April 19, 2009

zu Hause

Abgang gemacht!
Endlich zu Hause, raus aus dem Hause, nach Hause in die weite Welt!!!

Und, so gott will, wird es der letzte Abgang von der Wohnung mit meiner Ehefrau gewesen sein. Völlig unerwartet, schon auf der Türschwelle zur grossen weiten Welt, ein Geschenk! Meine Ehefrau erklärt sich zum ersten Mal überhaupt, bereit die Scheidungspapiere zu unterschreiben!!! Ich hatte mich darauf eingestellt, nächste Woche die Trennung einzureichen und mit Konflikte in den nächsten 2 Jahren leben zu müssen. Eine positive Nachricht, seit langer langer Zeit!

Nun bin ich in einem Hotel und während dieser schlaflosen Nacht wird mir plötzlich bewusst, wie verstört ich inzwischen wieder bin. In der Zeit zwischen Neujahr und Ostern bin ich wieder apatisch und neurotisch geworden. Das pausenlose agressive Ambiente in der Wohnung hat mich wieder nach Schutz suchen lassen, wie ich es vor den Gang in die Klinik zu machen pflegte. Das Resultat ist nun, dass ich völlig unfähig bin, mit anderen Menschen zu Swingen, zu Schwingen. Wieder einmal habe ich mich zurück-entwickelt, rückwickelt, und jegliche Türen, Tore, Fenster - mögliche Eingänge und Zugänge zu meinen Gefühlen - hermetische Verrigelt. Was dennoch bis hinter zu mir dringt, wird mit einer der vielen mit zu Verfügung stehenden negativen Kommentare quittiert und für nicht gut und nicht genehm deklariert.

Zumindest habe ich dies erkannt... Wie hätte ich es auch nicht bemerken oder ignorieren können, ist es mir doch ins Gesicht gesprungen und daran fest geklammert! Und nun sehe ich mich hier, wieder im entgegengesetzten Extrem. In der Klinik gab es nur Positives. Wo doch alle Menschen um mir herum eine negative Wahrnehmung erwarteten, sich anstrengten um diese zu provozieren, wurden sie enttäuscht und bekamen ihren Wunsch nicht erfüllt. Jetzt prallt jeglicher Versuch an mir ab und jede Bemühung mich zu unterstützen, jeder noch so grosse unternommene Aufwand mir die Zeit erträglicher erscheinen zu lassen, wird entweder von mir ignoriert oder sogar mit agressivem Fauchen und Bellen entgegengenommen. Es würde mich nicht überasschen, wenn manch einer mich als der undankbarste Mensch überhaupt einschätzt.

Nun aber zu den qualitativen Unterschied zwischen den beiden Extremen! Denn genau dieser Unterschied ist mehr als wichtig und lasst mich zumindest hoffen, dass es dennoch gut kommen wird, wie ich immer gespührt hatte. Und zwar geht es um folgendes: Der geistige Zustand von damals war es nicht, der jetztige hingegen ist sehr wohl krankhaft. Damals prallte jeder Angriff zuerst einmal an mir ab, weil die Wahrnehmung mir diesen als positives Erlebniss schenkte. Der Wahrnehmung entsprechend, fühlte ich mich nicht attackiert und zeigte keine Regung in diese Richtung. Nun aber, ist die Wahrnehmung schmerzhaft und negativ, die hervorgerufte Regung entsprechend auch. Obwohl mir die Vernunft ganz klar sagt, dass Bekannte es gut meinen und mir nichts Schlechtes wollen, dass sie mitfühlen, kann nicht anders und reagiere agressiv, gereizt, ablehnend. Während den letzten Wochen war ich in einem Gedankenkreis gefangen und dieser wurde immer schmerzhafter und unerträglicher. Also gab es kein Inputs der nicht zu einer Verbindung mit etwas in diesem Kreis wurde und zu Ablehnung vorverurteilt war.

In der Zeit die ich mit schreiben verbracht habe, konnte ich genau beobachten wie ein Gefühl von Befreiung immer stärker wurde. Zuversicht! Zum Einen weiss nun aus Erfahrung, wie blitzartig die verzweifelste Situation sich zum Besten wenden kann und, zum Zweiten, bin ich nun endlich die Rahmenbedingungen des unter einem Dach mit meiner Noch-Ehefrau zu leben los geworden! Dies wird automatisch freien Raum geben, eine frische Brise aufkommen lassen und mir das Gefühl geben, es ist nicht mehr lebenswichtig für mich, Schutz im Schneckenhaus zu suchen.

Also! Auf dass das Gute und das Bessere siegen mögen!!!


Und... By the way... Sollte es jemanden wichtig erscheinen, meinen Zustand in der Klinik dennoch als krankhaft zu definieren, bin ich jederzeit für diese Diskussion zu haben!!! Denn ich behaupte es gab rein nichts Krankhaftes an meiner Person zu dieser Zeit. Ich nahm die Situation als positiv wahr und, entsprechend, freute mich darüber mit dem Enthusiasmus eines kleines Kindes. Und nun noch eine kleiner Hammer, zur Feier des angebrochenen Tages, dass ich vom 26. Stockwerk bewundert und begrüsst habe, mit seinem orangen Himmel, die aus der ganzen Welt kommende und nun landenen Flieger, dessen Anflug genau hinter den weissen Wolken aus der Verbrennungsanlage führte, vor diesen eben orangen Himmel der einen gelben Mond beherbergte.

Also, eben... der kleine Hammer! Meine Therapeutin (und entsprechend das ärztliche Team) war sich vollkommen bewusst darüber, dass ich die vermeintlichen Angriffe als Bemühungen mir die auferzwungene zeitliche Trennung von der jungen Dame wahrnahm und verstande. Sie hatte über meine Gefühlslage ein ganz genaues und komplettes Bild, denn ich hatte dies mit ihr sogar thematisiert! Aber es kommt noch viel dicker: Lady Marmalade war sich nicht nur der Lage völlig bewusst, nein, sie unterstützte dieses meine Verständniss dazu noch tatkräftig! Sie, genauso wie viele andere auch, wie zum Beispiel die Pflegerin Frau Soo Schöön! Und das ging so:
  • Lady Marmalade erwartet mich wie üblich zur Gesprächstunde in ihrem Büro. Ich klopfe, trete ein. Diesmal sagt sie nicht wie sonst, ich soll doch Platz nehmen: Sie bittet mich wieder nach draussen weil sie noch schnell etwas erledigen muss. Ich gehe raus, warte die von ihr genannte und für sie notwendige Zeit, klopfe wieder und trete erneut ein. Lady Marmalade sitzt jetzt nicht wie üblich vor ihrem Bildschirm sondern ist mit 2 gelben Rosen beschäftigt, die sie gerade in eine Vase stellt und zurecht macht, um die Vase dann auf das Regal zu stellen. Dies war also die überaus dringende Angelegenheit, wofür ich wieder raus musste?

    Hier machte man gerade Kommunikation, und zwar von der ganz gefährlichen Art: guerrillamässige Kommunikation! Ich habe das Geschehen auf eine ganz bestimmte Weise verstanden und interpretiert. Sie ist sich dessen mehr als bewusst... Nein, sie hat ja einzig aus diesem Grund so gehandelt! Ich lächle, sage ein paar schöne Worte über die Blumen und wirke davon so berührt, dass nicht zu übersehen ist wie ich diese Blumen auf mich und die junge Dame beziehe.

    Diesen Bezug und die Coolness von Lady Marmalade werden auch von mir mit Enthusiasmus erzählt, bei der ersten Begegnung mit der jungen Dame. Sie hört wie immer zu und lächelt... Ich fühle genau, ich spüre als könnte ich dieses Gefühl mit Händen packen, die Freude der jungen Dame über mein Enthusiasmus betreffend meiner Therapeutin und ihr Mitfühlen und Befürworten einer zeitlich und provisorisch unmöglichen Liebe. Ich fühle es, doch sie tut rein gar nichts um dies so rüber zu bringen.

    Da ich der jungen Dame von den Blumen erzählt habe, habe ich nun die Gewissheit dass meine Therapeutin darüber informiert sein wird und dass sie über meine Interpretation der Ereignisse bestems im Bilde ist. Ich bin mir dessen sicher, weil schon früher meine Erzählung und meine Gespräche mit der jungen Dame bis zur Therapeuting gelangt waren und sie mich es merken liess. Darüber in einem nächsten Post.

    Fazit: Meine Therapeutin Lady Marmalade hat aktiv durch eine Handlung mein Verständniss der Lage gefordert und diese nicht im Geringsten zu korrigieren versucht!


  • Pflegerin Frau Soo Schöön! fand es überaus schön, wie ich zu den morgentlichen Treffs mit der jungen Dame 2 RED Bulls mitnahm, eins für sie und eins für mich. Und zwar liess sie mir an einem ganz speziellen Morgen ihre Befürwortung zukommen lassen.

    Schon seit Wochen habe ich, inzwischen recht offen, mit ihr über meine Traurigkeit bezüglich stockender Kommunikation mit der jungen Dame. Seit Wochen bekommt sie mit, was ich worüber fühle und wieso. Sie hat von mir das genau Bild meines Verständniss der Lage und sie hat von mir auch die Info, dass ich absolut nichts erzwingen möchte. Genau wie meine Therapeutin weiss die Pflegerin (im Grund jeder im Team), dass ich es traurig finde, nicht offen und klar mit der jungen Dame kommunizieren zu können. Aber sie weiss auch genau, dass ich es traurig finde weil ich so nicht die Möglichkeit habe, mich entsprechend darauf einzustellen und etwas Ruhe finden. Nichts mehr und nichts weniger, schlussendlich...

    An diesem Morgen gehe ich, wie jeder weiss jeden Tag, in die Caféteria um die einigen Minuten ihrer Arbeitspause mit der jungen Dame verbringen zu können. Unten, am Eingan zu unserem Pavillon, sitzt heute zum ersten Mal Pflegerin Frau Soo Schöön! und fangt mich ab. Ich bin mit 2 Dosen RED Bull in der Hand unterwegs. Frau Soo Schöön! fragt mich, ob ich 2 RED Bull trinken würde und ich antworte, es stehe noch nicht so schlimm, mit meiner Abhängigkeit von RED Bull. Für wen dann die zweite Dose sei, fragt sie. Und ich erkläre, natürlich mit dem Gefühl etwas gerade zu erzählen, dass sowieso schon längst dem Gesprächspartner bestens bekannt ist, dass ich die 2 Dose für die junge Dame dabei habe.

    Frau Soo Schöön! strahlt und findet es ach soo schöön. Sie sagt - und betont sehr markant - dass ich es schon absolut richtig machen würde und so weiter machen soll.

    Ist es nicht ein riesen Zufall, im Nachhinein betrachtet, dass genau an diesem Morgen die erste - und vööllig unerwartete! - Attacke der jungen Dame auf mich wartete, in der Cafépause mit ihr? Ist es nicht zumindest bemerkenswert, dass ausgerechnet an diesem Morgen die junge Dame behaupten wird - in voller Lautstärke und vor allen Anwesenden - dass mein Wunsch sie nach der Arbeit zu treffen krankhaft sei?

    Genau an diesem Tag sollte es passieren und 10 Minuten nach dem die Pflegerin mir ihre Unterstützung bekundet hatte, sollte sich die für mich zumindest überasschende Wendung ergeben, dass nicht die Klinik sondern plötzlich die junge Dame das Pflegen unserer Beziehung nicht gut heissen würde?

Ja... Wie soll ich sagen...?
Es war schon etwas schwierig für mich, in der Klinik sowas wie annähernd ein Gefühl von ZU HAUSE zu haben...

Und du, mein Schatz? Hast du dich ab diesem Zeitpunkt noch irgendwie irgendwo in Zusammenhang mit dieser Klinik zu Hause gefühlt?
Hattest du ab jetzt irgendwann das Gefühl, man würde dort um deine Geborgenheit bemüht sein, man würde dich begleiten wollen, auf deinem Weg zu deinem Gefühl von ZU HAUSE?

Wer weiss, mein Schatz, wer weiss was, wo, wann und mit wem ein ZU HAUSE wieder einmal zu Verfügung stehen wird...

Ich bin auf der Suche, nach einem ZU HAUSE, mein Schatz, ich bin auf der Suche...