November 13, 2010

für meine Muse

 
Meine liebe Muse

Irgendwelche Enten gesichtet, kürzlich?

Ich sei etwas paranoid, wurde mir gerade neulich gesagt. Vielleicht fühle ich mich deswegen irgendwie nackig und irgendwie beobachtet.

Bild von Storm Thorgerson


Nur gut, dass sich ein paar der besten Fachleute Meiner angenommen haben. Sie nehmen mich gerade sehr sehr genau unter die Lupe. Und sie haben den Ruf, vollkommen Balkenfrei zu sein. Oder so.

Bild von Rodney Smith


Und so bin ich voller Vertrauen, dass ich wieder völlig gesund werde. Gesund und flugtauglich.

Bild von Gustavo Olive


Wie auch immer... Hin und wieder höre ich etwas im Kopfhörer, meine Muse.

Bild von Hard Noxx Rocks ;-)


Hörst auch du was?

Storm Thorgerson: Deepest Blue


Geht es dir auch sonst ähnlich wie mir? Hast du gelegentlich das Gefühl, du schaffst es nicht einmal mehr, die Treppen zu steigen?

Autor unbekannt


Wie auch immer... Ich, jedenfalls, warte auf bessere Zeiten.

Bild von Kim Joon


Geht es dir auch so?
Siehst auch du schon, wie wir zusammen glücklich durch den Wald spazieren?

Bild von Gustavo Olive


Hast du auch gewisse Dinge quasi plastisch vor deinen Augen?

Autor unbekannt


Arbeitest du mit den selben Fachkräften die mir helfen? Übrigens... Ich wollte dir noch sagen, dass ich letztens für einen kurzen Augenblick das Gefühl hatte, dich auf dem Dach des Hauses gegenüber zu sehen. Aber könnte auch wieder etwas mit meiner Krankheit zu tun haben.

Bild von Ben Hopper


Wie auch immer... Während ich auf bessere Zeiten warte und um die Zeit ein wenig zu vertreiben stelle ich mir vor ein Flugzeug zu sein. Musst einmal ausprobieren (wenn es dir erlaubt ist).

Bild von Branislav Kropilak


Bis bald, meine Muse. Pass auf dich auf. Bei der Landung die Augen immer schön offen halten. Und vergiss nicht: Die Glücklichsten sind die die Wasser finden, wenn sie gerade durstig sind.
 
 

wachsendes grass

 
In der Harten Klinik hörte ich gerade das Bob Marley Album von Gilberto Gil, an einem Wochenende auf der Psychotherapie-Station von Doktor Y. Dienst hatte die Pflegerin die mir später einmal sagte ich solle die Kopfhörer abnehmen (diese würden angeblich um 9 Uhr Abends verunmöglichen, dass mir geholfen werden könne). Ja, dies ist der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte. Und meine Reaktion auf diese Provokation wurde dann als Vorwand genommen, um gegen mich vorzugehen. Komisch, dass gerade diese Pflegerin diesen Satz sagte, denn an diesem Wochenende hatte sie zu etwas ganz anderem ihre Meinung gegeben: Eine Meinung die ein solches Vorgehen nicht von ihr hätte vermuten lassen.

Ich erzählte, dass Brasilien gerade ein super Land sei, das dank einem Präsidenten wie Lula einen Kultur-Minister haben darf der niemand geringerer ist als Gilberto Gil. Ich schwärmte davon, wie genial ich es finden würde, wenn in der Schweiz einmal eine Persöhnlichkeit von einem solchen Format verantwortlich für die Kultur auf Seiten des Bundes wäre. Ich fragte die Pflegerin, ob sich nicht auch fände, dass ein Gilberto Gil als Kultur-Minister der Schweiz mehr als gut tun würde. Sie antwortete mit einem eindeutigen
Wahrscheinlich.
Oder vielleicht mit einem eindeutigen
Vielleicht schon.
Ich weiss es nicht mehr so genau.

Träumen ist schön und tut gut, doch bezweifle ich dass die Schweiz in nächster Zukunft das Privileg haben wird, einen solchen Bundesrat zu haben. Ich werde sowas ziemlich sicher nicht mehr zu Lebzeiten erleben dürfen. Doch weiss ich heute, dass ein solcher Minister für die Schweiz vielleicht das NonPlusUltra wäre, doch viel viel dringender hätte die Harte Klinik einen Psychiater vom Format eines Gilberto Gil nötig. Ich meine, dass es nicht ein Luxus wäre. Ich meine wirklich, dass die Harte Klinik dringend einen Gilberto Gil bräuchte, um aus ihrem Wahn finden zu können. Denn ich sehe nichts Gutes auf sie zukommen, wenn weiterhin ein Direktor Lanzy die Verantwortung trägt und ein Doktor NO leitender Arzt ist. Denn diese haben Doktor Y walten lassen. Und so weiter und so fort.

Ist ja auch (fast) egal... Denn jedem Patienten der Harten Klinik heute und in der Zukunft kann ich nur von ganzem Herzen wünschen, dass ein Gilberto Gil dort mal wieder etwas Ordnung bringt. Und sei es damit, im Fall von wirklich unüberwindbarer Gegenwehr, Direktor Lanzy in einer Zwangsjacke auf einer Wiese zu lassen , ihm einen Joint ins Maul stopfen und dann sagen
Shut up and listen to the grass, growing down there.
And don't even think about moving from here, before you're sure you've heard the grass growing.
Und, hätte er das Universum auf seiner Seite, würden ihm vielleicht 3 kleine Vögel dabei Gesellschaft leisten. Aber so viel Glück hat ein Direktor Lanzy vielleicht gar nicht verdient. Nicht die Gesellschaft von Vögeln zu haben, und nicht das Gras wachsen zu hören.


Three Little Birds  ==  Bob Marley
Performed by Gilberto Gil


"Don't worry about a thing,
'Cause every little thing gonna be all right.
Singin': "Don't worry about a thing,
'Cause every little thing gonna be all right!"

Rise up this mornin',
Smiled with the risin' sun,
Three little birds
Pitch by my doorstep
Singin' sweet songs
Of melodies pure and true,
Sayin', ("This is my message to you-ou-ou:")

Singin': "Don't worry 'bout a thing,
'Cause every little thing gonna be all right."
Singin': "Don't worry (don't worry) 'bout a thing,
'Cause every little thing gonna be all right!"

Rise up this mornin',
Smiled with the risin' sun,
Three little birds
Pitch by my doorstep
Singin' sweet songs
Of melodies pure and true,
Sayin', "This is my message to you-ou-ou:"

Singin': "Don't worry about a thing, worry about a thing, oh!
Every little thing gonna be all right. Don't worry!"
Singin': "Don't worry about a thing" - I won't worry!
"'Cause every little thing gonna be all right."

Singin': "Don't worry about a thing,
'Cause every little thing gonna be all right" - I won't worry!
Singin': "Don't worry about a thing,
'Cause every little thing gonna be all right."
Singin': "Don't worry about a thing, oh no!
'Cause every little thing gonna be all right!



Aber noch schnell eine Bemerkung an die Adresse von Direktor Joghurt-Lanze: Glaub ja nicht, dass Grass über die Sache zwischen uns gewachsen sei, in der Zwischenzeit! Ich habe genau hingehört und kann dir garantieren: Da hat sich rein gar nichts getan. Solltes du was anderes gehört haben, dann wäre es an der Zeit dein Hörgerät besser zu justieren.

Und übrigens: Du bist einfach nicht zum reiten geboren. Nich einmal ein kleines liebes Eselchen!
hAha ha
Or shell I slow down for you to catch up?


Siehe auch den Post Caballeros
 
 

November 12, 2010

who runs the world?

 
Cunts Are Still Running The World  ==  Jarvis Cocker

Well did you hear, there’s a natural order.
Those most deserving will end up with the most.
That the cream cannot help but always rise up to the top,
Well I say: Shit floats.
If you thought things had changed,
Friend you’d better think again,
Bluntly put in the fewest of words,
Cunts are still running the world,
Cunts are still running the world.

Now the working classes are obsolete,
They are surplus to societies needs,
So let ‘em all kill each other,
And get it made overseas.
That’s the word don’t you know,
From the guys thats running the show,
Lets be perfectly clear boys and girls,
Cunts are still running the world,
Cunts are still running the world.

Oh feed your children on Cray fish and Lobster tails,
Find a school near the top of the league,
In theory I respect your right to exist,
I will kill ya if you move in next to me,
Ah it stinks, it sucks, it’s anthropologically unjust,
But the takings are up by a third, Oh So
Cunts are still running the world,
Cunts are still running the world.

Your free market is perfectly natural,
Or do you think that I’m some kind of dummy,
It’s the ideal way to order the world,
Fuck the morals, does it make any money?
And if you don’t like it? Then leave.
Or use your right to protest on the street,
Yeah, use your rights but don’t imagine that it’s heard, Oh no no,
Cunts are still running the world,
Cunts are still running the world.



 
 

das Brabeck-Dilemma

 
Ich sah mir die Sternstunde Philosophie mit Peter Brabeck an, Chairman von Nestlè. Und ich wurde, hin und wieder, nachdenklich. Auf der einen Seite ist Peter Brabeck ein anständiger Mensch, der versucht seine Arbeit gut zu machen. Und er kann das. Er macht seine Arbeit sehr gut. So gut, dass er sich und seine Firma in die unglaublich gute Lage bringen konnte, nicht auf Quartalszahlen schauen zu müssen, seine Managers nicht einzig auf diese hin arbeiten zu lassen. Er sieht dies als klares Bedürfnis, ja als Voraussetzung, für ein nachhaltiges Wirtschaften. Finde ich super. Zu verschiedene Argumenten teile ich seine Meinung voll und ganz. So kann ich ihm nur beipflichten, wenn er bei den Exzessen der Managerlöhne zu bedenken gibt, dass man in letzter Zeit zu viel an das verdiente Geld von arbeitenden Menschen denkt, und zu wenig an das verdiente Geld von arbeitendem Geld. Denn dies ist das grösste Übel, am Ende des Tages. Gerade merken die G20 in Seoul, dass bei aller Globalisierung doch noch Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern existieren. Eines davon sind wirtschaftliche Interessen, wenn es nicht nur um das Geld verdienen geht, sondern um das "Wie Geld verdient wird". Gerade merkt man, dass es schnell gemacht ist, die ganze Welt zu einer kapitalistischen Spielwiese zu machen. Dieses Spiel dann aber zu spielen, ist eine ganz andere Geschichte. Ein zurück gibt es nicht. Doch über die Weise wie es weitergehen wird, werden sich noch einige die Augen reiben, habe ich so das Gefühl. Natürlich hütet jedes Land irgendwo in einer Schublade Szenarien die ausgearbeitet wurden für den schlimmsten anzunehmenden Fall. Doch ist man immernoch der Überzeugung, Probleme würden sich mit den bisherig bewährten Methoden lösen. So kommt es, dass das Einwanderungs-Problem der EU teilweise mit einem Gheddafi gelöst wird und Libyen im UN-Menschenrechtsrat aufgenommen wurde. Doch auf Ewig lässt sich die Weltordnung nicht mit solchen Tricks aufrecht erhalten.

Und so ist Peter Brabeck für mich das Sinnbild für das Auseinanderklaffen der Gesellschaft. Und zwar auf eine unterschwellige, nicht boshafte Art und Weise. Er ist eben noch ein aufrechter Mensch, der das Spiel gut zu spielen weiss, der darin eine Vorreiterrolle hatte und hat. Und doch trägt er dazu bei, wenn sich die Lage am zuspitzen ist. Er macht gute Arbeit und sorgt dafür, dass seine Angestellten einen guten Arbeitsplatz haben, unter guten Bedingungen schaffen dürfen. Dass er genau wie die Poulet-Produzenten die Märkte der Drittweltländer mit billiger Überschussware aus Europa überschwemmt, wird dem Credo des Business untergeordnet. So läuft nun mal das Spiel... Man bricht keine Gesetze. Man hält sich an die Regeln. Und, wenn die Regeln geändert werden müssen, dann machen das Andere. So geht die EU hin und macht Handelsabkommen mit Afrikanischen Ländern, die dann nicht eingehaltet werden. Und, weil Afrika uns ihre Barsch-Filets "verkaufen darf", dürfen wir ihnen Milchpulver aus der Schweiz und Frankreich verkaufen, zu einem billigeren Preis als es die Bauern dort machen könnten. Wie ist das überhaupt möglich? Wie kann man in der Schweiz (die so was von teuer ist) Milch produzieren, diese zu Pulver verarbeiten und das Ganze dann nach Afrika verfrachten und dafür weniger Geld verlangen, als der Bauer in Afrika für die frische Milch? Wie geht dieses Spiel?

Und so geht Peter Brabeck hin und — als er bei einer Konferenz seine Kollegen darüber sprechen hört wie sie sich Gedanken darüber machen der Gesellschaft etwas zurück zu geben — holt sich einen Professor der für ihn eine mit Preis gekürte These aufstellt die besagt, er habe schon mehr als genug der Gesellschaft zurückgegeben. Das hat er bestimmt. Die Frage ist aber: Woher hat er sich das geholt, was er für seine Firma und für die Gesellschaft erarbeitet hat? Ist in der globalisierten Welt die Gesellschaft nur eine? Nein... Ist es nicht. Und so kann man in der Schweiz sehr viel der Gesellschaft geben, wenn man den Amerikanern ihr eigenes Wasser für teures Geld verkaufen kann, nach dem man es in Flaschen gefüllt hat. Doch: Wer in der Schweiz möchte sich schon darüber beklagen, eine Firma wie Nestlè auf der Landkarte zu haben? Man will ja schliesslich nicht das Nest beschmutzen. Erst recht noch, wenn es dabei um eine Firma geht die vorbildliche Arbeits-Ethik und das Einhalten aller allgemein akzeptierten Spielregeln vorzuweisen hat. Und auch ich möchte nicht das Nest beschmutzen. Vielleicht möchte ich eines Tages noch für Nestlè Kühe melken? Man weiss ja nie... Ich möchte nur auf einige Ungereimtheiten im heutigen Denken hinweisen.

So ist sich Peter Brabeck absolut sicher (und so wie er alle grosse Wirtschafts-Kapitäne), dass die G20 voll legitimiert sind, die Weltherrschaft unter sich auszumachen. Denn schliesslich sind all diese Menschen demokratisch durch ihre Völker gewählt worden. Was ja auch keiner bestreiten kann (ausser vielleicht im Falle von China, doch dies ist eine andere Geschichte). Was die Wirtschaft und die Politik nicht merken, ist das da gewaltig was am brodeln ist. Oder, viel mehr, sie merken es sehr wohl, doch möchten auch in Zukunft mit den altbewährten Mitteln gegen komplett neue Herausforderungen antreten. Denn, so scheint uns die Geschichte zu lehren, wird das Volk immer auf die eine oder andere Weise zu lenken sein. Respektive: Es ist dankbar, sich lenken zu lassen. Doch, zwei Dinge gehen dabei vergessen. 1) Das Volk wird immer anspruchsvoller. Dieser Wandel ist auf die neuen Medien zurück zu führen, und auf die Art wie sich Information in der heutigen Zeit verbreiten kann, wie sich Menschen organisieren können, ausserhalb jeglicher Institutionen und Strukturen. 2) Die Unzufriedenen werden immer zahlreicher. Immer mehr Menschen fühlen sich nicht durch die Politik vertreten. Immer mehr Menschen finden kein Platz in der Wirtschaft. Und, wenn früher diese Menschen meistens von verschiedene Milieus aufgefangen wurden und sich darin verflüchtigten (Start-Ups, Kunst, Sport, Bio-Landwirtschaft, Religion, Drogen, Alkohol), sind es immer mehr die sich nirgends mehr unterbringen lassen oder aufgehoben fühlen. Und es sind immer mehr ganz normale und intelligente junge Menschen die mit dem Gefühl aufwachsen, es gäbe für sie kein Platz um sich zu entfalten. Immer mehr Menschen haben das Wissen und den Intellekt um Paroli zu bieten. Und wenn hin und wieder die eine oder andere Stadt in Europa Schauplatz von Ausschreitungen wird, dann ist das nur die Spitze des Eisbergs. Ob dieser ganze Eisberg eines Tages auf einem Platz stehen wird um dort die Scheiben einzutreten (wie gerade die Studenten in England, welche die Tory-Zentrale gestürmt haben) oder ob sich die Menschen organisieren und das ganze System lahmlegen werden, das steht noch in den Sternen. Das der Unmut sich aber irgendwo wird entladen müssen, und nicht nur in Jugendgewalt die dann hart bestraft wird, das ist immer mehr eine Tatsache. Und solange Angela Merkel über den Köpfen eines ganzen Landes einige wenigen Menschen Milliardengewinne verschafft zum Preis eines Bruches mit dem schon entschiedenen Atom-Ausstieg, solange wird unsere Welt nicht einfacher regierbar und bewirtschaftbar werden. Dem guten Willen aller Peter Brabecks zu trotz.

Und nun beginnen sie, die Brabecks dieser Welt, sich die Frage zu stellen: Was kann ich denn noch machen, wenn ich der Beste auf dem Spielfeld bin und dennoch die Welt vor die Hunde geht? Kennt jemand ein besseres Spiel? Nicht wirklich, oder?


More Milk  ==  The Penguin Café Orchestra