Ich habe sie in der Klinik kennengelernt, ziemlich am Anfang meines Aufenthalts. Ich kannte sie zu einer Zeit als gerade Grosses in meinem Leben geschah. Meine Freundschaft zu Sabrina ist von Intensität geprägt: Wir hatten sehr gute Zeiten - die eben zur Freundschaft führten - genauso wie wir heftige Auseinandersetzungen hatten. Diese führten dann immer wieder zu Kontakt-Abbruch, auch über längere Zeiten.
So kam es, dass wir entweder einen sehr intensiven Kontakt hatten oder dann überhaupt keinen Kontakt.
Aber bevor ich meine Gedanken frei laufen lass und versuche mich von Sabrina, auf meine Art, so gut wie's geht zu verabschieden, möchte ich folgendes sagen, auch wenn es schon sehr sehr spät ist, dafür.
Die Beisetzung findet statt:
Donnerstag 5. März 2009
Friedhof Opfikon Glattbrugg
Die Mutter sagte mir, dass sich die Familie freuen würde, Bekannte und Freunde von Sabrina an der Bestattung dabei zu haben. Wo diese Menschen doch zu Sabrina's Welt gehörten und ihr auch wichtig waren. Leider konnte ich nur sehr sehr kurzfristig diese tragische Botschaft weiterleiten, wo ich doch erst am späten Nachmittag davon erfuhr. Und dies auch nur aus einem sogenannten Zufall. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass diejenigen die es wünschen morgen die Gelegenheit haben sich von Sabrina zu verabschieden und ihre Lieben bei diesem Abschied zu Begleiten.
Dies sollte nicht der Anlass sein, um weitere Polemik zu machen. Leider werde ich diese Polemik jedoch nicht vermeiden können, denn schon nur die pure Erzählung der Ereignisse dieser Freundschaft wirft eine ganze Reihe von Fragen auf und ist dadurch dann schon di per sè Polemik. Und ich komme nicht drum herum, denn diese Fragen und diese Polemik stehen in direktem Zusammenhang zu meinen Gefühlen und meiner Trauer. Auch stehen viele offene Fragen meiner Trauer und dessen Verarbeitung im Wege und verhindern somit ein normales Erleben meinerseits.
Obwohl genau diese Fragen und diese Wiedersprüche oft Thema waren mit Sabrina, und obwohl Sabrina mir wahrscheinlich dies nicht würde übel nehmen, werde ich einen separaten Post schreiben, mit meinen Erinnerungen. Zum Beispiel an die viele Missverständnisse die sich durch die Umständen ergaben, an die Streite und an den Tabus in unseren Gesprächen. Denn auch durch diese Probleme und Streite zeigt sich was für ein lieber Mensch Sabrina war und wie diese Probleme einzig dadurch entstanden, dass sie versuchte Gutes zu bewirken. Einzig Gutes. Dies und ihr phänomenaler Humor machten sie zu einem speziellen und wertvollen Menschen. Mensch, der sich wahrscheinlich meistens besser um Andere zu kümmern wusste als um sich selbst. Ich kann mir vorstellen, es gelang ihr viel einfacher und natürlicher, Andere beim Anpacken und Lösen ihrer Probleme zu unterstützen, als dies bei Sabrina zu tun.
Und, obwohl sie offensichtlich schlimme Probleme hatte, hörte ich sie nie jammern und reklamieren. Nie habe ich sie in der Rolle des Opfers gesehen. Ihre Probleme hat sie stets in Humor verpackt und verharmlost.
Ja, sie war ein spezieller und liebenswürdiger Mensch.
Möge sie ihre Ruhe finden können.