September 26, 2013

Feigen-Blatt & Pump-Gun

 
Ich habe schon erwähnt, wie ich mehrmals der Ärzteschaft in der Harten Klinik versucht habe zu erklären, wie sehr ich zum Zeitpunkt meines Eintritts ausgelaugt war und schon seit geraumer Zeit "auf dem Zahnfleisch" unterwegs war, ich habe versucht meine Gedanken mit Hilfe bildlicher Darstellung fassbarer und mit nur wenigen Worten beschreibbar zu machen. Dazu benutzte ich auch das Bild des Adams, der sich nach dem Erscheinen der Scham einzig mit einem Feigenblatt zu kleiden wusste. Was damals der Verlust von paradiesischer Unschuld war und alle Bedürfnisse der guten Etikette gerecht wurde, empfinden wir heute als Verlust jeglicher zivilisatorischen Errungenschaft und kultureller Selbstverständlichkeit. Wer sich nicht aus eigenen Stücken für Nacktheit entscheidet und FKK ausübt, wird es als leidensvolle zur Schaustellung der eigenen Verletzlichkeit erleben. Mehrmals also hatte ich versucht aufmerksam zu machen, dass meine seelische Verfassung absoluter Nacktheit und Schutzlosigkeit gleichkam. Und ich hatte dabei aber auch betont, dass ich aus dieser Lage in der ich mich befand das Beste zu tun beabsichtigte. Das heisst, dank der Unterstützung der bestausgebildeten Spezialisten auf diesem Gebiet, die momentane Nacktheit die nun mal eine Tatsache war, nicht als negativ und als Hindernis zu betrachten sondern vielmehr die Umstände zu nützen um dorthin zu gelangen wo es moderne Kleidung oft unmöglich machte. Ich war voller Vertrauen, mein Adams-Kostüm für eine längst fällige Introspektion bis hin zum Kern meiner Person zu nutzen. Wie oft hat man schon die Gelegenheit als erwachsene Person, die eigene geistige "Kleider-Wahl", die eigene Rolle in der Gesellschaft und das Bild das man von sich geben und darstellen möchte, die Sicht der andern auf sich und sogar die eigene Sicht von sich selbst bewusst analysieren und, wenn nötig, sogar von Grund auf neu definieren zu können? Wie oft bekommt oder erarbeitet sich Herr "Durschnitt-Schweizer" eine solche Gelegenheit, im Lauf seines Lebens? Wie oft wünschen sich Menschen auf der ganzen Welt eine solche Chance? Wie oft seufzt Frau oder Herr Jedermann beim Gedanke, wie im Märchen zum Prinzen zu werden und von nun an selbst entscheiden zu dürfen welchen Geschäften nachzugehen, welche Interessen zu pflegen? Zugegeben, es waren wahrlich nicht ruhmvolle Umstände, die mich in diese Lage gebracht hatten... Dennoch besass ich genügend Klarheit, um selbst unter solch widrigen Umstände aus der Not die allerbeste Tugend zu machen.



Bildliche Darstellung meiner seelischen Verfassung


Autor unbekannt



Was daraus wurde? Nun, zu Beginn hatte ich ein wirklich gutes Gefühl. Leider sollte dieser Beginn von sehr sehr kurzer Dauer sein und das Gefühl sollte sich je länger je mehr in ein Trauma verwandeln. Ja, so war das.

Es wurde sehr viel daraus gemacht. Leider war unter der Vielfalt nichts was ich hätte brauchen können. Erschwerend kam noch die Tatsache dazu, dass die meisten Dinge offiziös gemacht wurden und nicht offiziell, jedenfalls nicht offiziell für meine Person. Wie wurde dies genannt? Ja genau... "Zum Schutz des Patienten". Oder so.


Punkt 1
Erster offiziöse Entschluss, über den man mich zu informieren "vergass".

Alle Träume und Pläne...? Gestrichen!


Street-Art von Banksy


Punkt 2
Für den Haushalt wurde eine Priorisierung-Liste erstellt. Wäsche sollte sehr dringlich sein.

Genauer gesagt: Vollwäsche-Programm! In da Brain.


Bild von "hongkiat.com"


Punkt 3
Weiterhin musste die Arbeit im Haushalt unbedingt spannend gestaltet werden und nicht an Überraschungen mangeln. Weshalb? Darüber scheint man sich bis heute zu streiten. Jedenfalls war nach der Wäsche das Spül-Programm dran.

Überraschender Blick-Kontakt


Autor unbekannt


Punkt 4
Sollte die Hausarbeit einmal ausgehen, dann musste man sonst eine Beschäftigung für mich finden. Egal welche, egal wie sinnlos, egal wie würdelos, egal wie erniedrigend. Am besten sollte auch noch die ganze Station zusehen ohne zu helfen und dabei jaulen und grölen.

28/7 Beschäftigung (Mindestens!)


Autor unbekannt


Punkt 5
Für all die Strapazen, die mir abverlangt wurden, sollte der Eindruck erweckt werden, ich könne innert kürzester Frist eine fabelhafte Reise antreten (wenn ich so dumm war es zu glauben, am Besten zum Mond).

Bereit zum ABFLUG?


Autor unbekannt


Punkt 6
Da war doch noch was, nicht wahr? Was hatte man vergessen? Ah ja, genau... Diese dumme dumme Angelegenheit mit der Jungen Dame, die dazwischen gekommen war. Sie dürfe auf keinen Fall meinen, sie könne irgendwie dazwischenfunken. Magie sollte dieser Hexe der übelsten Sorte ab sofort striktens verboten werden!

Nur Zuschauerin beim Schlachtfeld um den Mond.


Bild von Salvador Dalì


Punkt 7
Der Hexe ihrem Haustier, diesem kleinen Nager, wird ein Mikrofon zu Verfügung gestellt, um den Eindruck zu erwecken, man würde ihn (und somit die Hexe) ernst nehmen und auf seine/ihre Meinung Wert legen.

I HAVE A DREAM...


Autor unbekannt


Punkt 8
Zeit für die ersten von der Harten Klinik gewonnenen Erkenntnisse.

Jeder Affe kann so tun, als sei er in der Lage, einen Tiger grosszuziehen.


Autor unbekannt


Punkt 9
Weitere gewonnene Erkenntnis: Leider kann man sogar in der Harten Klinik auch nur mit Wasser kochen.

In ma brain. Again.


Bild von "hongkiat.com"


Punkt 10
Eine weitere gewonnene Erkenntnis: Dummerweise können mit Anabolika (ohne Mitwissen vom Subjekt) stark gedopte Erwartungen, welche ohne Erklärung und auf sehr erniedrigende Weise nicht erfüllt werden, in einigen wenigen Fälle zur spontanen Selbst-Verbrennung führen.

Bereit zum ABFLUG (schon seit langer langer Zeit!!!)


Autor unbekannt


Punkt 11
Lesson (eventually) learned: Beim Umgang mit dieser üblen Art von Gesindel, den Hexen, ist grösste Vorsicht geboten. Ja, selbst bei deren Haustieren. Der kleine Nager merkte ziemlich schnell den Betrug und schon hatte man den Salat!

Wie viel Nager? Wie viel Hexe? Die Ärzteschaft ist ratlos.


Bild von Roberto Rizzato


Punkt 12
Verdammt! Nach all dem Aufwand während Jahren und Jahren, nach all den Kosten, nach all den nicht mehr zu rechtfertigenden Umtrieben, nach all dem entzieht sich der Patient all unseren Bemühungen und Attacken in dem er den ganzen lieben Tag Musik hört... Und wir können nichts dagegen unternehmen, ausser die Attacken immer gewalttätiger und plumper zu gestalten. Das ist ja zum Mäuse melken!

Wer versucht mich denn die ganze Zeit aus der Ecke zuzulabern? Klappe Fury!


Street-Art von Banksy


Ja, so in etwa ging das damals zu und her, in der Harten Klinik. Und, verdammt nochmal, kein Schwein weit und breit, der mir klar gesagt hätte, "Alter Mann: Nimm deine Beine aus den Hosentaschen und renne damit weg, so schnell du kannst!"

Max, du alte Ratte, was wäre daran so schwierig gewesen?



Doch du bist als Engels-Cop mit Pump-Gun und Gas-Maske aufgetaucht...

Eine Pump-Gun? Ganz ehrlich, eine Pump-Gun?

Street-Art von Banksy



Und die Moral dieser ganzen Geschichte? Die überraschende Wende? Wer ist der Jäger und wer der Gejagte? Ist Hanna bereit um operativ zu werden? Wurden die Spül-Kästen sämtlicher Toiletten vor dem Besuch von Mister President überprüft? Wer macht endlich das Licht aus, in Guantanamo? Soll ich weiter Fragen stellen oder geschieht endlich was? Und diese ganze Mogel-Packung mit dem Bio-Sprit aus Deutschland und der EU? Und die Banken-Regulierung? Die Steuer-Oasen? Und 10 vor 10? Stimmt es, dass Schawinski das erfunden hat? Giacobbo/Müller — wann sind die endlich wieder zurück? Und Griechenland? Die Spartaner? Wusstet ihr, dass ich bei denen im Trainings-Lager gewesen bin? Wo versteckt sich schon die ganze Zeit der Fuchs?

Zum Glück konnte ich sie noch alle mit meinem Schnupfen anstecken...!

Autor unbekannt