December 09, 2009

Polizei und Psychiatrie

Als ich dann endlich einmal zum Handeln kam und mit gepackten Taschen mich an der Rezeption der Harten Klinik anmeldete, als es endlich endlich so weit gekommen ist, als ich den Zeitpunkt für richtig empfand, hatte mich das Gefühl das etwas nicht stimmen würde schon seit geraumer Zeit begleitet. Es war schon lange her, seit ich das erste Mal ein "ungutes Gefühl" gehabt hatte. Es war nun eine Art "Tatsache", ein allgemein bekanntes Geheimnis, dass was völlig Seltsames mich auf Schritt und Tritt begleitete. Und das "Umziehen" in die Klinik, diese radikale Massnahme war die für mich einzige mögliche Art, den Ungereimtheiten in meinem Leben ein Ende zu setzten.

Seit Jahren inzwischen geschahen andauernd seltsame Dinge. Immer wieder begegneten mir Ereignisse auf meinem Weg, die nicht so richtig ins Bild passen wollten. Immer wieder. Hier einige Beispiele. Ich werde die Liste fortführen, wenn mir jeweils wieder was in den Sinn kommt.


  • Keller-Raub
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  • Irgendwann, vor einigen Jahren. Jedenfalls relativ lange bevor ich in die Harte Klinik eingetreten bin. Einbrecher machen sich an unserem Keller zu schaffen. Er wird aufgebrochen, einige Dinge verschwinden. Ich schreibe auf ein Blatt Papier
    Diese Türe unbedingt mit Schlüssel schliessen!
    Ich spreche mit dem Hauswart darüber, wie einfach man in die Kellerabteile gelangen kann. Auch in die Garage kommt mühelos. Dem Nachbar wurde vor nicht allzu langer Zeit der Mercedes entwendet, den er zum Familienunterhalt als Taxi benötigte. Einige Zeit später, werden die Schlösse an den Türen gewechselt und diese gehen ohne Schlüssel nicht mehr auf, man kann sie also nicht mehr offen lassen, auch wenn man vergisst den Schlüssel zu drehen. Jedenfalls, der Hauswart meint, ich solle doch lieber die Polizei benachrichtigen. Falls es Wiederholungstäter seien.


    Irgendwann, eines Abends, rufe ich bei der Polizei an. Ich erzähle was geschehen ist und frage, ob sie vorbeikommen möchten, ob es etwas bringen, wenn die Schäden an der Türe schon behoben wurden. Der Polizist sagt, sie würden schon vorbei kommen, klar. Beweise könne man keine mehr sammeln, wenn es schon so lange her sei und die Türen schon repariert, doch sie könnten einen Rapport machen für die Versicherung. Daraufhin sage ich, sie bräuchten nicht vorbei zu kommen. Der Polizist
    Was machen Sie gerade, LET IT SHINE? Sind Sie auf dem Heimweg? Wir können auch gerade los, dann kommen wir etwas gleichzeitig dort an...
    Das Gespräch ist beendet. Die Polizei wird nicht vorbei kommen. Doch... War das jetzt Zufall oder wusste der Polizist, dass ich mich auf dem Heimweg befand? Ich nehme den Zettel von der Türe ab.



  • Sprechstunde
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  • Ich bin nicht mehr zu meinem Therapeuten, in der abwegigen Annahme mit der Heirat würde mein Leben eine gewisse Stabilität finden. Nach der Harten Klinik, erwähnte der Therapeut einmal wie er versucht hatte, mich vor den immer wieder auftretenden Schwierigkeiten bei derartigen Zusammenführungen zu warnen. Egal... Irgendwann habe es ja sogar ich gemerkt. Jedenfalls kam es irgendwann dazu, dass mir klar wurde so könne es nicht mehr weitergehen. Also machte ich einen ersten Versuch und vereinbarte einen Termin bei einer Anlaufstelle der Harten Klinik. Dort wurde ambulante Beratung angeboten. Später wird für mich die Tatsache interessant werden, dass ich einige Male in die Sprechstunde ging bei genau dem Mann dessen Chef der Leitende Arzt Doktor NO ist und zu dem mich Doktor NO so gerne in der Nachbetreuung gesehen hätte!!!


    Siehe auch den hier verlinkten Post Nachbetreuung, ziemlich genau vor einem Jahr geschrieben


    Ja, die Idee von Doktor NO war nicht völlig aus der Luft gegriffen, bin ich doch schon bei seinem Angestellten gewesen, zuvor. Doch wird die Idee noch als viel "perverser" und abstruser erscheinen, nach dem ich erzählt habe, wie diese Sprechstunden abliefen. Und das ging so. Ich bin also soweit mir einzugestehen, dass ich Hilfe benötige. Noch nicht so weit bin ich aber, mich in der Harten Klinik zu sehen, also in stationärer Behandlung. Gehe ich hin und es scheint ein Glücksfall zu sein: Der Therapeut ist Schweizer, spricht verschiedene lateinische Sprachen (ich bin italienischer Muttersprache) und kennt sich mit Brasilien recht gut aus. Er spricht sogar die Sprache und ist mit den Gewohnheiten und der Kultur des Landes bestens vertraut.


    Also beginne ich ein wenig von mir zu erzählen, von der Heirat mit einer Brasilianerin, von der Angst irgendwann nicht mehr das Leben im Griff zu haben (heisst nicht mehr arbeitsfähig zu sein), vom vielen Arbeiten, usw.

    Ich hatte seit Monaten nicht mehr zu einer Menschenseele gesprochen bezüglich meine Zweifeln, meine Ängste, was mich halt so beschäftigte. Plötzlich beginnt es aus mir zu strömen, wie aus einem gebrochenen Damm. Ich weine und weine und weine und kann kein Wort mehr sagen. Der Typ erinnert mich immer wieder daran, ich solle auch zwischendurch atmen. Sein Fazit, nach einem halben Päckchen Taschentücher
    Ja... Das waren ja recht viele Tränen, die das plötzlich gekommen sind. Und, ich denke, da sind noch sehr sehr viele Tränen die geweint werden müssen!
    Die Zukunft sollte ihm Recht geben, habe ich doch während den ersten Wochen in der Harten Klinik sehr viel geweint. Nächtelang, allein, vor mich hin. Dass dies eine grosse Befreiung gewesen ist und dass da was wichtiges geschah, in diesen Nächten, und dass die Wahnärzte dies nicht glauben wollten ist eine andere Geschichte. Ich denke, vielleicht meinten sie, um diesen grundsätzlichen Unterschied zu machen von dem ich sprach, wollten sie noch viel viel mehr Tränen sehen? Misst sich in gewisse Fälle die Genesung an der Anzahl Tränen? Und passte Klinisch mein Erlebnis nicht zu der geweinten Anzahl Tränen? Wer weiss... Wer weiss...


    Was aber dann geschah, war mehr als seltsam. Im Gespräch kam ich zu meinem Sohn. Zuvor hatte ich erzählt, dass es nicht immer einfach sei, mit meiner Ehefrau. Dass die Aussprache von Problemen sehr schwierig bis unmöglich sei, dass es immer und unvermeidbar zu Streit kommen würde. Und dass noch nie ein Problem gelöst wurde, in dem ich es mit meiner Frau angesprochen hätte. Oder so... Ich weiss nicht mehr genau was gesprochen wurde bezüglich meiner Ehefrau. Doch wo's um meinen Sohn ging, da bin ich mir absolut sicher. Ich sagte, er sei erst mit 8 Jahren in die Schweiz gekommen, in ein fremdes Land, fremde Sprache, fremde Sitten, fremdes Haus und zu einem mehr oder weniger fremden Vater. Ich sagte, inzwischen würde ich ihn lieben als wäre er mein eigener Sohn. Und er würde mich als Vater sehen. Wie aus der Kanone geschossen erwiderte der Therapeut
    Das denken Sie! Dass denken Sie, dass er Sie wie sein eigener Vater sehen würde. Dass er Sie liebe!
    Er muss natürlich mein perplexes Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er holte nach
    Ich meine... Es ist ja inzwischen Bekannt, dass es oft Probleme gibt in solchen Patchwork-Familien! Heute weiss man inzwischen, dass es oft nicht so reibungslos klappt, wie man es sich wünschen würde. Man hat inzwischen Daten, wonach oft solche Familien wieder auseinander fallen und es nicht geschafft haben, die verhoffte Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen.
    Wie auch immer er dann seine erste Reaktion zu relativieren versuchte: Diese war nicht eine gewöhnliche Reaktion während einer gewöhnlichen Sprechstunde!!! Niemals. Dieser Typ hatte entweder selber riesen Probleme zu Hause, seine eigenen Komplexe die er nicht fern von der Arbeit zu halten vermag, er hatte von sich aus riesen Vorurteile gegenüber interkulturellen Heiraten oder (die für mich plausiblere Variante) er hatte da irgendwas von irgendwem gehört und hatte sich da ein bestimmtes Bild gemacht und schon sehr viele Schlussfolgerungen gezogen, bevor ich überhaupt das erste Mal bei ihm erschienen bin.

    Dies würde aber heissen, dass entweder jemand von meiner Familie mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Und dieser Jemand musste definitiv nicht wirklich Schönes berichtet haben. Definitiv nicht.

    Wenn dem so ist, würde ich gerne wissen mit welch einer Hypothek ich überhaupt schon in die Harte Klinik eingetreten bin. Wenn dem so ist, wenn wer aus dem Clan meiner Ehefrau schon Kontakt zu diesem Therapeuten aufgenommen hatte und bei ihm eine solch auffallende Reaktion verursachte, wovor hat man noch zurückgeschreckt, wovor hatte man noch Respekt als ich in die Harte Klinik eintrat? Und, wenn jemand von der Familie Kontakt aufnahm, dürfen die Ärzte dies ohne mein Wissen entgegennehmen? Und - noch viel schlimmer - je nach dem ihr Handeln dem entsprechend anpassen? Dürfen die das?



    Mausi, dürfen die das?

    Irrwitzig wird's dann, wenn sich Polizei und Psychiatrie auf ein und demselben Feld begegnen! Ich glaube bis heute nicht, was da abging. Ausserdem, kann ich wieder einmal nur Vermutungen nachgehen denn, obwohl alle besser als ich zu wissen schienen was mit mir und meinem Leben zu geschehen habe, obwohl alle tief in meine Privatsphäre eingedrungen sind und Einfluss auf mein Leben genommen haben, hat sich keiner bis heute zu seinen Tätigkeiten geäussert und dafür Verantwortung übernommen! KEINER!

    Und, anstatt dass die Nummer deren, die einfach etwas hinwurschteln und keine Verantwortung dafür übernehmen zu sinken begann, nein! die Nummer ist gestiegen. Aber davon demnächst... Hier gibt es noch eine ganze Reihe von Ereignissen, die es wert sind, erzählt zu werden. Eine ganze Reihe!

    Nicht wahr, Direktor Gebrochene Lanze?