January 26, 2010

von Töchtern und Möbeln

 
Es war vor 2 Jahre. Es war kurz vor meinem Geburtstag. Oder an meinem Geburtstag. Wie der ganz spezielle Umgang der Harten Klinik mit Geburtstage ist — sowohl in meinem Fall wie in dem der Jungen Dame — werde ich aber in einem anderen Post erzählen. Es ist ein Post garantiert wert.

Hier geht es um ein Päckchen das ich von Lugano erhalten habe, mit den Geburtstagsgeschenken. Ich war noch auf Akut-Station. Eine Woche war vergangen. Dort möchte man (wie im Gefängnis) in die Päckchen reinschauen, die Patienten erhalten. Wer weiss, ich hätte ja vielleicht Flüssig-Sprengstoff von meiner Mutter erhalten haben... Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwann ein Nackt-Scanner beim Eingang der Harten Klinik stehen wird.

Also stehe ich im Büro neben einem Pfleger der sich durch die Geschenke meiner Mutter wühlt. Da kommt der Pflege-Leiter dazu, sieht sich das Päckchen an, den Inhalt, schaut mich an und sagt
Von wem haben Sie Post bekommen? Anita? Ist das Ihre Tochter?
Ich verneine.
Nicht? ...wie? Ihre Mutter? Aha! Das ist ja ein Ding. Ich dachte es sei Ihre Tochter. Anita ist für mich ein Tochter-Name.
Ich habe mir damals nicht viel daraus gemacht, obwohl ich schon ahnte worauf hier Angespielt wurde. Doch... Muss ja eher Zufall sein, dass so eine Bemerkung fällt, oder?

Heute weiss ich, dies war keineswegs ein Zufall. Dies war keineswegs einfach so dahin geplappert (oder eben doch!?!). Heute weiss ich, woher dies kam. Und zwar von der inzwischen auch berühmt-berüchtigten Frau Maier. Barbéra Maier. Ist das ein Mutter-Name? Oder nur, in dieser Kombination, der einer unfähigen Psychiaterin?

Die Andeutung betraf in der Tat Äusserungen von mir gegenüber Frau Maier, die 10 Jahre mindestens zurücklagen! Ich bin seit einer Woche in der Harten Klinik. Ich denke, natürlich wie jeder andere auch behandelt zu werden. Doch da reisst wer von der Pflege schon die ersten Sprüche basierend auf der Arbeit mit einer Therapeutin von vor mehr als 10 Jahre? Und ich bin paranoid, wenn ich sage man spielte (oder versuchte) Kasperle-Theater?

Das ging so. Ich erzählte, wie meine Mutter stark geprägt werden sollte durch die Erziehung meines Grossvaters. Sie würde dies heute genauso beantworten, wenn man sie danach fragt. Ihr Vater war ein sehr spezieller Mensch und ich danke Gott ihn kennengelernt zu haben. Aber anscheinend, genauso wie ich als Enkelkind seine besten Seiten erleben durfte, musste meine Mutter mit weniger angenehmen Seiten von ihn konfrontiert worden sein. Gut oder nicht gut ist auch nebensächlich, hier. Tatsache ist, dass die Beziehung dieser Zwei sowohl meine Mutter wie auch teilweise unser Familienleben prägen sollte.

Also erzähle ich hiervon Frau Maier. Die Mutter und Ehefrau Maier. Wahrscheinlich auch Tochter, früher oder später... Oder? Ob sie nicht von ihren Eltern geprägt wurde? Oder hat sie ein Medikament dagegen gefunden? Und die dazu passenden Möbeln?

Die zweite Bemerkung des Pflegeleiters ging in etwa so, als er ein Buch über optische Illusionen erkannte
Ah! Und Ihre Mutter Anita möchte, dass Sie zaubern lernen!!!
Ob dies schon eine Anspielung auf mein ganz persönliches Programm in der Harten Klinik sein sollte, werde ich schon noch erfahren. Früher oder später...


Und noch schnell zurück zur Innen-Architektin Barbéra Maier. Es kam mir gerade letztens wieder dieser Satz meines Therapeuten in den Sinn, den ich nie mehr vergessen werde
Dann können Sie ja genauso gut beginnen, auf den Boden zu scheissen!
Ja Frau Maier... Als ich zu diesem Therapeuten kam, hat es tatsächlich eine Sitzung gegeben, in der er mir sagte, wenn die Hintergründe meiner Motivation und mein Innenleben so sinnlos waren, so völlig im freien Raum schwebend, ohne Zusammenhänge, ohne was auch immer oder so, dann könne ich ja schliesslich auch in seiner Praxis auf den Boden scheissen.

Mit mir in solch einer Verfassung musste er arbeiten.

Und, was glauben Sie, wie lange er gebraucht hatte, bis er überhaupt so weit war mir etwas Bleibendes und schlussendlich Sinnvolles sagen zu können? Was glauben sie wie lange es brauchte, bis Gespräche über konkrete und hintergründige Erfahrungen möglich gewesen sind?

Aber Ihre Arbeit, wehrte Frau Maier, war für die Harte Klinik die einzig brauchbare. 10 Jahre Arbeit mit meinem Therapeuten nach Ihrer Sintflut, interessierten die Harte Klinik hingegen einen Feuchten.

Ich meine, da könnte man genauso gut beginnen, auf den Boden zu scheissen!
Was meinen Sie? Finden Sie passende Möbel dazu?


Bild: Anonymer auf den Boden Scheisser