Inzwischen ist mir ein Licht aufgegangen, weshalb eine der ersten Bemerkungen meines Therapeuten, der mich seit 10 Jahren kennt, in etwa so ging...
"Kein Wunder ist die Sache gescheitert! Vermutlich waren Ihre Erwartungen, der Klinik gegenüber, gar nicht erfüllbar... Also, war das Ganze von Beginn zum Scheitern verurteilt!"
Nein, diese Einschätzung ist falsch, behaupte ich hier und jetzt. Aber ich denke inzwischen zu wissen, woher sie kommen könnte...
Ein Mitpatient, erzählte mir, wie er seinen Führerausweis verloren hatte und diesen seinem damaligen Arzt auf den Tisch geschmissen hatte, demonstrativ.
Und ich habe Ihnen, lieber Therapeut, bildlich gesehen, auch meinen Führerausweis auf den Tisch geschmissen... nicht wahr?
Ich dachte, dennoch, dass Sie mich inzwischen etwas besser kannten!
Denn, wenn ich bei Ihnen vorbeikomme und meine Verzweiflung, meine Ohnmacht, meine Wut mit Ihnen teile, ist dies bei mir ein Zeichen von grossem, sehr grossem Vertrauen.
Habe ich Sie damals beschuldigt, beschimpft, für irgendwas Verantwortlich gemacht?
Nicht, das ich wüsste, oder?
Nein, ich habe bei Ihnen vorbeigeschaut, völlig entgeistert, aus der Fassung, verwirrt...
Und inzwischen weiss ich wieso...
Damals schon, wusste ich, welch schlimme Auswirkungen das Verlieren des Führerscheins auf mein Familienleben haben würde.
Ich konnte damals, alleine, ohne Auto in Zürich leben.
Ich kann es heute.
Hin und wieder würde ich es schon toll finden, einen Car-Sharing Vertrag zu haben, um aufwändige Einkäufe machen zu können. Oder selber den Kleinlaster mieten zu können, den wir brauchten, den ich brauchen werde, um umziehen zu können.
Aber bei meiner Frau Gemahlin, hatte ein motorisiertes Vehikel einen ganz anderen Stellenwert.
Ohne, wurde das gemeinsame Unternehmen einer jeglichen Freizeit-Aktivität, praktisch unmöglich. Was vor der Heirat sehr wohl ohne Auto gemacht werden konnte, wurde nach der Heirat höhnisch verspottet... ÖVs für die familiäre Freizeit-Gestaltung? Ihr Veto war so gut wie sicher, es wurde praktisch so sicher wie das Amen in der Kirche.
Deswegen, habe ich damals bei Ihnen vorbeigeschaut.
Aber, nach diesem Besuch, sind Sie in meinem Kopf kein einziges Mal mit jeglicher Art von Verantwortung aufgetaucht, bezüglich dieses Thema.
Im Gegenteil: ich habe oft in der Klinik gesagt, Sie seien der einzige Therapeut gewesen, der mit viel Liebe und Geduld konkrete Ziele und Fortschritte bei mir geschafft hatte.
Und dies meine ich heute noch.
Ich habe niemals irgend ein Scheitern mit Ihnen in Verbindung gebracht, niemals...
Und wenn Sie nun dachten, ich hätte Erwartungen an die Klinik gehabt, die nicht realistisch waren, macht mich das schon irgendwie traurig.
Ich merkte, wie Sie immer "Out of the Loop" gelassen wurden.
Inzwischen könnte ich mir vorstellen, dies sei auch Ihr Wunsch gewesen.
In diesem Fall, hätte ich grossen Respekt gehabt, wenn Sie mir klip und klar dies kommuniziert hätten, direkt.
Whatever, ich denke, wenn Sie weiterhin mit mir arbeiten möchten, werde ich dies schon noch irgendwie zu spüren bekommen.
Ansonsten, möchte ich mich bei Ihnen für all die errungenen Ziele bedanken - es sind nicht wenige gewesen und sie haben mir ein Sozial-Integriertes Leben ermöglicht.
Thanks.