May 11, 2010

mangiafuoco

 
Ich wache auf, zerknittert wie jeden Morgen, stämme mein müdes Skelett aus dem Bett, irgendwie, schleppe mich ins Wohnzimmer, schaue aus dem Fenster. Draussen die weite Welt in Nebel eingetaucht, wie ein Meer. Plötzlich summe ich eine Strophe, auf Italienisch.
seconda stella a destra, questo è il cammino
e poi dritto fino al mattino
Keine Ahnung wie mir genau diese Worte gerade jetzt auf die Zunge kamen, aber vielleicht gibt es irgendwo auf diesem Meer ein ganz spezielles Stück Land? Ein Song, das ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe, kommt mir in den Sinn: Es ist "L'Isola Che Non C'è" von Edoardo Bennato. Ich suche im Internet. Da. Edoardo Bennato. Gehe die Liste durch, und... Was springt mich an? "Mangiafuoco".

Du verfolgst mich aber auch, Doktor Y. Sogar wenn ich relativ gut aufwache, springst du mich schon am frühen Morgen vom Bildschirm aus an. Naja, zumindest ein guter Song. Es geht um Pinocchios Odysee, um eine der vielen Begegnungen auf seiner Reise. Mangiafuoco ist der Boss der Show, er bestimmt was Unterhaltung ist, wer zu unterhalten ist und wer zu unterhalten hat. Eben so wie Doktor Y in der Harten Klinik.



Mangiafuoco  ==  Edoardo Bennato

Non si scherza, non è un gioco
sta arrivando, mangiafuoco
lui comanda e muove i fili
fa ballare i burattini

State attenti, tutti quanti
non fa tanti complimenti
chi non balla o balla male
lui lo manda all'ospedale

ma se scopre che tu i fili non ce li hai,
se si accorge che il ballo non lo fai
...allora sono guai...e te ne accorgerai
attento a quel che fai...attento ragazzo
che chiama i suoi gendarmi
e ti dichiara pazzo.....

c'è un gran ballo, questa sera
ed ognuno, ha la bandiera
marionette, commedianti
balleranno tutti quanti.
Tutti i capi, di partito
e su in alto, Mangiafuoco
Mangiafuoco, fa le scelte
muove i fili e si diverte

ma se scopre che........

C'è una danza, molto bella
fra Arlecchino e Pulcinella
si riempiono di calci, si spezzano le ossa
Mangiafuoco sta alla cassa

Mangiafuoco, fa i biglietti
tiene i prezzi molto alti
non c'è altro concorrente
chi ci prova, se ne pente...!!!

ma se scopre che........





Und die einzige mögliche Antwort auf Mangiafuoco und Seinesgleichen ist wiederum der Grund, weshalb man sich hin und wieder begegnet. Weshalb wir uns begegnet sind, Doktor Y. Damals wie heute war und bin ich auf der Suche nach einer Insel. Einer Insel von der viele Menschen sagen, es gäbe sie nicht. Mag vielleicht sein, in deiner Welt: Welch traurige Welt, aber. Ich... Ich suche weiter, in meiner Welt. Ab und zu wird man sich begegnen. Siehe auch die letzte Strophe von dritto fino al mattino


Edoardo Bennatos Musik ist heute nicht wirklich mein Stil mehr, doch sein Album "Burattino senza fili" von 1977 hörte ich in meiner Kindheit schon und muss sagen, ich finde es was die Texte angeht heute noch ein absolut geniales Meisterwerk. Sehr italienisch die Wahl der Vorlage: Pinocchio. Mit Hilfe des schon sehr fantasievollen und kritischen Märchens schreibt hier Bennato eine Reihe von Methaphern über die Gesellschaft, höchst aktuell damals wie heute, also zeitlos. Diese Texte sind wirklich sehr poetisch, es sind Poesien trotz ihrer unglaublichen sozialen und politischen Beobachtungs-Schärfe und teilweise Kompromisslosigkeit. Wirklich ein italienisches Meisterwerk — mit teils amerikanischem Groove vielleicht, ja, doch die Aussagen, die gespitzten Pfeile, die sind ohne Zweifel von einem Italiener.