Ich wage heute, an diesem regnerischen Montag, eine Prognose. Eine Prognose darüber wie, Atom-Lobby und völlig unbeirrbare Politiker vorgehen werden, in der nächsten Zeit. Der zuerst für sie wichtigste Punkt ist Zeit gewinnen. Das ist die absolute Priorität, im Augenblick. Man möchte unbedingt vermeiden, dass die Probleme in Japan zu Entscheidungen hier zu Lande führen könnten, die nur sehr schwer umzustossen wären, in Zukunft. Dazu hat die Atom-Industrie Pfannen-Fertige Argumente an die Politik verteilt und in den letzten Wochen konnte man auch den einen oder anderen Politiker dabei zuhören, wie er 1:1 diese Sprüche Gebetsmühlen-Artig runter quasselte.
Nun beginnen sie damit, den Preis zu verteufeln. Völlig unbegründet und entgegen besseres Wissen sprechen sie von einer Vervielfachung des Preises — das 5fache, das 7fache und mehr wird kommen. Wahr ist, der Strom wird teurer werden in der Schweiz, im Fall eines Ausstiegs aus dem Atom-Zeitalter. Wahr ist aber auch, dass diese Teuerung im Rahmen sein wird. Natürlich wird man sich Gedanken darüber machen müssen, wie man den Strom für Energie-Starken Industrien wird halten können. Natürlich wird man zusehen müssen, dass die Wirtschaft nicht all zu sehr darunter leiden wird. Alles machbar. Doch wenn man gewissen Politikern zuhört, darf man zum Beispiel auch den Preis des Benzins um keinen Rappen erhöhen, obwohl es in der Schweiz viel billiger ist als bei all seinen Nachbarn und das wir seit Jahrzehnten einen Pendelverkehr der Tankstellen haben (teils lohnen sich noch bis hin zu 50 Kilometer!).
In der Hoffnung, Japan einigermassen unbeschädigt überwinden zu können, wird die Atom-Industrie in 3 bis 5 Jahren mit der Präsentation "völlig neuer" Technologien auftrumpfen. Sie wird den Menschen vorgaukeln wollen, man habe enorme Schritte seit der Generation von AKWs getan, die in Japan havarierten. Man wird uns erzählen, dies und jenes sei entwickelt worden, genau um dies und jenes in Japan erkanntes Problem
zu beheben. Aber nicht nur: Man wird uns auch erzählen, dass man ausserdem noch ganz grundlegende Entwicklungen gemacht hat, die in einem gänzlich neuen Konzept der Nutzung von Kern-Kraft münden. Man wird ein neues Zeit-Alter in der Nutzung von Kern-Kraft einläuten.
Die Atom Lobby nennt übrigens schon heute ihre Kraftwerke nicht mehr AKWs, um das Wort ATOM nicht mehr benützen zu müssen — dass bei Kern-Kraftwerk der Kern des Atoms gemeint ist, hält man natürlich für unnötige Atom- nein Haar-Spalterei.
Was die vorgestellten Entwicklungen sein werden, kann ich natürlich nicht wissen. Ich rate aber einmal, dass sie schon in den Schubladen mancher Konzerne liegen, und zwar heute. Einige Neuerungen werden tatsächlich noch dazu kommen. Denn, man wird merken, es wird gewaltige Anstrengungen nötig sein, um dieses Mal wieder die Kurve zu kriegen. Es wird um einiges schwieriger sein, zurück zur Tagesordnung zu kehren, als es nach Tschernobyl der Fall gewesen ist. Doch niemand wird sich scheuen, diese Bemühungen auf sich zu nehmen, denn schliesslich geht es hier um die blanke Zukunft einer ganzen Branche. Und um unvorstellbaren Summen, die zu gewinnen sind.
Genau diese Summen werden es sein, die es der Atom-Industrie ermöglichen werden, ihre ach so bahnbrechenden Neuerungen in Modellen vorzustellen, schön und farbig ausgeleuchtete Modelle, von denen ein Exemplar so viel kosten darf wie ein Neuwagen für eine Mittelstands-Familie. Diese Summen werden es sein, die es wieder einmal möglich machen werden, auf plumpste und dennoch immer wieder effektivste Art Einfluss auf die Meinungs-Bildung zu nehmen. Wenn in jeder Zeitschrift, auf jeder Plakatwand, in der Worten vieler Politiker Atom-Energie so vermarktet wird wie man sonst Zahnpasta oder Mineralwasser anpreist, dann wird die Botschaft irgendwann in den Köpfen der Menschen angekommen sein: Atom ist sicher.
Wir sollten und dann vielleicht an This Jenny erinnern, der meinte ein Atom-Werk könne man 20 Meter in die Luft schmeissen ohne Schaden zu nehmen. Japan lernte uns was anderes. Und daran wird sich auch nicht viel ändern wenn man uns kleine AKWs andrehen möchte, so im Sinne eines Atom-UBoots. Denn dies könnte der nächste Trumpf der grossen Konzerne sein: Das Atom-Kraftwerk für jedes Quartier. Vielleicht werden sie uns erzählen, dass wenn es möglich ist mit dieser Kraft eine tonnenschwere Blechkiste in den Meeres-Tiefen zu befördern, dann wird es wohl auch möglich sein ein paar Wohnzimmern damit zu bedienen. Die Idee, die man uns wird verkaufen wollen, wird vielleicht die sein, eines kleinen Reaktors, der keine Wartung benötigt, der völlig autonom einige Jahrzehnte vor sich hin laufen kann. Vielleicht wird man ihn, in einer Beton- und Metall-Unmantelung, in 30 oder 50 Metern Tiefe unter dem Erdreich platzieren wollen. Ein Atom-Kraftwerk für's Quartier, so zu sagen. Aber... Was weiss denn ich schon?
Die Angst-Macherei betreffend einer Versongungs-Lücke wird natürlich der Haupt-Speer der Argumentationen zu Gunsten des Atoms bleiben. Man wird den Teufel an die Wand malen, oder auf einen der berüchtigten Plakate, und dieser könnte in etwa so aussehen: Entweder eine tief-dunkle Schweiz oder der Strom der aus dem Ausland fliesst. Dies werden die 2 Alternativen sein, die uns bleiben, wenn man den Befürwortern der Atom-Energie glauben wollen. Dass schon heute das Uranium aus stark verseuchten Gebieten im Ausland stammt, scheint die Betreiber heute aber nicht so sehr zu stören. Spannend, wie verschieden schlimm etwas aus dem Ausland sein kann, je nach dem wie viel dran zu verdienen ist...
An dem Tag, an dem sich der CEO einer dieser Konzerne sein Atom-Müll mit nach Hause nimmt und als Club-Tisch benutzt, weil er es geschaffen hat ihn völlig ungefährlich zu machen, an diesem Tag bin ich der erste, der für KERN-Kraft werben wird. Bis dann wäre ich wirklich dankbar, wenn man all diese Milliarden in etwas vernünftigeres als Meinungs-Bildung stecken würde. Zum Beispiel ins Prioritäts-Recht von erneuerbaren Energien im Verteilungs-Netz. Denn, bis heute strömt zu erst die Atom-Energie durch Netz, dann Wasserkraft und am Schluss andere neue Energien. In Deutschland stehen noch heute die Wind-Räder an der Nord-See sehr oft still, weil das Netz von der Atom-Energie in Anspruch genommen wird. Um diese Missstände zu ändern könnte man mehr als sinnvoll die eine oder andere Milliarde ausgeben. Sinnvoller, als in Meinungs-Bildung. Sinnvoller, jedenfalls, im Sinne der Allgemeinheit. Denn, inzwischen hat es trotz Atom-Lobby der Eine oder Andere verstanden, Atom-Strom könnte nicht nur das Abfall-Problem für die Zukunft bereit halten, sonder Kosten. Unglaublich hohe Kosten. Wenn zum Beispiel nach höchstens 200 Jahren ein End-Lager wieder zurück geholt werden muss, weil sie die Kontinental-Platten auf ach unvorhersebare Weise bewegt haben. Spätestens dann sollte das Budget für Meinungs-Bildung aufgestockt werden...