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September 30, 2013

Grenzen der Demokratie (nr.1)

 
Gerade dieser Tage haben verschiedene Länder mit den Grenzen von Demokratie zu kämpfen. Und selbst die UNO wirft rund um das Syrien-Konflikt eine ganze Reihe grundsätzlicher Fragen auf.

In Italien erpresst gerade Silvio Berlusconi die Regierung und das ganze Land, weil ihm durch eine schon so lange überfällige Verurteilung ein Verbot jeglicher politischer Aktivität droht. Zum ersten Mal seit er sich in die Politik flüchtete wurde er rechtskräftig verurteilt und riskiert jeglichen direkten Einfluss auf Gesetz-Gestaltung und stratigesche Ausrichtung der Wirtschafts-Politik aus dem Herz selbst der Macht hinaus zu verlieren. Zum ersten Mal muss er wahrscheinlich unter dem gespenst eines völligen Kontroll-Verlusts zittern. Dabei war ja ausgerechnet ein ähnliches Szenario (die Aussicht auf Verurteilung wegen Steuerhinterziehung und mafiöse Seilschaften sowie anschliessendes Gefängnis) der Auslöser für seinen Entscheid gewesen, in die Politik einzusteigen. Praktisch über Nacht gründete er eine Partei und liess sich in einer von Immunität gesegneten Position wählen. Nun hatte er Blut geleckt und eine Spielwiese gefunden, die es ihm erlaubte seine Talente zum Besten zu Geltung zu bringen.

Er schaffte genau das wovon man immer gemeint hatte, es würde durch wahre Demokratie verunmöglicht werden. Immer öfters müssen wir die auf der ganzen Welt die schmerzhafte Erfahrung machen, dass sich die Idee einer sich immer regulierenden und sich automatisch vor Missbrauch selbst schützende Demokratie als genauso falsch erweisen kann wie diese abstruse Idee eines sich völlig von selbst regulierenden Marktes, der jegliche Art ungerechter Ausbeutung von Arbeitskräfte und exzessiver Selbstbedienungs-Mentalität in den obersten Etagen der grossen Konzerne durch den Druck des Konkurrenz-Mechanismus verbannen würde. Berlusconi schaffte es, sich innerhalb vermeintlicher demokratischer Spielregeln an die Spitze des Landes zu setzen und völlig schamlos Gesetzgebung und Spielregeln nach ganz persönlichen Bedürfnisse zu gestalten. Er schaffte es, der Hälfte der Italiener das Märchen unterzujubeln wonach was für ihn gut sei(ein erfolgreicher und "self-made" Milliardär und Unternehmer) natürlich auch nichts als Gut für das Land zu sein hatte.

Nun kaufte Berlusconi bei Bedarf Stimmen im Parlament unter den Augen der ganzen Welt: Jedermann wusste darüber Bescheid doch niemand konnte etwas dagegen unternehmen. Er reizte so ziemlich jedes Gesetz zur Preväntion von Interessens-Konflikte und Vettern-Wirtschaft bis zum Äussersten aus, und wo ihm dies nicht genug war änderte er ganz einfach das Gesetzt. Seine Rechte Hand im parlamentarischen Prozess war ein Jurist, der der legislativen Versammlung von Mal zu Mal einen pfannenfertigen Gesetzestext unterbreiten konnte, das nur noch durchgewunken werden musste. Dies kann auch Demokratie sein. Oder so.


Weitere Schlachtfelder um die Zukunft von Demokatrie und deren Definition sind zum Beispiel das Haushalts-Budget der USA, wo diesmal die Republikaner zu keinerlei Kompromisse bereit zu sein scheinen in Bezug auf die gerade erst umgesetzten Gesundheits-Reform "Obamacare". Obwohl beider Häuser dieser Reform zugestimmt hatten, obwohl alle juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und alle bemühten Gerichte die Zulässigkeit des neuen Modells bestätigt hatten, obwohl Obama danach ziemlich klar wiedergewählt wurde und somit seine Politik und ausdrücklich auch diese Reform des Gesundheitswesen, trotz all dieser Tatsachen sind die Republikaner nun fest entschlossen, die ganze Reform rückgängig zu machen, diese grundsätzliche Konzept-Änderung, diesen Dogma-Wechsel (der für die Ewigkeit mit dem Namen von Obama in die Geschichts-Bücher gehen würde) finden sich nun die Republikaner gezwungen zu fall zu bringen — koste es was es wolle!

Ich habe schon von Beginn an gesagt, Obama sei das Beste was Amerika geschehen konnte. Dieser Meinung bin ich heute noch. Dabei möchte ich keineswegs seine Fehlleistungen schönreden oder grundsätzliche Fehlverhalten der USA relativieren. Ich sage nur, kein Präsident hätte dem Land einen besseren Dienst erweisen können und in der Welt einen kleineren Schaden anrichten. Obama ist ein Politiker des "Zusammen", des "Miteinander", des Konsens, der konstruktiven Angehensweise und der gemeinschaftlichen mit Einbezug aller involvierten Parteien Lösungsfindung. Er ist kein Cowboy der mit seinem Namen unbedingt für mindestens einen — möglichst gewonnenen — Krieg stehen muss. Er ist keiner, der entscheidet und im alleingang umsetzt. Nicht umsonst war der Wahlkampf-Slogan "Yes We Can" und nicht "Yes I Can". Aus dem "Yes We Can" wurde "Yes We Scan", doch dies ist eine andere Geschichte, die in 90er des letzten Jahrhundert schon so aktuell war wie heute (erst recht seit es Internet-Browser gibt) und, leider, ging man wiedereinmal zurück zur Tagesordnung, als wäre nichts gewesen. Doch dies ist eine andere Geschichte in dieser ganzen Geschichte. Die Tatsache, dass er so viel weniger erreichen konnte als es ihm und vielen Amerikanern lieb wäre, zeigt wie schwierig und komplex legislativer und exekutiver Prozess in den USA inzwischen geworden sind, wie unglaublich mächtig die verschiedenen Interessens-Gruppen sind, welch mächtige Stimmen das eine oder andere Wörtchen mitzureden haben. Unter solchen Voraussetzungen ist ein Präsident des konstruktiven, gemeinsamen Lösungsfindung wahrlich nicht zu beneiden und prompt hat man Obama mit unglaublichen und unrealistischen Erwartungen zum scheitern vorverurteilt worden. Ganz zu schweigen von den unbegründeten Vorschuss-Lorbeeren... Entweder wir sehen der heutigen Realität ins Auge und gehen realistisch mit der Macht von Militär, NSA, CIA, Pharma-, Waffen-, Nahrungs- Industrie, Finanz-Wirtschaft und Banken, usw. usw. usw. um oder kein Präsident der Zukunft wird je mehr in der Lage sein, grosse Änderungen zum Besseren umzusetzen. Entweder wir beginnen zu akzeptieren, dass es selbst bei den staatlichen Behörden inzwischen (USA genauso wie EU) schon fast zur Regel geworden ist, die Interessen der Konzerne zu schützen und somit (so die Selbst- und Allgemeinheits-Täuschung) eine "gut funktionierende Wirtschaft" zu gewährleisten.

Nun stellt sich also ein Teil der demokratisch gewählten Repräsentanten des amerikanischen Volks stur und droht das ganze Land komplett zu destabilisieren. Dies trotz der möglichen katastrophalen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft, die Devisen-Stabilität und vor allem trotz der Tatsache, dass nachweislich so ziemlich niemand im Lande das sie repräsentieren auch nur im entferntestens eine Insolvenz des Staates als mögliches Druckmittel zur Umsetzung gewünschter Ziele in kauf zu nehmen bereit wäre. Doch die politische Klasse scheint dies anders zu sehen. Eine demokratisch erarbeitete und umgesetzte Reform soll nun auf biegen und brechen wieder aus der Welt geschaffen werden. Dies kann auch Demokratie sein. Oder so.


In der Schweiz brodelt es auch immer wieder, wenn es um das Gesundheits-System geht. Und ich bin vor einigen Monaten erschrocken, als ich die Aussagen von SVP-Präsident Toni Brunner hörte. Die Finanzierung des Systems und die Kosten-Entwicklung sind ein Dauer-Thema hierzulande und so befindet sich der verantwortliche Minister seit je her auf einer grossen Baustelle, die wohl nie zu einem Ende finden wird. Kürzlich wurde ein ernsthafter Beitrag zu einer Entschärftung der akutesten Problemen bachab geschickt: Das "Managed Care" Modell wurde mit dem fadenscheinigem Argument der freien Arzt-Wahl geopfert, wobei diese weiterhin gewehrleistet war. Die reale Bremse der Kosten-Explosion wurde lässig in Namen irgendwelcher intransparenten Interessen geopfert. Jedermann weiss inzwischen, dass unser Gesundheits-System unaufhaltsam richtung Kollaps steuert und dennoch wird jede dem Parlament und dem Volk vorgeschlagene Anpassung instrumentalisiert und schlussendlich zu Grabe getragen.

Soweit die Sachlage heute. Nun kommt Toni Brunner und meint, bald sei das Obligatorium der Krankenversicherung aufzuheben, denn das System sei schlicht nicht mehr zu finanzieren. Es sei ihm bewusst, dieses Thema sei heute (noch) nicht mehrheits-fähig und die Partei müsse noch einige Jahre warten müssen, doch früher oder später wird der Moment kommen und die SVP wird bereit sein um all die Menschen zu repräsentieren, die so hohe Monatskosten für die Finanzierung der Krankheiten anderer Menschen nicht mehr zu tolerieren bereit sind. Obwohl die SVP gegen jeglichen Einfluss aus dem Ausland ist, scheint sie bei der Wahl von Themen die sie bewirtschaften möchte recht oft in richtung USA zu schielen... Was dort für die Republikaner funktioniert, wird wohl auch in der kleinen, auf ihre Traditionen bedachte Schweiz ziehen können... Oder, Herr Brunner? Ich glaube, niemand wird in der Schweiz ernsthaft bestreiten wollen, dass die Einführung des Krankenkassen-Obligatoriums und die solidarische Versicherung der ganzen Bevölkerung, mit inbegriffen der am meisten benachteiligten Schichten, eine grosse Errungenschaft von zivilisatorischem Fortschritt gewesen sei. Niemand wird doch AHV und IV ernsthaft in Frage stellen wollen, oder? Doch in diesem Fall, aus völlig unersichtlichen Gründen, fühlt sich die SVP bemüssigt, anstatt nach Lösungen zu suchen und somit gemeinsam mit allen Kräfte und, zugegeben, wie immer im demokratischen Prozess auch zu Kompromisse fähig, für die Erhaltung eines solchen Meilensteins der Zivilisation und der Kultur einzustehen, ganz einfach untätig zu bleiben und in aller Seelenruhe auf den Moment des Kollaps zu warten, um dann als erste politische Kraft auf das Solidaritäts-Prinzip verzichten zu wollen... Eine solche Art zu politisieren, das muss ich ganz ehrlich zugeben, macht mir schon ein bisschen Angst, denn sie ist bereit auf jegliche gemeinschaftliche Errungenschaft zu verzichten, im Namen einer "nicht Realitäts-Fremden" Einschätzung der Lage. Bis es soweit sein wird, fühlt man sich bei der SVP in Sachen Gesundheits-System offensichtlich von jeder Verantwortung entbunden, oder? Auch dies soll demokratie sein. Oder so.



P.S. Schon wieder schimpfe ich über die SVP... An dieser Stelle möchte ich nur kurz anmerken, dass ich letztens auch wiederholt von einigen Repräsentanten dieser Partei sehr positiv überrascht wurde, darunter zum Beispiel This Jenny, Christoph Blocher und andere. Ich hoffe dennoch, ich komme demnächst dazu, über diese Fälle zu schreiben und über die Notwendigkeit, eine Kraft wie die SVP zu haben. Ich bin der Meinung, dass die Schweiz durchaus das eine oder andere wirklich der SVP zu verdanken hat und dies oft gerade dann, wenn sie zuerst vielleicht die einzige Kraft ist, die sich traut eine Position zu unterstützen, entgegen aller anderer Parteien. Leider ist hier aber fast immer auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht, wenn es um konstruktive Gestaltung des Zusammenlebens geht. Ich hoffe aber, dass ich sie in Zukunft nicht allzu oft werde loben können, denn dies würde ein systematisches Versagen anderer Kräfte bedeuten. Und auch dies soll demokratie sein. Oder so.
 
 

May 22, 2013

Ergänzungen zum DSM-5

 
Das Erscheinen der letzten und aktualisierten Auflage der weltweit als Referenz benutzten Auflistung „Bibel“ für die moderne Psychiatrie steht unmittelbar bevor. All die Menschen die schon seit langer langer Zeit warten und es nun fast nicht mehr auszuhalten glauben werden endlich erlöst: Im Laufe des Monats Mai wird das „DSM-5“ genannte Buch verfügbar sein.

Die Vorversion „DSM-IV“ ist schon seit mehreren Jahren in Gebrauch und wurde inzwischen überall auf der Welt so fest ausgereizt, wie es die jeweiligen äusseren Umstände auf nationaler, sozialer und kultureller Ebene maximal zulassen, wobei man stets darauf bedacht ist, die Linie zwischen „nachvollziehbarem Gebrauch“ und „unverantwortliche Verabreichung“ neuer psychiatrischer Diagnosen und die dazu passenden Medikamenten nicht zu überschreiten: Man achtet fest darauf, nicht unter die Reflektoren zu kommen, eventuell unter Verdacht zu stehen. Die Maxime lautet: Je weniger man über die Psychiatrie spricht, desto besser ist das. Ja nicht auffallen...

Diskretion, also. Und undurchsichtige Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse. Aber immer im Rahmen des Gesetzes, oder zumindest einer allgemein akzeptierten Auslegung des Gesetz, wonach jegliches Handeln eines Psychiaters innerhalb einer öffentlichen Psychiatrie niemals wird Verantwortung übernehmen oder Rechenschaft abgeben müssen.

Man könnte fast meinen, es sei hier die Sprache von den Schweizerischen Banken und deren Banker, im Zeitalter des Bankgeheimnisses. Aber dies ist eine andere Geschichte. Vielleicht...

Dem „DSM-IV“ verdanken wir Dinge wie die Diagnose-Stellung von ADHS bei Kleinstkindern und damit verbundene Verabreichung von Psychopharmaka – alleine diese eine Diagnose hat der Pharma-Industrie Dutzende von Milliarden Dollar Umsätze beschert, die es vor dem Erscheinen des Buches nicht möglich gewesen wären. Es kann sogar sein, dass Medikamente die schon seit 40 Jahre auf dem Markt sind und praktisch keine Anwendung mehr haben plötzlich „zweckentfremdet“ werden und als „angebrachte Verordnung“ für bis dahin nicht existierenden Diagnosen proklamiert werden. So geschehen bei ADHS und ADS.

Ausser ADHS waren auch die „BIPOLARE-STÖRUNG“ und das „ASPERGER-SYNDROM“ ganz ganz wichtige Errungenschaften und Neu-Entdeckungen des ach so wertvollen „DSM-IV“.


Dass man nicht einmal mehr davor zurückschreckt, sich an vor-pubertären Kindern zu vergreifen oder Anteile von mehreren Prozenten der Bevölkerung von heute auf morgen plötzlich für „Krankhaft“ zu erklären, ist irgendwie am Rande von der Öffentlichkeit wahrgenommen und zur Kenntnis genommen worden... viel mehr ist nicht geschehen! Offensichtlich haben sich die Menschen mit viel zu vielen Bedrohungen und Skandale herumzuschlagen, als dass sie sich noch an einem perfekt funktionierenden Milliarden-Business stören könnten, selbst wenn es erst durch den ihrer eigenen Kindern zugefügten Schaden so fabelhaft geschmiert laufen kann...


Bis hier nichts aussergewöhnliches, wird man zum Beispiel in der Harten Klinik meine Zeilen kommentieren: Ein durchgeknallter Junkie mit psychischen Problemen und mit von „psychotischen Episoden“ verursachten Auseinandersetzungen und Vorwürfe gegenüber den Psychiatern die ihn „therapiert“ haben schimpft anonym in seinem Blog und fabuliert über Verschwörungen und nicht legitimer Milliarden-Geschäfte von Pharma-Industrie und Psychiatrie. Hat es alles schon gegeben, wird es alles weiterhin geben, wird man in der Harten Klinik sagen. Und, so leid es mir tut, habe ich nicht die kleinste Chance, deren Argumente zu entkräften, denn Gesetz und Gesellschaft geben ihnen à priori recht, ganz besonders das Gesetz lässt mir so gut wie keine Chance (dies musste ich auch schmerzhaft lernen, doch dies ist eine andere Geschichte...). Tatsache ist aber, dass Kritik an das psychiatrische Diagnostik-Verfahren nicht von mir stammt, sondern von niemand geringerem als einer der Mitverfasser des DSM-5, der zu dieser Zeit noch überall in Gebrauch ist. Tönt schräg und ist es auch. Für einmal überraschend positiv schräge Neuigkeiten auf dem Gebiet der Psychiatrie. Grosse Vorwürfe an den heutigen Methoden der Psychiatrie kommen ausgerechnet von Herrn Allen Frances, der (zumindest bis jetzt) als unbestrittene weltweite Referenz gilt.

Es fängt schon damit an, das sogenannte „NORMALE“ zu definieren. Der Psychiater Allen Frances sagt, es gäben etwa 50 verschiedene Definitionen einer „normalen“ Persönlichkeit, welche den heutigen wissenschaftlichen Kriterien standhalten und in der angewandten Psychiatrie in Gebrauch sind. Eine dieser 50 Definition stammt von Herrn Frances selbst. Nun meint er aber, keine dieser 50 Versuche eine gesunde Psyche und einen gesunden Geist zu definieren sei wirklich brauchbar. Er betont diese Tatsache weil man logischerweise davon ableiten kann, dass wenn nicht einmal „NORMAL“ definierbar ist, noch viel weniger die verschiedenen psychischen Störungen in strikte Kategorien und Kriterien definiert werden können. Ich denke, diese Anmerkung sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn man sich dem Thema Psychiatrie zuwendet.

Ja, es ist Frances selbst, der das Milliarden-Geschäft welche die neuen Diagnosen die mit dem DSM-5 geschaffen wurden anprangert! Und nun warnt Herr Frances vor der zu erwartenden Entwicklung der nächsten Jahren, nach dem Erscheinen des DSM-5. Eine der neuen „Zauberwaffen“ wird heissen
DISRUPTIVE LAUNEN-FEHLDISREGULATION-STÖRUNG

Man glaubt es kaum und muss es mehrmals lesen, doch dieses Teufelszeugs können jetzt ganz neu und ganz offiziell schon Kinder ab dem Alter von einigen wenigen Jahren haben. Ja, früher gab es diese Störung bei unseren Kleinkindern nicht aber – dem Fortschritt sei Dank – wissen wir nun, dass unsere Kinder eine solch schlimm tönende Störung haben können, und dies nach auf der ganzen Welt geltendem psychiatrischen Standard. Ist das nicht unglaublich?

Worum geht es dabei? Die betroffenen Kindern haben unschöne Wutausbrüche! Genau... Diese ätzenden kleinen Kindern, die sich nicht Ausdrücken können und deswegen einfach einmal, mir nichts dir nichts, ohne über die Folgen nachzudenken und den schlechten Eindruck den man auf den Besuch hinterlässt, einen verdammten Wutausbruch haben, Dinge auf den Boden werfen, schreien wie Schweine am Spiess. Das kann in der Tat eine ganz schlimme Sache für Betroffene sein, denn diese Kinder neigen dazu, sich unzivilisiert zu verhalten und dies immer wieder zu tun. Doch dank dem neuen DSM-5 wurde das Problem erkannt und benennt, und natürlich wird sich eine Wunder-Medizin geradezu perfekt anbieten, um den Teufel aus diesen Sprösslingen auszutreiben. Welch eine Erleichterung...!


Mir tun die Eltern so leid, die solche Kinder haben. Das Leben kann wirklich fast nicht auszuhalten sein, wenn in der Familie eines der Kinder diese Verhaltensweise in ausgeprägter Form hat. Und natürlich wäre die Familie dankbar, für jegliche Massnahme die etwas Druck aus der Situation nimmt und ein eben „normaleres“ Leben erlaubt. Doch stellen sich bei Kleinkindern so viele Fragen betreffend Langzeit-Schäden, Entwicklung des Gehirns und der Persönlichkeit, mögliche erzieherische Massnahmen, die vielleicht alternativ zur Medikamenten-Keule zuerst auszuprobieren wären. Jegliche Therapie-Methode ohne Medikamente hat keine Chance mehr und wird nicht mehr zur Anwendung kommen, egal wie effektiv diese aus sein könnte. Genau dies haben wir bei der „BIPOLAREN-STÖRUNG“ erlebt, wo man in den Staaten schon Kindern im Alter von 3-4 Jahren starke Psychopharmaka verabreicht. Nun wird dies ziemlich sicher auch im Fall dieser ganz neu „entdeckten“ Krankheit passieren. Wie heisst sie schon wieder? Ach ja...
DISRUPTIVE LAUNEN-FEHLDISREGULATION-STÖRUNG
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Wie viele Milliarden Umsatz werden diese 4 Wörter der Pharma- und der Psychiatrie-Branche bescheren? Wir können uns überraschen lassen und amerikanische Zustande haben, oder uns schon von Beginn an auf die Lauer setzen und mit kritischer Aufmerksamkeit die Sache verfolgen. Schliesslich geht es ja nur um unsere Kinder... Wie viele von den Kindern, die früher diese Störung hatten und aber keine Pille dagegen verabreicht bekamen, wurden zu einigermassen „NORMALEN“ Erwachsenen, die wie der Rest der Welt durch ihr Leben gehen? Und garantiert ohne Nebenwirkungen!


Aber genug reklamiert! Ich bin schliesslich auch einer der vielen Menschen, die von der Pharma-Industrie profitieren konnte er die mehr als froh sind, einige deren Produkte zur Verfügung zu haben: Dies will ich nicht verheimlichen oder in Abrede stellen und deswegen habe ich mich dafür entschlossen, selber einen kleinen Beitrag zur zukünftigen psychiatrischen Diagnostik beizusteuern. Ja, ich habe mich entschlossen, einige von mir erarbeiteten Diagnosen der Psychiatrie zu Verfügung zu stellen, welche dann vielleicht Teil von „DSM-6“ sein werden. Also: mein bescheidener Beitrag zur modernen Psychiatrie geht so:

Schon bekannt ist das „CAPGRAS-SYNDROM“. Hier fühlt sich der Patient schwer betroffen von der Tatsache, dass eine Person aus dem engsten Bekanntenkreis, z.B. der Partner, ein Elternteil oder ein anderer nächster Verwandter, ein Freund von einem genau gleich aussehenden Betrüger ersetzt wurde. Während der Rest der Welt den Personen-Austausch nicht zu merken scheint, ist der Patient der Einzige der in der Lage ist, den Trick zu durchschauen und sich nicht hinters Licht führen zu lassen.

So weit so gut... Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, meine Selbst-Diagnose zu veröffentlichen und die Lorbeeren dafür zu ernten. Ich habe bei meiner Wenigkeit eine neue Variante des Syndroms feststellen können, nämlich das
MULTIPLES RÜCKKOPPELNDES DISKONTINUIRLICHES BOTANOANTHROPOZOOLOGISCHES UNBESTÄNDIGES UND REZIPROKES CAPGRAS-SYNDROM

Ich hoffe ja sehr, dass zur Berechnung der Prämie für eine neue Diagnose die Anzahl der Wörter mit eine wichtige Rolle spielen ;-)

Nun die Erklärung:

Die verschiedenen Bezeichnungen vor Capgras-Syndrom sind besondere Varianten und Ausprägungen dieses Syndroms. Varianten, welche sich in jeglicher möglichen Kombination oder sogar alle zusammen manifestieren können. Gewöhnlich sind sie nicht beständig und variieren im Laufe der Zeit in ihrer Stärke und Anzahl.


MULTIPLES
Wie es der Name schon sagt geht es hier darum, dass, im Gegensatz zum schon bekannten Syndrom, hier mehrere Personen von dem Austausch betroffen sein können.

RÜCKKOPPELNDES
Nicht nur Subjekte im Umfeld des Patienten können ersetzt werden, nein, sogar der Patient selbst kann ersetzt werden.

DISKONTINUIRLICHES
Montags Problem-frei und Sonntags besonders schlimm, übergeordnet aber auch abhängig vom Tier im Chinesischen Kalender, der Mondphase, der Anzahl Abflüge am Flughafen Zürich und verschiedene weitere Variablen.

BOTANOANTHROPOZOOLOGISCHES
Sowohl Menschen wie auch Tiere können vom Austausch betroffen sein. In ganz seltenen Fällen ersetzt sogar ein Exemplar einer Gruppe plötzlich ein anderes Exemplar der zweiten Gruppe. Es wurde sogar von Fällen berichtet, in denen der Betroffene durch eine Pflanze, ein Objekt (z.B. Toast Hawaii) oder einer Game-Figur (z.B. Super Mario) ersetzt wurde.

UNBESTÄNDIGES
Bei dieser besonderen Form des Syndroms, werden Subjekte auch rückwirkend durch betrügerische neue Figuren ersetzt, und zwar sowohl wenn Ereignisse aus der Vergangenheit mündlich oder schriftlich wiedergegeben werden wie aber auch beim Nachspielen, bei der Aufführung vergangener Ereignisse in der Gegenwart.

REZIPROKES
Nicht nur werden Subjekte ersetzt, selbst die betrügerischen Subjekte, welche den Platz der verschiedenen Menschen im Umfeld des Patienten eingenommen haben, selbst diese unrechtmässigen Protagonisten können wiederum selbst ersetzt werden, sowohl vom ursprünglichen und somit „originalen“ und rechtmässigen Subjekt wie aber auch durch einen weiteren, neuen Betrüger.



Die Liste der Varianten muss zur Zeit noch als unvollständig betrachtet werden. Es ist damit zu rechnen, dass sowohl weitere Varianten identifiziert werden wie auch dass die bereits beschriebenen weiter Bearbeitet werden, in Bezug auf deren wissenschaftlichen Benennung wie auch auf weitere Präzisierungen der verschiedenen Muster.

An dieser Stelle möchte ich unbedingt darauf hinweisen, dass mein Beitrag zur genaueren Berechnung der Kosten in der modernen Psychiatrie und zur einfacheren Schubladisierung zukünftiger Patienten mit besagter Störung keineswegs mir alleine zuzuschreiben ist. Wie es bei fast jedem grossen Wissenschaftler der Fall gewesen ist, konnte auch ich solch eine Glanzleistung nur dank der Mitwirkung unzähliger Menschen in meinem Forschungs-Umfeld erbringen. Ganz besonders möchte ich hier die Harte Klinik des Kantons Zürich erwähnen, welche die wichtigste Wende im Laufe meiner Forschungen heraufbeschworen hat. In der Tat betrachte ich meine Studien-Zeit im Rahmen dieser vortrefflichen psychiatrischen Klinik als klare Zäsur und als Sprungbrett zu einer ganz neuen Qualität meines Forschens und Experimentieren. Erst nach meinem Austritt aus der Harten Klinik im Mai 2008 wurde mir ein Umfeld zur Verfügung gestellt, welches mir eine derartig herausragende Forschung überhaupt ermöglichte. Somit möchte ich hier mein Dank zum Ausdruck bringen für die von der Harten Klinik benutzen Arbeitsweise, welche mir bis zu diesem Zeitpunkt sehr wenig bekannt war und dessen sowohl Ausmass wie auch zeitlicher Horizont mir mit Nichten bewusst waren: Ausmass und zeitlicher Horizont welche erst das Herauskristallisieren meiner Beobachtungen ermöglichten.

So werde ich vermutlich die grosse Kohle scheffeln dürfen, welche durch den Einsatz eines schon seit Jahrzehnten existierenden Medikaments, welches man für Patienten mit dieser Diagnose als sozusagen wie zugeschnitten, ja gar als „massgeschneidert“ bezeichnen wird, ich werde dieses Geld kassieren dürfen obwohl ich rein gar nichts hätte erreichen können, ohne die Unterstützung der Harten Klinik. Ich kenne mich auf diesem Gebiet absolut nicht aus und habe überhaupt keine Ahnung darüber, wie die Verteilung des Gewinns zwischen den verschiedenen Partien berechnet wird. Wer durfte all die Milliarden kassieren, die erst durch die neue Diagnose „ADHS“ möglich gemacht wurden? Ziemlich sicher müssen die Pharma-Konzerne einen Anteil an den Teil der Forscher abgeben, die es auf einen ganzen Haufen Kohle abgesehen haben und den weltweiten Verkauf von Medikamenten bei dieser Diagnose zu implementieren halfen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die Pharma-Industrie über ein ähnliches Tool wie iTunes verfügt, wobei sich jeder Bedienen kann und dennoch sichergestellt ist, dass die Künstler den ihnen zustehenden Anteil für die Urheberrechte erhalten. So ähnlich, nehme ich an, wird mein Honorar auf Basis des Umsatzes berechnet, sodass ich an jedem Rezept das ein Arzt auf dieser Welt verschreibt auch einen Batzen abbekommen werde. Ich möchte Royalties für die Ergebnisse meiner Forschung bekommen! Jede andere Art von Vertrag, den man mir unterzujubeln versucht, werde ich mit Hohn und Gelächter quittieren. Schliesslich bin ich weder der Heilige Franziskus noch Pestalozzi oder Schweizer, nicht wahr? Nicht, dass ich gierig wäre, nein. Dumm aber auch nicht. Ich meine, seien wir ehrlich: Bei aller Glanzleistung auf höchstem Niveau, bei all den Milliarden die meine „Entdeckung“ bringen wird, für einen Nobel wird es keinesfalls reichen. Vor 20-30 Jahren, vielleicht... Doch heute sind ganz andere Dinge gefragt, heute möchte man sich mit Gen-Technologie, Zell- und Hirn-Forschung, Alterskrankheiten und Bionik befassen. Dies sind Gebiete, die möglicherweise zum Ruhm führen könnten. Aber nicht meine Arbeit, bei aller Brillanz. Also bleibt mir ja auch nichts anderes übrig, als mich mit dem Geld zu begnügen, was ich durch meine Arbeit verdienen werde.

Wie auch immer.
Mein Dank also wem Dank gebührt. Bestimmt der Harten Klinik, vielleicht auch der einen oder anderen Versicherung, vielleicht sogar einem Staatsanwalt und einer Abteilung der Polizei (ob beim Kanton oder beim Bund entzieht sich zur Zeit noch meiner Kenntnis, was aber grundsätzlich nichts zur Sache tut), womöglich der Psychiatrischen Universität Zürich, eventuell dessen Psychiatrische Forensik, und all denen, von denen ich offiziell nichts weiss und sich dennoch immer wieder für Experimente mit grossem Einsatz zu Verfügung gestellt haben.

Und natürlich danke ich meiner Mutter, der Jungen Dame und all den Menschen die mir mit guten Gedanken, Geduld und viel viel Liebe zur Seite gestanden sind: Ohne sie wäre ich heute wahrscheinlich nicht mehr als ein Toast Hawaii. Doch dies ist vielleicht schon eine andere Geschichte, welche schon war oder noch zu sein hat.

Was soll man dazu sagen? So spielt halt das Leben... Und – wenn Sie mir diesen kleinen Scherz erlauben – werde ich fest darauf achten, dass sich beim Unterschreiben der Verträge mit den Pharma-Multis kein Betrüger an meiner Stelle vordrängen wird!
 
 

September 23, 2011

Schere & Pendel

 
DIE SCHERE
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Für ein Mal habe ich einen Kandidaten der SVP gefunden, der für etwas Transparenz sorgt. Während der Präsident Toni Brunner behauptet, die SVP bekomme mehr Spenden-Gelder weil sie die bessere Politik mache, stellt sich einer der Geldgeber gerade selbst vor und gewährt uns einen Einblick in das "fürs Volk politisieren" der SVP. Oder so. Der mehrere Millionen Franken schwere Nationalrat-Kandidat Thomas Matter (der mit dem Matterhorn auf dem Plakat) stellt sich zur Wahl um vor allem seine zwei wichtigsten Anliegen in Bern zu vertreten:
1) Deregulierung im Banken-Sektor (!)
2) Steuer-Senkungen
Diese Agenda stammt nicht etwa vom Sommer 2006, nein, vom Sommer 2011. Im Rahmen eines mit von ihm gestaltetes Portraits der Sendung Rundschau macht er ausserdem folgende Aussage, als nach seiner Meinung über die sich immer weiter öffnende Einkommens-Schere gefragt wird:
Das mit der Schere ist eh ein Märchen. Vor 100, oder sagen wir vielleicht 200 Jahren, war die Schere noch viel weiter auseinander!

Wie jetzt, ich verstehe nicht recht: Ist die Schere nun ein Märchen oder war sie vor 200 Jahren noch viel breiter? Und, wenn sie vor 200 Jahren noch viel breiter war — und auch vor 100 Jahren als die Menschen auswandern mussten weil sie sonst verhungert wären — heisst das nun, dass wir wieder zu diesen Verhältnissen zurück sollten? Möchte Herr Matter dieses Märchen von einer Schere wieder so hinbekommen, wie sie vor 100 Jahren war? Ist das die Politik der SVP? Jedenfalls ist es die Politik eines ihrer besseren Geldgeber.

Und ich frage mich: Weshalb muss ein derart reicher Mensch noch so viel Wert darauf legen, noch reicher zu werden und vor allem möglichst nichts seinen Mitmenschen abgeben zu müssen?



DER PENDEL
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Es ist schon eine Weile her, dass im Club über die IV-Reform debattiert wurde. Mit dabei war der höchste IV-Beamte der Schweiz, eine Anwältin, ein Politiker und andere. Die Anwältin trägt ein Fall von einer Frau im Rollstuhl vor die, nachdem sie von 2 unabhängigen Ärzte für Arbeits-Unfähig erklärt wurde dennoch von einem IV-Experten die Rente aberkannt bekam. Der IV-Boss meinte dazu
Sie sind Anwältin, und an Ihrer Stelle würde ich auch solche Fälle bringen...

Er bestreitet also nicht einmal, dass Menschen die absolut nicht arbeiten können, in letzter Zeit schon hin und wieder ihren Anspruch auf eine IV-Rente verlieren können, auch nach Jahren des Bezugs und ohne nachvollziehbaren Motiven. Doch es kommt noch besser.

Der Politiker weist darauf hin, dass die IV in den 80er Jahren viel zu viele Fälle von den Sozialämtern übernommen hat, was ja auch stimmt. Es ist ja wirklich so, dass Missbrauch bei der IV zu leicht gemacht wurde, über längere Zeit. Und es ist leider auch so, dass Missbrauch betrieben wurde. Dieser Missbrauch wurde zwar damals nicht unterbunden, weil man die Menschen weg von den Sozialämtern haben wollte, doch dies ist eine andere Geschichte. Tatsache ist nun aber, dass um den damaligen Missbrauch zu bekämpfen, Menschen unter die Räder kommen, die absolut zu Recht eine Rente beziehen und die darauf angewiesen sind, um ein noch möglichst würdiges Leben führen zu können. Nun sagt der Politiker:
Es mag ja schon sein, dass der Pendel damals zu sehr auf der einen Seite war und dass, um dies zu korrigieren, er nun zu sehr auf der anderen Seite ausschlägt. Das wird sich wieder einpendeln...

In unserem Rechtsstaatt scheint es heute also für gewisse Politiker und Beamte völlig akzeptabel zu sein, dass Menschen die ihnen gesetzeshalber zustehende Unterstützungwiderruftt bekommen, um ihnen fremde Sachverhalte zu korrigieren. Das ist wie wenn man in der Justiz die Unschulds-Vermutung gegenüber Pflege-Personal pauschal abgeschafft würde um einigen Sexual-Straftätern auf die Schliche zu kommen. Schlicht und einfach inakzeptabel, so sehr das Ziel auch wichtig sein mag. Und wenn man so was selbst zum Schutz vieler Opfer nicht tolerieren kann, wie um alles in der Welt konnte es soweit kommen, dass man es für tolerierbar erachten kann, wenn es um das Schützen von Geld geht? Kann das wirklich OK sein, dass jemand über mehrere Jahrzehnte invalide ist um dann, plötzlich, es nicht mehr zu sein? Obwohl diese Person niemals im Leben je wird arbeiten können? Wer aber solche Aktionen organisiert kann locker davon ausgehen, dass die Opfer solchen Missbrauchs weder die Mittel noch die Kraft haben um sich wehren zu können.



SCHERE UND PENDEL
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Vielleicht wäre es an der Zeit, Schere und Pendel zusammen zum Einsatz zu bringen. Vielleicht sollte man mit der Schere den Pendel schneiden, damit dieser nicht mehr so ausbrechen kann. Vielleicht aber wäre das nicht so gut, für all diejenigen die sich unter dem Pendel finden. Wie auch immer...
Ich kann absolut nichts Gutes hinter dem Programm erkennen, mit Verbissenheit in den Kampf gegen besseren sozialen Ausgleich zu ziehen und all die sozialen Errungenschaften der letzten 100 Jahren wieder rückgängig machen zu wollen! All das, was unsere Vorfahren geschaffen haben, wenn sie nicht gerade, vom Hunger getrieben, auswandern mussten.

Jedenfalls gibt es garantiert keine Verschwörung in der Schweiz — was ja schon mal nicht schlecht ist. Thomas Matter z.B. sagt uns ganz offen, weshalb er nach Bern möchte: Er braucht mehr Geld und möchte dafür weniger Steuern zahlen. Ausserdem möchte er dafür sorgen, dass dieses Märchen von einer Schere wieder so weit geöffnet wird, wie es zu den guten alten Zeiten vor etwa 100 Jahren der Fall war.
 
 

April 16, 2011

von Dämonen geritten

 
Irgendwann erwähnte ich schon die Bemerkung von meiner ersten Institutionalisierten Dealerin — also die Therapeutin Maier, bei der ich über viele Jahre in Behandlung gewesen bin und von der ich Methadon verschrieben bekam — die Bemerkung in Bezug auf Beziehungen zum anderen Geschlecht, in Bezug auf mein Verhaltens-Muster dabei und in Bezug auf vergangene schlechte Erfahrungen.
Vielleicht sollten Sie sich einmal Gedanken darüber machen, was all diese Frauen mit Ihnen so machen.
Die Logik lässt diesen Spruch einer Therapeutin einzig als konstruktiven Hinweis deuten, als Deutung eines Knoten. Die Logik lässt davon ausgehen, auf diesen Spruch folgt eine Zeit der therapeutischen Arbeit. Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, sollte dies schon fast eine der gemachten Erkenntnisse sein gegen Schluss der Therapie, geht man davon aus, das Thema wurde vom Klienten verinnerlicht. Zumindest vermutet man eine Besserung, gegenüber dem Beginn der Sitzungen. Ist dies auch nicht geschehen, beginnt man sich Fragen zu stellen.

War es überhaupt gut gemeint? Oder wurden diese Worte durch Zynismus geboren? Sind sie Frucht einer negativen und wertenden Einstellung?

Tatsache ist, ich hatte etwas erlebt, über das ich nicht hinweg gekommen war. Tatsache ist, Frau Maier war sich dessen natürlich bewusst. Tatsache ist, ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Ratschläge oder auch nur andere Denk-Anstösse zum besseren Umgang mit Beziehung bekommen zu haben. Der Gipfel des schlechten Geschmacks und der Unprofessionalität wäre, wenn Frau Maier sich mit diesen von ihr erwähnten Frauen in eine Reihe stellen würde. Wenn sie, der ich (im Rahmen einer professionellen therapeutischen Begleitung vertraut hatte), sich auch der aller untersten Schublade bedient hätte. Wenn sie, ohne mich zu informieren, nichts als schlechte Prognosen in meine Akten geschrieben hat. Wenn sie mich mit verurteilendem Gewissen all die Zeit begegnet hatte. Wenn sie sich bewusst und gewollt für ihre eigene Arbeit meines von ihr erkannten Problems bediente, der mir schon bei früheren Liebes-Beziehungen zum Verhängnis wurde.

Leider leider gelange ich zum jetzigen Zeitpunkt zu keinem weniger zerreissenden Schluss über das Handeln und Sprechen von Frau Maier. Leider muss ich vermuten, sie habe sich der selben Mechanismen bedient, die aus Angst vor Liebes-Entzug mich zur völlig passiven und ohne Verteidigung dastehende Zielscheibe machen. Verhaltens-Muster die von jungen Partnerinnen benutzt wurden und zu meiner Verletzung führten. Junge Partnerinnen die aber, im Gegensatz zu Frau Maier, auch ihre Probleme und Ängste zu überwinden hatten.

Weiss aber Frau Maier überhaupt, was mich so aus der Bahn geworfen hatte, bevor ich sie traf? Weiss sie wirklich, wie es zu einer solch tiefen Verletzung kommen konnte? Oder glaubt sie tatsächlich, und verurteilt mich deswegen, ich habe aus reinem Leichtsinn, Ego, Sex-Verlangen oder weiss der Teufel was sie für Freudianische Perversitäten zu erkennen glaubte? Denkt sie ich hätte einfach so mich dafür entscheiden können, mich zu schützen? Oder denkt sie vielmehr, ich werde eh niemals in der Zukunft etwas an meinem Verhalten ändern können? Denkt sie vielleicht, ich sei Manisch-Depressiv und die nächste Katastrophe nur eine Frage der Zeit? Ohne Möglichkeit dem Gang der Dinge zu entkommen? Weshalb wurde ich dann aber nicht mit Medikamente behandelt? Nein... Sie wusste ich bin Borderliner. Und vielleicht dachte sie einfach, eigentlich könnte ich vernünftig sein, wenn ich es nur gewollt hätte. Vielleicht dachte sie, ich würde ja gar nicht anders wollen... Wenn, dann dachte sie falsch. Und es wär vielleicht angebracht gewesen, mir ein Minimum an Informationen und Werkzeuge zu geben, um mit meinen Problemen besser zu Recht zu kommen. Auch schon ein Minimum: Es wäre viel viel mehr gewesen, als was sie mir tatsächlich zu Verfügung stellte.

Von ihr bekam ich eigentlich nichts als zusätzliche Zweifel, Selbst-Zweifel, Verwirrung und ein gestörtes Eigen-Empfinden.

Vielleicht sollte sich Frau Maier einige Gedanken darüber machen, was all diese jungen Frauen mir angetan hatten, damals. Vielleicht sollte sie sich fragen, welches gestörte Vater-Tochter Verhältnis von ihr sie dazu führte, mich abzuschreiben. Vielleicht sollte sie sich fragen was ihr das Recht gab, mich für nicht therapierbar zu beurteilen. Was hatte sie denn überhaupt an Versuche gemacht? Oder, viel mehr, welcher unbesiegte Freudianische Dämon reitet sie noch, in erwachsenem Alter? Wie konnte sie sich dennoch ausgerechnet für den Beruf der Therapeutin entscheiden? Und dann noch für die Arbeit mit Drogen-Süchtigen — Menschen die sie, offensichtlich, eigentlich verachtet und verabscheut? Weshalb arbeitete sie in einem Beruf, der ihr keinerlei Freude geben konnte?

Wenn sie sich diese Fragen gestellt hat und darauf einige Antworten gefunden hat, kann sie diese vielleicht all den Junkies erklären, die sie betreute und denen es nicht gelang, die auch nur kleinste Besserung ihrer Lage zu erarbeiten. Ich denke, der eine oder andere Patient von ihr hätte schon noch Interesse an die gefundenen Antworten. Oder vielleicht viel mehr an eine Entschuldigung — eine ehrlich gemeinte.

Was mir im Tessin widerfahren ist, was mir zu Beginn meines in die Tiefe Sinkens verletzte, wovon ich mich bis heute nie mehr richtig erholt hatte, darüber was zu meiner Neurose führte und was zu versuchen mit mir aufzuarbeiten mit zu Frau Maiers Aufgaben gehört hätte, darüber werde ich ein ander Mal erzählen. Ich werde, ganz bestimmt.

In der Zwischenzeit kann ich eigentlich nur dankbar sein, nicht umgekommen zu sein, in den letzten 20 Jahren. Frau Maiers Verdienst ist dies garantiert nicht. Und natürlich bin ich dankbar, die Junge Dame getroffen zu haben. Wie viel Frau Maier an unserer Odyssee nach der Harten Klinik mit zu verantworten hat, werde ich auch noch erfahren. So wie ich die Verantwortung von Krankenkasse, Polizei, Harte Klinik usw. erfahren werde. Was danach kommen wird, was die Junge Dame und ich trotz all diesen Gelehrten erreichen werden, was uns das Leben noch schenken wird, darauf sollte Frau Maier eigentlich stolz sein, oder? Wenn sie es ehrlich meinte, mit ihrem Hilfe-Angebot für Drogen-Süchtige in Zürich. Oder war vielmehr ein Dämon am Werk, damals? Musste man nur dringendst den Letten räumen, so wie zuvor den Platzspitz? Musste man die Menschen von der Strasse haben? Musste man die politischen Fehler der Vergangenheit korrigieren? War dies vielleicht der Auftrag von Frau Maier? Von der Psychiatrischen Universitäts- Klinik? Ging es viel mehr darum, einen Auftrag für die Stadt zu erfüllen, als für die in Not geratenen Menschen, damals? Ich bekämpfe meine Dämonen schon mein Leben lang. Vielleicht tauchen nun die Dämonen anderer Geschichten auf, Dämonen aus der Vergangenheit. Vielleicht müssen sich bald einige Menschen für ihr Handeln verantworten, in Zusammenhang mit der Drogen-Politik der Stadt Zürich in den letzten 20 Jahren? Wurden da überhaupt einmal Konsequenzen gezogen? Wurde einmal ausgerechnet, wie viel das Experiment "Offene Drogen-Szene" gekostet hat? Wie viele Leben danach in Trümmern standen? Wie viele Zombies noch heute in Zürich herumlaufen? Vom Steuerzahler mit zu Zombies gemacht, ruhig gestellt? Oder musste sich nie jemand dafür verantworten? Haben Junkies keine Lobby? Hat man nur darauf geachtet, die Kosten zu senken und das Kapitel zu schliessen? Welcher Dämon hat wen wann geritten, von denen die die Drogen-Szene mit zu verantworten haben?

Die Spuren der gemachten Fehler haben dann Menschen wie Frau Maier beseitigt. Oder so. Sie haben zumindest dafür gesorgt, dass man diese störende Elemente nicht mehr wahrzunehmen hatte, nach der Schliessung des Letten. Sie hat, mit ihren Kollegen, die Leute versorgt. Wie das gemacht wurde, welche Ziele verfolgend... Ich bin mir ziemlich sicher: Darüber würden sich der eine oder andere Steuerzahler und Politiker wundern! Man würde sich wundern, welche Dämonen damals die für die Betreuung der Junkies Verantwortlichen geritten haben. Und teils noch heute reiten. Dies ist aber Stoff für einen separaten Post. "Stoff", frau Maier... Haben Sie verstanden? "Stoff" für einen separaten Post! Witzig, oder? Oder? Sie sind nicht mein Publikum. Ein Post darüber, wie Menschen in Zürich derart mit Medikamenten vollgepumpt werden, dass daran ein Pferd K.O. gehen würde. Wie Menschen hirn- und mundtot gemacht werden, dank Psychopharmaka und andere Drogen. Wie Drogen-Süchtige zu Medikament-Süchtige gemacht werden: Und dazu noch mit einer noch viel geringeren Aussicht auf Genesung. Schliesslich haben sie nun mehrere Süchte, die es zu besiegen heisst. Eine praktisch unmögliche Aufgabe, für eh schon labile Charaktere. Aber eine offensichtlich gewünschte Lösung des Problems, von Seiten des schlechten Teils der Therapeuten und Ärzte. Dazu bald mehr.

Nun hat man die Leute von der Strasse. Doch sie werden zur immer grösseren Belastung für Krankenkassen, IV und Sozialwesen. Super Projekt gewesen, damals. Wie Ratten kommt man sich danach vor: Wie Experiment-Ratten die irgendwie überlebten und mit denen man nichts anzufangen weiss. Dass diese Ratten nun aber all zu selbständig werden, ist auch nicht erwünscht. Zumindest nicht mit Rückfälle. Gesund, für immer. Oder krank, für immer. Was dazwischen ist nicht erwünscht. Sie könnten ja schliesslich von den Experimenten erzählen... Von den Dämonen...
 
 

December 16, 2010

solidarität

 
Heute wurde von der Politik eine IV-Quote für grössere Unternehmen abgelehnt. Man setzt also auf den freiwilligen Einsatz von Behinderten in der Arbeitswelt. Wahrscheinlich nicht eine gänzlich falsche Entscheidung. Solange dieser freie Wille auch vorhanden ist. Die COOP z.B. beschäftigt zu einem Anteil von 1% der Gesamt-Belegschaft behinderte Menschen. Die Frage ist, wie es bei den anderen Unternehmen aussieht. Fragt man Menschen, welche die Möglichkeit erhalten haben, z.B. eine Teilzeit-Stelle anzunehmen, schwärmen sie davon, wie gut es ihnen tut wieder arbeiten zu dürfen. Und sie können davon ein Lied singen, wie Selbstwert-Gefühl, soziale Integration und Lebensqualität verloren gingen, mit dem Verlust einer Beschäftigung.


Irgendwer bei den Arbeitgebern meldete sich zu Wort und sagte, mit einer Quote würde man nur bestimmte "exponierte" Gruppen durch andere ersetzen. Und dies kann wirklich nicht die Lösung sein. Da kommt mir aber gerade eine sehr interessante Geschichte in den Sinn, die ich einmal von einem klugen Typen gehört habe, zu diesem Thema — leider weiss ich nicht mehr wer der Typ ist. Jedenfalls brachte er das Beispiel der Velo-Vermietung, die früher Sache des SBB-Personals am Bahnhof war. Diese Stelle war also Teil der Betriebs-Kosten dieses Unternehmens. Heute ist dies nicht mehr der Fall und die Velo-Vermietung übernimmt der Staat oder Privat-Initiativen. Meistens werden damit Menschen im Rahmen eines Programms zur Reintegration beschäftigt. Menschen, also, die auf Solidarität angewiesen sind. Nun stellt sich die Frage, wie viele Menschen früher noch von Unternehmen (und zwar auch private Unternehmen) beschäftigt wurden, die heute zwischen Stühle und Bänke gefallen sind. Die Arbeitswelt hat (anscheinend) nicht den kleinsten Spielraum mehr. Die Margen werden so scharf kalkuliert, dass Optimierung und Steigerung von Effizienz und Gewinn die einzigen Überlebens-Chancen sind. Das möchte man uns glauben lassen. Doch stellt sich für mich dann die Frage wie es möglich sein kann, dass die Zahl der Millionäre noch nie so hoch wie heute gewesen ist. In der Schweiz und auf der Welt. Die Zahl der Menschen die in Geld schwimmen steigt unaufhaltsam. Der Typ, der Velos vermietet, den kann aber niemand mehr bezahlen.


Wie auch immer... Sparen muss man! Der IV geht's schlecht. Also, was macht man? Nicht etwa die Reintegration verbessern, nein, man überprüft alle "Nicht Organisch-Bedingten" Renten. Und es müssen Renten gestrichen werden. Denn es muss gespart werden. So weit so gut. Mal sehen nun, welche Renten gestrichen werden. Gehen wir einmal davon aus, dass alle "Simulanten" raus fliegen — ist ja auch nur richtig. Wie viele Prozente der ausbezahlten Renten können diese realistisch ausmachen? Und danach? Der ganz grosse Rest vom fehlenden Geld, woher soll der kommen?

Ich sehe das Problem und würde nur ungern in der Haut derjenigen Stecken, die nun eine Sanierung der IV-Kasse einzig durch Kürzungen der Renten umsetzen müssen.


Das Konzept geht in etwa so auf, wie das Euro-Konzept von Frau Merkel: Angegangen und weit vor der Hälfte des Weges liegen gelassen. Letztens habe ich einen Wirtschafts-Experten sagen hören
Der Markt wird versuchen, weitere Staaten in die totale Krise zu werfen.
Es gibt also einen "Bösen Markt" dort draussen, der am "Abschmieren" der verschiedenen Risiko-Kandidaten in Europa ein grosses Interesse zu haben scheint. Ist das nicht faszinierend? Wer mag dieser böse böse Markt denn sein? Doch, dieser hat die Rechnung ohne Frau Merkel gemacht.
Niemand in Europa wird fallengelassen. Für ihn noch mehr zu zahlen, tue ich aber ganz sicher nicht. Das müssen wir solidarisch lösen. Mit einem "dauerhaften Rettungsschirm"!
Die Krise als System, sozusagen. Das Ganze wird dann als Solidarität verkauft.

Um ehrlich zu sein, dieses neue Konzept von Solidarität, das zur Zeit in der westlichen Welt umgeht, verstehe ich nicht ganz. Kann mir das bitte jemand erklären? Frau Merkel ist also solidarisch mit den Iren. Diese kürzen den Mindest-Lohn ihrer Leute. Die Differenz zum früheren Mindest-Lohn übernimmt aber nicht etwa Frau Merkel. Wohin fliesst dann aber "ihr" Geld? Oder ist es wieder einmal völlig Naif von mir zu denken, dass "Solidarität" etwas mit Menschen zu tun haben sollte? Geht es hier um was anderes? Geht es hier um Staaten, um "höhere Interessen", um komplizierte Dinge von denen ich gar nichts verstehen kann? Und vielleicht auch nichts verstehen soll?
 
 

August 23, 2010

gedanken & paragraphen

 
Der ehemalige amerikanische Verteidigungsminister McNamara sagt heute, dass wenn die USA nicht als Sieger aus dem Krieg mit Japan gekommen wären, viele Leute in den Staaten als Kriegsverbrecher vor Gericht gekommen wären. Auch beim Einsatz von "Agent Orange" im Vietnam-Krieg bleibt für ihn der Bezug zu einem Verbrechen gegen die Menschheit offen. Sind das nicht Dinge, die allen zu denken geben sollten? Man weiss, dass die sogenannte Geschichte immer von den Gewinnern geschrieben wird, doch wenn sich selbst diese im Nachhinein nicht ihres Sieges sicher sind...

Nach den sexuellen Eskapaden von Präsident Clinton mit einer Praktikantin — in einem der symbolträchtigsten Räume der Gegenwart — spielte sich in Amerika eines der lächerlichsten Gerichtsverfahren ab (so wie es dort immer wieder geschieht: Einmal wegen Sex im Weissen Haus, einmal wegen einigen Lochkarten bei der Wahl des Präsidenten, usw.). Jedenfalls kam der damals mächtigste Mann der Welt als Held aus der Sache, indem er behauptete
I did not have a sexual relationship with this woman


Heute würden laut einer Befragung mehr als 60% der Jugendlichen in den Staaten oralen Sex nicht als Sexual-Beziehung definieren. Ich habe absolut nichts gegen Oral-Sex und denke wirklich nicht ein Spiesser zu sein. Dennoch frage ich mich ob es nicht bedenkenswert ist wenn eine junge Frau einen Penis mündlich erfreut oder er mit der Zunge die Vagina streichelt und danach beide behaupten niemals eine sexuelle Beziehung miteinander gehabt zu haben. Ist es nicht bedenklich, dass junge Menschen so ihre zwischenmenschlichen Beziehungen verstehen? Wenn ein Präsident der USA nur dank grandioser Rethorik-Akrobatik weiterhin seines Amtes walten darf, wenn der Sieger eines Krieges vor Kriegsende weiss, er würde als vermeintlicher Verlierer zu Tode verurteilt werden, dann sieht man ganz klar wie schwierig die Sache mit der Gesetzgebung ist. Und welche Auswirkung sie auf unser Denken und auf die ganze Gesellschaft haben kann.


So erinnere ich mich jetzt an Frau Doktor Lady Marmelade, die bei einem der letzten Gespräche mit mir den Akzent auf die Tatsache setzte, dass zwischen der Jungen Dame und mir die Beziehung als Kollegial zu bezeichnen sei. Ich habe keine Ahnung für welchen Paragraphen in welchem Versicherungs-Gesetzt dieser Punkt wichtig sein muss. Ich kann aber sagen, Lady Marmelade sollte besser das Paragraphen-Symbol als Haken benutzen, um sich am Rücken zu kratzen. Ich habe ihr wiederholt gesagt
I did not have YET a sexual relationship with this woman,
doch ich bin in die Junge Dame verliebt

Später musste aufgrund irgendwelcher Paragraphen zuerst bewiesen werden, dass ich nicht nur wegen "einem anderen Umgang" (wie es Erzengel Gabriel behauptete, in der Villa am Hönggerberg) von meiner Ehefrau lassen wollte. Nun musste also so getan werden, als würde mich die Junge Frau so schlecht behandeln wie es meine Ex-Frau getan hatte. Wenn dies nicht armseelig ist... Armseelig und traurig. Es musste auch bewiesen werden dass ich nicht während einer "laufenden Therapie" ausgetreten bin (wie es Doktor Gassenjoe als Witz des Tages behauptete). Ich weiss nicht was noch alles zu beweisen gewesen ist. Ich weiss, dass viel Unrecht getan werden musste. Und dass all dieses Unrecht zu den Problemen dazu kam, die ich sowieso schon hatte.

Ich weiss, dass mir Fredy im K&A Oerlikon erzählte wie beim Tag der Offenen Türen ein Angestellter der Flug-Sicherung seinen Job verlor, weil er zuerst den Sohn und dann noch die Mutter an das Funkgerät liess, während er in Kontakt mit den verschiedenen Flieger stand. Ich weiss, dass ich Dutzende solcher Gespräche geführt habe, mit den unwahrscheinlichsten Leuten.

Die Gesetzgebung ist gegeben und muss vordergründig eingehalten werden. Doch, wenn man verliert, kommt plötzlich die ganze Wahrheit ans Licht. Die über Jahre einstudierte Routine von Verbiegung und Missbrauch von Richtlinien kann irgendwann nicht mehr mit dem nächsten Trick kaschiert werden. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man zu weit gegangen und keine Vertuschung mehr möglich ist.

Bild: Enrique Campuzano

Nun kann Doktor Y eine Stelle als Versicherungs-Berater antreten, mit einem extrem hohen Know-How. Direktor Lanzy sowieso... Wer weiss, vielleicht bei der IV, oder der Helsana? All das Wissen über Versicherungs-Gesetze, dass sich die Ärzte der Harten Klinik angeeignet haben, wäre vielleicht besser investiert gewesen in Therapie-Methoden, oder in die Neu-Orientierung richtung "Positive Psychologie". Aber was weiss ich denn schon?

Ich kann nur Denk-Ansätze geben.
 
 

July 30, 2010

die Namen

 
Alte Bekannte: Ich habe in diesen 2 Jahren über mehrere Menschen geschrieben, die irgendwie in den Vorkommnisse in und nach der Harten Klinik involviert sind. Viele dieser Menschen habe ich nicht mit wahrem Namen zitiert. Ich werde (ausser weniger Ausnahmen) auch weiterhin nicht ihre Namen schreiben, dennoch werde ich ihnen Namen geben, der Einfachheit halber für die nächsten Posts.


Pfffuff
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Da haben wir zum Beispiel die Mitpatientin, welche die Junge Dame beschuldigte, eine Vergewaltigung vorgetäuscht zu haben. Sie hat auch dafür gesorgt, dass ich eine weitere Handy-Nummer (zusätzlich zu der die ich von der Jungen Dame selbst bekommen hatte) benutzte. Sie hat auch behauptet, die Junge Dame würde mit mir spielen und meine Gefühlen keineswegs erwidern. Mehr von dieser Zeitgenossin später. Ich werde sie Pfffuff nennen.

Italo
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Der Pfleger der mir sagte, er betrachte psychiatrische Pflege nicht so sehr als Wissenschaft, sondern viel mehr als Kunst. Wie gesagt, ich empfand grosse Sympathie für ihn und dies war allgemein Bekannt. Ich werde ihn Italo nennen.

Geissmann
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Geissmann ist ein Pfleger auf der Akut-Station der Harten Klinik. Er machte oft Nachtdienst. Die Junge Dame sagte mir einmal, sie würde ihn nicht von der Bettkante schupsen. Er zeigte mir, mitten in der Nacht, den Film "Black Snake Moan", über eine Nymphomanin und ein recht eigenwillige "Therapie" die ihr half, angekettet wie ein Hund in einer kleinen Hütte. Ihr Freund, ein von Angstattacken geplagter Soldat, wird auf sie warten, an sie glauben und somit schlussendlich von der gelungenen "Therapie" mit profitieren können.

Küchenschabe
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Ist ein Mitpatient auf der Akut-Station. Er wird mitbekommen wie ich hin und her verfrachtet werde, von einer Station auf die andere. Nach Austritt, wird er sehr dezidiert den Kontakt zu mir suchen und dafür sorgen, dass ich ihn regelmässig besuche. Er wird rechten Aufwand betreiben, um mein Vertrauen zu gewinnen. Er wird mich glauben lassen, mit Pfleger Italo auch schon privaten Kontakt gepflegt zu haben, mit Sabrina regelmässig zu verkehren, und auch mit der Jungen Dame irgendwie Austausch zu haben. Ausserdem hat er der "Kampf-Lesbe" den Namen gegeben und sie beschuldigt, während der Arbeit urteilend und wertend über andere Patienten gesprochen zu haben. Von Küchenschabe werde ich noch eine ganze Menge zu erzählen haben.

Pappkopf
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Ich pflege eigentlich niemals derartige Namen zu geben und zu gebrauchen. Bei der "Kampf-Lesbe" hatte ich bis jetzt beim schreiben eine Ausnahme gemacht, weil die Namensgebung von einem Mitpatienten kam und von vielen anderen Patienten übernommen wurde. In der Klinik habe ich niemals diesen Titel benutzt, wenn ich über sie gesprochen habe. Wie auch immer, ich nenne sie ab jetzt Pappkopf. Sie fand es lustig mir das Pappbecher-Werfen zum Abreagieren anzubieten, nach dem ich 3 Tage in der Iso-Zelle gefangen gehalten wurde.

Sabrina
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Über sie habe ich schon mehrmals geschrieben. Werde es aber noch einige Male tun müssen, hat man sie doch immer wieder ins Geschehen hineingezogen. Sabrina hatte mit ihrer freundlichen und aufgestellten Art guten Kontakt zu jedermann und war allgemein beliebt. Sie schien mit der Jungen Dame gut auszukommen, soweit ich dies mitbekommen und beurteilen konnte. Ich bin an ihrer Beerdigung gewesen, doch dies ein Post für sich, demnächst.

Fässli
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Von ihm habe ich auch immer wieder etwas erzählt. Es ist der Mitpatient der mir den Ratschlag gab neue Socken ohne Löcher zu kaufen, um damit in keinen Schritten den zweiten Anlauf zur Eroberung der Jungen Dame anzugehen. Er hat mir Witze über eine Brasilianerin erzählt, die einem Freund von ihm ein Kind angedreht haben soll. Und er hat noch einiges mehr an Aussagen und Behauptung gemacht.

Hohly
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Hohly war mein Zimmernachbar, als ich nach der Psychotherapie-Station und den vermeintlichen Mord-Drohungen zum zweiten Mal auf der Akut-Station logierte. Hohly war jung, frisch und knackig, Sex-Besässen und mit einer Borderlinerin liiert, von der er sich schon dutzende Male getrennt hatte: Er sagte, irgendwie würden sie es beide nicht schaffen, von einander zu lassen, obwohl sie nach jeder Versöhnung riesen Probleme und nur noch Streit hatten. Und Sex, natürlich.

Della Clotilde
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Dieser Pfleger auf der Akut-Station ist der Eingangs-Schlüssel für Doktor Y um zwischen mir und der Jungen Dame pfuschen zu können. Er hat zielstrebig und effektiv die Aussagen aus mir geholt, die von Doktor Y und Lady Marmelade bestellt worden waren. Nun hatten sie alle Türen offen. Nützen diese Tatsache aber dazu, jegliche Türen einzutreten. Mehr dazu gab es schon viel und wird es noch ein bisschen geben.

Achmed
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Man könnte ihn auch den "Brückenmann" nennen. Er baut Hängebrücken zwischen Menschen, die dann von anderen benutzt werden können. Er baute die Brücke zu mir, welche dann von Max dem Bundespolizisten benutzt wurde. Ausserdem machte er sich an den Wiederaufbau der Brücke zu meiner Ehefrau: Ohne Achmed wäre ich gar nie mehr in die Wohnung der Ehefrau zurück, zwischen der Harten Klinik und der Scheidung. Ohne Achmed hätte ich diese Zeit wahrscheinlich kurz im Hotel und dann in der Notschlafstelle gelebt.

Max
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Er ist von der Bundespolizei und gibt mir zu verstehen, über ziemlich alles informiert zu sein. Er weiss darüber Bescheid, wie ich meine Neujahrsfeste mit der Ehefrau verbracht habe. Er weiss, wie ich vor 20 Jahre mein Auto in der Coop "geparkt" habe oder wem ich den Führerschein auf den Pult geworfen habe, als ich ihn abgeben musste. Max war für mich Segen und Fluch zugleich. Alles in allem bin ich aber froh jemand wie Max und Achmed um mich gehabt zu haben.

Botox
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Er ist ein Ästhetik-Arzt mit einer Beziehung zur knapp 20 Jahre jüngeren Mina, die wiederum Kollegin meine Ehefrau ist und Untermieterin in unserer Wohnung. Botox und Mina werden in einer Nacht-und-Nebel Aktion fluchtartig aus der Wohnung verschwinden. Das ist nicht nur eine Redensart sondern Tatsache. Abends stossen wir noch zusammen an, bevor ich am nächsten Tag einen Termin beim Sozialamt habe. Als ich dann Abends wieder nach Hause komme, ist das Zimmer leer und die zwei auf nicht mehr wiedersehen verschwunden. Botox hatte einige Kollege, die sich als "Engel" zu erkennen gaben und somit mitteilten, sie wüssten über die ganze Geschichte in der Harten Klinik bescheid. Diese Figuren sind interessanter als die Zeit an der sie auftauchten glauben lässt.

Sascha
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Er ist der Nachbar, der zuerst einen auf Dealer macht, bis sein Eigenkonsum in dazu zwingt, die Krümel aus dem Teppich zusammen zu suchen. Extremes Grossmaul, extrem arrogant, zuerst bequem weil ganz in der Nähe meiner Wohnung. Er wird auch zu verstehen geben, alles zu wissen in Sachen Junge Dame, Joe Abfall und mir. Ausserdem wird er versuchen, mich zusammen zu schlagen.

Emmy
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Er war früher Psychiatrie-Pfleger, arbeitet nun als Sozialarbeiter beim K&A Oerlikon, nennen wir ihn Emmy (wie die Emmy Joghurts). Emmy ist der Typ der mir einmal sagte, er habe mit einer Borderlinerin zu tun gehabt, oben beim Sternen Oerlikon — komischerweise ist mir das auch widerfahren, kurze Zeit zuvor. Emmy ist der Typ der (als Einziger) über Doktor Y und die Junge Dame gesprochen hat, der sagte er wisse was vorgefallen sei, der sagte „wir“ wissen nicht weshalb Doktor Y so gehandelt habe. Emmy ist der Typ der mir sagte, ich hätte noch nicht viel in die Praxis umgesetzt, von dem was ich in der Harten Klinik erlebt hatte. Er ist der Typ der nicht antwortete, als ich ihn daraufhin fragte, ob er denn mein Leben leben wolle, wo er denn anscheinend so gut Bescheid wisse, was an meiner Stelle zu machen sei.

Weischwas
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Es ist die Sozialarbeiterin mit der ich gestern ein Gespräch hatte. Sie arbeitet im K&A Oerlikon (Kontakt und Anlaufstelle). Die K&A der Stadt Zürich sind Orte an denen Drogensüchtige unter Aufsicht konsumieren können. Sie entstanden bei der Schliessung von Letten und Platzspitz um die Strasse zu "säubern". Weischwas wusste — so wie alle Angestellten des K&A Oerlikon — über alles Bescheid, auch nach meinem Austritt aus der Harten Klinik. Sie aber, konnte die Zunge nicht im Zaun halten. Mehrmals sprach sie mich über Ereignisse an, von denen sie eigentlich überhaupt nichts wissen sollte, wie zum Beispiel SMS die ich der Jungen Dame geschrieben hatte oder Vorkommnisse bei mir zu Hause. Wenn ich jemand wie sie dann darauf anspreche, kommt als Erstes immer der Versuch, meine Worte ins Lächerliche zu ziehen: Als hätte jetzt diese Grill-Party irgendeine Bedeutung! Oder wer wann über was gesprochen hat! Dabei ist genau dies wie das ganze System funktionier. Ein ganz grosser Haufen ganz kleiner Kleinigkeiten. Niemand hat etwas wirklich Schlimmes getan. Der Rest, sind Hirngespänste. Genau, Weischwas, genau... Weisst du was? Auf diese Weise hast du dir selbst eine ganze Reihe an Hirngespenste vorbestellt, die dich zwischen jetzt und deinem Abschied von diesem Planeten ziemlich zu schaffen machen könnten! Und niemand wird irgendwas gemacht haben. Ausser dir!

Dr. Gassejoe
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Er ist der Arzt der K&As Zürich. Und ist der Arzt, den ich so gelobt habe weil er mich "von der Strasse" kratzte und in die Villa am Hönggerberg brachte. Über ihn werde ich noch so einiges zu schreiben haben. Zuerst eine Anekdote, die exemplarisch dafür steht, was die Absichten von Dr. Gassejoe, Frau Bracchi und anderer sind: Mich als Drogensüchtiger archivieren zu können. Ich treffe also Dr. Gassejoe und er fragt was ich so mache. Als Standard-Antwort sage ich "Schlechten Eindruck". Dazu meint er "Diesen Eindruck habe ich auch" und damit hat sich das Gespräch erledigt. Offensichtlich dabei? Vorbei sind die Zeiten, an denen mir Dr. Gassejoe Witze über Patienten erzählt, die im Spital-Rock mit einem "Christbaum" voller Infusionen und Geräte auf das Tram wollen um an Drogen zu gelangen. Für immer vorbei, diese "guten, alten Zeiten". Guter Witz, für einen Arzt der einen Patienten anstatt in die Apotheke zum Schlachthof schickt! Guter Witz, ich lach mich tod.

Dr. Magento
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Der Arzt in der Villa am Hönggerberg.

Dr. Verstecko
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Er ist der Chef von Dr. Magento und ein Geist, zumindest für mich. Auch ihn habe ich damals ehrlich gelobt, in meinem Blog. Ich fand seine Arbeit gut weil (man muss sich das vorstellen!) ich sie nachvollziehen konnte!!! Im Gegensatz als bei Doktor Y und Doktor No, wusste ich im Voraus was Dr. Verstecko machen würde. Somit fand ich seine Arbeit gut, auch wenn er mich mit Benzos vollstopfte oder auf die Strasse setzte! Eigentlich sagt dies schon ziemlich alles darüber aus, in welcher Verfassung ich mich nach der Harten Klinik überhaupt befand! Inzwischen sehe ich die Dinge "ein klein wenig" anders und habe da die eine oder andere Meinung über Dr. Verstecko, Dr. Magento und Dr. Gassejoe... Dazu aber später mehr.

Singlemalt
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Angestellt beim Sozialamt Zürich: Sie hat mich zu Boden gebracht und zertrampelt. Gerade hat sie sich selbst übertroffen, als sie vor 2 Tage eine Lüge ausrichten liess, von einem Arbeitskollegen der nichts dafür konnte und von nichts Bescheid wusste. Frau Singlemalt hat so einiges geboten, was ich hier erzählen möchte und werde.

Frau Bracchi
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Heisst wirklich so und arbeitet für die Helsana. Haben schon über sie geschrieben, doch längst noch nicht alles.

IV, Arbeitslosenkasse, Tagesklinik
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Eine ganze Reihe von Menschen in verschiedenen Ämter und Institutionen hatten mit mir zu tun und taten vieles (oder eben nichts) um mich fertig zu machen. Über die verschiedenen Ereignisse werde ich auch schreiben, sofern sie überhaupt noch in meinem Gedächtnis abrufbar sind.

Sonstige
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Eine ganze Reihe von Menschen die ich schon erwähnt habe, wie zum Beispiel Lady Marmelade, Direktor Gebrochene Lanze (Lanzy), Doktor Y usw. Diese sind in der Harten Klinik die Hauptfiguren gewesen, danach aber nur noch im Hintergrund aktiv. Dies ist auch schon das erste grosse Problem das ich hatte: Als man nach der Harten Klinik auf mich zukam, bin ich zuerst einfach nicht auf die Idee gekommen, dass schlechte Absichten (und somit die Absichten der Wahnärzte) bei den Menschen die sich nun aufmachten um mir meine Post-Therapeutische Zeit zu versüssen, noch eine Rolle spielen könnten.


Fazit
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Im Gedächtnis abrufbar: Genau dies ist am Ende auch der Zweck all dieser Übungen gewesen. Auf der einen Seite wollte man mich verwirren und eine dermassen grosse Anzahl von Vorfällen generieren, die es mir schon rein von der Kraft und der Konzentration her unmöglich machen sollten, eine klare Sicht der Dinge zu bewahren. Ausserdem, spielte man mit der Tatsache, dass ich mich gar nicht trauen würde, derart viele Menschen anzukreiden und ihnen etwas vorwerfen zu wollen. Man ging bestimmt davon aus, dass ich meiner eigenen Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit nicht mehr trauen würde, dass ich sie als Paranoid verstehen würde. Und natürlich ist man davon ausgegangen (ich denke die Erfahrung hat's auch bei vielen anderen Fälle bestens gezeigt): Die Idee, als Paranoiker dazustehen, sollte die reinste Panik in mir auslösen. Man ist sich sicher gewesen, die Angst als paranoides Stück dastehen zu können würde einen Jeden vollkommen paralysieren: Die meisten haben es wahrscheinlich vorgezogen, die Klappe zu halten und als geschlagene Hunde in einer Ecke ihre Wunden zu lecken. Dies habe ich auch getan, mein Gott habe ich meine Wunden geleckt! Doch hin und wieder bin ich zum Glück auch dazu gekommen, ein wenig den Mond anzubellen. Und das ist die beste Therapie gewesen. Das, und der Gedanke daran, jemanden da draussen zu haben den ich liebe und der mich versteht, mein Leiden nachvollziehen und teilen kann. Der Gedanke an einem lieben Menschen, die Erinnerung an die Junge Dame und den wenigen Stunden die wir zusammen verbringen durften, sollte mein Todesurteil sein, ist aber zum Todesurteil der Henker geworden.

Übrigens...

Junge Dame
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Soll ich noch etwas dazu sagen? Sie ist meine Heldin. Sie hat das Spiel der Wahnärzte mitgespielt, sogar als es pervers und sadistisch wurde. Als es dann zu spät war um umkehren zu können, hat sie weitergemacht, hat es durchgezogen. Dies ist eine menschliche Grösse, von der manch ein Wahnarzt nur träumen kann. Diese junge Frau, knapp über 20, hat euch allen eine der besten Lektionen überhaupt in Sachen Psychiatrie erteilt. Also: Hut ab und lernt wie man es macht! Mit Liebe, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Entschlossenheit durch Zuversicht. Nicht mit Grössenwahn, Arroganz, Gewalt und Entschlossenheit durch Wahn. Lernt wie man von einer 20jährigen sowas von einer Lektion verpasst bekommt! Lernt und leckt euch die Wunden, ihr Hunde!
 
 

July 23, 2010

besser is'es!

 
Ziemlich jeder erinnert sich an die grosse Werbekampagne der IV, oder? Als man uns erklärte, die IV würde alles nur Mögliche tun, um die Leute gar nicht aus dem Arbeitsprozess rausfallen zu lassen. Als man uns erklärte, man würde inzwischen alles auf "Wiedereingliederung" setzen... Wiedereingliederung? Bei wem? Vielleicht bei denen, die ein Glied verloren haben. Das kann sein. Aber bei all den Andern?

Was ist die landesweite Kampagne eigentlich gewesen? Werbung? Information? Ich meine... Die IV ist ein öffentliche Einrichtung. Wozu sollte also einige Hunderttausend Franken für eine Kampagne ausgeben? Es war keine Information! Es war eine riesen PR-Kampagne: reine Stimmungsmache! Und welche Stimmung sollte gemacht werden? Das ist ganz einfach: Wenn die IV alles tut, um die Leute wieder in den Arbeitsprozess zu bekommen, dann sind die Menschen die dennoch IV beziehen, nichts als Schmarotzer und Schein-Invalide. Dies sollte die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung werden: Bekommst du IV und sitzt du nicht im Rollstuhl oder hast nicht ein Bein zu wenig, dann bist einer von Denen, die nicht arbeiten möchten und es darauf angelegt haben, auf dem Buckel der Andern zu leben.

Natürlich gibt es ganz andere Erklärungen für diese Kampagne. Und wahrscheinlich auch Zahlen, die dies auf irgendeine Weise belegen. Aber mal ganz ehrlich... Weshalb sollten Millionen ausgegeben werden für eine solche Kampagne, anstatt sie in die Finanzierung von Wiedereingliederungsmassnahmen zu investieren? Weil dies Teil des Konzepts zur Sanierung der IV ist. Und zwar massgeblicher Bestandteil. Die Hemmschwelle zum Bezug einer IV-Rente soll wieder grundlegend in die Höhe getrieben werden.


Ich meine, das kann ja auch in Ordnung sein. Man kann nicht bestreiten, dass in den letzen Jahrzehnten bestimmte Entwicklungen stattfanden, die zu denken geben sollten. Und es kann nicht bestritten werden, dass Missbrauch zu einem immer grösseren Problem wurde. Und bei Missbrauch, da bin ich ganz der Meinung von gewissen Hard-Linern, sollte man kompromisslos durchgreifen. Missbrauch sollte so gut wie möglich unterbunden werden. Doch... Wie erreicht man dies?

Die Tagesschau 10 vor 10 hat vor einigen Monaten einen Bericht über die missbräuchliche Ablehnung von Renten von Seiten der IV ausgestrahlt. Die IV lässt ihre Fälle bei "unabhängigen" Einrichtungen überprüfen, die teilweise über 40% ihres Arbeitsvolumen der IV selbst verdanken. Ausserdem ist es für die IV ein Klacks, einen bestimmten Fall vor Gericht auszutragen. Sie macht dies Routinemässig und der einzelne Fall fällt überhaupt nicht ins Gewicht, sei es vom Aufwand noch von den Kosten her. Und so kommt es, dass die IV nun routinemässig zuerst einmal ziemlich alle Anträge ablehnt. Wer weiterkommen will, muss den Gang vor Gericht in Anspruch nehmen. Und die wenigsten sind bereit diesen Gang zu unternehmen. Und noch viel weniger sind in der Lage in zu machen. Wie soll ein Mensch, der eigentlich Anrecht auf eine IV-Rente hätte, als Privatperson in der Lage sein gegen eine solche Institution auf rechtlichem Wege anzutreten? All dies ist der IV natürlich schon längstens bekannt und inzwischen auch schon Teil der täglichen Praxis.

Wer kennt das Video mit dem "König vom Kiez"? So in der Art geht inzwischen die IV, und somit unsere Gesellschaft, mit denen um die Hilfe benötigen.
Noch ein Problem?
Besser is'es!
 

überraschung!!!

Dass es allgemein bekannt war, was in der Harten Klinik abgehen sollte (und zwar schon bevor es abging) habe ich erzählt. Dass es aber anscheinend auch bekannt war, wie es weitergehen sollte, das habe ich noch nicht erzählt. Doch, all die Attacken, all die Andeutungen, all die Steine die mir in den Weg gelegt wurden, all das, irgendwie war sogar all das bekannt.

Kurz vor Austritt aus der Harten Klinik, fragte mich ein Pfleger
Sie haben hohe Ansprüche, oder?
Ich weiss nicht mehr genau, was ich antwortete. Heute würde ich wahrscheinlich sagen "Es gibt Menschen, die das anscheinend so sehen..." Jedenfalls, sagte er dann
Dann lassen Sie sich überraschen!
Nun, überrascht hat man mich. Immer wieder. Man überraschte mich in der Villa am Hönggerberg, man überraschte mich mit dem Ende der Krankentagggeld-Versicherung bei der Helsana, man überraschte (aber nur noch ein ganz kleines Wenig) beim Ombudsmann, man überrachste mich (um einiges mehr) bei der Polizei, man überraschte mich bei Bekannten, man überraschte mich beim RAV und bei der Arbeitslosen-Versicherung, man überraschte mich bei der IV, man überraschte mich bei der Patientenstelle und bei meinem Therapeuten, ja sogar beim Zahnarzt und im Hotel überraschte man mich.

Doch, am Ende der Geschichte, weiss ich nicht wer die meisten Überraschungen erlebt haben wird! Und... meine "hohen" Ansprüche, sind noch lange nicht gestillt! Will mich jemand überraschen?
 

May 21, 2010

system - fehler

 
Hin und wieder kommt mir der Gedanke nach einem System und einem Fehler in diesem System. Und die Frage: Ist Doktor Y ein Fehler im System? Oder ist er Teil des Systems?

So oder so: Ich wurde unter anderem dadurch traumatisiert, weil ich vieles persönlich genommen habe, was in der Harten Klinik mit mir geschehen ist. Und es war persönlich, natürlich, denn an mich gerichtet. Doch inzwischen bin ich der Meinung, all dies war nicht so persönlich in den Augen der Täter, deren die ihre Taten an der Jungen Dame und mir ausgeübt haben. Viel zu routiniert, zu selbstverständlich, sind die Dinge geschehen. Und dies würde heissen, dass — System oder Fehler im System — Doktor Y und seine Machenschaften zum Alltag in der Harten Klinik gehörten. Dies heisst, dass so wie ich, noch viele viele andere mein Schicksal durchgemacht haben müssen. Und dies ist, schlichtweg,... Es übersteigert meine Vorstellungskraft. Weil ich mir ziemlich alles vorstellen kann, wenn ich weiss was den Menschen antreibt. Doch was um alles in der Welt sollte der Grund sein für solch ein Vorgehen?

Die Antwort dazu ist der Schlüssel zum Verständnis. Geht es hier um Gelder von Krankenkassen und IV? Geht es um reine Zahlen in irgendwelchen Tabellen, die solch ein Geschwür wachsen liessen? Dies wäre für mich die einzig mögliche Erklärung. Denn, wenn es um die gestörte Psyche einiger Wahnärzte gehen würde, dann hätte dies nicht zum Alltag werden können. Also muss dahinter eine "höhere Macht" stehen, die in den Augen aller Beteiligten all das verursachte Übel und Elend irgendwie plausibel erscheinen lassen, "rechtfertigen". Es muss um Geld gehen, schlussendlich. Um Geld und die Erhaltung der Arbeitsplätze. Oder so. Es muss jedenfalls um Geld und um Angstmacherei gehen.

Aber wie auch immer: Es ist gar nicht wichtig ob Doktor Y und seines Gleichen als System bezeichnet werden können oder als Fehler im System. Es ist nicht wichtig denn wie auch immer die Antwort lauten mag, ein System das einen solchen Fehler hervorbringt und ihn wiederholt erscheinen und agieren lässt, muss ein sehr krankes und fehlerhaftes System sein!

Bild: Züriphototrip @ www.ronorp.net

Und dieses System beginnt mit der Maschinerie der psychiatrischen Anstalten, geht über zu den Krankenkassen und den verschiedenen sozialen Versicherungen bis hin zu der Art wie die ganze Gesellschaft mit ihren weniger produktiven Mitgliedern umgeht und sich dessen entledigt, wie man psychische Störungen tabuisiert — obwohl inzwischen jeder zweite Mensch im Lauf seines Lebens auf irgend eine Weise von einer solchen Störung betroffen sein wird, also praktisch jede Familie!

Es kommen mir viele Geschichten und Beispiele in Sinn. Über Geld, über Umgang mit Arbeitskräften, über Freundschaften, seelisches Leiden, über Ausgrenzung, über Manipulation, über Missbrauch, über Scheinheiligkeit, und so vieles mehr.

Doch alles hat seine Zeit. Und die Zeit für diese Geschichten ist noch nicht hier. Aber sie wird kommen. Ganz bestimmt. Seien sie nun System oder Fehler. Oder, wie ich hoffe, keins von Beiden.

March 06, 2010

mads & meds

 
Fassen wir schnell zusammen (ich werde wieder darauf kommen, denn dies ist wirklich der absolute MIND-BLOWING-HAMMER).
  1. Ich brauchte dringend eine Pause von Arbeit, Familie und ziemlich allem, weil ausgebrannt
  2. Liefere mich selbst, über Hausarzt, in die Harte Klinik ein
  3. Habe die dringend benötigte Pause
  4. Organisiere mit dem Arbeitgeber den Wieder-Einstieg in den Berufsalltag. Alles was es braucht, ist der Feedback eines Therapeuten, dass ich begleitet wäre im Falle von Komplikationen wie zum Beispiel einer Depression
  5. Die Harte Klinik nimmt den Kontakt zum Arbeitgeber auf und verbleibt so, dass man sich melden wird um einen Termin zu vereinbaren
  6. Ich werde von einer Station "geschmissen" und höre von meinem Oberarzt, ich sei Wahnhaft
  7. Der Arbeitgeber hört nichts mehr von der Klinik, bis ich darauf bestehen werde
  8. Eine andere Person nimmt nun wieder den Kontakt auf, man vereinbart zum Ersten 2 Versuchstage
  9. Ich verschwinde 3 Tage in einer Iso-Zelle wo ich zwangsmediziert werde
  10. Man informiert mich nicht, dass der mit dem Arbeitgeber vereinbarte Versuchstag abgesagt wurde. Ich mache mir deswegen 1'000 Gedanken (in der Iso-Zelle) und bin extrem besorgt, dass schon wieder Probleme auftreten, wo ich doch die beste Unterstützung von Seiten des Arbeitsgeber gehabt hätte
  11. Am Ende der ganzen Geschichte, wird der Antrag bei der IV (Antrag der von meiner Versicherung verlangt wurde!) abgelehnt. Die Begründung ist, dass ich aus eigenen Kräften wieder in den Arbeitsprozess kommen könnte.

Zusammenfassung der Zusammenfassung (vielleicht wird es durchs Wiederholen fassbarer?)
Die Harte Klinik hält mich vom Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag zurück, weil ich meinen Realitäts-Sinn verloren haben soll. Die IV verweigert mir das Anrecht auf Unterstützung, weil ich aus eigenen Kräften ein selbständiges Leben zu führen im Stande sein soll.

Bin ich gerade wahnhaft-psychotisch, oder stimmt etwas in dieser Geschichte irgendwie nicht ganz?

Oder haben alle recht, und ich bin einfach und definitiv der Verrückte, in dieser ganzen Sache?

LET US SHINE (links) zusammen mit "Dem Kleinen Mickrigen Mit Der Brille Da" (für das Bild soll er die Brille abgenommen haben)
 

March 05, 2010

der Hamster ist RAUS !

 
Seit nun mehr als einem Jahr fühle ich mich wie ein verdammter Hamster in einem verdammten Hamsterrad. Seit mehr als einem Jahr! Egal was... Ich kann tun und lassen was ich möchte: Es ändert überhaupt nichts, rein gar nichts. Ich drehe einfach meine endlosen Runden in meinem Rad.

Immer heisst es nur: WEITER MACHEN

Ich kann zur Polizei gehen um Anzeige zu erstatten.
Kann zum Ombudsmann um die Sache untersuchen zu lassen.
Kann meine Ex-Frau nehmen und versuchen sie auszuquetschen.
Kann zur Patientenstelle und die Sache melden.
Kann meinen mir geschenkten Benzo-Entzug durchziehen.
Kann nachts schweissgebadet aufwachen oder aus dem Hotel stürmen.

Alles was ich jemals hören werde ist: WEITER MACHEN

Aber was heisst es dann: WEITER MACHEN ?
Die Rechnungen zahlen! Nicht mehr, nicht weniger.

Als Joe Strummer den richtigen Satz von sich gab "The Future Is Unwritten" galt das nicht für meine Zeit nach der Harten Klinik. Dort sagte irgend ein wahnsinniger Wahnarzt irgendwann "Der Hamster ist RAUS!"

Ich fragte "Raus? Wieso denn das?" Und hörte zur Antwort "Schritt-Faul!" Was zum Henker...? Ist das hier eine psychiatrische Anstalt oder ein verfluchtes Möchtegern-Basketball-Spiel? "Schritt-Faul?" Wegen dem bisschen Herumgetanze? Wo ist der Schiedsrichter, wo? Wieso versteckt er sich?

Seit dem geht es so
  • 2 Jahre Krankentaggeld-Versicherung
  • 8 Tage Vorwarnung für den Gang zum Sozialamt, weil bei der Versicherung "ausgesteuert"
  • 1 Anmeldung bei der IV
  • 1 Vorentscheid der IV: Abgelehnt
  • 1 Einsprache vom Hausarzt: Der Grund für die Anmeldung sei nicht Sucht (wie von der IV behauptet), sondern eine Borderline-Störung
  • 1 Versuch bei der Arbeitslosen-Versicherung — schlussendlich gescheitert weil nicht arbeitsfähig
  • 1 Einstufung der Arbeitslosenkasse unter dem Lebensminimum (SFr. 2'000.--)
  • 1 Mal vergessen mir zu sagen, dass ich von heute auf morgen ein Sozialfall werde
  • 2 Monate so bei der Arbeitslosenversicherung
  • 1 Anzeige wegen Schwarzfahrens, weil ich während Monaten keinen roten Heller im Sack habe
  • 1 Mal den schlussendlich befreienden Gang zum Sozialamt (brrr... scary, oder?)
  • 1 paar Dutzend unbezahlter Rechnungen (unter anderem Steuer-Schulden für die Löhne der Wahnsinnigen in der Harten Klinik)
  • 1 Hammer obendrauf: Die Arbeitslosenkasse möchte im Nachhinein von den SFr. 4'000.-- in 2 Monaten nun mehr als SFr. 600.-- zurück!!! (falsch eingestuft, heisst es)
  • 1 Entscheid der IV: Abgelehnt — früher sei es schliesslich auch gegangen

Jeglichen Angaben in dieser Liste entsprechen strickt den Tatsachen und sind nachweisbar. Man glaubt es kaum, wie schnell ein Hamster raus sein kann, wenn ihn jemand dort haben möchte!

Diese Odyssee begann mit einem Brief der Krankentaggeld-Versicherung Helsana. Frau Bracchi schreibt: Ab dem 08.10.2009 erhalten Sie keine Leistungen mehr von unserer Versicherung. Der Brief war am 30. September in meinem Briefkasten. Als ich sie am Telefon habe, meint sie alles sei in bester Ordnung.

Vergessen hat man mir dort 2 Dinge zu sagen. Vielleicht wann ich Ausgesteuert werde? Beim Arbeitslosen-Amt erhält man mit jeder monatlichen Abrechnung eine genaue Übersicht der erhaltenen Leistungen und der noch zu erhaltenden Leistungen. Bei 2 Jahre Kranktentaggeld-Versicherung — nota bene, wie im Brief von Frau Bracchi klar zitiert "mit Unterbrüchen", was die Übersicht meinerseits noch viel schwieriger macht. Ausserdem... Frau Bracchi wusste genau wo ich gewesen bin und dass ich aus psychischen Gründen krankgeschrieben war. Ein Minimum an Unterstützung ihrerseits ist aber anscheinend schon zu viel erwartet. Ausserdem vergass sie mir zu sagen, dass ich nach einer solch langer Krankheit beim Arbeitslosen-Amt nicht mehr mein letzten Lohn versichert habe, sondern dass ich in eine Pauschale "falle", die eben unter dem Lebensminimum steht.

Dies vergass man mir auch beim Arbeitslosen-Amt zu sagen. Weder Frau Barbara Rutschi vom RAV Oerlikon noch Herrn Urs Gautschi von der kantonalen Arbeitslosenkasse hielten es offensichtlich für eine für mich wichtige Information, wie meine Unterstützung aussehen würde. Als die erste Einzahlung von knapp 2'000 Franken auf dem Konto war, ging ich noch von einem Fehler aus.

Doch Herr Gautschi hat wirklich den absoluten Hammer geboten. Ich hatte ihn noch am Telefon, um mit ihm den "Fehler" zu besprechen. Er liess mich in Technokraten-Deutsch irgendwie wissen, dass ich durch einen längeren Ausfall keinen Anspruch auf Kompensation mehr habe, doch durch die Tatsache dass ich krankgeschrieben war, dennoch eine Rahmenfrist erhalte. Oder so.

Dann kam das Gespräch auf die Pauschale. Ich sagte, die von mir besuchte Schule in Mailand sei in der Schweiz anerkannt und ich gelte als gelernter Fotograf. Bei diesem Gespräch sagte Herr Gautschi noch "Und wo steht das?"

Nun, ich weiss nicht wo es steht, du Pappnase. Doch ich weiss, dass das Besuchen des Instituto Europeo di Design in Mailand für 3 Jahre von meinem Vater garantiert nicht bezahlt worden wäre, wenn der Abschluss nicht in der Schweiz anerkannt gewesen wäre. Dies war nämlich definitiv eine Must-Criteria bei der Auswahl der Ausbildungsstelle. Und falls dieses Institut früher anerkannt wurde und es heute nicht mehr sein sollte, kann es dennoch nicht sein, dass auch frühere Diplome zu morte-postuma verdammt werden, oder?

Doch das Beste kommt erst jetzt. Ich hatte Herrn Gautschi am Telefon und das Thema wurde angesprochen. Er sagte, er müsse es abklären, wie es mit der Anerkennung des Diploms aussehen würde. Doch erst Monate später erhalte ich einen eingeschriebenen Brief, man habe mir wegen genau dieser Anerkennung SFr. 600.-- zu viel ausbezahlt. Und ich solle das Geld zurück geben aber pronto! Dies nach dem ich eine Anzeige kassieren musste wegen Schwarzfahrens, weil ich versuchte meine Rechnungen zu zahlen und kein Geld mehr sonst übrig hatte.

Und die allerbesten sind wer? Die IV. Entschuldigung, aber... Zuerst haben sie einen kompletten Bericht vom Schloss, in dem es leide unter einer Borderline-Störung. Der Vorbescheid sagt: Sucht ist kein relevanter Grund für eine IV-Rente.

Also schreibe ich zurück und muss mich zusammenreissen um sie nicht zu fragen ob sie mich verarschen wollen. Ich schreibe eine Borderline-Störung sei offiziell diagnostiziert worden. Wenn ich nicht alles falsch verstanden hätte, würde dies implizit heissen, es habe etwas mit der frühen Kindheit zu tun. Doch, sie hätten bestimmt genügend Fachkräfte um diesen Tatbestand erörtern zu können.

Mein Hausarzt verweist auch auf die Persönlichkeits-Störung und bemerkt, dass Sucht in diesem Fall eine Begleit-Erscheinung sei.

Also kommt der Entscheid der IV: Abgelehnt. Im Bericht vom Schloss würde klar stehen, früher sei es auch gegangen.


Ich bin sprachlos. Ich bin wirklich seit einiger Zeit ganz einfach sprachlos. Dazu ist mir immer wieder nur das Eine eingefallen: Dies kann man auch nur mit einem Junkie bieten. Mit keinem anderen Mitglied unserer Gesellschaft würde man so umgehen können, und da stecke ich meine verdammte Hamster-Pfote ins Feuer.

Fassen wir schnell zusammen (ich werde wieder darauf kommen, denn dies ist wirklich der absolute MIND-BLOWING-HAMMER).
  1. Ich brauchte dringend eine Pause von Arbeit, Familie und ziemlich allem, weil ausgebrannt
  2. Liefere mich selbst, über Hausarzt, in die Harte Klinik ein
  3. Habe die dringend benötigte Pause
  4. Organisiere mit dem Arbeitgeber den Wieder-Einstieg in den Berufsalltag. Alles was es braucht, ist der Feedback eines Therapeuten, dass ich begleitet wäre im Falle von Komplikationen wie zum Beispiel einer Depression
  5. Die Harte Klinik nimmt den Kontakt zum Arbeitgeber auf und verbleibt so, dass man sich melden wird um einen Termin zu vereinbaren
  6. Ich werde von einer Station "geschmissen" und höre von meinem Oberarzt, ich sei Wahnhaft
  7. Der Arbeitgeber hört nichts mehr von der Klinik, bis ich darauf bestehen werde
  8. Eine andere Person nimmt nun wieder den Kontakt auf, man vereinbart zum Ersten 2 Versuchstage
  9. Ich verschwinde 3 Tage in einer Iso-Zelle wo ich zwangsmediziert werde
  10. Man informiert mich nicht, dass der mit dem Arbeitgeber vereinbarte Versuchstag abgesagt wurde. Ich mache mir deswegen 1'000 Gedanken (in der Iso-Zelle) und bin extrem besorgt, dass schon wieder Probleme auftreten, wo ich doch doch die beste Unterstützung von Seiten des Arbeitsgeber gehabt hätte
  11. Am Ende der ganzen Geschichte, wird der Antrag bei der IV (Antrag der von meiner Versicherung verlangt wurde!) abgelehnt. Die Begründung ist, dass ich aus eigenen Kräften wieder in den Arbeitsprozess kommen könnte.

Zusammenfassung der Zusammenfassung: Die Harte Klinik hält mich vom Arbeiten fern, weil ich meinen Realitäts-Sinn verloren haben soll. Die IV verweigert mir das Anrecht auf Unterstützung, weil ich aus eigenen Kräften ein selbständiges Leben zu führen im Stande sein soll.

Bin ich gerade wahnhaft-psychotisch, oder stimmt etwas in dieser Geschichte irgendwie nicht ganz?


Ja. Ich schreibe hier, während die Rechnungen sich stapeln. Und ich nicht einmal mehr die Kraft habe, die dringend nötigen Stundungsgesuche zu schreiben.

Aber was bin ich schon? Ich bin nur ein Hamster, ein einem verdammten Rad. Und, ausserdem, bin ich seit der Harten Klinik ganz einfach RAUS. Muss den Schiedsrichter verpasst haben... Aber ich versuche weiter zu machen.

Bild: Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved
 

January 15, 2009

Helsana

Ich habe ja etwas fast völlig vergessen...
Fast...

Mag es wohl stimmen, dass Krankenkassen weniger zahlen, für den Aufenthalt eines Patienten in einer Klinik, nach einer gewissen Zeit?
Mag dies wohl stimmen?

Und, falls es stimmen sollte, kann es wohl sein, dass es für die Klinik rentabler ist, einen Patienten 2 Mal aufzunehmen, mit einer kleinen Unterbrechung, anstatt ihn am Stück für die selbe Zeitspanne zu behalten?
Mag dies wohl stimmen?

Falls ja, frage ich mich, was die Versicherungsgesellschaft davon halten würde, wenn sie einmal die Chance hätte nachzuweisen, dass Patienten systematisch "rausgeschmissen" werden, um dann wieder aufgenommen zu werden. Wenn dies ein paar Tausend Mal pro Jahr gemacht wird, wie gross mag wohl der so entstandene Schaden sein?

Dazu kommt die Tatsache, dass Patienten die zu einer solchen "Auszeit" gezwungen werden, in viel schlechterer Verfassung wieder eintreten, als sie ausgetreten sind. Heisst, der "zweite" Aufenthalt wird schlussendlich Resultate liefern, die viel weniger nachhaltig und erfolgversprechend sind, als wenn es keine "Auszeit" gegeben hätte.
Was mag die Versicherung wohl davon halten?

Ich gehe davon aus, dies ist seit langem bekannt - oder zumindest vermutet - und als störend empfunden. Ich gehe mal davon aus...

Und nach wie vielen Wochen bezahlt die Krankenkasse der Klinik weniger pro Tag, für den Aufenthalt des Patienten? Kann es sein, dass es um eine Grössenordnung von sowas wie 6 bis 8 Wochen ist? Kann das sein?

Und, kann es ein Zufall sein, dass mein Aufhentalt in 2 Tranchen von jeweils 6 bis 8 Wochen definiert wurde? Beide Male hat mir Doktor Y diese Grössenordnung genannt. Einmal bei Eintritt auf die Psychotherapie-Station, einmal bei der "Gemeinsamen" nach dem Trennungsgespräch mit meiner Ehefrau, bevor ich "spontan" und "völlig überasschend" auf die Akut-Station übertreten musste.

Siehe auch den hier verlinkten Post "Freier Wille"

Der Sitzung die so anfing, mit Doktor Y der mir sagte "Ich habe von ihrer Freundin gehört". Danach, von einem Tag auf den andern, sollte ich psychotisch geworden sein. Völlig unerwartet. Einfach so... Nicht greifbar. Nicht einschätzbar. Nicht berechenbar?

Oder vielleicht eben doch? Vielleicht sogar sehr gut voraussehbar?

Und hier ist es noch wichtig zu merken, dass ausser der Frage des "freien Willens" - also wer unbedingt diesen Übertritt wollte und wer zugestimmt hat oder nicht, eine viel wichtigere Frage im Raum steht. Wenn diese zweite Frage mal beantwortet ist, ist die Antwort zur Ersten Frage ganz ganz einfach abzuleiten. Dann wird der Sachverhalt auf einmal ganz "logisch" erscheinen. Logisch im Sinne von "Nachvollziehbar". Logisch und schwer gestört, fast psychotisch!!!

Die zweite Frage ist: Ab welchem Datum stand fest, dass ich zur Akut-Station übertreten werde? Ab wann war es sehr vielen Leuten (ausser mir) bekannt, dass ich aus der Psychotherapie-Station musste? Und welches Datum wurde genannt, als man diesen Entschluss gefasst hatte?

Und falls der gewünschte Zeitplan stark in Verzug geraten war, durch meine "therapieresistente Attitüde", musste halt irgendwann auf drastische Mitteln zurückgegriffen werden! Man musste mir halt, in "Gottes Name", einen Verdacht auf Psychose aufdrücken, auch wenn ich nicht wirklich genügend Elemente für einen solchen Verdacht geliefert hatte. Man musste mich zum Psycho machen, auch wenn man dann nicht wirklich in der Lage gewesen wäre, diese Diagnose zu begründen...

In der Zwischenzeit habe ich eine weitere Frage...
Ist es nicht komisch, dass ich von meiner Bezugsperson vom Pflegedienst auf der Psychotherapie-Station einen Pflegeziel-Plan ausgehändigt bekommen habe, nach dieser "Gemeinsamen"? Wenn meine Versetzung auf die Akut-Station so völlig unerwartet gekommen ist, ist es nicht seltsam, irgendwie, dass ich die pflegerischen Eckdaten bekommen habe? So wie wenn ich, zum Beispiel, gerade kurz vor Austritt stehen würde?

Und dann fällt mir gerade eine weitere Frage ein...
Ist es nicht komisch, dass ein Mitpatient in den Tagen vor dieser "Gemeinsamen" mit mir ins Café ging, und dort anfing zu weinen? Wo bei ihm eigentlich alles recht gut am laufen war?

Oder auch diese Frage stellt sich mir immer wieder...
Ist es nicht komisch, dass ich in den Tagen vor dieser "Gemeinsamen" von einem Patient auf Einkaufstour mitgeschleppt wurde, und er immer wieder auf die Uhr schaute? Immer immer wieder? Mit dem Ziel, mich nervös zu machen?


Aber nun die interessanteste Frage...
Was wohl, wenn meine Krankenkasse die grösste der Schweiz ist?
Und was wohl, wenn meine Krankentaggeld-Versicherung zu der selben Gesellschaft gehört?
Was wohl, wenn beide Versicherungen, die Schaden erlitten haben, wegen der Vetterli-Wirtschaft von Doktor Y, Professor NO und Direktor Gebrochene Lanze, etwas zu sagen hätten, im Schweizer Gesundheitswesen?

Was wohl, wenn hier systematisch Abzocke betrieben worden ist?
Was wohl, wenn diese Versicherungsgesellschaft die HELSANA ist?

Werden die 3 von der Versicherung hören, wenn ich ihnen den Link zu diesem Blog sende? Oder werden sie eher von den Juristen der Versicherung hören? Ich denke, etwas hören werden sie auf jeden Fall!!!


Ich kann den 3 nur eines Raten...
Immer schön neben dem Telefon bleiben: Es könnte ja irgendwann leuten.
Und am Besten... einen Taschenrechner für die Budgetierung neben dem Telefon liegen lassen...


Mind The Gap

Und, da ich ein "freier Bürger" bin, werde ich nun auch ein eMail an Direktor Gebrochen Lanze schreiben und ihm den Link zu diesem Blog senden.
Nein...
Besser!
Ich werde ihn in mein eMail an die HELSANA einkopieren!

Siehe auch den hier verlinkten Post "Freier Wille"

Und werde ihm wohl viel Spass beim lesen wünschen...
Beim lesen als FREIER BÜRGER!

Und ich werde ihm raten, die noch restliche Zeit in Freiheit gut zu nützen... So lieb bin ich dann wieder, dass ich noch Ratschläge gebe :)