April 22, 2010

ein ander Mal

 
3. April 2008: Geburtstag der Jungen Dame.

Knapp eine Woche zuvor: Doktor Y möchte mich mindestens ein paar Tage lang nicht in der Klinik sehen. Ja, dies hat er gesagt.

Ein ander Mal: Doktor Y meint, ich hätte nicht genügend klare Ziele für die Therapie formuliert, um mich wieder auf die Station aufnehmen zu können. Gesprochen wird wieder darüber, meint er, aber ein ander Mal.

Kein ander Mal: Mit Doktor Y hat es nie mehr (wenn ich es mir richtig überlege: auch nie zuvor) ein vernünfiges Gespräch gegeben. Vielleicht wird es aber doch noch irgendwann Eins geben? Zum Beispiel vor Gericht? Ein ander Mal.

2. April 2008: Nachdem ich einen Anruf von meinem Hausarzt bekommen hatte, trete ich wieder "aus eigenen Stücken" in die Harte Klinik ein. Meine Schwägerin soll Kontakt zu meinem Hausarzt genommen haben (?) um ihm zu erzählen, ich hätte irgendwie irgendwen um sein Leben bedroht. Ich schreibe der Junge Dame ein SMS: Ich gehe wieder in die Klinik und ich wünsche dir alles Gute zum Geburtstag.

Wochen später: Ich hatte ein Meeting mit Frau und Schwägerin verlangt. Ich wollte ein für alle Mal klarstellen, es hätte nie und nimmer Morddrohungen gegeben. Die Schwägerin hatte zuvor zugesagt, kam im letzten Moment aber nicht zum Treffen. Als meine Frau sie anrief (unter einem halben Dutzend fremder Leute) und zu hören bekam, sie habe als Trauzeugin an eine Hochzeit müssen, schien dies keinen Schwein zu kümmern. Keinen Schwein, ausser meiner Wenigkeit. Meine Schwägerin war Trauzeugin meiner Ex-Frau gewesen, als wir heirateten. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.


Nacht vom 2. auf den 3. April 2008: Lady Dingsbums ist in der Nachtschicht. Ich treffe sie also in der ersten Nacht die ich wieder in der Klinik verbringe. Ihr Arbeitsplan (welch ein Zufall) stand schon seit langer Zeit fest. So wie der von Pfleger Geissmann, der mir Filme über Nymphomaninnen zeigte. Als ich Lady Dingsbums erzähle was geschehen war, als ich ihr sage ich hätte die Nase gestrichen voll, meint sie dazu ich solle mich zuerst einmal ausruhen. Viel mehr wird sie nie dazu meinen, mir gegenüber.

Dass die Junge Dame ihren Geburtstag eigentlich mit Joe Abfall feiern wollte und, obwohl dieser scheint's ein Alkoholiker ist, erzählte mir die Junge Dame sie werde eine Geburtstagsparty ohne Alkohol organisieren. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.

Meine Schwägerin wollte ich dabei haben, beim Trennungsgespräch von meiner Frau. Damit sie eine Unterstützung haben würde und nicht völlig allein da stehen. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.

Mir kommt so vieles ziemlich seltsam vor, an all diesen Ereignissen. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.

3. April 2010: Die Junge Dame hatte schon wieder eine Geburtstagsparty. Diese Geschichte werde ich wohl nie erzählen können.

März 2008: Joe Abfall ruft mich an, im Hintergrund scheint eine riesen Party zu steigen.

Spätjahr 2008: Ich telefoniere um den Eintritt in das Schöne Schloss zu organisieren. Ich benütze das Telefon eines Arztes. Im Hintergrund scheint eine riesen Party zu steigen.

Dieser Arzt hatte mir angeboten, mit einem guten Therapeuten einen Termin abzumachen. Ich steige in ein Taxi und fahr dort hin. Nachdem sich der Typ dort vorgestellt hat, bittet er mich um eine Urinprobe. Ich frage um eine Erklärung. Es sei ein Heroin-Abgabe Zentrum. Hier bekomme man keine Therapie-Gespräche ohne Heroin als "Begleitmassnahme". Und schon bin ich aus der Türe. Auf nimmer wiedersehen.

Ich muss wohl paranoid sein, doch irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass zwischen all dieser Ereignisse überhaupt kein Zusammenhang besteht, dass all dies nur purer Zufall ist und dem natürlichen Lauf der Dinge entspricht. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.

Und weiterhin muss es meine Paranoia sein, dass es noch Dutzende anderer solcher "Zufälle" gegeben hat. Und vielleicht noch gibt. Aber diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal.

So wie endlich ein Geburtstag gemeinsam mit der Jungen Dame feiern zu können: ein ander Mal.