Dienstag 08.09.2020, Schweizer Radio SRF3, Nachrichten von 19 Uhr, es geht um einen Bericht der "Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus".
Bei Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen in Deutschland ist es zu Dutzenden judenfeindlichen Vorfälle gekommen. Allein im Zeitraum von mitte März bis mitte Juni habe es bei 123 Corona-Demonstrationen antisemitische Äusserungen gegeben. Dazu gehört etwa die Verwendung von antisemitischen Verschwörungsmythen oder die antisemitische Bezugsnahme auf den Nationalsozialismus.
Der schweizer Radiohörer assoziert nun automatisch Corona-Demonstrationen mit Rechtsextremismus. Was genau geschehen sein soll, inwiefern Coronamassnahmen-Proteste und Antisemitismus wirklich in Verbindung stehen, scheint nicht von Belang zu sein.
Noch vor den grossen berliner Demonstrationen soll es also zu derartig vielen antisemitischen Vorfällen an Corona-Demonstrationen gekommen sein? Das ist komisch, denn erst an der zweiten grossen berliner Demonstration vom 29.08.2020 sind Problem mit Rechtsextremen zum ersten Mal in der Berichterstattung aufgetaucht. Dazu wissen wir, wie 2 Mal vom Verfassungsschutz klar attestiert, dass die Querdenken-Bewegung, die wahre treibende Kraft hinter den Demos, absolut keine Anschlussfähigkeit für Rechtsextreme bietet. Es muss sich bei all den Vorfällen also um Nebenveranstaltungen, kleinere Demonstrationen gehandelt haben, die nichts mit Querdenken zu tun haben. Wir alle wissen, was an der zweiten grossen Demo in Berlin geschehen ist. Oder, besser gesagt, die meisten Deutschen wissen es nicht, denn sie haben nie erfahren, die Medien haben sich kategorisch geweigert darüber zu berichten, dass Robert Kennedy Jr. an der Siegessäule eine wunderbare Rede gehalten hat — die übrigens auf Rubikon.news in deutscher Sprache zu lesen ist — eine absolut demokratische Veranstaltung, die nach der Einhaltung des Grundgesetzes verlangt.
Sehen wir also mal nach, weshalb genau dieser Bericht der "Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus" es in den Schweizer Nachrichten geschafft hat. So erfahren wir:
Bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen tragen Demonstrierende "Judensterne" mit der Inschrift "Ungeimpft" und verbreiten Verschwörungsmythen.
Als Beispiele für antisemitische Äußerungen werden im Bericht T-Shirts genannt, auf denen ein sogenannter Judenstern mit der Inschrift "Ungeimpft" zu sehen war. Dabei handle es sich um eine antisemitische Selbstviktimisierung: Mit der Selbstinszenierung als Opfer würden die Schoa und der Nationalsozialismus verharmlost, auch die Rolle von Tätern und Opfern werde vertauscht.
Quelle: Spiegel.de
Damit kann man eigentlich einverstanden sein. Ich halte die Umnutzung jeglicher Art nationalsozialistischer Symbolik für problematisch und teile daher die Bedenken der Autoren des Berichts.
Weiter ist aber zu lesen:
Zudem hätten Demonstrierende bei vielen Versammlungen auf Verschwörungsmythen basierende Schuldzuweisungen für die Corona-Pandemie geäußert, etwa "Zionisten", "Rothschild" oder "Soros".
Quelle: Spiegel.de
Hier muss ich sagen, gehen die Autoren viel zu weit und verbreiten falsche Informationen. Ich bin sogar der Meinung, dies sei auch der einzig wahre Grund, weshalb der ganze mediale Aufruhr um Q und dem vermeintlichen Antisemitismus an den Corona-Demos stattfindet, weil Menschen die bis zum heutigen Tag in den Massenmedien für absolut Tabu galten, nun plötzlich öffentlich angeprangert werden — dies ist natürlich nur eine Meinung und kann, zumindest noch nicht, mit Beweisen untermauert werden.
In Sachen Rothschild und Soros muss gar nicht gross etwas gesagt werden. Soros ist nicht nur Jude, sondern z.B. auch des Insider-Trade verurteilt. Ich meine, inwiefern kann die Nennung dieser Namen schon ein antisemitischer Akt sein? Geht es um Majestätsbeleidigung? Wohl kaum. Antisemitismus ist eine ernste Angelegenheit. Darf man diese 2 Namen gar nicht nennen, weil sie jüdisch sind? Ist das seriöse Antisemitismus-Bekämpfung und -Prevention? Was macht diese 2 Namen an sich schon zum antisemitischen Manifest? Erklären kann mir dies wahrscheinlich niemand, oder? Es ist zwar war, dass ein ganze Menge antisemitischer Verschwörungstheorien im Umlauf sind, in denen diese 2 Namen vorkommen, doch dies alleine kann sie doch nicht automatisch von jeder nur erdenklichen gesellschaftlichen Auseinandersetzung ausschliessen, auf alle Ewigkeit! Wenn jemandem mit einer ganzen Reihe von Anschuldigungen vor Gericht steht, und darunter stellen sich einige als falsche Anschuldigungen heraus, heisst das noch lange nicht, dass gar keine der Anschuldigungen mehr eine Berechtigung hat, es bedeutet noch lange nicht, dass es auch einige richtige Anschuldigungen darunter haben könnte. Und wenn dies der Fall sein sollte, dann wird das Gericht den Angeschuldigten auch für seine Vergehen zur Verantwortung ziehen und wird ihn nicht auf der ganzen Linie freisprechen, nur weil einige Anschuldigungen nicht bekräftigt werden konnten. Sinngemäss reicht mir die Tatsache, dass Rothschild und Soros jüdische Namen sind, noch lange nicht, um sie à priori von jeglicher kritischen Auseinandersetzung zu bewahren. Eine offene und objektive Diskussion darüber, was diese 2 Familien für Rollen spielen und welchen Einfluss sie auf die letzten Jahrzehnten gehabt haben und bis heute noch haben, kann nicht einfach mit der Antisemitismus-Keule abgeblockt werden. Das wäre weder seriöse Antisemitismus-Prevention und eine solche Ernennung zum absoluten Tabu würde auf die Länge auch der Antisemitismus-Aufklärung im Wege stehen.
Was das Thema Zionismus angeht, werde ich in einem späteren Post ausführlich darauf eingehen. An dieser Stelle sei aber zumindest so viel gesagt: Antizionismus und Antisemitismus sind nicht dasselbe! Um es kurz zu machen: obwohl in letzter Zeit immer mehr versucht wird, diese 2 Dinge gleichzustellen, obwohl alles getan wird, um Antizionismus zu tabuisieren, ist der beste Beweis dafür, dass Antizionismus in keinster Weise mit Antisemitismus gleichzustellen ist, die Tatsache, dass viele orthodoxe Juden überzeugte und vehemente Antizionisten sind! Die Tatsache, dass sogar der französische Staatspräsident Emanuel Macron und der deutsche Bundespräsident ist Frank Walter Steinmeier stehen vors Mikrofon und beteuern, Antizionismus sei der neue Antisemitismus, machen die Sache absolut nicht wahrer, sondern vielmehr diese 2 zu Lügnern!
Eine mit Sicherheit nicht antisemitische Demonstration: Antizionistische orthodoxe Juden
Autor unbekannt
Deshalb überrascht es mich schon sehr, dass die "Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus" ernsthaft behauptet, Antisemitismus sei unter den Demonstrationen vorhanden, und dies damit begründet, das gewisse "Verschwörungsmythen" verbreitet würden, die wiederum Begriffe wie "Zionismus", "Rothschild" oder "Soros" aufgreifen würden: das scheint mir definitiv keine seriöse Analyse zu sein sondern vielmehr, wie ich schon sagte, eine Tabuisierung und somit eine Zensur.
Zum Thema "Missbrauch des Begriffs Antisemitismus" siehe auch meinen Post "Okkultismus, Satanismus & Pedokriminalität".
Weiter auf Spiegel.de, der dann wieder den Bericht zitiert:
Die Vorfälle hätten sich aber verlagert: Als beispielsweise Fußballstadien, Kneipen und Klubs Corona-bedingt schließen mussten und Busse und Bahnen weniger frequentiert wurden, sei es an diesen spezifischen Tatorten zu deutlich weniger antisemitischen Vorfällen gekommen.
«Dennoch entfaltete insbesondere das Protestgeschehen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schnell eine immense Dynamik, die zu einer Vielzahl antisemitischer Äußerungen im öffentlichen Raum führte", heißt es in dem Bericht. Diese Entwicklungen verwiesen "auf die Existenz eines relativ großen verschwörungsideologischen Spektrums in Deutschland, das bei passender Gelegenheit auch zeitnah zu mobilisieren ist.»
Quelle: Spiegel.de
Dies alles ist doch vielmehr ein Paradestück an Propaganda als echte Information: es soll den durchaus sinnvollen Anti-Rechtsextremismus-Reflex der Menschen missbrauchen, um ihn auf die Anti-Coronamassnahmen umzulenken und, vielmehr noch, auf die Verschwörungs-"Theorien" von Q. Mit Antisemitismus-Abwehr hat es aber noch sehr wenig zu tun.
Und übrigens:
WIR HOLEN UNS DAS NARRATIV ZURÜCK