und inzwischen auch schon Teil der täglichen Praxis.

Wer kennt das Video mit dem "König vom Kiez"? So in der Art geht inzwischen die IV, und somit unsere Gesellschaft, mit denen um die Hilfe benötigen.
Noch ein Problem?
Besser is'es!