January 28, 2011

Einkaufspreis - Hase

 
Wie ist es möglich, eine solche Diskrepanz zwischen den grundlegenden "Gesetzen" der Wirtschaft und das sich in der Realität zeigende Bild zu haben? Man sagt uns, Wirtschaft basiere schlussendlich auf Wachstum, so weit so gut. Auf der anderen Seite ist Arbeitslosigkeit heute ein riesiges Problem. Ausserdem ist es ein Problem, ein immer grösseres, genügend Reichtum zu generieren um die ältere Population zu versorgen. Und die sogenannten "randständige" Gruppen. Und und und... Doch, lassen wir einmal die Wirtschaft als Konstrukt bei Seite, dann lässt sich doch 1 Realität nicht weg leugnen. Im Grunde weiss es jeder, im Grunde schlummert es in jedem von uns doch es bleibt uns nichts anderes übrig als dies zu verdrängen.

Es wäre machbar, Arbeit und Ernährung und Altersvorsorge für jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde zu generieren.
Doch dies lässt sich nicht in der Realität umsetzen. Wieso?

Eigentlich kann niemand ernsthaft behaupten wollen, dass der Mensch nicht in der Lage wäre, Beschäftigungen, ja sogar sinnvolle Beschäftigungen für jedes Individuum zu gestalten. Der Mensch erfindet sich jeden Tag neu, er erschafft sich neue Aufgaben, eine neue Art die Umwelt zu gestalten und daraus Wertschöpfung zu generieren. Und, wenn wir ehrlich sind, gäbe es Arbeit für jeden. Das Problem ist die Art, wie wir diese Gestaltung der Umwelt in unserer Arbeitswelt organisieren. Grundsätzlich gibt es 2 Arten von Märkten: Die gesättigten und die ungesättigten. Gesättigte Märkte sind zum Beispiel die Unterhaltungs-Elektronik, die Nahrungs-Produktion. Ungesättigte Märkte sind in den neuen Technologien zu finden, teilweise in der Pharma-Branche, in der Bio-Technologie, in den erneuerbaren Energien. In diesen ungesättigten Märkte besteht die Tendenz zur Kartell-Bildung. Sie generieren schwindel-erregende Gewinne. Exorbitante Gewinn-Margen werden oft nicht verteilt und nicht weitergegeben. Es entsteht ein Monopol an Wissen, Macht und Reichtum. Dennoch sind die ungesättigten Märkte die weniger problematischen, denn es besteht Spielraum, es besteht Wachstum. Wachstum ist die Heilige Kuh, das Heilige Gral, die Höchste Instanz: Wachstum ist das ganze Spiel. Problematischer sind die gesättigte Märkte: Dort ist Wachstum nicht mehr "natürlich" existierend. Also muss er generiert werden. Sei es durch die Erschaffung neuer Bedürfnisse, neuen Konsums, oder dann durch das Verringern der Kosten. Dazu aber ein ander Mal mehr. In den gesättigten Märkte besteht jedenfalls das grössere Problem, denn dies sind die Branchen in denen Herr und Frau Jedermann arbeiten könnten, die den grössten Teil der Bevölkerung versorgen könnten. Doch, weil hier unvernünftig gehandelt wird, weil man anstatt sinnvoller Beschäftigung und ausreichender Versorgung auf fatale Weise die Gewinn-Optimierung in den Vordergrund stellt, entstehen sinnlose Beschäftigungen, dem Menschen unwürdige Beschäftigungs-Bedingungen. Um Wachstum zu generieren. Gewinn-Wachstum.

So passiert es, dass ein Riese der Unterhaltungs-Elektronik 1'000 Produkte aus seinem Sortiment zum Einkaufs-Preis an den Mensch bringt. Man muss sich das Vorstellen: Produkte für einen Wert von zig Millionen werden einfach so zum Einkaufs-Preis wieder weitergegeben. Wie viele Menschen aber müssen arbeiten, um dies überhaupt möglich zu machen? Wie viel Gewinn muss anderswo generiert werden, um dies zu kompensieren? Um es überhaupt umsetzen zu können? Und, das grösste Problem ist inzwischen, dass man sich diesen Spass gar nicht mehr durch anderen Gewinn leisten kann, nein, man kann es nur durch die Einsparung von Ausgaben bewerkstelligen. Das heisst, es wird bei Löhne gespart um den Laden am laufen zu halten. Denn die Gewinn-Margen anderswo bieten keinen Spielraum mehr. Das ganze System basiert immer mehr auf Billig-Preise, kleine Margen.

Auch in der Lebensmittel-Branche besteht dieser Trend. Alle dürfen weniger an den Produkten verdienen. Und alle werden auch weniger für ihre Arbeit verdienen. Um neue Gewinne, um Wachstum generieren zu können, müssen neue Bedürfnisse geschaffen werden. Auf künstliche Weise. Und so brauchen wir nun jede Menge an Design-Food. Industriell produziert. Auf Kosten-Effektivität ausgerichtet. Kosten-Reduzierung ist die unheil-verheissende Zauberformel der letzten Jahrzehnte.

Lebens-Qualität kostet nun mal etwas. Jedoch weniger als die Behebung der, von Mangel an Lebens-Qualität verursachten Schäden. Und sie wäre viel billiger als wir es für möglich hielten, wenn wir uns wieder auf gewisse Dinge besinnen würden. Sie wäre viel einfacher zu erreichen und viel weniger kostspielig, wenn wir auch nur schon ein bisschen mehr Mass halten würden, in unserem Überfluss.


Wie stehen diese Szenarien, die sich weltweit immer weiter am zuspitzen sind, in krassem Gegensatz zu dem Bild der jeder von uns eigentlich irgendwo in seinem Herzen vergraben hat, vor langer Zeit, dass Arbeit, Nahrung und Versorgung für jeden Menschen auf dieser eigentlich möglich wären?


Ich werde wütend, wenn ich höre dass inzwischen 1/3 der Transaktionen an der Zürcher Börse automatisiert abgewickelt werden. Es sind Maschinen, die ganz alleine entscheiden und handeln, welche Wertpapiere zu welcher Zeit gekauft und verkauft werden, im Millisekunden-Bereich, mit dem einzigen Zweck Gewinn zu generieren. Gewinn aus dem Nichts. Auf Papier. In Computern. Das ist wie der Hase aus dem Zylinder. Leider möchte man uns glauben lassen, nach dem Hase der in den Börsen hervorgezaubert wird, seien die Güter und Reichtümer dieser Welt zu verteilen. Der Hase entscheidet, wer was bekommt! Ist das nicht purer Wahnsinn? Vor einiger Zeit gab es einen Quasi-Crash an der NY-Börse, als die Algorithmen sich in einem teuflischen Kreis zu bewegen begannen. Jede Maschine, die automatisiert und autonom Transaktionen vornahm, trieb die Nächste zum Verkauf. Die ganze Sache schaukelte sich auf und es kam zur Eigendynamik. Alle Maschinen verkauften. Unsummen gingen flöten. Milliarden gingen vernichtet. Die einzige Lösung: Die Maschinen abzustellen.

Nun sagt man uns, dass in Zürich dies niemals passieren könne. Schön. Beruhigend. Und wieso? Weil man die Maschinen so programmiert hat, dass sie sich in einem solchen Fall selbst "abstellen". Man hat die Algorithmen verbessert um es möglich zu machen, dass eine solche Entwicklung sofort als solche erkannt wird und darauf reagiert wird, mit dem Stop der Transaktionen. Das soll das Problem gelöst haben? Man sagt uns, dies habe das Problem gelöst! Der Crash wird vermieden... Doch dies ist eine Lüge. Dies ist Symptom-Bekämpfung. Denn das wahre Problem ist: Die automatisierten Transaktion tendieren weiterhin zu solchen Entwicklungen, die Dynamik wurde nicht grundsätzlich geändert. Man zieht einfach den Stecker, bevor es irgendwer merken kann! Und die Tatsache, dass diese Eigenschaft weiterhin grundlegender Bestandteil der elektronischen Wirtschaft ist, sollte uns wirklich zu denken geben.

Natürlich kann man sagen, Menschen würden genau gleich handeln und sich auch in ein solches Szenario hinein manövrieren können. Wahr... Im Nachhinein würde man aber die Fehler analysieren und Lehren daraus ziehen. Man würde sich den Vorsatz nehmen, nie nie mehr auf dermassen dumme Weise zu Handeln. Eine Menschliche Eigenschaft. Doch hat es eine andere Qualität, wenn wir diese unsere Eigenschaft, diese unsere Fehlbarkeit den Maschinen anlernen und diese dann für unsere Wirtschaft sorgen lassen. Oder? Wollen wir wirklich, dass Maschinen, die im Grunde die schlechte Eigenschaften des Menschen erlernt haben plus die Fähigkeit zu erkennen, wann es "zu Viel des Guten" ist, unsere Reichtümer verwalten? Und sie tun dies mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Effektivität!


Wenn jemand den Gewinn-Generierenden-Gewinn kritisiert, wenn jemand diesen Hasen im Zylinder als Trick entlarven möchte, erinnert uns ein Daniel Vasella sofort daran, er ermahnt uns nicht zu vergessen, wer aber auch davon profitiert: die Pensions-Kassen. Man sagt uns also, dass wir gar nicht ohne den Hasen leben könnten, denn wir könnten unsere alternde Bevölkerung nicht mehr versorgen! Ein Tabu, also... Was er aber vergisst zu erwähnen ist, dass sich rund um die Pensions-Kassen eine ganze Branche etabliert hat. Wie viele Menschen, Berater, Consultants verdienen an den Geldern der Pensionskassen mit? Und das ist nur der eine, kleine Teil derjenigen, die am Verwalten dieser Gelder teilhaben und dafür entlohnt werden. Dann gibt es den viel viel grösseren und unheilvolleren Teil: was mit diesen Geldern finanziert wird. Wie viele, in der Wirtschafts-Krise verpulverte Billionen stammten aus Pensionskassen-Vermögen? Wie viele Gelder hart arbeitender Menschen wurden in den Bau von teuren Wohnungen investiert? Wohnungen, die sich die Versicherten nie werden leisten können? Stellen wir uns mal vor, diese Vermögen würden nur für die Auszahlung der Altersrenten eingesetzt und in "angemessene" Dinge investiert, in KMU's, in der Erschaffung neuer Arbeitsplätze die Wohlstand generieren, wie zum Beispiel dezentralisierte Energie-Gewinnung. Ein schöner Traum, nicht wahr? Wir wären dann in der Lage, die Altersvorsorge zu gewährleisten und eine bessere Lebensqualität zu garantieren. Man hat diese unsere und Gottes Welt zum "Dorf" deklariert, zum Dorf gemacht. Nun sollte man die Konsequenzen daraus ziehen. Die Welt ist nicht, noch nicht, am Altern. In vielen Ländern besteht mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus Jugendlichen. Was ist mit denen? Früher hat man das so gehandhabt: Die alten gaben ihr angehäuftes Vermögen an die nächste Generation weiter, die wiederum damit wirtschaftete und den Lebensunterhalt für die aktuellen 3 Generationen garantierte. Dann, ging es an die nächste Generation weiter... So ging das, früher. Und weshalb sollte es heute nicht mehr möglich sein? Wir sind im Stande auf den Mond zu gehen, riesige Armeen aufzubauen, die Atom-Spaltung zu "beherrschen", aber bringen es nicht fertig unsere Vorfahren zu unterhalten? Bestimmt nicht zum Einkaufs-Preis...