May 16, 2011

Villiger: billiger und billiger

 
Er war bei der UBS angetreten, um dort eine neue Sichtweise einzubringen, um die Ansichten aller zur Finanz-Welt haltenden Nicht-Banker vertreten und umsetzen zu können. Geblieben ist: NICHTS.

Geboren wurde ein Villiger der ziemlich genau die Litanei des Firmen-Chefs nachlabert. Zum grossen Erstaunen aller Beobachter, hat die Verwandlung des Kaspar Villigers weniger als 2 Boni-Runden benötigt. Und nun ist er da: Der Vertreter des "Last uns schaffen, wir sind wichtig, und macht uns keine Schande in dem ihr uns benachteiligt gegenüber dem Ausland." Das ist so ziemlich alles, was man von der UBS hört, betreffend Eigenmittel-Anpassung.

Selbst die Credit Suisse (die sich ja schon in den letzten Jahren eigentlich vorbildlich verhalten hat, im Vergleich zur UBS — Glück oder Vernunft?), selbst die heisst den Vorschlag des Bundesrats willkommen. So ziemlich die ganze Schweizer Bank-Welt ist mit einer stärkeren Erhöhung der Eigenmittel als überall im Ausland einverstanden, die UBS aber nicht. Man kann es sich offensichtlich schon wieder leisten, Forderungen zu stellen. Was wiederum eigentlich eine Welle der Empörung auslösen sollte, bedenkt man wie die Chefs noch vor kurzer Zeit in Bern betteln gingen. Empörung die aber eher ausblieb, oder sehr bescheiden daherkam. Es ist vielleicht nicht "Schweizerisch", sich richtig zu empören. Und in einem Wahljahr noch viel weniger. Aber ich kann mir bestens das eine oder andere Land vorstellen, wo man der UBS laut "SHAME ON YOU!" geantwortet hätte.

Ich finde es verrückt. Korrekterweise hat der Bundesrat hier erkannt, dass man aus einer Not eine Tugend machen könnte. Es wird für die Schweizer Banken nämlich in Zukunft um Qualität gehen müssen. Und dies ist die Erkenntnis der Bänker selbst, schon vor einigen Jahren dazu kamen. Die Erhöhung der Eigen-Mittel wäre ein erstes Wahrzeichen für genau diese Qualität der Schweizer Finanz-Branche. Die UBS meint aber dazu eigentlich nur: Bätsch! Nein, sie gehen weiter: sie sind schon wieder bereit, schweres Geschützt aufzufahren und scheuen sich nicht davor, Drohungen und Erpressungen auszusprechen!

Ein Trauer-Spiel, wieder einmal. Man kann nur hoffen, dass man diesen Typen das nicht einfach so schenken wird. Es gibt schon einen anderen Schweizer Banker, der gefährlich und wahnsinnig genug ist, um noch zur jetzigen Zeit auf eine irrwitzige Rendite zu bestehen, und dies als Chef einer der einflussreichsten Banken der Welt! Zu einer Zeit in der es inzwischen jedem Kind langsam dämmert, dass solche Gewinne in der Finanz-Industrie eigentlich nur durch unmoralisches Handeln zu generieren sind. Wirtschaftlicher Erfolg hat bis heute (und vielleicht noch bis morgen) so ziemlich alles erlaubt. Hat man Erfolg, schafft man Arbeitsplätze und "Mehrwert", dann hat man grünes Licht. Diese Zeiten werden aber bald vorbei sein. Bald wird man dafür grad stehen müssen, wie man den eigenen Gewinn generieren konnte. Und das in allen Branchen der Wirtschaft. Denn, sollte dies nicht eintreten, ist diese unsere Wirtschaft dem Untergang geweiht. Nicht morgen, nicht übermorgen. Doch, ohne geänderte Spielregeln wird sich der systemische Fehler in spätestens 20 Jahren als nicht mehr behebbar erweisen. Und die moderne Gesellschaft, wie wir sie kennen, mit sich in den Abgrund reissen. Dessen bin ich überzeugt, und nicht etwa weil ich ein Pessimist bin — das bin ich ganz und gar nicht. Aber irgendwann wir die Welt globalisiert sein und... Man muss doch nur die Geschichte wirklich fertig denken. Hat sie ein Happy End? Nicht, wie sie zur Zeit geschrieben wird.

Kaspar Villiger wollte doch eigentlich eine neue Sichtweise einbringen. Oder habe ich da, so naiv wie ich bin, etwas missverstanden?