Nicht nur hatte ich wieder Bezug und Zugriff in mir selbst gefunden, nein, ich hatte sogar dessen für mich höchste und reinste Form auf Erden gefunden: In kürzester Zeit wurde mein Leben wieder zu MEINEM LEBEN gemacht, in dem ich wieder LIEBE verspühren konnte.
Zuvor war Liebe sehr wohl auch Teil meines Lebens, doch auf einer abstrackten Weise und einem Ideel dienend, einem Grundglauben folgend und einer Weltanschauung entsprechend. Mein Handeln (zum Beispiel die Wahl zwischen Passivität und agressivem Reagieren im Familienleben) war sehr wohl durch Liebe beeinflusst, Ideal und Sache sind aber immer wieder Antrieb und Beweggrund gewesen, um scheinbar unertragbare Situationen zu ertragen und zu überstehen.
Doch, wie ich schon seit Anfang an in der Harten Klinik sagte, bereue ich nichts von dem was ich gemacht oder erduldet habe, ich pflege keinen Groll oder Hass gegenüber Familienmitglieder (trotz der biwsweilen kompletten Abwesenheit von Gnade, Erbarmen, Barmherzigkeit, usw. im Handeln einiger von ihnen, mir gegenüber). Ich hatte lange gezögert um mir einzugestehen, dass einige in der Familie mir Schlechtes wollten denn, diese Einsicht brachte zur Schlussfolgerung, dass sehr vieles und schon seit raumer Zeit mit schlechten Absichten angestellt wurde, bis hin zum Opfern meiner Person. Als ich doch dieses Zögern fallen lassen konnte, als mein Sohn ausser Gefahr war durch seine Krebserkrankung, habe ich mich den Tatsachen und der Lage gestellt und eine für mich vertretbare Vorgehensweise gewählt. So kam ich in die Harte Klinik und so ergaben sich die dann folgenden Entscheidungen und Taten.
Den wieder gefundenen Bezug zum Gefühl der Liebe hat mir so unglaublich vieles erleichtert und erträglich gemacht, sowohl in Gedanken als auch in den unvermeidlichen Entscheidungen und Konflikte, die auf mich warten sollten. Somit wurde für mich die entschlossene Trennung von meiner Ehefrau in Gedanken erträglich: Ich wollte nicht den unmöglichen Weg von Verantwortung und Schuld bestreiten (der, von vornherein angesichts der Einstellung meiner Ehefrau, zum absoluten Disaster verurteilt war), sondern meiner Einsicht folgen wonach der Weg der Liebe nicht mehr begehbar war. Die Einleuchtung, mein bisheriges Handeln gegenüber Frau und Sohn war aus Liebe entstanden reichte mir vollkommen, angesichts der Erkenntnis Liebe würde nicht mehr reichen um ein gemeinsames Leben zu ermöglichen. Die Gewissheit, einzig durch Liebe (wen auch in einer sehr idealisierten Form) gehandelt zu haben gab mir plötzlich die nötige Ruhe, Klarheit und Wärme um einzusehen, dass diese selbe Liebe ein Zusammenleben nicht mehr benötigte. Ich sah meinen Anteil von Hilfestellung und Unterstützung für meinen Sohn als getan. Und es wurde mir klar, dass einzig eine Trennung von meiner Ehefrau irgendwann eine Art von Vater-Sohn Beziehung ermöglicht hätte, während ein Weiterführen eines völlig verstörten Familienlebens auch die Beziehung zu meinem Sohn ins Verderben genommen hätte.
Nun also konnte ich mit Friede im Herzen die Trennung von meiner Ehefrau angehen.
Und... Das Schicksal meinte es so Gut mit mir, es war schon fast was Wundersames daran...
Nicht nur hatte ich wieder den Schlüssel zum Tor gefunden, der mir Zutritt zu meinem Gefühl der Liebe gab, ich hatte sogar meine grosse Liebe gefunden, in seiner höchsten und reinsten Form auf Erden: Ich hatte die Frau gewordene Liebe getroffen!!!
Leider leider wurde ich (in Abwesenheit) beschuldigt, verurteilt und für schuldig gesprochen, Blasphemie zu sprechen. Man sah es als Blasphemie an, wenn ich in Bezug auf die Junge Dame von Liebe sprach! Man unterstellte mir, Liebe herbeizuziehen wo es hingegen nur um viel weniger edlen Dinge ging:
- niederes Verlangen
- Ausweichen
- nach Halt suchen entgegen der Angst vor Orientierungslosigkeit
- um das Verlagern von Ängste
- Ausnützen von Beziehungen beim Anstossen der eigenen Grenzen
- usw
Nun ja... Sollte sich doch herausstellen, dass genau diese Anschuldigungen die eigentliche Blasphemie darstellen sollten, wo ich mit ruhigem Herzen und reinem Gewissen noch hier und jetzt mich zur Behauptung hinreissen lasse, dass meine Gefühle für die Jungen Dame nichts anders als LIEBE gewesen sind und immernoch sind.
Einmal angenommen, ich wäre der Jungen Dame im Jahre 2008 nicht begegnet und hätte sie zum ersten Mal in den letzten Wochen in irgend einem Hotel gesehen, beim Frühstück oder bei einem Drink vor der Nachtruhe... Für mich ist es völlig klar, dass unsere Beziehung nicht weiter gegangen wäre als die paar Worte die man getauscht hätte. Sogar dann, wenn ich jetzt bemerkt hätte wie es damals in der Harten Klinik der Fall gewesen ist, dass die Junge Dame eindeutig meine Gesellschaft und Nähe suchen würde, hätte ich mich niemals darauf einlassen können. Denn mein Verstand hätte auf diese Weise zu mir gesprochen:
Meine Allerliebste, ich sehe dir in die Augen und erblicke die Antwort auf all meine offenen Fragen, ich sehe den Eingang zu jeder einzelnen Kirche, zu jedem Tempel, zu jedem einzelnen Gottes Haus auf Erden und ich sehe dein Herz, so gütig und unverdorben... Ich sehe wonach ich mein Leben lang gesucht habe, ohne es überhaupt zu wissen.
Aber glaub mir, meine wertvollste Seele, was für Probleme du auch immer haben magst zu dieser Zeit, du möchtest dir auf keinen Fall noch die Probleme dieses alten Mannes aufbürden, hättest du dann doch gar keine Chance mehr, jemals zu dich selber zu finden.
Der Umgang mit mir ist garantiert nicht der Weg den du zu gehen hast, auf dieser Gottes Erde. Der Umgang mit mir wäre nichts als ein zusätzlicher Irrweg, der dich von deiner wahren Bestimmung und Erkennung fern halten würde.
Also lass uns Dankbar sein für all das, was diese Begegnung in einem Jeden von uns bewirkt hat, für die Tore die sich dadurch öffnen konnten, für die Aussichten die sich uns geöffnet haben auf diese doch so wunderschöne Welt. Lass uns diese Geschenke würdigen und sie für das annehmen was sie sind.
Lass uns weiterziehen, jeder auf seinem Weg, mit dieser neuen und so wertvollen Erfahrung im Gepäck: Die Gewissheit, dass es Menschen gibt, die so fühlen wie wir fühlen, die so leiden wie wir leiden, die so jubeln wie wir jubeln, die Gewissheit, dass auch das grösste und schlimmste Elend sein Ende hat und die Türe auf eine neue Realität ist, welche so wunderbar sein kann wie sie zu Beginn der Zeiten war, im Garten Eden.
Dir zu begegnen, hat mir gezeigt, wie unglaublich schnell ein offenes und unverstelltes Herz jederzeit wieder zu sein eigenes Glück finden kann. Wie jedes einzelne Herz, aus der tiefsten Dunkelheit heraus, das Licht anderer Herzen erkennen kann und das eigene Licht wieder zum Erstrahlen bringen kann.
Ich danke dir so sehr dafür und werde dich in schönster Erinnerung behalten, mein Leben lang.
Die Tatsache, dass ich der Jungen Dame nicht irgendwann in den letzten Wochen begegnet bin, sondern im Januar 2008, sehe ich nicht als Zufall... Doch hier begebe ich mich in einem Bereich, der nicht mehr durch Medizinische Psychiatrie (zumindest nicht diejenige, die in der Harten Klinik betrieben wird) erklärt werden kann.
Ich behaupte es sei kein Zufall, dass wir - die Junge Dame und ich - uns zu einem Zeitpunkt trafen, in dem wir beide in der Lage waren, die Grösse und das Potential unserer Begegnung zu erkennen und entsprechend zu handeln. Es ist kein Zufall, dass wir uns damals und nicht 5 Wochen früher oder 12 Monate später trafen...
Doch dies, dies ist vielleicht schon Glauben...
Glauben an... LIEBE?
Und so geschah es, dass unsere Ré-Union damals stattfand, unter den Augen einer ungläubigen Ärzte-Schar die keine Hemmungen hatte von Blasphemien zu sprechen und zu behaupten, dass zwischen der Jungen Dame und mir sei keine Liebe...