August 05, 2011
Horn of Africa
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August 04, 2011
das Verschwinden der Zeit
Die Zeit gibt es nicht mehr, kein Streben, keine Erinnerung. Bin ich nun krank oder bin ich ein sehr sehr weiser Mann geworden? Wurde ich erleuchtet oder habe ich einen Knick in der Fichte?
Ein Jahr ist schon wieder vorbei... Und, wenn ich an letzten Winter denke, habe ich keine Erinnerung daran. Zum ersten Mal seit langer langer Zeit, keine Erinnerung die etwas mit meinem Leben zu tun hätte, keine Erfahrung, kein Bild, keine Begegnung, nichts... Es ist, als hätte es den letzten Winter gar nie gegeben. Das Unglaubliche daran ist, ich leide nicht einmal gross drunter. Bin ich etwa erleuchtet? Ich leide nicht drunter, weil ich mir nichts vorstellen kann, woran ich mich gerne erinnern würde.
Was soll ich mir auch wünschen? Ich möchte mir gar nichts mehr wünschen. Konnte ich mich von der Ebene des Handelns lösen, könnte ich sie verlassen und mich über sie erheben oder wurde ich von der Ebene des Handelns überrollt, wurde ich vielleicht vom Handeln anderer schwer getroffen?
Bin ich erleuchtet oder geblendet?
Bild von TheChildHealthSite / TheHungerSite
Ich habe keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, jetzt wo es so verpfuscht ist... Ich denke, ich wäre ähnlich verwirrt gewesen, wenn ich eines Morgens aufgestanden wäre und eine pinkfarbene H3 Stretch-Limousine wäre plötzlich in meiner Garage gestanden... Was um alles in der Welt hätte ich damit anfangen sollen?
Soll ich nun in meiner Limousine durch das Nirvana der Erleuchtung streifen, ohne je einen unerfüllbaren Wunsch zu verspüren? Soll ich im hier und jetzt jegliches Leid loslassen, um mich auf den Pfad der Weisheit (oder Pinkheit) machen?
Bin ich nun erleuchtet oder geblendet?
Und wie spät ist es, bitte?
Und in Jahren?
July 28, 2011
the markets are waiting
Es ist nun offiziell. Was Oscar Niemeyer schon vor einiger Zeit gedeutet hatte, ist nun mehr als offensichtlich und spielt sich unter den Augen der ganzen Welt ab: Wenn früher arme Menschen die Reichen bekämpften, hat sich die Lage neuerdings umgekehrt und Reiche bekämpfen arme Menschen. Der Amerikanische Kongress streitet sich über die Schuldenlimite-Erhöhung, wobei die Republikaner keinen Cent mehr bewilligen möchten. Gespart soll werden!
Barack Obama — der im Geschichts-Unterricht von Christoph Mörgeli ziemlich sicher in absehbarer Zeit als Teil des so unglaublich verhassten sozialistischen Filz daherkommen wird — äusserte sich kürzlich wie folgt: Eine ganze Armee gibt in diesem Augenblick Millionen aus, um all die Errungenschaften und Gesetze, die ich eingeführt habe, wieder rückgängig zu machen! Ja... Und was er sagt entspricht durchaus den Tatsachen: Gespart soll werden! Dennoch können irrwitzige Summen eingesetzt werden, um all die Errungenschaften zu Gunsten der unteren Schichten wieder zunichte zu machen. Langsam aber sicher merken die Menschen was für ein Spiel hier am laufen ist. Langsam und sicher werden sie merken, dass Kritik gegenüber solcher Machenschaften absolut nichts mit Sozialismus zu tun hat. Hier geht es nicht darum den Staat künstlich aufzustocken, sondern vielmehr um dessen Unterwanderung. Bestimmte Kräfte argumentieren heute noch, weil heute noch erfolgreich auf diese Weise argumentiert werden kann, dass alles was zugunsten einer Livellierung der Einkommen, einer Sicherung der unteren Einkommen, einer sozialen Gerechtigkeit unternommen wird, die Ausgeburt sozialistischen Gedankenguts sei und zu einem Marxistischen Staat fürhen würde. Weil diese Art der Argumentation immernoch erfolgreich ist, fällt es uns heute schwer zu erkennen, dass es längst nicht mehr darum geht, den Reichen ihr Reichtum nicht gönnen zu wollen, ihnen das Recht auf Reichtum abzuerkennen. Heute sind mehr Menschen Millionäre als jemals zuvor, niemand stört sich daran (jedenfalls weder ich noch Oscar Niemeyer, und ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass Obama etwas gegen Millionäre hat...). Doch können all diese vermögende Menschen auf keinen Fall all die Privilegien einfordern die einst nur einige weniger Super-Reichen hatten. Ansonsten ist der soziale Frieden auf die Länge in Tat und Wahrheit gefährdet, ob man dies wahrhaben will oder nicht.
Zwischen den USA und Griechenland liegen Welten. Irgendwo dazwischen muss es eine Art des Zusammenlebens geben können, das einigermassen Tragbar für alle ist. Denn, ironischerweise, sind gerade die USA und Griechenland zur Zeit zwei der Länder, die wegen ihrer Schulden der ganzen Welt Sorgen bereiten. Obwohl so ziemlich das diametral entgegengesetzte Staats-Verständnis zu den zwei Schulden-Bergen führte, sitzen nun beide Staaten auf einen Pulverfass, beide lernen der Finanzwelt das Fürchten.
Ich sagte mal, Obama sei das Beste gewesen, was den USA passieren konnte. In diesen Tagen tut er dies wieder einmal eindrücklich demonstrieren. Er weigert sich grundsätzlich in dieser Schein-Diskussion beizugeben, wobei er dennoch (selbst unter scharfer Kritik aus der eigenen Partei) genügend pragmatisch ist um bereit zu sein gewisse Kompromisse einzugehen. Dennoch, hatte er die Grösse sich dagegen einzusetzen und zu zeigen, wie unglaublich gefährlich und unmoralisch die Forderungen der Republikaner sind. Und dies tat er selbst bevor ihm die Untestützung aus der Bevölkerung sicher war.
Dank der Bush Regierung und deren Vorgängerinnen, welche mehrmals die Steuern für Wohlhabende senkten — Senkungen die, zusammen mit den monströsen Militär-Ausgaben,erst zu dieser heutigen Schuldenlage führen konnten. Man muss sich vorstellen: Inzwischen ist es in den USA so weit gekommen, dass sich Millionäre zusammenschliessen und sich in den Medien für die Erhöhung ihrer eigenen Besteuerung aussprechen! Millionäre mit einem restlichen Funken Gewissen schreien laut, der Amerikanische Staat solle sie unbedingt viel stärker zur Kasse beten! Nicht, dass sie dumm wären oder es satt hätten, Millionäre zu sein... Sie sind sich inzwischen bewusst, dass mit solch lächerlichen Steuer-Einnahmen, ein Rechts-Staat niemals des Rechtes sein kann.
In diesen selben USA stellen sich Teile der Politik quer und sind nicht bereit, einen einzigen Cent mehr auszugeben. Erst wenn drakonische Massnahmen zur Kürzung von Sozial-Geldern, von Kranken-Geldern, von Ausbildungs-Geldern usw. entschieden wurden, erklären sie sich überhaupt erst zu einer Debatte bereit!
Während Sarkozy mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat und keineswegs dazu kommt, in den G20 seine gute Vorsätze umzusetzen, weht auch Obama ein harter, kalter Wind entgegen. So konnte er nur Bruchteile seiner Anliegen überhaupt angehen. Wo er dies tut, muss man ihm aber Konsequenz zugestehen. Was er nicht umsetzen kann, scheitert nicht an ihm sondern vielmehr an all dem was um ihn herum abgeht. Wahrscheinlich hat er die Stärke bestimmter Kräfte bei Amts-Antritt selbst unterschätzt und muss sich nun mit der Tatsache konfrontieren, dass er zum Beispiel nicht einmal sein erstes Versprechen Guantànamo zu schliessen einhalten konnte. Ganze Bänder über die Kräfte-Verhältnisse in Washington spricht das offizielle Bild des Weissen Hauses von der Operation die zu Bin Ladens Tod führte: Wenn schon das offizielle Image so aussieht, kann man sich nur vorstellen wie schwergewichtig der Einfluss der CIA in Sachen Aussen-Politik sein mag.
White House released photo
Was CIA und Militär in der Aussen-Politik sind, das sind die Republikaner (und ganz speziell die Tea Party) im Inland. Diese zögern nun nicht, Obama persönlich anzugreifen. Doch sie merken wie, langsam aber sicher, der Schuss nach hinten los gehen könnte, sie merken wie die Bevölkerung hinter Obama steht, ganz zu ihrem Erstaunen, denn schliesslich hatten sie ganz andere Pläne. Wenn es nicht mehr mit sachlichen Argumenten geht, versucht man ihn auf andere Weise in den Dreck zu ziehen. Zum Beispiel macht man sich über seine Reden mit dem Tele-Prompter lustig. Dies zeugt einzig von der Unfähigkeit derer, die solche Dinge von sich geben, sinvolle und angebrachte Argumenten zu finden. Es zeugt davon, was diesen Menschen bei einer solch unglaublich wichtigen Angelegenheit als prioritär erscheinen muss.
Und so wie Amerika selbst, bleibt auch dem Rest der Welt nichts anderes übrig, als nach Washington zu sehen und darauf zu warten, wie dieses beschämende Schauspiel, diese Pseudo-Debatte zu ende gehen wird.
America Is Waiting == David Byrne & Brian Eno
July 27, 2011
ungewollte, nötige Erzählungen
Schon mehrmals bin ich Versuche angegangen, zwei Episoden aus meiner Vergangenheit zu erzählen. Mit Überraschung und Beunruhigung musste ich immer wieder feststellen, welche Schwierigkeiten ich damit hatte, auch schon nur einen Beginn zu machen. Dennoch schob ich das Unterfangen immer und immer wieder vor mir her und wurde mir somit immer mehr darüber bewusst, dass ich es nicht vergessen und es nicht dabei auf sich ruhen lassen konnte. Immer deutlicher und gleichzeitig unangenehmer wurde mir klar, dass ich diese zwei Geschichten erzählen musste, aus mindestens zwei Gründen.
Zuerst einmal, weil es die noch fehlenden Teile zur Bewältigung meiner Vergangenheit waren, meine persönliche Aufarbeitung meines Werdegangs und meines bisherigen Lebens. Die Verarbeitung dessen, was mich erst zu dem gemacht hatte was ich heute bin und das ich gerne und mit Dank bin. Doch bevor aus mir der Mensch werden konnte, der gerne diesen ganz bestimmten Menschen ist, hatte es viele lange Jahre gegeben, in dem es mal mehr und mal weniger einer Qual gleichgekommen war, in meiner Haut und in meinem Leben dahinleben zu müssen. Momente der Freude und Gelassenheit, der Dankbarkeit über das erhaltene Göttliche Geschenk waren rare Ausnahmen in einem zähen Fluss aus einem völlig ziellosen und somit sinnlosen aneinanderreihen praktischer Schwierigkeiten und seelischer Leiden. Ja, eine eigentlich absolut uninteressante Geschichte, wie sie Milliardenfach auf dieser unseren und Gottes Erde zu finden ist. Und doch ist es erst diese nichts sagende Geschichte die den heutigen Menschen, den ich bin, überhaupt ermöglichte. Erst diese Vergangenheit, die ich eigentlich niemals als Erzählung so zugemutet hätte, ist nun die spannende Vorgeschichte zu einer mehr als erfreulichen und geglückten Wendung, welche die Geschichte meines Lebens nun genommen hat. Erst dieses nichts-sagende Zuvor konnte dieses viel-empfindende und dankbare Jetzt ans Licht bringen. Erst meine von mir bis vor kurzem schmerzhaft verdrängte Vergangenheit hatte das Flussbett so modelliert, dass nun derartige Wasser-Spiele möglich geworden waren. Erst dadurch wurde der Roh-Stein so grob-geschliffen, dass nun ein richtiges kleines Meisterwerk damit konnte vollzogen werden. Erst diese jahrelange Ausbildung hatte (von mir unbemerkt) nun eine derartige Fülle und eine solche Vielfalt überhaupt möglich gemacht.
Ausserdem können erst diese zwei Geschichte enthüllen, wie es zu dem kommen konnte, was in meinem Leben alles geschah und, rein praktisch, zu dieser unglaublichen Anhäufung an Menschen und Situationen, zu all diesen Zusammenhängen zwischen den Menschen und deren Handeln gebracht hatte, die mein Leben prägen, beeinflussen und teils auch bestimmen sollten. Erst diese zwei Geschichten erlauben es zu verstehen, wie und weshalb, in welcher Verfassung und mit welchen Problemen, ich nach Zürich kam, hier Arbeit und Loge suchte, mein Leben zu organisieren versuchte. Erst diese Geschichten erklären, weshalb ich in Kontakt mit der Polizei des Kantons Zürich, der Bundes-Kriminal-Polizei kam, zu zwei Therapeuten, einer psychiatrischen Klinik, zu sehr sehr wagen Zukunfts-Pläne in Brasilien und einer Familie die von dort stammte kam, und noch vieles mehr. Erst die Vergangenheit, in ihrer ganzen Banalität oder vielleicht eher in ihrer ganzen Authentizität, erst die Vergangenheit in ihrer vordergründigen Unsinnigkeit ermöglichen ein Lesen und Verstehen der Gegenwart und der letzten paar Jahre. Erst all diese Vor- und Rundum-Geschichten können verstehen lassen, wie eine Junge Dame in der Blüte ihrer Jahre in eine solch absurde Situation kann manövriert werden. Wobei hierzu zu sagen ist, dass nicht einmal ich dies wirklich bis zum heutigen Tag verstehen konnte, aber dennoch ziemlich sicher in meiner Vergangenheit der Schlüssel zu einem solchen Absurdum zu finden sein muss.
Und worum geht es, schlussendlich, bei diesen 2 Geschichten? Kurz gefasst, ganz auf das Wesentlichste reduziert, kann behauptet werden, bei den beiden Geschichten geht es um die Beziehungen zu zwei Frauen. Ich sagte ja schon was darüber, dass ich sonst nie auf die Idee gekommen wäre, darüber zu erzählen, nicht wahr? Doch nun sind diese beide Geschichte von einigem Interesse, durch das was auf sie folgen sollte. Diese beide Beziehungen, eine mit meiner Jugendliebe vor mehr als 20 Jahre und die andere mit meiner Ex-Frau bis zur kürzlichen Scheidung, diese zwei Vorgeschichten sind die Schlüssel zu all dem Chaos, das von der staatlichen Gewalt (oder von verschiedenen staatlichen Gewalten) in mein Leben gebracht wurde.
Jede Erzählung über Fakten ohne das Nennen und Ausführen dieser zwei Ausgangslagen wäre, wie es mein Therapeut einmal so schön äusserte, nichts als Knochen, ohne das geringste Fleisch dran. Und, obwohl ich vegetarisch aufgewachsen bin und lebe, finde auch ich jeden Knochen ohne Fleisch dran ziemlich hässlich und langweilig. Also werde ich, Stück für Stück und möglichst ohne mich unter Druck zu setzten, diese Aufgabe hin und wieder angehen. Dazu werde ich entweder pro Geschichte je eine Rubrik oder je einen Blog erstellen, ich weiss es noch nicht. Eine grosse Schwierigkeit besteht in der Unmenge an Verknüpfungen und Konsequenzen die so ziemlich jedes Detail aus diesen Erzählungen auf die Geschichte haben wird, die ich schon seit Jahren hier am erzählen bin. Da ich aber keinen Roman draus machen will, muss ich noch eine geeignete Form dazu finden.
Bis dahin, hoffe ich auf ein Minimum an Energie und mentaler Stärke. Ganz besonders weil ich in den letzten Wochen und Monaten in einer Verfassung verbracht habe, die mir bis anhin unbekannt war und die mir eigentlich gar keine Tätigkeit mehr erlaubte, auch nicht die Kleinste. Über Monate habe ich nur noch gesessen, gelegen und geschlafen. Mehrmals pro Tag musste ich mehrere Stunden schlafen, obwohl ich Nachts dann ohne weiteres bis zu 10 Stunden schlafen konnte. Wenn ich aufstah, musste ich nach wenigen Stunden, völlig erschöpft, wieder ins Bett. Ich konnte täglich auch mehrere Stunden im Bett verbringen ohne zu schlafen und ohne mich auch nur ein bisschen darüber zu ärgern. Ich war derart schwach, dass jede Bewegung zur Qual wurde und das Ruhen in liegender Position zur einzigen wünschenswerten Beschäftigung machte. Nun hoffe ich, wie gesagt, auf eine etwas bessere Form, so wie sie sich in den letzten paar Tagen entwickelt hat.
Hiermit lieferte ich hier gerade ein gutes Beispiel einer ungewollten und dennoch irgendwie nötigen Geschichte, eine zu erzählenden Geschichte. Mal schauen, wie sie weitergeht...
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