August 05, 2010

der junkie

 
Der Junkie ist wieder da! Und er schreibt... Ja, er hat sogar zu schreiben gelernt.

Bis heute finde ich es skurril, wie einfach es gewesen ist, von der Krankentaggeld-Versicherung Helsana wieder aufgenommen zu werden, obwohl ich in Absprache mit meinem Hausarzt auch schon gesundgeschrieben wurde. Mein Therapeut meinte dazu, es sei praktisch ein im Voraus zur Scheitern verurteilter Wunsch, wieder Geld von der Krankentaggeld-Versicherung zu bekommen.

Frau Bracchi hingegen, sagte mir am Telefon
Ich verstehe doch bestens: Jedermann kann mal einen Rückfall haben.
Bis heute ist mir schleierhaft, weswegen die Helsana in diesem Fall ein Interesse haben könnte, mir wieder eine Entschädigung zukommen zu lassen. Tatsache ist, dass sie eindeutig ein Interesse daran hatte!

Vielleicht, weil dies bestätigen sollte, was für ein Junkie ich bin? Nicht mehr und nicht weniger? Soviel habe ich inzwischen mitbekommen: Viele hatten Interesse daran, mich einfach als Junkie abstempeln zu können. Irgendwie sollte auf diese Weise alles was mit mir getan wurde, zu rechtfertigen sein. Komische Vorstellung, in meinen Augen, doch juristisch sollte diese Tatsache vielen Menschen offensichtlich schon sehr vorteilhaft erscheinen.

Ich bin immer noch der Meinung, dass selbst wenn ich damals und noch heute der "allerletzte" Junkie wäre, ich ein Recht auf mein Recht hätte. Doch... Jurist bin ich nicht. Und Versicherungs-Experte noch viel weniger.

Da ist also Frau Bracchi von der Helsana die mir sagt, sie verstehe dass man in meiner Lage einen Rückfall haben könne. Und ohne die kleinste Formalität, ohne ein Formular ausfüllen zu müssen, ohne Eid leisten zu müssen, bekomme ich von einem Tag auf den Andern wieder mein Einkommen, zu 100%. Und Frau Bracchi reibt sich aus irgend einem Grund die Hände. So wie Direktor Lanzy. Und Doktor NO. Und Doktor Y. Und Lady Merdamale. Und die Andern, die sich in die Hände reiben...

Bild: Enrique Campuzano


Skurril, skurril... So wie die Dame der Rechtsschutz-Versicherung, der ich sage dass ich mich nun scheiden lasse und die am Telefon einen Freudenschrei von sich gibt. "Hurra!" Komisch, sagte ich mir damals. Komisch, sage ich heute, wo die Versicherung doch noch SFr. 300.- berappt hat, für diese Scheidung! Doch, obwohl ich nun beim Sozialamt gelandet bin, obwohl ich sogar eine Pfändungsankündigung erhalten habe (die Erste in meinem Leben!) bekomme ich jetzt Post von der Rechtsschutz-Versicherung. Eingeschrieben. "Hurra!" ein Brief von der Versicherung! Ah... Sie wollen wahrscheinlich Geld von mir.

Und wem verdank ich unter anderem diese Pfändungsankündigung? Der lieben Frau Bracchi, die vergessen hat mich vorzuwarnen, dass ich "ausgesteuert" bin. Mit einem Brief in meinem Briefkasten erfahre ich, dass ich genau 8 Tage Zeit habe, vom Normal-Verdienenden zum Sozialhilfe-Empfänger! Danke für Ihre Unterstützung, Frau Bracchi! Was ist schon ein kleiner Rückfall, wenn man sich später wieder aufrichten kann? Oder?