December 11, 2009

Backen-Deckung

Ja... Ich mache immer und immer wieder das Selbe. Es ist bestimmt ein Muster, wahrscheinlich eine "Macke", ziemlich sicher gibt es dafür eine klare Benennung und Definition in der Pathologie, vielleicht ist es ein Fehler - für gewisse Menschen... Dies ist wieder ein klassisches Beispiel dafür wie früher ein Charakterzug einfach als Teil der vielleicht "kauzigen" Persönlichkeit eines Mitmenschen wahrgenommen wurde, doch in der heutigen Gesellschaft und Zeit immer öfters und immer schneller als Mangel betrachtet wird.

Heute wird sehr viel toleriert, mehr als je zuvor in den letzten 80 Jahren etwa. Die Gesellschaft und damit das Individuum "akzeptiert" jede mögliche Neigung, Gewohnheit, jeden Fetisch, jeden Geschmack und jedes Ritual, solange es niemandem Schaden zufügt. Doch dies ist nicht das einzige Kriterium. Die Variable (was sich in der Zeit verändern kann, zusammen mit der aktuellen Mode und den Trends) ist das ausschlaggebende Kriterium für die Festlegung der Toleranzgrenze. Diese Variable ist vielleicht zu einem grossen Teil unterbewusst - oder zumindest nicht bewusst weil nicht ausgesprochen und klar definiert. Es geht dabei um das Wiederspiegeln eines immer grösser werdenden Drucks die jeder Mensch in der heutigen Gesellschaft zu spüren bekommt. Es geht um das "reibungslose Funktionieren" und die Fähigkeit und Bereitschaft immer Höchstleistungen zu erbringen, immer Fit für den alltäglichen Konkurrenzkampf zu sein. Daher ist der Scheitelpunkt zwischen Toleranz und Ablehnung oder Verurteilung von Eigenschaften und Handlungen von Mitmenschen die daraus folgende Beeinträchtigung der Fähigkeit Höchstleistungen zu erbringen, das Gewährleisten von fehlerfreien Funktionieren.

Sobald Leistungsfähigkeit und Produktivität unmittelbar oder auch zu einem späteren Zeitpunkt tangiert werden, dauert es nicht lange bis das Individuum sich in der Illegalität, in der Pathologie, im Unmoralischen bewegen wird.

Somit ist meine fehlende "Backen-Deckung" heute Teil eines Krankheitsbild, wo sie früher vielleicht ganz einfach als Schwäche, Faulheit oder bis hin sogar (je nach Kultur und Fall) zur Tugend.

Ein gutes Beispiel zum darstellen wovon ich hier rede ist, was mit meiner Kollegin aus der Jugend geschah als ich sie besuchte, einige Tage mit ins Tessin zu meiner Familie nahm, und plötzlich als Opfer eines Monstrums neben mir im Bett hatte. Ich knüpfe an diese Geschichte an und erzähle wie es weiterging.

Siehe den hier verlinkten Post "Photo-Kastration" beim Abschnitt "Zum Beispiel"

Nun, ich hatte die Mutter der Kollegin auch persönlich gekannt und wurde von ihr mehrmals als Gast aufgenommen, zusammen mit Freunden. Ich kannte sie und schätzte sie. Doch nie und niemandem, bis zu diesem Post im Oktober 2009 habe ich die Geschichte erzählt. Niemand hat je von mir erfahren, dass diese Kollegin sowas abstruses und verdrehtes geboten hatte. Dass sie mich offensichtlich der schlimmsten Dinge beschuldigt hatte um ihren eigenen Arsch und ihr Gesicht retten zu können. Wie wäre sie wohl dagestanden, muss sie sich gedacht haben, wenn Freund und Familie erfahren, dass sie einfach ab und davon ist, sich ins Bett des langjährigen Kollegen gestürzt hat und für nichts auf der Welt eigentlich zurück in ihr Leben gewollt hätte? Für was für ein Mensch hätte man sie gehalten wenn man erfahren hätte, wie sie bei der ersten Abwesenheit ihres Freundes ohne zu zögern ihr jetziges Leben den Rücken gekehrt hätte, um dann mit tief hängenden Ohren zurück zu kehren und um Vergebung zu winseln?

Hätte ich sie dankend in mein Leben gelassen, wäre dies kein Problem für sie gewesen. Sie hätte dazu stehen können, denn sie hätte ein Leben für ein anderes eingetauscht. Doch als sie realisierte, dass sich ihr kein neues Leben anbot, konnte sie nicht ertragen, was dies in der Welt von Werten und Moral ihrer Mutter für ein Schmach gewesen wäre. Etwas unverzeihliches. Ganz zu schweigen vom Freund, der sie über alles liebte und der zweifelsohne schwerst verletzt gewesen wäre.

Also entschied sich meine Kollegin dafür, ganz kaltblütig und mit höchstem Einsatz beim Pokern zu bluffen. Und sie gewann die Runde.


Ich habe nie versucht die Vorgänge in ein richtiges Licht zu bringen. Mit ihrem Freund am Telefon habe ich sie nicht beim Namen genannt und bei der Mutter habe ich nie versucht, meine Unschuld zu beweisen. Auch bei meinen Freunden nicht. Obwohl diese natürlich von der Geschichte sichtlich betroffen waren. Ein sehr guter Freund von mir, ein enger und für mich wichtiger Freund, war zusammen mit mir Gast bei der Mutter gewesen. Später erzählte er mir einmal
Ich habe mit der Mutter gesprochen. Sie fragte mich, was da geschehen sein mag. Ich wusste nicht genau was antworten und sagte ihr, dass in meinen Augen jeder von euch zweien versucht habe, dem andern zu helfen. Einzig dies könnte ich mir als Erklärung vorstellen: Der eine wollte helfen und hat gehandelt, wie er es für richtig hielt und wie er es gerade tun konnte. Die andere wollte helfen und hat den Umständen und den Fähigkeiten entsprechend gehandelt. Dabei ergaben sich Missverständnisse und das Unheil nahm seinen Lauf. Was genau geschehen ist und wer was in der Tat getan hat, weiss ich wirklich nicht! Doch ich kann mir bei keinem der Beiden vorstellen, dass er Schlimmes anstellen würde und dem andern Schaden zufügen könnte. Mehr weiss ich nicht. Und ich werde auch nicht danach fragen.
Mir war klar, dass ich meinem Freund eigentlich eine Erklärung schuldig gewesen wäre. Mir war klar, dass hier nun plötzlich ein grosses Fragenzeichen zwischen uns stand und ab jetzt stehen würde. Doch ich habe ihm nie die Wahrheit erzählt. Ich habe mich bei ihm bedankt, für seine Worte an die Mutter. Und damit hatte es sich.

In wie fern dies sein Bild meiner Person in Frage stellen würde, konnte ich nicht einschätzen. In wie fern Vertrauen auf der Strecken blieb, konnte ich nicht einschätzen. Und dies tat mir weh. Doch... Ich sagte mir, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle, wird sie irgendwann die Mutter erfahren, werden sie unsere gemeinsamen Bekannten erfahren. Ich werde diese Kollegin mein Leben lang nie mehr über den Weg laufen. Ich werde nie mehr mit ihr, ihrem Freund oder ihrer Mutter zu tun haben. Und wenn ich nun die Wahrheit erzähle, schade ich ihr vielleicht auf gröbste Weise und habe nichts davon, denn mein Leben geht weiter wie wenn dies nicht passiert wäre.

Man kann es auslegen wie man möchte. Wer es Feigheit nennt. Wer Mut. Wer Konflikt-Unfähigkeit. Wer Beherrschung. Wer darin das grobe Gegenteil von Grösse sieht. Wer die Grösse selbst.

Ich, für mich, weiss wie es nicht das Scheuen vor der Auseinandersetzung gewesen ist. Für mich ist klar, dass ich ihr nicht noch weitere Steine auf den Weg legen wollte, wo sie mir schon genügend leid tat. Ich weiss, dass ich diese Wahl bewusst getroffen hatte mit den besten Wünschen an die Adresse der Kollegin, mit der Hoffnung sie würde etwas Ordnung in ihr Leben bringen können und ein Wenig zur Ruhe kommen. Ich erinnere mich genau, wie ich ihr nicht böse gewesen bin und wie ich ihr nichts Schlechtes wünschte.

Natürlich... Heute sehe ich zum Beispiel eher wie kompliziert es hätte werden können, wenn irgendjemand im Umfeld der Frau Massnahmen hätte ergreifen wollen. Heute sehe ich eher, wie ich hätte schlecht dastehen können, falls man mich aufgesucht hätte auf Grund einer Anzeige. Doch, ich war mir derart sicher mir keine Schuld vorwerfen zu müssen, dass ich nicht im entferntesten die Möglichkeit gesehen hätte, dass mich jemand objektiv und in der Tat für welche Art auch immer von kriminellem Handeln hätte beschuldigen können. Ja sogar der Verdacht war für mich schon ausserhalb des Denkbaren.


Ich habe, denke ich, in meinem Leben niemals die Kraft und den Glauben gehabt, um bewusst so zu handeln, wie Jesus sprach
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin. Will jemand mit dir rechten und dir deinen Rock nehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Nötigt dich jemand, eine Meile weit mitzugehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib; wer von dir borgen will, den weise nicht ab.
Wenn ich Böses als solches erkannte, habe ich stets dagegen gekämpft. Heute ist mir zwar besser bewusst, dass sich das "Böse" praktisch nie als Solches manifestiert, zu erkennen gibt. Es ist mir eher bewusst, dass jeder Mensch versucht sein Handeln zu rechtfertigen, zu verteidigen. Ich sehe dennoch weiterhin einen grossen Unterschied zwischen Handlungen welche direkt einem Anderen schaden, Leiden zufügen, und solche die es nicht tun. Der Unterschied zwischen Handlung und Wort finde ich hingegen weniger wichtig, denn auch wenn Worte nicht direkt Hautfetzen vom Skelett lösen werden, können diese sehr wohl einen Menschen zum Beispiel hinter Gitter bringen.

Wahr ist aber auch, dass ich immer bewusst an das Gute im Menschen geglaubt habe, dass ich immer hinter einer schlechten Tat auch die Verzweiflung und die Not gespürt habe, die dazu führten. Wahr ist, dass ich immer versucht habe meinen Mitmenschen eine weitere Chance zu geben, dass ich daran glaubte, sie würden anders handeln wenn sie könnten.

Ich habe also nie für eine "Backen-Deckung" gesorgt, wie es die meisten Menschen automatisch und, auch schon nur aus purem Überlebensinstinkt, selbstverständlich tun.

Ob dies nun heute eine Pathologie ist, möchte ich den Spezialisten auf diesem Gebiet überlassen.

December 09, 2009

Unverträglichkeit

Noch heute, wenn ich in die Apotheke gehe um meine Medikamente abzuholen, sagt mir der Apotheker jedes Mal
Aber Sie wissen, sie dürfen dies nicht mit Valium kombinieren?
Gute Info, guter Service, gute Beratung.

Wie kommt es dann, dass ich in die Villa am Hönggerberg eintrete, mit diesem Medikament das ich seit Jahr und Tag nehme - vor der Harten Klinik, in der Harten Klinik und danach - und von jetzt auf sofort mit Benzodiazepin vollgepumpt werde? Wie kommt es, dass mein Apotheker jedes Mal auf die Unverträglichkeit dieser 2 Medikamente verweist? Wie kommt es, dass meinem Hausarzt die Haare zu Berge standen, als er von Valium hörte? Wie kommt es, dass er sich ganz klar und entschlossen gegen die Verabreichung von Valium äusserte? Und wie kommt es, dass zu diesem Zeitpunkt aber schon nichts mehr zu machen war, hatte man doch dafür gesorgt dass sich ein Grundspiegel aufgebaut hatte und nun ein Entzug notwendig wurde? Wie kommt es, dass ich extra noch einen Entzug von Benzodiazepin durchmachen musste - übrigens einer der schlimmeren Entzüge?

Ja... Wie kommt es, dass dieser Paillasse von einem Psychiater in der Villa am Hönggerberg nur so mit Benzos um sich schmeisst? Sogar wo eine offensichtliche Unverträglichkeit mit anderen Medikamente besteht, die er auch weiter verabreicht unter seiner Verantwortung? Wie kommt es, dass - rausgeschmissen oder rausgeflogen oder wie auch immer - dieser Psychiater anscheinend gar keine Sorgen betreffend das Rechtfertigen seines (offensichtlich) falschen Handelns haben muss? Wie kommt es, dass er sich so sicher fühlt und mich zu einem Hausarzt schicken kann, ohne überhaupt irgendwas fürchten zu müssen?

Wenn Sie mich fragen
Da gibt's einige Unstimmigkeiten, ja sogar Unverträglichkeiten!

Bereit zum Abtauchen!

Eine Frage habe ich an die Leitung der Harten Klinik, an Direktor Gebrochene Lanze, an leitenden Arzt Doktor NO, aber auch an Oberarzt Doktor Y und an Therapeutin Lady Marmelade.
Habt ihr einen "tiefst möglichen Punkt"?
Ich meine: Gibt es für euch einen Punkt bei dem ihr euch sagt: "Bis hier und nicht weiter"? Und ich meine dies nicht irgendwie aus Respekt für einen Patienten, aus ethischen oder moralischen Gründen (diese Hoffnung ist bei mir vor einiger Zeit auf nicht mehr wiedersehen verflogen). Nein! Ich meine aus ganz persönlichen Gründen. Um ein winzig kleines Bisschen an Würde noch bewahren zu können, sollte zum Beispiel einmal eine Tochter oder ein Sohn mitbekommen, von irgendwem erfahren was ihr so getrieben habt. Gibt es einen Punkt bei dem ihr euch sagt
Ich bin schon sehr sehr tief gesunken, aber tiefer als hier möchte ich wirklich nicht!
Gibt es sowas? Oder könnt ihr nicht einmal dies euren Kindern vorweisen, als Beispiel für vorbildliche Eltern?


Und, wenn ihr bereit seid, euch ohne zu zögern in den Abgrund zu stürzen bis hin in die Unterwelt, sind andere damit einverstanden sich mitreissen zu lassen oder stellt sich die Frage gar nicht und wer für euch arbeitet hat zu springen wann immer ihr einen Sprung wünscht?

Pfleger Geissmann... Ich habe die niveauloseste Geschichte gehört, die nicht einmal ich in meinen dunkelsten Phantasien mit hätte ausdenken können. Die geht in etwa so. Die Junge Dame bittet ihn am Valentinstag um eine Schlaftablette, so stark dass ein Arzt sie verschreiben sollte. Sie bittet und bittet und bittet. Irgendwann bekommt sie ihre Tablette und geht zu Bett. Geissmann sagt mir, er habe die Junge Dame noch nie dermassen glücklich gesehen wie an diesem Abend. Sie erwidert, dies stimme nicht ganz: Auch am Tag an dem die Kostengutsprache kam, seien es grosse Glücksgefühle gewesen. Mein Verständnis ihrer Freude: Am nächsten Tag tretet sie - treten wir beide - aus der Akut-Station aus. Es geht, und zwar steil, Bergauf!

Einige Zeit später, einige kleine Streitereien und Versöhnungen später (davon werde ich auch noch erzählen) zeigt mir die Junge Dame mit Stolz und Freude etliche Tabletten in ihrer Handtasche, offensichtliches Zeichen für ihren reduzierten Konsum und den progressiven Abbau. Wirklich und definitiv ein Grund zur Freude, die ich mit ihr aus ganzem Herzen teile! Etwas schöneres gibt's kaum für mich, zu dieser Zeit: Miterleben zu dürfen, wie wir beide auf dem Weg zur Genesung sind.

Wie schon seit einer ganzen Weile wird die Junge Dame etwas sagen, dass für mein Gefühl nicht wirklich zu ihr passt, dass irgendwie nicht mit dem grossen Bild passen möchte. Wie schon öfters zuvor sagt sie etwas und ich werde das Gefühl nicht los, dass dies nicht nur ihre Worte sind. Aber: Was weiss ich schon? Sie sagt
Wenn ich die verkaufen würde, könnte ich ziemlich etwas an Geld zusammenbringen!
Call me naive, aber irgendwie passt das nicht wirklich zur Situation und zu der Jungen Dame: Kann es wirklich sein, dass beim Teilen einer solchen Freude, bei einem solchen Erfolg in ihrer Genesung, bei diesem wichtigen Schritt aus der Hölle in Richtung Welt, sie sich Gedanken macht über das Verkaufen von Tabletten auf dem Schwarzmarkt? Und kann es sein, dass sie das Bedürfnis verspürt diese Gedanken gerade mit mir zu teilen? Aber zu denken, es gehe hier vielleicht um meine Reaktion wäre ja schon paranoid, oder?

Jedenfalls sage ich ihr, meiner Meinung nach solle sie dies sein lassen. Sie schliesst die Tasche und das Thema ist auch abgeschlossen.


Viel viel später wird man mir, wie schon so oft, ein paar Äusserungen hinschmeissen, die aber unweigerlich nur zu einem Gedankengang führen können, bei mir. Und man lässt mich 2 Dinge vermuten
  1. In dieser Nacht, der Valentinsnacht, hat die Junge Dame genau so wenig diese Tablette genommen wie sie sie auch später nicht mehr genommen hat. Folglich: Es könnte sein, dass sie nicht durchgeschlafen hat wie ich vermutete, es könnte sein, dass sie Besuch von Pfleger Geissmann bekommen hat.

  2. Noch niveauloser ist der 2. Fetzen an Infos... Irgendwie kursiert das Gerücht, die Junge Dame musste rausgeschmissen werden, weil sie sich für sexuelle Begegnungen in Tausch gegen Medikamente angeboten haben soll. Ich meine... Ich denke dies spricht für sich und muss gar nicht mehr von mir kommentiert werden. Was man mir nicht schlüssig mitteilt: Ist dies jetzt ein Gerücht den ich hören sollte, ist es eine Beschuldigung die wirklich hinter dem Rücken der Jungen Dame in der Klinik ausgesprochen wurde, oder dies oder jenes oder sonst noch was...
Das Tragische an der ganzen Geschichte ist ja, dass die Junge Dame mehrmals über Pfleger Geissmann mit mir gesprochen hatte
Also, von der Bettkante würde ich ihn bestimmt nicht stossen!

Nun frage ich euch Wahnärtze was. In welchem Sinn hat die Junge Dame mir dies damals gesagt? Was wollte sie damit zum Ausdruck bringen? Was wollte sie mir mitteilen?

Wisst ihr was? Ich habe ein Minimum an Anstand und Respekt, dass ich jedem Menschen den ich begegne entgegenbringe. Ich finde einfach sowas gehört sich und es ist für mich auch völlig normal und natürlich. Umso mehr, wenn ich einen Menschen liebe: Es ist selbstverständlich, mich immer wieder in Frage zu stellen, nichts als Selbstverständlich zu betrachten. Und gerade bei der Jungen Dame, habe ich mich immer wieder in Frage gestellt. Habe gedacht, dass bei aller Liebe sie vielleicht Dinge erfuhr, die mich in ein anderes Licht stellten. Doch dann kam immer wieder der Gedanke: Wenn sie solche Dinge erfahren hat, dann von wem und weshalb?

Ihr seid einfach ein Häufchen Wahnärzte, die sich sogar die besten Eigenschaften eines Menschen nehmen und in Scheisse verwandeln. Schamlos und ohne zu zögern seid ihr bereit gewesen, die Junge Dame in die schlimmste kleine Schlampe zu verwandeln, in meinen Augen. Und... Here we go again! In meinen Augen! Die Augen die in die Augen der Jungen Dame gesehen haben!

Oh je... Ihr kleine Wahnhäufchen. Eure Kinder tun mir sowas von Leid. Zumindest so sehr wie euch mein Sohn als Kind eines Junkies leid tat!

Und, weiter, würde mich auch noch interessieren, wie sich Pfleger Geissmann bei dieser ganzen Sache fühlte. War sein Enthusiasmus kaum zu bremsen, an dieser Charade teilnehmen zu dürfen? War er voller Freude, den genauen Fahrplan meines Absturzes schon bei meinem Austritt aus der Akut-Station zu kennen?

Denn, es gab einen genauen Fahrplan. Den gab es sehr wohl und er war unter anderem mit dem Geburtstag der Jungen Dame verknüpft. Aber dies ist eine andere Geschichte und eine andere Schande, die ihr euren Kindern beim Weihnachtsfeuer an Heiligabend erzählen könnt...

Polizei und Psychiatrie

Als ich dann endlich einmal zum Handeln kam und mit gepackten Taschen mich an der Rezeption der Harten Klinik anmeldete, als es endlich endlich so weit gekommen ist, als ich den Zeitpunkt für richtig empfand, hatte mich das Gefühl das etwas nicht stimmen würde schon seit geraumer Zeit begleitet. Es war schon lange her, seit ich das erste Mal ein "ungutes Gefühl" gehabt hatte. Es war nun eine Art "Tatsache", ein allgemein bekanntes Geheimnis, dass was völlig Seltsames mich auf Schritt und Tritt begleitete. Und das "Umziehen" in die Klinik, diese radikale Massnahme war die für mich einzige mögliche Art, den Ungereimtheiten in meinem Leben ein Ende zu setzten.

Seit Jahren inzwischen geschahen andauernd seltsame Dinge. Immer wieder begegneten mir Ereignisse auf meinem Weg, die nicht so richtig ins Bild passen wollten. Immer wieder. Hier einige Beispiele. Ich werde die Liste fortführen, wenn mir jeweils wieder was in den Sinn kommt.


  • Keller-Raub
    ============================


  • Irgendwann, vor einigen Jahren. Jedenfalls relativ lange bevor ich in die Harte Klinik eingetreten bin. Einbrecher machen sich an unserem Keller zu schaffen. Er wird aufgebrochen, einige Dinge verschwinden. Ich schreibe auf ein Blatt Papier
    Diese Türe unbedingt mit Schlüssel schliessen!
    Ich spreche mit dem Hauswart darüber, wie einfach man in die Kellerabteile gelangen kann. Auch in die Garage kommt mühelos. Dem Nachbar wurde vor nicht allzu langer Zeit der Mercedes entwendet, den er zum Familienunterhalt als Taxi benötigte. Einige Zeit später, werden die Schlösse an den Türen gewechselt und diese gehen ohne Schlüssel nicht mehr auf, man kann sie also nicht mehr offen lassen, auch wenn man vergisst den Schlüssel zu drehen. Jedenfalls, der Hauswart meint, ich solle doch lieber die Polizei benachrichtigen. Falls es Wiederholungstäter seien.


    Irgendwann, eines Abends, rufe ich bei der Polizei an. Ich erzähle was geschehen ist und frage, ob sie vorbeikommen möchten, ob es etwas bringen, wenn die Schäden an der Türe schon behoben wurden. Der Polizist sagt, sie würden schon vorbei kommen, klar. Beweise könne man keine mehr sammeln, wenn es schon so lange her sei und die Türen schon repariert, doch sie könnten einen Rapport machen für die Versicherung. Daraufhin sage ich, sie bräuchten nicht vorbei zu kommen. Der Polizist
    Was machen Sie gerade, LET IT SHINE? Sind Sie auf dem Heimweg? Wir können auch gerade los, dann kommen wir etwas gleichzeitig dort an...
    Das Gespräch ist beendet. Die Polizei wird nicht vorbei kommen. Doch... War das jetzt Zufall oder wusste der Polizist, dass ich mich auf dem Heimweg befand? Ich nehme den Zettel von der Türe ab.



  • Sprechstunde
    ============================


  • Ich bin nicht mehr zu meinem Therapeuten, in der abwegigen Annahme mit der Heirat würde mein Leben eine gewisse Stabilität finden. Nach der Harten Klinik, erwähnte der Therapeut einmal wie er versucht hatte, mich vor den immer wieder auftretenden Schwierigkeiten bei derartigen Zusammenführungen zu warnen. Egal... Irgendwann habe es ja sogar ich gemerkt. Jedenfalls kam es irgendwann dazu, dass mir klar wurde so könne es nicht mehr weitergehen. Also machte ich einen ersten Versuch und vereinbarte einen Termin bei einer Anlaufstelle der Harten Klinik. Dort wurde ambulante Beratung angeboten. Später wird für mich die Tatsache interessant werden, dass ich einige Male in die Sprechstunde ging bei genau dem Mann dessen Chef der Leitende Arzt Doktor NO ist und zu dem mich Doktor NO so gerne in der Nachbetreuung gesehen hätte!!!


    Siehe auch den hier verlinkten Post Nachbetreuung, ziemlich genau vor einem Jahr geschrieben


    Ja, die Idee von Doktor NO war nicht völlig aus der Luft gegriffen, bin ich doch schon bei seinem Angestellten gewesen, zuvor. Doch wird die Idee noch als viel "perverser" und abstruser erscheinen, nach dem ich erzählt habe, wie diese Sprechstunden abliefen. Und das ging so. Ich bin also soweit mir einzugestehen, dass ich Hilfe benötige. Noch nicht so weit bin ich aber, mich in der Harten Klinik zu sehen, also in stationärer Behandlung. Gehe ich hin und es scheint ein Glücksfall zu sein: Der Therapeut ist Schweizer, spricht verschiedene lateinische Sprachen (ich bin italienischer Muttersprache) und kennt sich mit Brasilien recht gut aus. Er spricht sogar die Sprache und ist mit den Gewohnheiten und der Kultur des Landes bestens vertraut.


    Also beginne ich ein wenig von mir zu erzählen, von der Heirat mit einer Brasilianerin, von der Angst irgendwann nicht mehr das Leben im Griff zu haben (heisst nicht mehr arbeitsfähig zu sein), vom vielen Arbeiten, usw.

    Ich hatte seit Monaten nicht mehr zu einer Menschenseele gesprochen bezüglich meine Zweifeln, meine Ängste, was mich halt so beschäftigte. Plötzlich beginnt es aus mir zu strömen, wie aus einem gebrochenen Damm. Ich weine und weine und weine und kann kein Wort mehr sagen. Der Typ erinnert mich immer wieder daran, ich solle auch zwischendurch atmen. Sein Fazit, nach einem halben Päckchen Taschentücher
    Ja... Das waren ja recht viele Tränen, die das plötzlich gekommen sind. Und, ich denke, da sind noch sehr sehr viele Tränen die geweint werden müssen!
    Die Zukunft sollte ihm Recht geben, habe ich doch während den ersten Wochen in der Harten Klinik sehr viel geweint. Nächtelang, allein, vor mich hin. Dass dies eine grosse Befreiung gewesen ist und dass da was wichtiges geschah, in diesen Nächten, und dass die Wahnärzte dies nicht glauben wollten ist eine andere Geschichte. Ich denke, vielleicht meinten sie, um diesen grundsätzlichen Unterschied zu machen von dem ich sprach, wollten sie noch viel viel mehr Tränen sehen? Misst sich in gewisse Fälle die Genesung an der Anzahl Tränen? Und passte Klinisch mein Erlebnis nicht zu der geweinten Anzahl Tränen? Wer weiss... Wer weiss...


    Was aber dann geschah, war mehr als seltsam. Im Gespräch kam ich zu meinem Sohn. Zuvor hatte ich erzählt, dass es nicht immer einfach sei, mit meiner Ehefrau. Dass die Aussprache von Problemen sehr schwierig bis unmöglich sei, dass es immer und unvermeidbar zu Streit kommen würde. Und dass noch nie ein Problem gelöst wurde, in dem ich es mit meiner Frau angesprochen hätte. Oder so... Ich weiss nicht mehr genau was gesprochen wurde bezüglich meiner Ehefrau. Doch wo's um meinen Sohn ging, da bin ich mir absolut sicher. Ich sagte, er sei erst mit 8 Jahren in die Schweiz gekommen, in ein fremdes Land, fremde Sprache, fremde Sitten, fremdes Haus und zu einem mehr oder weniger fremden Vater. Ich sagte, inzwischen würde ich ihn lieben als wäre er mein eigener Sohn. Und er würde mich als Vater sehen. Wie aus der Kanone geschossen erwiderte der Therapeut
    Das denken Sie! Dass denken Sie, dass er Sie wie sein eigener Vater sehen würde. Dass er Sie liebe!
    Er muss natürlich mein perplexes Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er holte nach
    Ich meine... Es ist ja inzwischen Bekannt, dass es oft Probleme gibt in solchen Patchwork-Familien! Heute weiss man inzwischen, dass es oft nicht so reibungslos klappt, wie man es sich wünschen würde. Man hat inzwischen Daten, wonach oft solche Familien wieder auseinander fallen und es nicht geschafft haben, die verhoffte Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen.
    Wie auch immer er dann seine erste Reaktion zu relativieren versuchte: Diese war nicht eine gewöhnliche Reaktion während einer gewöhnlichen Sprechstunde!!! Niemals. Dieser Typ hatte entweder selber riesen Probleme zu Hause, seine eigenen Komplexe die er nicht fern von der Arbeit zu halten vermag, er hatte von sich aus riesen Vorurteile gegenüber interkulturellen Heiraten oder (die für mich plausiblere Variante) er hatte da irgendwas von irgendwem gehört und hatte sich da ein bestimmtes Bild gemacht und schon sehr viele Schlussfolgerungen gezogen, bevor ich überhaupt das erste Mal bei ihm erschienen bin.

    Dies würde aber heissen, dass entweder jemand von meiner Familie mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Und dieser Jemand musste definitiv nicht wirklich Schönes berichtet haben. Definitiv nicht.

    Wenn dem so ist, würde ich gerne wissen mit welch einer Hypothek ich überhaupt schon in die Harte Klinik eingetreten bin. Wenn dem so ist, wenn wer aus dem Clan meiner Ehefrau schon Kontakt zu diesem Therapeuten aufgenommen hatte und bei ihm eine solch auffallende Reaktion verursachte, wovor hat man noch zurückgeschreckt, wovor hatte man noch Respekt als ich in die Harte Klinik eintrat? Und, wenn jemand von der Familie Kontakt aufnahm, dürfen die Ärzte dies ohne mein Wissen entgegennehmen? Und - noch viel schlimmer - je nach dem ihr Handeln dem entsprechend anpassen? Dürfen die das?



    Mausi, dürfen die das?

    Irrwitzig wird's dann, wenn sich Polizei und Psychiatrie auf ein und demselben Feld begegnen! Ich glaube bis heute nicht, was da abging. Ausserdem, kann ich wieder einmal nur Vermutungen nachgehen denn, obwohl alle besser als ich zu wissen schienen was mit mir und meinem Leben zu geschehen habe, obwohl alle tief in meine Privatsphäre eingedrungen sind und Einfluss auf mein Leben genommen haben, hat sich keiner bis heute zu seinen Tätigkeiten geäussert und dafür Verantwortung übernommen! KEINER!

    Und, anstatt dass die Nummer deren, die einfach etwas hinwurschteln und keine Verantwortung dafür übernehmen zu sinken begann, nein! die Nummer ist gestiegen. Aber davon demnächst... Hier gibt es noch eine ganze Reihe von Ereignissen, die es wert sind, erzählt zu werden. Eine ganze Reihe!

    Nicht wahr, Direktor Gebrochene Lanze?