March 09, 2011
mir ist schlecht
Und wie mir schlecht ist... Heute kam in der Rundschau ein Beitrag, der mir aus der Seele sprach. Schon seit einiger Zeit wundere ich mich über die Minder-Initiative, die sogenannte "Abzocker - Initiative", und was aus ihr geworden ist. Die Rundschau beschreibt klar welches Armuts-Zeugnis der Classe Politique zuzuschreiben ist. Und diese Parteien möchten unsere Stimmen, im Herbst!
Ich bin der Erste, der immer wieder Mühe mit Aussagen von Christoph Blocher hat, doch im Falle der Minder-Initiative muss man ihm eine fachlich tadellose Arbeit zugestehen. Ich kaufe es Blocher ab, die verschiedenen Mechanismen innerhalb der Firmen zu kennen, die Abläufe in Management und Verwaltungsrat, die zur Sicherung der absurden Boni dienen. Ich kaufe Blocher auch ab, mit Minder zusammen einen Text verfasst zu haben, das Wasserdicht ist. Das Blocher, als ehemaliger Besitzer einer Firma nicht Bonis benötigte, um sein Reichtum zu vermehren, ist eine andere Geschichte. Dass seine Familie, seine Tochter und seine Entourage weiterhin gute Gewinne machen würden, auch nach in Kraft treten dieses neues Gesetztes, ist eine andere Geschichte. Und, dass Blocher, als der geniale Stratege den er nun mal ist, die Idee hatte, mit Minder zusammen zu spannen, nun... Diese Idee hätte wahrscheinlich im Nachhinein auch gern der eine oder andere Partei-Präsident gehabt?
Minder und Blocher haben etwas brauchbares hingelegt: Nun ist die Politik an der Reihe. Und es ist ein Trauerspiel. Eine wirklich traurige Geschichte, die hier vor der ganzen Schweiz geschrieben wird. Alle Parteien waren gross dabei, beim Ausrufen nach der Finanzkrise. Alle gaben sich schockiert und skandalisiert, von diesen "dekadenten Praktiken". Jetzt wo man hätte etwas dagegen machen können, spielt man sich gegenseitig aus. Man will Partout nicht eine Änderung unterstützen, die von Blocher ausgeht. Nur weil sie von der SVP kommt. Egal wie gut sie ist. Für einmal, dass die SVP etwas hinlegt, dass man ohne weiteres unterschreiben könnte...
Und, nicht, dass die anderen Parteien zumindest selbst etwas brauchbares vorzuweisen hätten... Nichts... Und wenn man sie dann der Abhängigkeit von Wirtschaft und Finanz beschimpft, dann sind sie ausser sich von Empörung.
Anscheinend hat ja absolut jeder Recht, in dieser Sache. Die einen wollen die Boni besteuern, die anderen auch die Unternehmen, usw. Schön... Alle haben recht. Einzig das Volk staunt, mit offenem Mund, wie bei so viel Recht nichts geschehen kann.
Es scheint also, dass die nächste sogenannte "unheilvolle Allianz" nur eine Frage der Zeit sein wird. Diesmal hatten die Mitte-Parteien nur das Glück, dass sich SP und SVP wie so oft nicht vernünftig irgendwo treffen konnten. Und dies ist die Tragik dieser Zeit. Links und Rechts wird polarisiert. Wenn es aber darum geht, einmal wirklich etwas durchzuziehen, was den Prinzipien beider entsprechen würde, ist man zu stur dazu. Es reicht nicht, dass die Boni-Exzesse verschwinden. Nein, die eigene Partei muss es gewesen sein. Sonst bleiben wir lieber bei den Boni.
Solche politische Ungeschicke waren uns eigentlich aus dem Ausland bekannt. Dass wir nun auch in der Schweiz nicht mehr in der Lage sind, konkrete Wünsche von der Mehrheit des Volks in Real-Politik umzusetzen, scheint mir ein neueres Phänomen zu sein. Die SVP dankt und, wo sie recht hat, hat sie recht. Zur Zeit, so scheint es mir, macht man es ihr auch ziemlich leicht. Zu leicht.
Ja, die Parteien und die Politik. Mein Verständnis von Politik lässt sich eher nicht mit Parteien vereinen. Mir ist schlecht, wenn ich an die Wahlen im Herbst auch nur denke. An all den Schrott, der bis dann zu hören sein wird. Oder an die Minder-Initiative.