"Ziviler Ungehorsam", so haben es die Behörden selbst genannt, sei es gewesen, was sie auf sehr wichtige Erkenntnisse in Zusammenhang mit CoVid-19 Infektionen und Erkrankungen in Pflegeeinrichtungen gebracht hätte. Ziviler Ungehorsam, weil die Zürcher Kantonsbehörde sich nicht an die vom Bund erlassenen Richtlinien gehalten hat und sämtliche Insassen einer Pflegeeinrichtung für ältere Menschen auf CoVid-19 getestet haben. Dies, weil um die 50% der Verstorbenen im Kanton Zürich in einer solchen Einrichtung untergebracht waren und trotz der dort getroffenen strengen Massnahmen zur Isolation sich anstecken konnten und dann eben verstarben. Die Überraschung war sehr gross, als die Resultate der Tests ausgewertet wurden: 40% der Insassen waren zwar mit dem CoVid-19 Coronavirus in Kontakt gekommen, waren also infiziert, jedoch völlig asymptomatisch! Bis anhin wurde behauptet, dies sei nur unter jüngeren Menschen überhaupt möglich. Die so erlangten Erkenntnisse werden zweifelsohne Auswirkungen auf den weiteren Umgang mit der Pandemie haben. Und wahrscheinlich nicht nur in Altersheimen.
So weit so gut. Aber wieso überhaupt "Ziviler Ungehorsam"? Ich dachte, ich höre nicht recht, als dies näher erklärt wurde. Man sagte, der Bund habe nicht gewollt, dass sämtliche Insassen in den Altersheimen getestet werden.
Nochmals:
Das Bundesamt für Gesundheit BAG wollte nicht, dass sämtliche Insassen von Altersheimen getestet werden.
Dies obwohl in besagten Einrichtungen extreme Massnahmen eingeführt wurden und noch für eine lange Zeit bestehen sollen. Seit dem Lock Down leben sämtliche Senioren komplett isoliert voneinander und haben keinen sozialen Austausch. Gegessen wird im eigenen Zimmer und nicht mehr in der gemeinsamen Mensa. Besuche sind schon lange keine mehr gestattet. Die meisten leiden (natürlich) stark unter den Umständen: völlige, gesteuerte Einsamkeit. Und man weiss: diese macht krank!
Dabei könnten sich mindestens 40% der Insassen völlig frei bewegen und Kontakt untereinander haben. Diese "Kleinigkeit" ist aber bis jetzt untergegangen. Und wäre es noch für lange Zeit. Weltweit, so muss man glauben, wurde dies untersehen? Wie auch immer... Wenn sich nicht einige engagierte Mitarbeiter im Kanton Zürich dafür entschieden hätten, den Anweisungen des Bundes nicht zu folgen und eigene (sinnvolle) Entscheidungen zu treffen, würde man heute noch glauben, ältere Menschen könnten gar nicht asymtomatisch eine Infektion überstehen.
Was mich völlig verrückt macht an dieser ganzen Geschichte, ist die Tatsache, dass dieser "Faux-Pas" zu einer Zeit passiert ist, zu der man uns ununterbrochen sagt — und das schon seit Monaten inzwischen — das Wichtigste zur Bewältigung dieser Pandemie sei ein flächendeckendes Testen der Bevölkerung.
Testen, testen und nochmals testen.
"Bis es soweit sei sein und wir genügend Tests zur Verfügung haben, können wir nichts genaues sagen. Es fehlen uns die Daten." heisst es immer. Nun, hier sind nun interessante Daten, und die lassen die ganze Herangehensweise in dieser Pandemie zumindest in Frage stellen! Es hiess immer, man müsse die Menschen testen, weil sie Träger des Virus sind ohne es zu wissen, und somit ihre Mitmenschen infizieren würden und deswegen ein schweres Risiko für den älteren Teil der Bevölkerung. Nun stellt sich heraus, dass ausgerechnet unter diesen älteren Menschen so viele mehr angesteckt wurden, trotz alle Vorsichtsmassnahmen. Und, siehe da, es sind ja gar nicht alle so Schutzbedürftig wie man immer behauptet hatte! Ist das nicht verblüffend?
Man soll so viel testen wie nur möglich, doch nicht unter den Menschen die man unbedingt zu schützen wünscht? Bin ich zu dumm dafür oder stimmt die Logik hier nicht so ganz?
Ich bin gespannt zu sehen, wann dieses neue Wissen zu einer neuen Herangehensweise führen werden. Denn dies ist die einzig mögliche Konsequenz dieses so wertvollen "zivilen Ungehorsams". Leider bin ich diesbezüglich aber pessimistisch, denn die Verfasser dieser Mitteilung beeilen sich noch während der Medienkonferenz hinzuzufügen, an den jetzigen Massnahmen würden die gewonnenen Erkenntnisse aber gar nichts ändern und die Isolation der Seniorinnen und Senioren sei weiterhin notwendig. Selbst dieser 40% der Insassen, die asymptomatisch sei. Ich sage: Das ist grausam!
Hiermit also ein Hoch auf zivilen Ungehorsam! Hipp hipp hurra! Er ist gut, er ist sinnvoll, er sollte öfters praktiziert werden. Besonders in Zeiten von Autokratie.