October 03, 2010

Hilfe zur Selbsthilfe

 
Frau Barbéra Maier, ich kann mir vorstellen wie sie argumentieren könnten, bezüglich meiner Kritik an Sie: Ich würde es mir sehr leicht machen, in dem ich einfach etwas schlecht mache ohne aber einen möglichen besseren Weg aufzuzeigen. Nun... Einfach habe ich es mir nicht gemacht. Dies beweist schon die Tatsache, dass ich bald 15 Jahre gebraucht habe um ihre Fehler nicht nur benennen zu können — was mir ziemlich rasch gelang als ich sagte, sie hätten mich auseinander genommen und dann vergessen, mich wieder zusammenzusetzen — sondern sie auch beschreiben zu können.

Autor unbekannt


Vielleicht fragen Sie, was Sie denn überhaupt für Alternativen gehabt hätten, zu dieser Zeit: Kalter Entzug, Langzeit-Therapie, was sonst noch? Tja, ich werde es Ihnen sagen. Ich wollte eigentlich keine Vergleiche machen, doch ich werde nicht drum herum kommen. Tatsache ist: Ihr Nachfolger — mein Therapeut — musste mit keinen anderen Rahmenbedingungen als Sie arbeiten. Auch er hatte mir, bis zum Schluss der Therapie, Methadon verschrieben, genau wie Sie. Der Wechsel zu Subutex, das neue Opiat-Ersatz welches zwar Entzugs-Symptome verhindert doch, im Gegensatz zu Methadon, keinen Rausch verursacht, wurde erst später durch meinen Hausarzt vorgenommen. Dieser Wechsel sollte für mich eine Offenbarung sein. Oder vielleicht ist es vielmehr etwas gewesen, dass wieder vieles in Frage gestellt hat, dass ich schon seit langem als gegeben und irgendwie verloren glaubte. Wie auch immer, bei Ende der Therapie bei ihrem Nachfolger hatte ich Methadon und hätte von ihm genau so enttäuscht sein können wie von Ihnen. Doch ich war es nicht.

Ganz im Gegenteil, ich war sogar irgendwie, auf eine komische Weise, stolz auf eine Auseinandersetzung mit ihm, auf meinen plumpen Versuch mein Unbehagen auszudrücken. In den Jahren zuvor hatte er sich mit viel Geduld und Wohlwollen darum bemüht, mir das Umgehen mit meinen Problemen auf eine niederschwellige Weise anzueignen. Hilfe zur Selbsthilfe eben, was ja gerade so aktuell in der modernen Psychologie zu sein scheint. Und er tat dies hin und wieder mit Erfolg und eben immer mit Geduld.

Bei Ihnen gab es zuerst einmal immer ein Beigeschmack von Wertung. Eine Wertung die meiner Meinung nach überhaupt nichts zu suchen hat bei einem Therapeuten. Und dann war da die Tatsache, dass ich eigentlich so ziemlich kein einziges Beispiel in Erinnerung behalten konnte, wie ein Gespräch mit Ihnen mir in einer beliebigen Situation meines Lebens weitergeholfen hätte. Da war zum Beispiel dieses Gespräch über die „Wasser-Tanks“, die in New York gerade in Mode waren. Sie erzählten mir davon, wie die vom Stadtleben gestressten Menschen sich eine halbe Stunde in einem schalldichten und völlig dunklen Behälter schliessen liessen, um der Reizflut der Aussenwelt für kurze Zeit entkommen zu können. Ich weiss noch wie sie bemerkten, dies sei doch irgendwie bekloppt. Doch ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, weshalb sie dieses Beispiel gebracht hatten. Meinten Sie, ich solle doch so etwas tun oder ich solle so etwas lassen? Wenn ich es tun sollte, weshalb fanden Sie es einen Blödsinn? Also leite ich davon ab, ich sollte es doch besser lassen. Doch, ich bin nie in einen Schalldichten Stahl-Tank gestiegen, geschweige denn mit Wasser gefüllt... Oder sollte ich vielleicht zusehen, dass ich es in Zukunft nicht nötig haben würde? Sehen Sie was ich meine? Ich kann bei keinem einzigen Punkt in unseren, über viele Jahre geführten, Gespräche einen konkreten Bezug zu meinem Leben ausserhalb ihres Therapie-Zimmer herstellen. Beim besten Willen nicht. Ausser vielleicht einige wenige Bemerkungen über Familien-Mitglieder und Partnerinnen, die man aber nicht wirklich als „aufbauend“ bezeichnen könnte...

Angela Di Sanza: New Society


Doch ich kann mich daran erinnern, wie Sie mir von einem Film erzählten, ich weiss nicht mehr welcher Film es gewesen ist. Darin ging es um einen Mann, der sein Leben lang seine Gefühle nicht auzusdrücken vermochte. Sie schienen mir ziemlich gerührt von der Schlüsselszene. Leider kann ich auch hier nicht mehr sagen, weshalb Sie mir von diesem Film erzählten. Oder, besser gesagt, wenn ich einmal annehme, dass Sie mir davon erzählten weil ich Schwierigkeiten damit hatte, meine Gefühle auszudrücken, dann kann ich mich an keinen einzelnen Satz erinnern der mir dabei geholfen hätte, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Und dies ist es, was ich an Ihrer Arbeit kritisiere.

So wie ich diese Sozialarbeiterin kritisiere, bei der von Ihnen organisierten Milieu-Therapie. Diese Frau hatte eine dermassen unmögliche Einstellung, uns Patienten gegenüber, dass es kaum zu glauben ist. Da waren andere Leute im Team, die hervorragende Arbeit leisteten und die auch aus menschlicher Sicht absolut genial waren. Doch es reichte ein faules Ei im Team, um womöglich die beste Arbeit von einem Dutzend Menschen in Luft aufzulösen. Oder, noch schlimmer, um bei den Patienten Schaden anzurichten. Die Frau, ein ausgesprochener Céline Dion Fan, überbot ihre eigene Fehltritte als sie einmal mit der Äusserung kam
Ihr glaubt aber nicht wirklich, jemals wieder einen Job zu finden, oder?
Da sind also Menschen mit einer Drogen-Sucht die sich in Therapie begeben, um etwas Stabilität wieder finden zu können, um nicht vollends im Leben abzurutschen. Und da arbeitet jemand im Team der die Verantwortung für die Unterstützung an diese Menschen trägt, der eine solche Einstellung hat? Ich finde dies absolut unglaublich. Weshalb um alles in der Welt tut sich diese Frau so was schreckliches überhaupt an, wie Morgen für Morgen mit diesen Versagern einen neuen Tag anzugehen? Dass ich danach ziemlich erfolgreich während mehr als einem Jahrzehnt gearbeitet habe, wissen Sie, so glaub ich, inzwischen. Ich bin mir auch ziemlich sicher, nicht der Einzige aus dieser Gruppe zu sein, der sein Leben wieder einigermassen in den Griff bekommen konnte. Und dennoch liess uns diese Frau Tag für Tag, verlässlich, ihre herablassende Meinung über uns spüren.

Kritisieren tue ich inzwischen auch den verantwortlichen Psychiater, der bei einer Visite ziemlich unvermittelt den Finger in einen Handschuh steckte, um mir danach beide in den Arsch zu steckten. Währenddessen, debattierte er mit seinem Kollegen über Äusserungen von mir, die ich zuvor gemacht hatte. Diese Geschichte werde ich aber ein ander Mal erzählen.

Ich würde Ihnen noch gerne von Gesprächen erzählen, die ich wiederholt mit Leute vom Team des K&A Oerlikon hatte. Obwohl ich arbeitete, und teilweise viel arbeitete, wurde ich mit der Zeit fast Teil des Inventars dort, denn ich bin immer nach der Arbeit dort vorbei. Das Team hat mit zugesehen, wie es mir über Jahre hinweg langsam aber sicher immer etwas schlechter ging. Wenn ich zu Beginn nur etwas Heroin spritzte, bevor ich nach Hause ging, dann verprasselte ich, bevor ich in die Harte Klinik ging, einen grossen Teil meines Lohnes in Drogen. So kam es, dass ich das eine oder andere Gespräch mit den Leuten dort geführt habe. Und es ist vorgekommen, dass sich Sozialarbeiter die Frage stellten, ob sie mir mit den Dienstleistungen des K&A einen gefallen machen würden. Wiederholt habe ich meine Dankbarkeit geäussert, denn ich war mir dessen sicher und erzählte davon, wie ohne K&A mein Leben viel schwieriger gewesen wäre. Nur dank dieser Institution war es mir über Jahre hinweg möglich, meiner Arbeit nachzugehen und parallel dazu noch irgendwie einigermassen mit der Drogen-Sucht zurecht zu kommen. Ich verstand die Vorbehalte der Sozialarbeiter und gab ihnen also ein praktisches Beispiel dafür, wie ich die Sache empfand. Platzspitz und Letten sind sehr wohl Orte der Schande gewesen, an denen junge Menschen untertauchen und sich von jeglichem Sozialleben verabschieden konnten. So zogen damals junge Drogensüchtige von zu Hause aus um auf dem Platzspitz, unter Menschen-Unwürdigen Zustände zu existieren. Im K&A hingegen, konnte sich keiner von seinem Sozialleben ausserhalb dieser Institution verabschieden. Jedenfalls nicht mehr, als wenn er auf der Strasse gelebt hätte. Denn in einem K&A müssen noch Regeln und Formen respektiert werden, was auf der Gasse überhaupt nicht der Fall ist. Ausserdem ist durch das Team ein gutes Mass an Anbindung an bestimmte Dienstleistungen und Unterstützung noch gewährleistet. Ich sagte immer, wenn das K&A irgendwie Einfluss auf den Verlauf meiner Drogen-Sucht gehabt haben sollte, dann hat es bestimmt einer Verschlechterung verlangsamt, gewiss nicht begünstigt oder gar beschleunigt.

Ich erzähle dies, weil ich es als extrem traurig empfinden würde, wenn sich herausstellen sollte, dass auch Sozialarbeiter vom K&A Oerlikon eine schlechte Meinung von mir und einen für mich benachteiligenden Einfluss auf den Verlauf meiner letzten 3 Jahre gehabt haben sollten. Wenn sie mir Steine in den Weg gelegt hätten. Ich wäre traurig und mehr als sauer, denn dies wäre wahrlich das Letzte, was ich erwartet hätte. Nicht nur hatte ich zusammen mit meinem Sohn (wie alle im K&A wussten) gegen einen Tumor zu kämpfen, ich hatte auch extrem komplizierte Verhältnisse zu Hause. Und die Probleme dort waren bei Gott nicht einzig von meiner Sucht verursacht. Also hatte ich in den Leuten vom Team in Oerlikon Gesprächs-Partner und dort einen Ort, an dem ich mich für kurze Zeit von jedem Druck befreit fühlte. Doch, je länger je mehr, fürchte ich, das Gegenteil könnte der Fall gewesen sein.

Sehen Sie, Frau Maier, mit 20 hatte ich mich einmal überwunden und fand die Kraft eine Sozialarbeiterin in Lugano aufzusuchen. Meine Sucht war damals noch nicht schlimm und ich konnte Arbeit und Studium nachgehen, dennoch merkte ich wie sich eine ungute Entwicklung hätte anbahnen können. Also ging ich hin und erzählte von meinen Problemen und Befürchtungen. Die Antwort, die ich damals bekam, scheint mir noch heute schier unglaublich
Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich habe viel Erfahrung mit Fälle wie Ihren und, aus dieser Erfahrung heraus muss ich Ihnen leider Sagen, dass man Menschen wie Ihnen eigentlich erst dann helfen kann, wenn sie zu unterst unten angekommen sind. Und Sie, LET US SHINE, sind nicht zu unterst. Also bin ich mir dessen ziemlich sicher: Ihnen kann man zur Zeit nicht helfen.
Bis heute kann ich fast nicht glauben, dass mich diese Frau nach diesen Worten verabschiedet hat. Mit der impliziten Botschaft sozusagen, ich solle doch erst einmal schön abschmieren, um dass mir dann alle Türen der institutionalisierten Hilfe offen stünden.

Ich habe nach diesem Gespräch wirklich mein Leben damit verbracht das mir Möglichste zu tun, um keine Hilfe mehr zu benötigen. Es ist mir einerseits mehr schlecht als recht gelungen, doch auf der anderen Seite muss ich sagen, dass ich wirklich das Beste aus meiner Ausgangslage gemacht habe. Wie mein Therapeut einmal sagte
Was Sie so im Laufe der Zeit erreicht haben,
haben Sie nicht WEGEN ihrer Probleme erreicht,
sondern TROTZ ihrer Probleme.
Ja, Frau Maier, ich bin zu Ihnen gekommen. Doch ich hätte auch schon viel viel früher aufgeben können, und mich einfach durch die psychiatrischen Institution helfen lassen, von Anfang an. Doch... Wäre dies besser gewesen? Was meinen Sie? Hätte ich schon damals „dran bleiben“ sollen? Hätte ich dafür sorgen sollen, dass die Sozialarbeiterin in Lugano mir hätte helfen können?

Laura Wilde: In Between


Sehen Sie, ich habe im Laufe der Zeit so einiges an Lebenserfahrung sammeln können. Unter anderem danke ich Gott dafür, denn ohne diese hätte mich die Angelegenheit mit der Harten Klinik ziemlich sicher auf nicht mehr wiedersehen gebrochen. Jedenfalls, ist ein Teil dieser Lebenserfahrung die, dass ich zu schätzen gelernt habe, wer mir Hilfe zur Selbsthilfe angeboten hat. Ich durfte, Gott sei Dank, immer wieder diese Erfahrung machen die mir, in der Summe ihres Auftretens, schon das eine oder andere Mal das Leben gerettet hat. Leider zählen Sie, Frau Maier, in nur unscheinbarem Anteil als zu dieser Erfahrung gehörend. Und dies kritisiere ich an Ihnen, ist ihr Beruf doch eigentlich der, ihren Patienten Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. "Von der Hilfe zur Selbsthilfe": Lautet nicht so das Leitmotiv der Psychiatrie?

Ich musste immer wieder daran denken, wie ich es als Hilfe betrachtet hätte, wenn Sie mir damals von der Diagnose Borderline erzählt hätten. Was für eine unglaubliche Hilfe wäre dies denn gewesen, die Sie zu leisten versäumt haben? Ist Ihnen überhaupt im entferntesten klar, was Sie da angestellt haben? Wissen Sie, dass mir damals eine gute Freundin von ihrem manisch-depressiven Vater erzählte, der bei einem Seminar in der UdSSR für knapp zwei Wochen verschand und danach Jahrelang von KGB, geheimen Untersuchungen und sonstigen abstrusen Geschichten berichtete? Wussten Sie, dass ich mir ab diesem Zeitpunkt sorgen machte, ob auch mir eines Tages so was bevorstehen würde? Mir, und besonders noch den Menschen um mir herum! Haben Sie eine Ahnung wie hilfreich es gewesen wäre zu wissen, als ich mit der Stirn gegen die Wand schlug, dass dies bestimmt der Höhepunkt einer Krise war, und nicht der Vorbote von etwas noch viel Schlimmerem? Wissen Sie wie lange ich mit der Angst leben musste, vielleicht eines Tages völlig überzuschnappen? Dabei hätten Sie, Frau Barbéra Maier, mir diese Angst nehmen können. Und mir somit nicht wenig an Lebensqualität zurückgeben.

Jayson Cortez: The Battle Of One


Ich weiss bis heute nicht, weshalb Sie mir die Diagnose vorenthalten haben. Einem Patient wird die Diagnose vorenthalten, das muss man sich mal vorstellen! Leider halte ich es immer mehr für möglich, dass Versicherungen etwas damit zu tun haben könnten. Ich muss daran denken wie mich die Schweizer Armee nicht wollte, wegen meiner Hepatitis. Wer nun glaubt, dies sei so gehandhabt worden aus Rücksicht auf meine Gesundheit, der irrt gewaltig. Obwohl ich damals noch in top Form und sportlich war, obwohl ich bereit gewesen wäre meinen Beitrag zu leisten: Einzig und alleine versicherungstechnische Überlegungen bringen eine Schweizer Armee dazu, so vorzugehen.

Vladimir Kush: What The Fish Was Silent About


Nun muss ich bemerken, dass Sie, Frau Maier, meine Gesundheit definitiv aufs Spiel gesetzt haben. Hätte ich von der Borderline-Diagnose gewusst, dann hätte ich vielleicht eine Chance gehabt, meinen Drogen-Konsum anders zu verstehen, einen anderen Umgang damit zu finden. Sie haben mir die Möglichkeit genommen, zu verstehen wie Drogen-Konsum und Persöhnlichkeitsstörung gegenseitig Einwirken und wie ich Drogen oft zum Betäuben von Krisen benutzte. Sie haben mir also die grundlegende Möglichkeit genommen, meinen Konsum eventuell massiv zu reduzieren! Denn, hätte ich gewusst in welchem Masse die Drogen als eine Art Schutz vor der Krankheit dienten, wäre ich vielleicht im Stande gewesen den Konsum an sich besser zu kontrollieren. Und weil ich, seit meinem 17. Lebensjahr, an einer chronischen Hepatitis leide, betrachte ich ihr vorgehen nicht nur als gefährlich, sonder als für ihren Beruf vielleicht rechtswidrig (das selbe gilt übrigens für die Harte Klinik). Mich von der Diagnose in Kenntnis zu setzen, hätte nicht grössere Kosten verursacht. Das Gegenteil wäre ziemlich sicher der Fall gewesen. Oder glauben Sie tatsächlich, ich wäre dann vor der Psychiatrie gestanden um dort an der Türe zu klopfen? Nie und nimmer wäre ich damals auf die Idee gekommen, eine Rente zu beantragen. Nie und nimmer wäre ich nach den ersten 3 Wochen in der Harten Klinik auf die Idee gekommen, eine Rente zu beantragen. Doch es sollte anders kommen, und die Helsana weiss bestens darüber Bescheid. Ist es doch die Helsana gewesen, die den Antrag einer IV-Rente verfügt hat. Aber genau... Die Helsana hatte sich ja auch niemals Sorgen zu machen, wegen einer Dienstleistung der IV, ganz im Gegenteil. Man ist immer darum bemüht gewesen, einen Junkie aus mir zu machen, auf dem Papier. Und zwar einen Junkie und basta. Ich gratuliere: Mission erfolgreich abgeschlossen! Oder so...

Eine andere interessante Geschichte über die Diagnose und die Art, wie sie mich erstmals erreichte, werde ich ein anderes Mal erzählen.

Auch mein Therapeut hat mir die Diagnose niemals mitgeteilt, das stimmt. Doch konnte ich dank ihm wenigsten so gut damit umgehen, dass ich mir nicht mehr die Stirn an irgendwelchen Wänden fotokopieren musste. Jedenfalls habe ich ihn einmal mit der Tatsache konfrontiert, dass ich niemals eine Diagnose erhalten habe. Er sagte, dies könne damit zu tun haben, dass man vermeiden wolle dass sich ein Patient zu sehr mit seiner Krankheit beschäftigen und sich eventuell noch mit ihr identifizieren würde. Dies war noch lange vor der Harten Klinik. Ich nahm es ihm ab, denn er hatte sonst ja auch bewiesen, dass er mir am helfen war, mir selbst zu helfen. Ganz im Gegensatz zu Ihnen, Frau Barbèra Maier. Sie sind vielleicht genau so gefährlich wie mancher Arzt in der Harten Klinik, wenn nicht noch gefährlicher! Ist dieser Hinweis eine Hilfe für Sie?

Margareth Osju: Tears Of The Ocean