October 31, 2010

siesta & winterschlaf

 
1 Jahr...?

Ich habe das Gefühl, diesen Sommer Siesta gehalten zu haben, nach dem letzten Winterschlaf. Und nun geht es schon wieder ab ins Bett... Ich komme gar nicht dazu, was zu machen. Krasse Schlaf-Therapie, ihr Wahnärzte.
 
 

October 29, 2010

warten auf den Kammerjäger

 
In der Harten Klinik meinte Küchenschabe, als er mitbekam wie ich "Hung Up" von Madonna hörte, dies sei ein äusserst guter Song. Er schloss die Hand zu einer Faust und spreizte dann den Daumen ab, nach oben zeigend...

Küchenschabe erinnert sich vielleicht wie ich ihm einmal sagte, er würde höchst wahrscheinlich einmal meine Mutter kennenlernen. Möglich, dass er es inzwischen nicht unbedingt als wünschenswert empfindet, tut sie doch am liebsten Menschen die sie ärgerten aufblasen und verhopsen!

Auf Küchenschabe werde ich noch zurückkommen, ist er auch einer der wenigen Menschen die mich ziemlich wütend machen obwohl er nicht in beruflichem Rahmen mit mir zu tun hatte. Eine Privat-Person, die... ehhmmm... Hung Up! Wart's ab! Ich werde dir noch zeigen was ich kaum erwarten kann, worauf ich so müde bin zu warten: Ich zeige dir wo der Kammerjäger hängt.

Autor unbekannt


Hung Up  ==  Madonna

Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
Time goes by so slowly

Every little thing that you say or do
I'm hung up
I'm hung up on you
Waiting for your call
Baby night and day
I'm fed up
I'm tired of waiting on you

Time goes by so slowly for those who wait
No time to hesitate
Those who run seem to have all the fun
I'm caught up
I don't know what to do

Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
Time goes by so slowly
I don't know what to do

Every little thing that you say or do
I'm hung up
I'm hunging up on you
Waiting for your call
Baby night and day
I'm fed up
I'm tired of waiting on you

Every little thing that you say or do
I'm hung up
I'm hunging up on you

Waiting for your call
Baby night and day
I'm fed up
I'm tired of waiting on you

Ring ring ring goes the telephone
The lights are on but there's no-one home
Tick tick tock it's a quarter to two
And I'm done
I'm hanging up on you

I can't keep on waiting for you
I know that you're still hesitating
Don't cry for me
'cause I'll find my way
you'll wake up one day
but it'll be too late

Every little thing that you say or do
I'm hung up
I'm hunging up on you
Waiting for your call
Baby night and day
I'm fed up
I'm tired of waiting on you

Every little thing that you say or do
I'm hung up
I'm hunging up on you
Waiting for your call
Baby night and day
I'm fed up
I'm tired of waiting on you

My heroine: I'll never get tired of waiting on you.


It's been three years
since I'm knockin' on your door,
and I still can knock some more.
You know: Hard Knocks!
Bob Marley & LET US SHINE

Bild von Max Sauco
 
 

October 22, 2010

Dr. Y und das Klavier

 
Dr. Hieronymus Y hat es nicht so mit gewissen Dingen. Zum Beispiel Red Bull oder Coca Cola... Schicken die Götter eine kleine, ungefährliche, süsse Flasche Cola in "The Gods Must Be Crazy", dann ist es bei ihm eine Riesen-Dose und, unweigerlich, werden Menschen verletzt!

Bild von David Lachapelle



Bestellt er zu essen, bekommt er stattdessen Musik!

Missverständnis  ==  Mani Matter

Wi me sech doch mängisch missversteit
I ha gmeint, i heig ihm dütlech gseit
Was i will dass är mir is Hus spedier
Jitz scheckt dä statt ere Bratwurscht es Klavier.

Nid dass gäg Klavier ig öppis hätt
Nei, ou es Klavier isch an sich nätt
Aber zu Salat, Röschti umne Bier
Nimmt me doch e Bratwurscht, kes Klavier.

I wott gwöss ned stur sy, s'lit mer färn
Teil hei vilicht Bratwürscht gar ned gärn
Trotzdäm wär e Mönsch vor ner sältner Gier
Nähmt er statt er Bratwurscht es Klavier.

Zueggä, dass sech Bratwurscht ned empfihlt
Wenn mä gärn e Chopin-Walzer spilt
Ja vilicht für das nämmt i allwäg schier
Lieber als ä Bratwurscht es Klavier.

Aber i ha Hunger, wärn gärn satt
Sitze vor mir Röschti mit Salat
Chätsche da derzue zwüsche zwe Schlück Bier
Luschtlos are Taschte vom Klavier.


 
 

October 21, 2010

beruhigend

 
Ich erzähle einem Sozialarbeiter, wie ich von der Helsana ohne Vorwarnung ausgesteuert wurde und so, praktisch von einem Tag auf den Andern, von 8000.- SFr Monatseinkommen zum Sozialfall wurde. Und ich sagte, wie sehr ich dies unglaublich und ungeheuerlich fände, dass eine solche Versicherung nicht die Verantwortung habe, jemanden vor dem Gang zum Sozialamt zu bewahren — zumindest das Möglichste tun und ihn unterstützen, um dies zu vermeiden. Ich meine: Jeder Arbeitgeber muss seinem Angestellten eine Kündigungsfrist gewähren. Wenn die Helsana, als Krankentaggeld-Versicherung, über 2 Jahre lang, mein Einkommen sichert, hat sie nicht die moralische Verpflichtung mir zumindest die Chance zu geben, mein Lebensstandard anzupassen und somit Betreibungen und Pfändungen zu vermeiden, wenn sie ihre Pflicht erfüllt hat?

Die Antwort, die ich damals bekam war ja sehr beruhigend:
Das ist ja nicht so, normalerweise.
Also... Um zu Rekapitulieren... Ich werde von heute auf morgen zum Sozialamt geschickt, werde garantiert betrieben, habe (gerade!) eine viel zu teure Wohnung bezogen, und rege mich über die Helsana auf, die das alles hätte vermeiden können. Und da ist ein Typ der sich offensichtlich damit auskennt, wie so was im "Normalfall" abläuft, der mir sagt ich solle mich nicht aufregen, denn normalerweise würde die Helsana nicht so mit ihren Versicherten umgehen. Da ist ja mal eine beruhigende Neuigkeit! Sehr beruhigend...

Nur, das Problem dabei ist, in den letzten 3 Jahren ist mir wahrscheinlich ziemlich Vieles zugestossen, was mich aufgeregt hat doch nicht hätte aufregen sollen, denn "normalerweise" würde es anders laufen. Und dazu kommt, dass ich durch meine Beschuldigungen alle Symptome eines Paranoiden und sogar eines Amokläufers aufweise. Denn, dies ist der typische Schluss den man im Nachhinein bei einem Amokläufer ziehen würde: Man würde sagen dass alle Zeichen da gewesen sind. Aber ich drehe die Sache um und behaupte, dass ich (aus welchen Gründen auch immer) Dinge durchmachen musste die einen Menschen derart in seiner psychischen Stabilität gefährden könnten, dass die Entwicklung von Selbstmord- oder sogar Mord-Gedanken nicht überraschen würden. Ja, im Nachhinein wäre dies sogar ein ziemlich typischer Fall von einem Amokläufer, einem armen, gekränkten Paranoiden, der die ganze Welt gegen ihn sieht. Ganz typisch. Doch, ich werde nicht durchdrehen. Ich werde niemals mehr als eine Scheibe zerschlagen. Das Durchdrehen überlasse ich anderen, wie zum Beispiel Doktor Y.

Und nun frage ich den Leser: Ist das nicht beruhigend zu wissen, dass unsere moderne Psychiatrie aus einem Junkie einen Menschen mit riesen Potential machen kann? Gut, ja, das Potential zu Verwüsten und zu Töten... Aber Potential! Einer der Aufträge der Psychiatrie lautet ja, den Patienten dabei zu unterstützen seine Potentiale zu entdecken und zu entfalten. Nun, die Harte Klinik und die Helsana haben hier ganze Arbeit geleistet!

Für mich beruhigend: Ich habe noch ganz andere Potentiale.

Zdenek Janda: Fighter


Nicht destruktive Potentiale. Aber auch die des Kämpfen. Denn, diesen Kampf sehe ich nicht als destruktiv, hilft er mir doch beim Überleben. Und, sollte er auch nur einen einzigen Menschen davor bewahren können ähnliches zu erleben wie ich, dann ist er das Wert gewesen. Wenn all das Leiden, das ich überwinden musste, zur Bewahrung anderer dienen kann, dann könnte ich sogar damit leben. Doch so weit ist es noch lange nicht. Also beruhige ich mich und kämpfe weiter, in einer Welt des Hieronymus Bosch.


Spokes for the Wheel of Torment  ==  Buckethead & Dan Monti
Most of the paintings by Hieronymus Bosch



 
 

October 16, 2010

alternativen (un)erwünscht

 
In der Schweiz geschieht gerade etwas bedauernswertes. Das Volk hat mit klarer Mehrheit dafür gestimmt, dass die Alternativ-Medizin Teil der Grund-Gesundheitsversorgung ist, also von der Grund-Krankenkasse bezahlt. Nun möchte man die Homöopathie ausschliessen. Ich habe gerade die Sendung "Club" gesehen, und mich tierisch über die Argumente der Gegner von Alternativ-Methoden aufgeregt.

1) Für die Wirkung von Homöopathie gibt es keine Wissenschaftliche Beweise. Man bemängelt das Fehlen von Studien, ins Besondere von Doppel-Blind-Studien (wobei es Kontrollgruppen gibt, die Placebo erhalten). Nun, eine Studie in der der Patient nicht weiss ob er mit Kortison oder Globuli behandelt wird ist schon einmal unmöglich, denn das Eine bekommt man bei einem Arzt mit einer Art von Betreuung, das Andere bei einem anderen Arzt mit einem ganz anderen Typ von Betreuung. Der Placebo-Effekt, der so sehr verschrien wird von den Menschen die Sagen Alternativ-Methoden seien was auch immer: Nun, ein Placebo-Effekt mag es durchaus geben, ist vielleicht sogar wahrscheinlich. Dieser spricht aber nicht gegen die Methode sondern für sie. Wenn der Placebo-Effekt in der Kontrollgruppe der Alternativ-Methoden viel bessere Resultate bringt als in der Gruppe der konventionellen Medizin, dann würde das heissen, dass Ärzte der Alternativ-Methoden etwas bieten können, dass andere nicht können. Und weshalb sollte dieses Etwas nicht von der Allgemeinheit getragen werden, wenn es etwas bringt? Ausserdem, ganz wichtig, dieser Placebo-Effekt hätte keine Folge-Kosten, was man bei den konventionellen Methoden mit ihren Nebenwirkungen wirklich nicht immer behaupten kann. Insofern ist diese Art der Medizin wahrscheinlich um einiges Billiger. Ausserdem: Das Fehlen wissenschaftlicher Studien: Es würde mich keineswegs wundern, wenn sie einzig darauf zu führen ist, dass keine Mitteln dafür verfügbar sind. Auf der anderen Seite, wenn es wirklich so sicher ist, dass dies Humbug ist, weshalb werden diese Studien nicht von den Gegnern finanziert, die das "Wissenschaftliche" ja verkörpern?

2) Die Methoden würden als Ergänzung zu konventionellen Mitteln benützt, anstatt als Ersatz. Ich behaupte, dafür ist hauptsächlich die Angstmache schuld. Wie viele Patienten müssen ihr schlechte Gewissen zuerst einmal überwinden, wenn sie sich dafür entscheiden zu alternativen Methoden zu greifen bevor die allerletzte Möglichkeit der Schulmedizin ausprobiert wurde? Wie vielen Eltern wird die Krankheit ihres Kindes vorgeworfen, wenn sie nicht der Schulmedizin folgen?

3) Speziell gegen die Homöopathie wird letztens immer wieder das Thema der Verdünnung und der Vergleich des Tropfen im Ozean gebracht: Ich fordere die Wissenschaftler heraus, ein Gerät zu bauen dass am gleichen Standpunkt eines Haifischs im Bruchteil einer Sekunde einige Tropfen Blut im offenen Ozean bemerken können, und dann auch noch dessen Richtung festlegen kann. Wer weiss das schon, vielleicht auch noch die Entfernung und die Art des Tieres... Möglicherweise fühlt der Hai sogar die elektrische Impulse der Herzpumpe seiner Opfer. Ausserdem, haben diese Geruchsmoleküle durchaus eine Wirkung beim Haifisch, schüttet dieser doch ziemlich sicher ein ganzes Feuerwerk an Hormonen aus. Wie auch immer: Nicht zu wissen wie eine Sache funktioniert, heisst noch lange nicht dass sie nicht funktioniert. Denn dies ist der genau identische Gedankengang den man ging, als man die Erde unmöglich für eine Kugel betrachten wollte.

4) Steigende Kosten ist auch ein Thema. Ich habe schon vor einiger Zeit eine Reportage gesehen, die mich ziemlich beeindruckte, über eine Handauflegerin. Ein Professor der Schulmedizin tat sich ans Werk, nicht die (für die Wissenschaft noch für sehr lange Zeit unverständliche) Art zu wirken sondern die Tatsache einer Wirkung (also die Effektivität) wissenschaftlich zu dokumentieren. Der Professor hatte keine Ausbildung in irgend einer Alternativ-Methode, noch interessierte er sich persönlich dafür. Bis an dem Tag an dem er von eigenen Patienten mitbekam, denen er und seine Kollegen nicht mehr weiterhelfen konnten und die bei der Frau einen Erfolg feiern konnten. Dies beeindruckte ihn so sehr, dass er fand diese Methode müsse mehr Würdigung finden können. Er wollte also dazu beitragen, zumindest die Tatsache dass eine reale Wirkung existiert, wissenschaftlich zu dokumentieren, um jegliche Verneinung ein für alle Mal aus der Welt schaffen zu können. Es ist die Regel, dass Patienten erst ganz am Schluss der Kette möglicher schulmedizinischer Methoden, wenn sie so zu sagen auf sich allein gestellt sind, zur Alternativ-Medizin finden. Und angesichts der nicht zu leugnenden Resultate, fand selbst der Professor dies nicht mehr in Ordnung. Dies geschieht in der Schweiz, einerseits an einer Uni-Klinik und andererseits irgendwo auf dem Land, inmitten der Landwirtschaft. Jeder Schritt, der in der Schulmedizin ausgelassen worden wäre bevor sich die Patienten an die Handauflegerin gewandt hätten, wären ziemlich viel gespartes Geld gewesen. Es stellt sich also die Frage, wenn die Ärzte und Krankenkasse im Namen des "Wohls" der Allgemeinheit über steigende Kosten klagen, nicht viel mehr damit die Aufteilung des Kuchens meinen.


Ich bin keinesfalls gegen Schulmedizin. Ohne sie, ohne die Krebsforschung und die Chemotherapie, wäre mein Sohn heute nicht mehr. Ich habe nicht damit begonnen, den Lebertumor mit Globuli entfernen zu wollen und ich habe keine Sekunde lang an die Kompetenz der Schulmedizin gezweifelt, an der Tatsache dass sie unerlässlich und ein Segen ist. Ich bin aber der Meinung, dass sie nicht die Lösung für jedes gesundheitliche Problem sein kann. Es meint auch niemand, denke ich, dass Psychiatrie die einzige mögliche Lösung für jegliche psychische Störung ist, oder? Weshalb muss es sich dann anders verhalten bei anderen Beschwerden des Menschen? Wo wir doch eine derart komplexe und noch zu grossen Teilen unverstandene Maschine sind. Eine Maschine Gottes.

Erst in den Achtzigern Jahre merkte man, dass Antibiotika nicht das Ende der Bakterien bedeutete. Bis dann, war man sich in der Ärzte-Welt eigentlich vollkommen einig, Probleme mit Infektionen gehören der Vergangenheit an, die Bakterien seien gebändigt und liessen sich wann immer erwünscht einfach weg wischen. Die Natur lernte uns einmal mehr etwas Demut. Diese sollten Menschen allgemein auch dem gegenüber zeigen, was sie nicht nachvollziehen können. Denn, nicht alles was wir uns nicht Eigen machen können, muss schlecht sein. Es ist nur anders.


Autor unbekannt
 
 

October 15, 2010

more thoughts for Y

 
Oder, wie es ein Duo Schweizer Künstler so sieht und hält, das mit der Zeit, dem Rhythmus und den magischen Fortbewegungsmittel. Und denk immer schön dran: Wir werden dich irgendwann besuchen kommen, in Raum und Zeit, mit unserem magischen Teppich. Also... Immer die Tür einen Spalt offen lassen!


Magic Boat Ride  ==  Bubble Beatz


 
 

thoughts for Y

 
Doktor Y, du Arschgeige (im Sinn von Arsch, nicht im Sinn von Geige)
Falls du noch nicht im Wochenende bist...
Hier ein Denkanstoss für die nächsten Tage.
Sonst, Montag ist auch noch ein Tag, nicht wahr?


Time  ==  Pink Floyd

Ticking away the moments that make up a dull day
You fritter and waste the hours in an offhand way
Kicking around on a piece of ground in your home town
Waiting for someone or something to show you the way

Tired of lying in the sunshine
Staying home to watch the rain
And you are young and life is long
And there is time to kill today
And then one day you find
Ten years have got behind you
No one told you when to run
You missed the starting gun

And you run, and you run to catch up with the sun, but it's sinking
Racing around to come up behind you again
The sun is the same in a relative way, but you're older
Shorter of breath and one day closer to death

Every year is getting shorter
Never seem to find the time
Plans that either come to nought
Or half a page of scribbled lines
Hanging on in quiet desparation is the English way
The time is gone
The song is over
Thought I'd something more to say

Home, home again
I like to be here when I can
When I come home cold and tired
It's good to warm my bones beside the fire
Far away across the field
The tolling of the iron bell
Calls the faithful to their knees
To hear the softly spoken magic spells






Und... Nach der Sonnenfinsternis haben wir eh noch ein Hühnchen zu rupfen. Wie? Ja, Lady Marmelade auch... Aber die meinte ich nicht damit. Geniesse das Wochenende mit deinen Lieben. Geniesse es.


Brian Damage - Eclipse  ==  Pink Floyd

BRAIN DAMAGE
============
The lunatic is on the grass
The lunatic is on the grass
Remembering games and daisy chains and laughs
Got to keep the loonies on the path
The lunatic is in the hall
The lunatics are in my hall
The paper holds their folded faces to the floor
And every day the paper boy brings more
And if the dam breaks open many years too soon
And if there is no room upon the hill
And if your head explodes with dark forbodings too
I'll see you on the dark side of the moon
The lunatic is in my head
The lunatic is in my head
You raise the blade, you make the change
You re-arrange me 'till I'm sane
You lock the door
And throw away the key
There's someone in my head but it's not me.
And if the cloud bursts, thunder in your ear
You shout and no one seems to hear
And if the band you're in starts playing different tunes
I'll see you on the dark side of the moon

"I can't think of anything to say except...
I think it's marvellous! HaHaHa!"


ECLIPSE
=======
All that you touch
All that you see
All that you taste
All you feel
All that you love
All that you hate
All you distrust
All you save
All that you give
All that you deal
All that you buy
Beg, borrow or steal
All you create
All you destroy
All that you do
All that you say
All that you eat
Everyone you meet
All that you slight
Everyone you fight
All that is now
All that is gone
All that's to come
And everything under the sun is in tune
But the sun is eclipsed by the moon.
There is no dark side of the moon really.
Matter of fact it's all dark.


 
 

UBS und magischer Teppich

 
Man wollte nichts unter den Teppich kehren und dies wurde als positives Zeichen wahrgenommen. Nun hat man den Müll genauer angeschaut, jedes Teil identifiziert und ehrlich benennt (egal wie stark die Toxizität ist) und erklärt wie man zu einem solchen fehlerhaften Abfallprodukt gelangen konnte. So weit, so gut. Doch jetzt, im Namen des nächsten Profits, kehrt man nicht alles unter den Teppich, nein, man nimmt den Teppich und legt ihn vor den Augen aller über die Abfälle. Und das soll es gewesen sein!


Siehe auch den Post untern Teppich?


Ein Verfahren gegen die Verantwortlichen würde das Image der Bank schädigen: So eine Scheisse! Ist Verdrängung wirklich die einzige noch mögliche Überlebens-Strategie, für viele Grosskonzerne? Falls ja, wie weit sind wir in Wahrheit noch von Sodoma und Gomorrha entfernt? Es würde nicht dem Image der UBS schädlich sein, es würde eher etwas nutzen. Denn erst dann wären die grossen Werbeausgaben in der Formel 1 irgendwie vertretbar und glaubwürdig. Nun aber wurde dort einfach "Santander" durch "UBS" ersetzt. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Baum... Doch es kann geschehen, dass er dann unter den Teppich rollt. Oder dorthin getreten wird.

Bravo, Kaspar Villiger. Alles nach bester Schule der Kommunikations-Strategie aufarbeitet. Und jetzt, weiter wie nie zuvor? In den USA werden 144 Milliarden Dollar Gehälter und Boni von den größten börsennotierten US-Finanzunternehmen ausgeschüttet. Die meisten haben ihre Schulden beim Staat beglichen und müssen nun niemandem mehr Rechenschaft abgeben. Und so macht man weiter wie eh und je, dieses Jahr gelangen die Boni zu einem neuen Rekord. Wenn der sogenannte "Mensch der Strasse" (also der, der auf der Strasse gelandet ist nachdem die Immobilien-Blase platzte) nicht verarscht wird, dann muss mir mal jemand erklären was ich hier verpasst habe...


Siehe auch die Wirtschafts-Kolumne "Realitätsverlust in USA" auf n-tv.de


In der Zwischenzeit geht die 0% Geld-Politik ihren Weg weiter: Das ziemlich unmoralischste was man sich überhaupt vorstellen kann, besonders wenn aus diesem Geld mehr Geld geschöpft werden kann. Und davon lebt die Finanz-Industrie! Doch diese Geschichte erzähle ich ein ander Mal, nach einem Albtraum über die Finanzwelt...
 
 

Gefühle am Morgen

 
Es ist schön, hier zu spazieren. Die warme und nach Kirschblüten duftende Luft versetzt mich in eine Welt zwischen hier und vielen Erinnerungen, angenehme Erinnerungen an Zeit leichten Herzens. Letztens habe ich oft an diese Strasse, an diese Kreuzung, an diesen Ort meiner Jugend gedacht. So oft bin ich hier durch, auf den Weg zur Schule, auf den Weg in die Klavierstunden, auf den Weg zu Freunden. 200 Meter weiter ist das Haus in dem aufgewachsen bin, in dem so viele Menschen mich besucht haben und Parties gefeiert wurden, wo ich so viele Träume geträumt habe. Ein bisschen weiter die Todeskammer, in der ich mich von Opa und von Vater verabschiedet habe, als sie von uns gingen. Daneben, die Kirche mit der Platanen-Allée, wo ich oft auf Bänken gesessen habe, allein oder mit Freunden, Tags und auch oft Nachts. Und die Wiese hinter dem Haus, auf der ich diesen einen berühmten Dorfpolizisten sah, zusammen mit seinen Kollegen, wie sie, Waffen in der Hand, den 2 Räubern nachrannten, die einen Raubüberfall in unserem Dorf verübt hatten. Dann, Tage später, findet die Polizei heraus, dass die Räuber keine 10 Meter von unserem Wohnzimmer übernachtet hatten, auf dem Grundstück des Nachbarn, hinter der Hecke. So viele Erinnerungen. Der Baum den ich gepflanzt hatte, vor dem Haus: Eine Betula Pendula. Ein schöner Baum, wie ich finde. Eine Birke, mit nach unten hängenden Ästen. So wie ich Trauerweiden für wunderschöne Bäume halte. Ich werde mal langsam hin laufen, zu dem Haus in dem wir gewohnt haben.

Ah, schön, es sind noch andere Menschen unterwegs, an diesem Frühlingstag. Sie haben ihren Hund dabei. Vielleicht kenne ich sie ja von früher. Komischer Hund, der ist ja riesengross... Nein, das muss ja ein Pferd sein, der Grösse nach. Nein, auch nicht... Was ist das? Ein komisches, oben weisses und unten silber und dann bläulich schimmerndes Fell hat das Tier. Und es ist so lang, dieses Fell. Wie das eines dieser asiatischen Büffel, oder sind sie aus dem amerikanischen Kontinent? Nein, es hat einen Rüssel... Einen kurzen Rüssel. Mein Gott, das Tier ist ja voll aufgeregt. Es ist sogar aggressiv. Es hat mich gesehen! Es beginnt zu rennen. Nichts wie weg. Wie schnell kann es wohl rennen? Was? Da ist nochmal Eins? Es kommt auf mich zu, von der anderen Seite? Dieses ist ja noch viel viel grösser! Das muss eines der Eltern sein, von dem Jungtier das ich zuerst gesehen habe. Nichts wie weg hier, in die ursprünglich Richtung! Mein Gott, ich werde hier nicht lebend raus kommen... Scheisse! Musste ja sein! Neben dem Jungtier ist das zweite Elternteil aufgetaucht. Und es scheint sein Junges definitiv verteidigen zu wollen. Das müssen ja 3 Meter Höhe sein! Ich bin verloren. Sie kommen alle näher. Diese Geräusche, dieses Beben der Erde bei jedem ihrer Schritte, dieses Schnauben und Lechzen. Zumindest ist es ein schöner Frühlingstag, an dem ich sterben werde. Bald ist es soweit. Hoffentlich spielen sie nicht mit mir, bevor sie mich töten, wie die Katze mit der Maus spielt. Höchstens noch 5 Meter Abstand. 3. 2. Bleib so kniend am Boden, die Hände über dem Kopf, und rühr dich nicht. Bald hast du es überstanden. Ich kann ihr Atem spüren. Sie sind hier. Alle 3. Jetzt gleich. Hab keine Angst, ist nicht die schlechteste Art, dran glauben zu müssen. Machs gut, geliebtes Leben. Machs gut, geliebte... Was ist denn los? Wieso werde ich nicht in der Luft zerfetzt? Oder in den Boden gestampft? Machen sie zuerst eine Theorie-Stunde für ihr Kleines? Da kommt noch jemand zu mir. Es ist ein Mensch... Er ruft etwas. Die Tiere kommen nicht näher. Sie müssen auf diese Stimme hören. Vielleicht ist es nicht heute, dass ich sterben werde? Kann das wirklich sein? Ein Albtraum! Nur ein Albtraum! Mein Gott, ich fühlte wirklich wie meine letzte Stunde geschlagen hat. Ein Albtraum, ist das menschenmöglich? Verdammt, ich hätte mir fast in die Hose gemacht. Ich dachte wirklich, es sei zu Ende. Mein Gott... Ich... Ich... Ich weiss nicht ob mir nach lachen oder nach weinen ist.


Bild von Joel Rea


Diese Stimmen! Diese Stimmen, ich kenne sie! Wow... Da sind ja so viele meiner Freunde. Sie sind alle hier. Ist das eine schöne Überraschung! Und scheinen bestens gelaunt zu sein. Ja, sie sind fröhlich am Festen. Mann, tut das gut! Gerade noch fürchtete ich um mein Leben, und nun sitzen wir hier auf dem Berg und schlürfen zufrieden an unseren Cocktails. Es wärmt mir das Herz, diese Menschen um mich zu sehen. Ich weiss von den Meisten, wie gern sie mich haben. Und ich weiss, wie gern ich sie habe. Ich kann mich wirklich glücklich nennen, solche Freunde haben zu dürfen. Wo gehen wir jetzt hin? In die Altstadt? Okay... Oh, da ist ja dieser Typ, der mir immer den Stoff besorgt hat. Er kommt auf mich zu. Er hat Geld in der Hand, und die kleinen Tüten, mit den Drogen. Er schenkt mir eins. Das ist schön, ich kann das jetzt wirklich gebrauchen, nach diesen Todesängsten. Ich gehe schnell dort in die Umkleide-Kabine, das merkt niemand. Mann, was ist denn das? Das ist der grösste Dreck den ich seit langem in den Fingern hatte. Dieses Arschloch! Was soll das denn? Ich habe ihn ja gar nicht angesprochen, ich habe nichts von ihm gewollt. Weshalb kommt er auf mich zu und schenkt mir dann etwas unbrauchbares? Da ist er ja. He, hallo! Was? So viel? Mal sehen... Ist mein letztes Geld, mein letzter Rappen. Wenn du es unbedingt haben willst, wenn du dir keine Skrupeln machst, bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig, oder? Arschloch! Zurück in die Umkleide-Kabine. Ah, da sind ja andere Menschen, jetzt. Oh, die zwei junge Frauen kenne ich ja, und zwar bestens. Ich werde sie mal begrüssen. Was, sie drehen sich um? Sie laufen davon? Was ist denn los? Man könnte meinen, sie schämen sich. Was soll das? Diese Freundschaft war etwas besonderes! Und jetzt? Tun sie so, als würden sie mich nicht kennen? Scheisse! Scheisse, verdammte Scheisse! Ach, lass mich endlich einmal diese Drogen konsumieren, dann wird das weniger schmerzhaft sein. Also, auflösen... He, diese Stimme. Ist das nicht mein früherer Chef? Mit seiner Frau? Mann-o-Meter, ich konnte diesen Typ nie ausstehen. Verdammt, er hat bemerkt, dass ich hier drin bin. Sie lachen. Wenn er jetzt reinkommt, habe ich keine Chance mehr, das Zeugs zu verstecken! Der wird mich voll erwischen, wie ich hier Drogen auf aufbereiten bin! Muss das jetzt sein? Ja klar! Er ist ja auch schon hier an der Tür. Was hätte man sonst von diesem Typen erwarten können, wenn nicht dass er so reagieren und versuchen würde, mich jetzt fertig zu machen. Er lacht. Die Türe geht auf... Scheisse, ich verspreche dir, ich verpass dir eine Visitenkarte die du nicht vergessen wirst, für diesen Besuch, du verdammtes Arschloch. Ich bin sowas von wütend, ich werde dich blutig schlagen, diesmal, ist mir scheiss egal! Komm... Komm schon! Ein Albtraum! Nur ein Albtraum! Schon wieder ein Albtraum... Schon wieder ein Albtraum...


Bild von Roberto Rizzato


Bin ich aber diesmal wirklich wach? Oder geschieht gerade die nächste schräge Sache, nur um dann realisieren, dass ich unter den schlimmsten Lebensängste eigentlich nur geträumt hatte? Ich stehe auf. Ich rauche eine Zigarette auf dem Balkon, draussen ist es noch dunkel. Mann, bin ich durcheinander. Ich bin an meinen eigenen Schreien aufgewacht. Ich fühle mich so derart schlecht. Das ist ein Albtraum, so aufwachen zu müssen. Das ist ein wahrer Albtraum. So wie damals... Als die Geschichte mit dem Typen war, der mir sagte... Moment... Das ist ja wirklich geschehen. Wieso kommt mir das jetzt in Sinn, wenn ich an Albträume denke. Heee... Da sind ja nicht wenige Parallelen, zwischen den Ereignissen in meinen Träumen und was mir in den letzten Jahren wiederfahren ist. Ein Altbraum, ein richtiger Albtraum, was abgegangen ist. Was da abgeht! Und es hört nicht auf. Die Realität, die ich zu vergessen versuche, sucht mich wieder in meinen Träumen auf. Und die Träume, die bringen mich dann wieder zurück in die vergangene Realität. Ein Albtraum... Ein echter Albtraum... Zum Schreien!


Autor unbekannt
 
 

October 14, 2010

von Seelen und Wunden

Ich denke oft darüber nach, vielleicht habe ich auch schon darüber geschrieben, wie verschieden die Welt gewesen ist, die mein Grossvater verlassen hat, von der Welt in die er geboren wurde. 1898 geboren, gab es in seiner Kindheit kein fliessend Wasser und keinen Strom in den Häusern. Er hat zwei Weltkriege durchgemacht, in beiden musste er an die Front. Er hat miterlebt wie die Erziehung von Kindern, vom Riegel auf die Hände und die Bestrafung in der Ecke des Klassenzimmers, hinüber in das antiautoritäre Konzept der frühen Siebziger wechselte. Er hat die Arbeit miterlebt, die Menschen nur dank ihrer Nutztiere erledigen konnten, bis hin zu seinem Enkel der sich an einem PC mit digitaler Bildbearbeitung befasste.

Er hat viele Dinge gesehen, die sich im Laufe der Zeit zum Besseren änderten. Er hat aber auch viele neue, zuvor undenkbare Probleme aufkommen sehen. Er hat es geschafft, nicht "den guten alten Zeiten" nachzutrauern, auch nicht der Nachkriegszeit mit dem wirtschaftlichen Aufschwung. Er hat ein mehr als 90 jähriges Leben lang gesehen, wie der Mensch Mensch ist und, bei aller Veränderung in der Welt und im Lebensstil der Menschen, wusste er dass der Mensch eigentlich immer der Selbe ist. Er ist zu den unglaublichsten Dingen fähig: zu den grössten Errungenschaften und den tapfersten Heldentaten, wie aber auch zu den abscheulichsten Verbrechen.

Mein Grossvater hat mir einmal von dem "Grossen Marsch" erzählt, als er zusammen mit zehntausenden anderer Soldaten in Russland einmarschierte und in richtung Moskau zog. Er hat bekannte und sogar Freunde durch Erschöpfung fallen sehen und ist dennoch weitergelaufen, wie jeder andere auch, denn anhalten heisste vor Kälte sterben. Wo die Männer kaum noch in der Lage waren sich selber an das nächste Ziel zu befördern war jede, auch nur so kleine Hilfe an den Nächsten eine Sache der Unmöglichkeit. Mit der festen Entschlossenheit keinen Menschen zu töten, kam er aus dem einen Krieg als einer der aller ersten Verletzen aus der Schlacht und aus dem anderen Krieg in Gefangenschaft bei den Russen. Ein Neffe von ihm, Arzt von Beruf, kümmerte sich in einem deutschen Gefangenenlager um die Gesundheit russischer Soldaten. Die Russen, die seinen Onkel gefangen hielten. Die Russen, vor denen man alles, aber wirklich alles, verstecken musste was auch nur im Entferntesten an Alkohol erinnern konnte: Sie kamen dann zu ihm, mit ihren inneren Verletzungen, wenn sie wieder einmal Brennsprit oder sonst was getrunken hatten.

Es muss für uns, die weder einen dieser Kriege noch die Gefangenenlager im ehemaligen Jugoslawien noch eine sonstige von Menschen erschaffene Höllen-Vorhalle gesehen haben, unvorstellbar sein, was diese Menschen durchgemacht haben. Meine Mutter, die zurückgeblieben war und all die Monate mit den nächtlichen Sirenen und den Bombardierungen miterlebte, die Nacht um Nacht im Luftschutzraum verbrachte während draussen die Stadt jeden Morgen ein bisschen mehr in Trümmern lag, bis zu Schluss praktisch nichts mehr da war, meine Mutter begegnete ihrem Vater auf der Strasse, als dieser nach Kriegsende aus der Gefangenschaft zurück nach Hause kam. Sie begegnete ihrem Vater, doch sie erkannte ihn nicht. So sehr war er von der Gefangenschaft gezeichnet. Es sind andere Kinder gewesen, Altersgenossen meiner Mutter, die sie auf diese Gestalt aufmerksam gemacht haben...

Und dennoch, bei keinem dieser drei Verwandten habe ich jemals das Gefühl gehabt, sie wären durch ihre Erlebnisse tief in ihrer Seele verletzt worden. Ich möchte mir nicht anmassen zu wissen, welchen Schrecken sie erleben mussten und welche Wunden dieser hinterlassen hat doch, wenn sie davon erzählten, habe ich nie den Eindruck gehabt, sie seien an dem fast zerbrochen in dem was ihr tiefstes Wesen ausmacht. Mein Grossvater erzählte mir davon, wie viele Betroffene, um dazu beizutragen, dass wir nicht vergessen wozu der Mensch fähig sein kann. Er erzählte mir davon, um mir klar zu machen, in welch unglaublich privilegierte Lage ich mich befinden würde, aber nicht um mir damit ein schlechtes Gewissen zu machen, nein, um in mir das Bewusstsein dafür zu wecken, was mir alles geschenkt wurde. Um es würdigen zu können.

Ich habe meinen Opa als weniger vom Leben gezeichnet empfunden, als zum Beispiel mein Vater, der sozusagen wohlbehütet in Zürich gross geworden ist. Bei all dem unbeschreiblichen Leid, den mein Opa erlebte, irgendwie muss ihm ein schlimmes Erlebnis erspart worden sein, dass ihn zutiefst erschütterte. Ich weiss nicht wie ich es beschreiben soll... Er hat um das nackte Überleben gekämpft, er hat gehungert, er hat Freunde verloren, er hat den Wahnsinn des Kriegs-Gemetzel erlebt, und dennoch ist er als ganzer Mann zurück zu seiner Tochter. Vielleicht sollte ich von meinem Vater erzählen um klar zu machen was ich ausdrücken möchte.

Ich werde nie vergessen wie mir mein Vater davon erzählte, wie im seine Mutter viel Geld anvertraute, Geld das zu jener Zeit sehr knapp war, und wie meinem Vater dieses durch seine Unachtsamkeit abhanden kam. Er sprach davon, wie er zurück nach Hause ging und wie seine Mutter, aus schierem Kummer darüber wie es weitergehen sollte, zu weinen begann. Ich war damals ziemlich unsicher darüber, wie mein Leben weitergehen und was aus mir werden sollte und auch deshalb glaube ich, hat er mir dies erzählt um mich darauf aufmerksam zu machen, was Unaufmerksamkeit für schlimme Folgen haben kann. Er hat aber kein einziges explizites Wort darüber gesagt, keine Mahnung, keine düstere Prognose für meine Zukunft, nichts, er hat einfach nur erzählt was ihm widerfahren war. Doch, als er diese inzwischen schon mehr als 60 Jahre zurückliegende Geschichte erzählte, ist für mich das Eindrücklichste gewesen wie sie mein Vater offensichtlich sein Leben lang mit sich tragen musste, als schwere Bürde, wie Präsent sie nach so langer Zeit noch war. Ich glaube es hat ihn fast das Herz zerbrochen, was er "angestellt" hatte, und die Schuldgefühle konnte er nie wirklich überwinden.


Autor unbekannt


Wenn ich nun die Folgen der erlebten Ereignisse auf meinen Grossvater und auf meinen Vater vergleiche, da ist es für mich offensichtlich wie Letztere grösseren Schaden davon tragen musste, obwohl mein Opa in die wahrscheinlichst schlimmsten historischen Ereignisse der Moderne verwickelt war. Dies würde bedeuten, dass die seelische Wunden, die ein Mensch in sich trägt, nicht dem Entsprechen müssen, wie die Geschichte oder die Mitmenschen die Ereignisse werten wird.

So kann ich mir schwer vorstellen, was eine Bekannte von mir durchgemacht hat nachdem man ihr, nach einer Abtreibung in einem Schwellenland, wahrscheinlich als "erziehrische Massnahme" das leblose Embryo zeigte das sie gerade noch in sich trug, oder was davon übrig blieb. Ziemlich sicher ist, dass sie dieses Ereignis auch ihr Leben lang mit sich wird tragen müssen, völlig unabhängig davon ob und welche Kämpfe sie mit sich selbst austragen musste, um solch einen Entscheid zu treffen.

Nach den Erzählungen meiner beiden Vorfahren und nach meiner eigenen Erfahrung, wundert es mich inzwischen auch wenig, dass ich praktisch unbeschadet eine bewaffnete Entführung und eine geladene Waffe an der Schläfe überstanden habe, jedoch wirklich fast zugrunde ging, wegen den Ereignissen in der Harten Klinik. Denn dort, habe ich nicht eine Gruppe Taugenichts erlebt, die ein Risiko eingehen um ihr Leben etwas bequemer zu gestalten, dort habe ich Profis getroffen, denen ich vertraut habe, die nicht davor zurückgeschreckt sind, vor den Augen der Bundespolizei mich psychisch fertig zu machen, konsequent, über mehrere Wochen, und ohne Rücksicht auf Verluste. Man schreckte nicht einmal davor zurück, nach dem ganzen Debakel in der Klinik selbst, noch die Schuld von sich weisen zu wollen, trotz besserem Wissen! Ja, obwohl man genau nachvollziehen konnte was mit mir geschehen war, hat man noch versucht die Polizei für die Schäden verantwortlich zu machen, natürlich meine Ex-Frau, und weiss der Geier wen sonst noch alles. Da man mich 24 Std. beobachtete, fühlte man sich nicht einmal bemüht, meine Selbstmord-Gedanken ernst zu nehmen und darauf einzugehen, nein... Ich kann mir so gut vorstellen wie man in der Klinik sagte, mir könne ja eh nichts geschehen.

Bevor ich euch eine Frage stelle, mache ich euch einen Vorschlag, ihr kleinen Möchtegern von weissen Kitteln: Da mir ja, wie ihr wahrscheinlich gesagt habt, zu keiner Zeit etwas geschehen konnte, mache ich euch den Vorschlag, einzeln, je eine Viertelstunde zusammen mit mir auf meinem Balkon im 5. Stock zu verbringen. Ich und der jeweilige Arzt alleine, 15 kurze Minuten. Kann ja eh nichts geschehen, oder? Die Reihenfolge könnt ihr selbst auswählen, Doktor Y, Doktor NO und Direktor Lanzy... Die Ladies lassen wir für dies Mal aus der Geschichte. Einverstanden?

Und jetzt die Frage, die ich euch stellen möchte. Nach dem was meine Vorfahren erleben mussten, im benachbarten Deutschland, nach dem was Europa in jüngster Vergangenheit durchmachen musste, nach dem was die Jugend heute schon für sich alleine an Identitätsfindungs- und allgemeine Probleme hat, wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, einmal eine Generation zu haben, die nicht auf irgend eine Weise traumatisiert ist? Wäre dies wirklich zu viel verlangt, you crazy little bastards?

ehrlichkeit

 
Ehrlichkeit 1
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In der Harten Klinik habe ich bei zwei Gelegenheiten diesen Satz gehört
Und nun die wahrscheinlich ehrlichste Frage heute.
Dann folgte die Frage danach, ob ich weiterhin die Situation ohne Drogen werde meistern können. Beide Male kam diese Frage nach einem längeren Gespräch mit einem Pfleger, nach dutzenden von Fragen. Einmal ist es Italo gewesen, das zweite Mal war es der Pfleger der von den 2 Agenten sprach.

Mit Italo hatte ich ein längeres Gespräch über meine Ehefrau, die bevorstehenden Examen die sie in der Klinik machen musste — wobei Italo die Bemerkung machte, dass viele Frauen die verlassen werden solche Leiden erfinden würden, um den Partner unter Druck zu setzen — über die Junge Dame, über die Persönlichkeitsstörung Borderline, über meine Absichten für die nächste Zukunft, usw. Dann sagte er, eben, jetzt würde die wahrscheinlich ehrlichste Frage des Abends folgen. Dann fragte er mich, ob ich das Gefühl hätte, den Druck weiterhin ohne Drogen standhalten zu können. Ich antwortete, ich wisse es nicht. Für den Moment ja, sonst hätte ich ja jetzt mit ihm darüber gesprochen.

Kurz vor „Austritt“ aus der Harten Klinik, als ich noch der Schatten meiner selbst war, hatte ich ein Gespräch mit diesem anderen Pfleger. Dabei fragte er auch nach meinem Frauenbild und nach meinem Mannsbild. Er fragte mich nach meiner Beziehung zu meinem Bruder aus. Er fragte mich nach meinen Gefühlen ihm gegenüber aus. Und er wunderte sich, dass ich keine Wut sondern eher Mitgefühl und Trauer für ihn empfand. Dann folgte die wahrscheinlich ehrlichste Frage an diesem heutigen Nachmittag. Er erkundigte sich danach, ob ich es schaffen würde, ohne Drogen klar zu kommen. Zur Zeit ja, doch wie wird es in Zukunft aussehen?


Eins von inzwischen unzähligen Beispiele von „riesigen Zufälle“, die mir ab der Harten Klinik wiederkehren sollten. Ich hoffe doch sehr, besonders für Italo und das Vertrauen das ich in ihm hatte, dass zumindest dieser Zufall ein Hinweis für mich sein sollte. Dass in dem ganzen Wahnsinn der sich in der Harten Klinik abgespielt hat, dies ein kleiner Versuch gewesen ist, mir ein wenig Sinn in dem Unsinn zu übermitteln. Ich hoffe es... ganz ehrlich.

Bild von David Lachapelle



Ehrlichkeit 2
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Es ist etwas mehr als 1 Jahr her, dass ich nach Möglichkeiten für meinen Umzug suchte, weg von der Wohnung mit meiner Ex-Frau. Ich fragte einen Bekannten, der mir einen Namen gab: Es handelte sich dabei um eine Gruppe Leute die aus einem Christlichen Rehabilitationszentrum im Kanton Glarus mehrere kleine Unternehmen gegründet hatten, darunter eine Transport-Firma. Der Bekannte selbst war schon dort gewesen und hatte eine Zeit in diesem Zentrum verbracht. Er konnte diese Leute nur empfehlen.

Doktor Gassenjoe war auch in der Nähe. Als ich ihm von diesem Tipp erzählte, meinte er dazu
Nein... Das ist so 'ne Sache mit Junkies! Ich besorge dir eine andere Adresse.
Das ist, zur Erinnerung, der Arzt der Kontakt & Anlaufstellen der Stadt Zürich, der dort Milieu-Arbeit für Drogensüchtige leistet und somit oft das letzte Bindeglied für diese Menschen ist, zwischen ärztlicher Versorgung und Verwahrlosung. Es ist der Arzt, der mich zur Heroin-Abgabe schickte als ich ihm im Gespräch gesagt hatte, ich bräuchte einen guten Therapeuten, dem ich vertrauen könne. Es ist der Arzt der, als ich nach der Villa am Hönggerberg in Tränen in seinem Büro sass und fragte wer nun eigentlich der für mich verantwortliche Psychiater oder Therapeut sei, ausrief
Das ist doch jetzt egal!
Dieser Arzt also meinte abwertend zu einer Firma, durch ein Christliches Rehabilitationszentrum im Kanton Glarus entstanden, das sei ja nichts als so eine Junkie-Sache. Vielleicht wollte er ja mich damit parodieren. Ich hoffe es... ganz ehrlich. Denn es wäre noch schlimmer, wenn er wirklich mit einer solchen Einstellung Tag für Tag an die Arbeit gehen würde. Doch auch wenn er damit mich parodieren wollte, ist das nicht gerade ein Zeugnis von Intelligenz- und Durchblick-Armut? Denn, diese vermeintliche Parodie meiner Wenigkeit würde auf völlig falschen Tatsachen basieren, nämlich auf der verdrehten Lügen-Version der Harten Klinik. Und ich hoffe für diesen Arzt, dass er sich nicht in einer solch peinlichen Lage hat bringen lassen, wie schon andere vor ihm. Denn ich hatte noch eine gute Meinung von ihm, damals, als ich ihm noch das zuschrieb was eigentlich meine Leistung gewesen ist: Nämlich auf einen Arzt zu hören und mich auf einen Aufenthalt in der Villa am Hönggerberg einzulassen, trotz der schlimmen Erfahrung die ich ein halbes Jahr zuvor in der Harten Klinik erleiden musste.

Ich hoffe für Doktor Gessenjoe, dass er nicht wusste was mit mir in der Villa am Hönggerberg geschehen sollte, als er mich darauf ansprach an diesem Morgen in Zürich. Ich hoffe es für ihn... ganz ehrlich.

Autor unbekannt


Ehrlichkeit 3
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Ich sitze eines Tages im K&A und sage zu Emmy wie es doch der pure Wahnsinn sei, dass ich nicht mehr ins K&A dürfe (respektive dass ich nicht mehr dort mein Heroin konsumieren dürfe). Er widerspricht und sagt, mit dieser Medikamenten-Kombination würden man mir den Konsum im K&A Oerlikon nicht mehr erlauben: Vom Arzt so verordnet. Doktor Gassenjoe hat also diese Anordnung rausgegeben? Er ist ja der verantwortliche Arzt für alle städtischen K&As. Komisch irgendwie also, dass man in den übrigen K&As absolut nichts von diesem von Doktor Gassenjoe verordneten Verbot wisse — dort kann ich munter mein Heroin konsumieren, wie eh und je, obwohl Doktor Gassenjoe mich auch schon in diesen anderen K&As gesehen hat. Whatever...

Ich frage Emmy weshalb denn solch ein Verbot. Er sagt, es sei eine Frage der Verantwortung: Sollte mir etwas zustossen und ich würde zum Beispiel im K&A Oerlikon sterben, dann wäre die Verantwortung bei ihnen, den Sozialarbeitern und dem Arzt. Und da sie nun von meiner Medikamenten-Kombination wüssten, könnten sie das Risiko eines Zwischenfalls nicht mehr in Kauf nehmen. Nun, ausser der Tatsache dass der selbe Arzt dieses selbe Risiko in den anderen K&As anscheinend — und ohne das geringste Problem damit — auf sich nehmen kann, frage ich Emmy ob ihm bewusst sei, dass wenn ich nicht bei ihm (unter den Augen von Profis die mir eventuell helfen könnten) konsumieren dürfe, ich einfach ein paar Hundert Meter weiter ziehen würde um auf den öffentlichen Toiletten des Bahnhofs Oerlikon zu konsumieren. Ich bemerke, dass dort kein Emmy anwesend wäre, der im Falle eines Zwischenfalls erste Hilfe leisten könnte. Ich würde also auf der öffentlichen Toilette ohne Hilfe und ohne Chance sterben, anstatt vielleicht von einem Emmy gerettet werden zu können. Ich frage ihn ob das wirklich im Sinne einer solchen Institution sein könne. Er antwortet nichts.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass ich irgendwann wieder konsumieren darf, auch in Oerlikon. Ich weiss nicht welche Anweisungen und Unterlagen da zirkuliert haben, doch plötzlich darf ich wieder auch in Oerlikon. Irgendwie komisch, oder? Plötzlich darf man wieder das Risiko auf sich nehmen, einen Zwischenfall mit mir in Kauf zu nehmen? Welche Versicherung hat hier was gesagt? Seit es mir wieder erlaubt ist, dort zu konsumieren, bin ich ein Klient wie jeder andere: Es wird bei mir überhaupt nicht mehr aufgepasst als bei anderen. Interessant wie viele Gedanken und Sorgen man sich doch im K&A Oerlikon macht, um mein Leben. Oder ist es vielleicht viel interessanter, welche Gedanken man sich dort so macht?

Jedenfalls frage ich nochmals Emmy, ob es seiner Meinung nach denn besser sei, wenn ich auf der Toilette sterben würde. Er sagt dazu nur
So lautet der Beschluss und daran muss ich mich halten.
Danke für so viel Ehrlichkeit, Emmy... ganz ehrlich.

Autor unbekannt
 
 

October 12, 2010

Lanzy & Joe

 
BREAKING NEWS
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Es hat mehrere legendäre Konzerte in Gefängnisse gegeben, verschiedene wurden uns auch durch bekannte Hollywood-Streifen überliefert. Diese Gewohnheit ist inzwischen aber seit Jahrzehnte ausser Mode gekommen und obwohl sich noch verschiedene Hip-Hop Stars zeitweilig in Gefängnissen aufgehalten haben, ist kein Konzert von ihnen bekannt. Wahrscheinlich auch deswegen, weil in modernen amerikanischen Gefängnisse nicht einmal mehr Hollywood es schafft, etwas Romantik und Kitsch zu zaubern.

Im Gegenzug hat man aber in Zürich einen neuen Trend erfunden. Nachdem bekannt wurde, dass man in der Harten Klinik einen Musik-Liebhaber fertig gemacht hatte, wollte die Direktion unbedingt etwas tun um das Image der Institution zu verbessern. Und so kam die Zusammenarbeit mit Joe (musste ja fast sein...) Cocker zustande: Direktor Lanzy hatte einen Halluzinogenen Trip während er den Song "Lie To Me" von Joe Cocker hörte — durch welche Substanz oder welche psychische Störung die Halluzinationen hervorgerufen wurden ist nicht bekannt. Er sah förmlich wie sich die Welt veränderte, genau auf die Art die gerade von jemandem beschrieben wurde. Sagte jemand zu ihm, er wäre wie ein Kind, da verwandelte er sich auch schon in das Kind das er mal gewesen ist. Sagte er dann, sein Auto habe fünfhundert Pferde-Stärken, da standen plötzlich fünfhundert Pferde vor seinem Schlitten. Jedenfalls realisierte er augenblicklich welche Kraft Musik haben kann und wollte unbedingt seinen ab nun allerliebsten Sänger in seiner Klinik haben, für ein Konzert.

Joe Cocker, der ein Mann von Welt ist, wollte versuchen etwas Gutes zu tun und dachte an die vielen Unglücklichen, die hinter den Mauern von Direktor Lanzy verweilen: Er wollte seinen Anteil dazu beitragen, ihnen den Aufenthalt etwas leichter zu machen. Ein paar frohe und lächelnde Gesichter dort drinnen wären das Schönste für ihn gewesen. Also erklärte sich Joe ohne lang zu überlegen einverstanden mit Direktor Lanzy an einem Projekt zu arbeiten.

Und so kam es, dass das letzte, gerade veröffentlichte Album von Joe Cocker, "Hard Knocks" heisst. Weshalb schlussendlich Joe gerade diesen Titel gewählt hat ist nicht bekannt. Wir hoffen doch sehr, dass er nicht selbst schlechte Erfahrungen innerhalb der Harten Klinik machen musste. Bekannt wurde jedenfalls nichts, von einem Zwischenfall während Joe's Konzert in der Klinik. Wir wollen nur hoffen, dass Direktor Lanzy nicht die ganze Welt belogen hat. Und irgendwelche Papiere verschwinden liess...

Wie auch immer, wir wollen Direktor Lanzy zu seinen Halluzinationen herzlich glückwünschen. Und seiner neuen Leidenschaft für komische Substanzen und Musik. Es ist nie zu spät, Lanzy, es ist nie zu spät...



Bild von Gustavo Olive

Die ist die Darstellung einer von Lanzy's Halluzinationen, die ihm angeblich ermöglichte direkt mit Gott zu sprechen (vorne links im Bild, den Angaben von Direktor Lanzy zufolge). Das Auge oben im Himmel soll angeblich seine Mutter sein, die ihn dauern bewacht und zu kontrollieren versucht, und die über ihn richtet.

NACHTRAG
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Direktor Gebrochene Lanze verlangte energischst eine Richtigstellung.
Das Auge im Himmel sei keinesfalls seine Mutter gewesen — eine sehr liebesvolle Frau die ihren Sohn immer in allem unterstüzt hat und ihm immer ein Vorbild und eine vertraute Person gewesen ist. Beim Auge handelt es sich hingegen um den Vater, der durch seine nicht erfüllbaren Erwartungen einen prägenden Einfluss auf den Sohn hatte.
Soweit die Richtigstellung. Jegliche Fachkräfte aus dem Bereich Psychologie können ihre eigene Schlüsse daraus ziehen. Ich selbst verstehe leider ziemlich nichts davon.


Hier sind weitere Beiträge der Serie "Breaking News" zu finden
 
 

Mission: Mensch sein

 
Der Film "The Mission" von Roland Joffé aus dem Jahr 1986, mit Robert De Niro, Jeremy Irons und dem Soundtrack von Ennio Morricone, war und bleibt einer der für mich besten und stärksten Filme über das Dilemma des Menschen in der modernen Welt, in seiner ursprünglichsten Form, über den Gegensatz zwischen menschlichem Sein und sozialem Wesen. Der Mensch, zwischen Tier und Gott, auf seiner Suche nach sich selbst — wo er schon einmal das Verderben in der eigenen Familie und das eigene Unglück heraufbeschwören kann — muss sich dann noch mit all den Ideen und Konstrukten unserer Gesellschaft auseinandersetzen und damit zurecht kommen. Der Mensch, der "teuflisches" meistens in Seinesgleichen entdecken muss oder in den Institutionen und Definitionen die er selbst geschaffen hat (meistens im Glaube damit Ordnung ins Chaos bringen zu können) und die nun selbständig zu werden scheinen und plötzlich keinen Respekt und Erbarmen mehr für das Schicksal eines Einzelnen haben können.

Szene aus dem Film "The Mission"


Darüber hinaus können wir uns vorstellen wie sehr wir uns, in unserer westlichen Gesellschaft, immer mehr vor tiefgründigen Erfahrungen schützen. Nach 2 Weltkriegen kein unberechtigter Wunsch. Dennoch müssen wir uns nun die Frage stellen, wie es dem modernen Menschen möglich sein soll, prägende Erfahrungen erleben zu können, ohne sich zur Fremdenlegion zu melden. Wie können unsere Kinder, in all dem Anstreben nach dem "Funktionieren", noch ihre Rand- und Grenzerfahrungen machen, die der Mensch irgendwie doch zu brauchen scheint? Was bietet unsere Gesellschaft dazu, ausser Adrenalin-Sportarten und Drogen-Exzesse? Ist Selbstfindung noch möglich? Oder ist sie überhaupt noch erwünscht? Oder führt die Suche danach immer öfters in die Psychiatrie — und zwar dann besonders, wenn die Suche zuerst einmal wiederholt nicht erfolgreich ist und an irgendwelchen innerlichen oder äusserlichen Hindernisse scheitert?

Kann eine Gesellschaft, um das Kapital herum organisiert, für den Menschen ein lebenswertes Leben bieten? Oder muss sich der Mensch dieser Organisation unterordnen, wie schon seit hunderten von Jahren? Diese Frage ist heute, so glaube ich, wichtiger denn je. Sie ist nicht mit den grossen Utopien des 20. Jahrhunderts gestorben, denn die Umsetzung dieser fabd einzig den Weg der Gewalt. Heute sind wir vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wirklich in der Lage uns die grundlegende Frage zu stellen, wie wir unser Leben und unser Zusammenleben organisieren möchten. Und heute haben wir Ressourcen und Energie um die Antwort selbständig und freiwillig wählen zu können. Freiwillig und ohne Zwang, langsam abder ununterbrochen. Denn, langsam sollten wir uns daran machen, in den nächsten Jahren, uns diese Frage bewusster zu stellen und nach Antworten zu suchen. Auch deswegen, um niemals mehr das tun zu müssen, was Institutionen und Konstrukte im schlimmsten Fall den einzelnen antun: Ihn Niederwalzen. Oder den Planeten. Oder irgendwas sonst... Mit welcher Einstellung gehen wir ans Werk, wenn wir nach Öl bohren? Und mit welcher, wenn wir ein Gewächshaus in Spanien bauen? Oder wenn wir unser Geld in Aktien investieren? Was sind wir alles bereit zu opfern, um an unser Ziel zu gelangen? Wen sind wir bereit zu opfern? Was alles blenden wir aus, was aber in Tat und Wahrheit mit dem zu tun hat, was wir tun? Wenn der nächste Madoff fallen wird, wovon können wir uns dann reines Gewissens distanzieren und behaupten, die Schuld läge nicht im Geringesten bei uns?

"Diese" Welt ist das, wie im Film so schön gesagt wird, was daraus gemacht wird. Was jeder einzelne von uns daraus macht.

Ein Film der, bei mir, wahrlich viele Fragen aufwirft durch die einfache Erzählung der Schicksale einiger Menschen an der Grenze zwischen unserer Gesellschaftsform und einer, die wir niemals mehr erleben werden. Sowohl Fragen über den Einzelnen und wie er für seine eigene Existenz einen Sinn zu finden versucht, wie auch Fragen über die Art in der wir zusammenleben und uns organisieren, und wie wir immer öfters uns selbst leugnen müssen, in der Annahme die "Allgemeinheit" würde eher wissen, was das Richtige sei.
 
 

October 08, 2010

slowing down

 
A video for a couple of people...
Amongst others, for Pippa.
Is it slow enough for you?
Or shell I slow down for you to catch up?
...
Haha ha

Slow  ==  Kylie Minogue
Chemical Brothers RMX


Knew you'd be here tonight
So I put my best dress on
Boy I was so right

Our eyes connected
Now nothing's how it used to be
No second guesses

Track in on this feeling
Pull focus close up you and me
Nobody's leaving

Got me affected
Spun me 180 degrees
It's so electric

Slow down and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow
Come on and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow

Don't wanna rush it
Let the rhythm pull you in
It's here so touch it

You know what I'm saying
And I haven't said a thing
Keep the record playing

Slow down and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow
Come on and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow

Read my body language
Take it down, down

Slow down and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow
Come on and dance with me
Yeah, slow
Skip a beat and move with my body
Yeah, slow

Skip a beat and move with my body
Skip a beat and move with my body
Skip a beat and move with my body
Slow


 
 

October 07, 2010

weibliches in mir

 
Ich sage nicht, dass ich keine weibliche Seite habe.
Ich sage nur, dass sie ziemlich sicher lesbisch ist.

Bild von Chen Man

 
 

October 06, 2010

von Büchern und Engeln

 
Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende ist eines der ersten grossen „Brocken“ von denen ich mich erinnern kann, sie in den Händen gehabt zu haben. Es las sich wirklich — genauso wie es dem Helden ergeht — fast von allein. Jahre später ist die Verfilmung eine kleine Katastrophe für mich gewesen, in verschiedener Hinsicht. Zum einen wurde da eine wunderbare Erzählung zu einem Irgendwas verstümmelt und ein gewisses Enthusiasmus und Vertrauen in das Medium Film wurde mir genommen — wenn sich aus solch genialem Material und den (damals) modernsten Techniken nur dieses „Muppet Show“ mit dem pelzigen weissen Riesenwurm machen liess, dann taugte Kino nicht weit. Mein Vertrauen sollte zum Glück mit dem meisterhaften Film „Brazil“ von Terry Gilliam wieder mehr als hergestellt werden, doch dies ist eine andere Geschichte, über einen visionären Regisseur. Zum anderen war dies der genaue Zeitpunkt des definitiven und nicht verzeihbaren künstlerischen Tods meines Idols David Bowie. Bis dahin war seine Arbeit immer uninteressanter und enttäuschender geworden, doch nach dieser Rolle war er für mich ein geschlossenes Kapitel. Später sollte er sich, was die künstlerische Integrität betrifft, durch unorthodoxe Entstehungsmethoden seiner Stücke wieder rehabilitieren, doch die Musik hat mich nie mehr richtig angesprochen. Heute finde ich auch keinen Zugang mehr zu seiner früheren Arbeit, doch auch dies ist eine andere Geschichte.


Das Buch von Ende und „Der Herr der Ringe“ von J. R. R. Tolkien (zum Glück auch vor der Kino-Version gelesen, obwohl diese Filme schon als gut zu bezeichnen sind) sind meine frühen Fantasy-Wegweiser gewesen. Doch wirklich geprägt hat mich dann ein ganz anderer Stil der sich sehr wohl auch der Fantasie bedient, diese aber dazu nützt um in Bildern das menschliche Dasein zu beschreiben mit seinen Ängsten, seinen Schmerzen, seinen Sehnsüchte, das stetige Warten, ja sogar Unsinn oder gar Wahnsinn von Institutionen und menschlichem „sich einfügen“. „Il deserto dei Tartari“ von Dino Buzzati ist ein Geschenk meiner Italienisch-Professorin gewesen. Seine Kurz-Geschichten übten auch eine sehr spezielle und morbide Faszination auf mich — sie waren magisch und entfremdend. Mit ihm kam auch das Interesse an eine bestimmte Art der Literatur und so faszinierte mich zum Beispiel über lange Zeit die geballte Ladung an Weltschmerz und Horror von Kafka und den verschiedenen Russen. Solche Lektüre fesselte mich, natürlich, zu einer Zeit zu der auch mein Unbehagen immer grösser wurde und sich meine Schwierigkeiten mit dem Mensch sein immer offensichtlicher manifestierten. Irgendwann begann also die Suche nach einem anderen Sinn und einem anderen Inhalt, den ich meinem Leben hätte geben können: Da baten sich Gandhi, Kahlil Gibran, Krishnamurti und viele andere bestens dazu.

Bild von Veronika Grauby


Auf der anderen Seite gab es da aber auch Jack Kerouac oder Charles Bukowski, Carlos Castaneda und andere, die irgendwie zeigten, dass das Leben auf viele verschiedene Arten gelebt werden kann. Die einen erfolgreicher als die andern, diese vielleicht nachahmenswerter als die andern. Dennoch gibt es diese Autoren der „Selbsterfahrung“, die unsere moderne Gesellschaft auf den Kopf stellen und ihren eigenen Weg darin selbst zu suchen beginnen.

Hermann Hesse ist eine nicht grosse Quelle an Lektüre gewesen, doch auch er eine sehr prägende. Eigentlich ist kein Schriftsteller eine grosse Quelle für mich gewesen: Von keinem habe ich mehr als ein paar Werke gelesen. Ich bin auch nie gewesen was man einen „Bücherwurm“ bezeichnen könnte. Jedenfalls, mit seinem Buch „Siddhartha“, hat Hesse doch unzähligen Menschen einen Zugang zu fernöstlicher Kultur erlaubt — ich erinnere mich wie sehr viele meiner Jugend-Bekannten aus dem katholischen und nicht unbedingt die Sprache Deutsch liebenden Italien mit Begeisterung dieses Buch gelesen haben. Er faszinierte mich auch als Mann: Irgendwie war ich ziemlich beeindruckt von diesem Lebens-Künstler der zu uns in den Süden zog, um seiner Vorstellung eines guten Lebens näher zu kommen, vor allem aber von seiner Vielseitigkeit. Ich versuchte mir vorzustellen, welche unglaubliche Lebenserfahrung Hesse gehabt haben muss um einerseits „Siddhartha“ und auf der anderen Seite ein Buch wie „Der Steppenwolf“ zu schreiben. Wie konnte man das Leben von Buddha in einem solch wunderschönen Roman wiedergeben und zugleich bis ins kleinste Detail die Zerrissenheit eines Steppenwolfs erzählen? Hesse musste diesen beiden Charakteren, in all ihren diametral gegensätzlichen Unterschiede, sehr nahe gewesen sein. Und das musste man, in meinen Augen, zuerst einmal hinbringen — und dazu noch ein grandioser Schriftsteller sein!

Autor unbekannt


Nietzsche und viele andere sind Versuche gewesen, auf einer Suche nach etwas, das ich nicht definieren konnte und das ich bei ihnen nur beschränkt finden konnte. Ein Etwas, das schon sehr früh zu gedeihen begonnen hatte. Ich erinnere mich wie mein Lehrer in der Primarschule mit uns „Die Legende vom heiligen Trinker“ von Joseph Roth las und wie dieses Buch eine Saite in mir zum schwingen brach. Ein echter Glücksfall, dieser Lehrer, der aber das beste was er uns Kindern vermitteln konnte auch teuer bezahlen sollte, im damaligen Tessin. Aber dies ist eine andere Geschichte, die ich gerne ein ander Mal erzählen werde.

Dann waren da die Südamerikaner, mit ihrer Leidenschaft und unmittelbaren Art das Leben zu gestalten. Ganz besonders ein Buch hat mir den Zugang zu diesem Kontinent ermöglicht, der mir vorher immer irgendwie fremd, chaotisch und als undurchdringlich erschien (ist für mich das Leben immer eine Suche nach dem „Werden“ gewesen, so ist Leben dort meistens ganz einfach „Sein“): „Der Krieg am Ende der Welt“ von Mario Vargas Llosa. Eine fantastische Geschichte mit fantastischen Charakteren, eine Hymne an das Einzigartige eines jeden Menschen, mit inbegriffen die Verdammten und Verlorenen dieser Welt. Eine Huldigung des Seins, jedes Seins, und des Rechts und Willens zu sein.

Später kam ich zu Paulo Coelho der mir seine Sicht auf das Leben geschenkt hat (zum Beispiel mit der Geschichte des Hirtenjungen, der losging um seiner Bestimmung zu folgen, in „Der Alchimist“) und der mit seinen Romanen eine Saite in Millionen von Menschen zum schwingen bringt. Ausserdem habe ich im letzten Jahr „Sakrileg“ von Dan Brown gelesen der (wie das Leben so spielt) in „Das Magdalena Evangelium“ von Kathleen McGowan die für mich beste der möglichen Fortsetzungen gefunden hat. Wie bei einzelnen anderen Büchern auch, habe ich das Gefühl dieses Buch hätte faktisch zu mir gefunden — obwohl genau dieser Sachverhalt in genau diesem Buch beschrieben wird, ist es dennoch eine Tatsache, dass ich dieses Gefühl gehabt habe, sowohl als ich es zum ersten Mal in den Händen hielt wie auch immer wieder später. Bei der Lektüre erinnerte ich mich daran, dass meine Mutter schon vor mehr als 20 Jahre erzählte wie Jesus bestimmt auch Frauen unter seinen engsten Vertrauten hatte. Und wie er ziemlich sicher auch eine Gefährtin hatte. Ja, meine Mutter und — besonders — mein Grossvater haben mir schon vor vielen Jahren Dinge vermittelt die ich erst Einiges später einzuschätzen und zu schätzen lernen sollte.

Henryk Fantazos: Circus Ecclesia


Meine Mutter hat mir übrigens vor einiger Zeit gesagt, sie fände „Die Wahlverwandtschaften“ von Goethe eines der besten von ihr gelesenen Bücher. Ich werde es mir irgendwann zur Hand nehmen.

Kurzer Nachtrag
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Ich habe in der Zwischenzeit das Buch gelesen, und gehe davon aus, dass meine Mutter nicht meinte, dies sei das beste von ihr gelesene Buch — ich bin mir absolut sicher, dass meine Mutter schon viele viel bessere Bücher gelesen hat. Meiner Meinung nach, meinte sie nicht so sehr das Buch und dessen Geschichte, sondern nur dessen Titel, und dass es bei ihrer Aussage mehr darum ging, mir ein dialektisches Gedankenspiel mitzuteilen. Doch dies ist nur eine Vermutung von mir.


Weshalb kam ich überhaupt zu dieser Auflistung von Titeln? Die Lektüre ist die vieler meiner Altersgenossen. Was suchte ich, aber? Was suche ich? Um an den Song von Lucio Dalla anzuknüpfen „Se io fossi un angelo“ und dessen Behauptung darin, Millionen von Engeln würden unter den Armen und Vergessenen dieser Welt weilen, muss ich bemerken wie ich zu einem etwas anderen Schluss gekommen bin, was die Verteilung von Engeln unter den Menschen betrifft. Ich bin nämlich der Meinung, dass die meisten Neugeborenen als eine Art Engel bezeichnet werden können. Aus den verschiedensten Gründen (auch prenatalen), wird ihnen das Engelhafte im Lauf der nächsten Jahre abhanden kommen. Durch die Unvollkommenheit der Eltern wird ihnen Ballast mit auf die Reise ins Leben gegeben. Je nach Eltern und je nach Begabungen des Neulings, wird es dann um mehr oder um weniger Ballast gehen. Ballast, der die jungen Lebewesen Teil des Wahnsinns werden lässt, den wir unsere Welt nennen. Und so geben wir von einer Generation zur Nächste diese Hypothek weiter, natürlich ohne es zu wollen und oft ohne es überhaupt zu bemerken. Diese Unvollkommenheit ist eigentlich nichts anderes als das Fehlen von „Werkzeugen“, von Erfahrung und Weisheit, die uns erlauben würden dieses Leben im grösstmöglichen Masse als eigenständige Menschen auf ihrem Weg zur Erkenntnis zu bestreiten. Und so kommt es, dass wir als Menschheit Tag für Tag Engel auf unserem Weg lassen, die dann notdürftig ihr Leben „ableben“. Einige wenige dieser Engel retten sich aber in das erwachsene Alter hinüber und können dort ihrem Werk nachgehen, welcher Art dieses auch sein mag. So zum Beispiel der Professor der pädiatrischen Chirurgie, der meinen Sohn in Genf operiert hat. Doch dies ist eine andere Geschichte, die ich gerne ein anderes Mal erzählen würde.

Bild von Veronika Grauby


Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass ziemlich jeder Mensch eigentlich die Sensibilität und das Empfinden dafür hat, um zu realisieren dass in unserer Welt etwas schief läuft. Jeder von uns versucht sein Leben lang das Beste draus zu machen. Doch, was wir für „das Beste“ halten, hängt davon ab, was die Summe von dem was wir gelernt haben und was uns vererbt wurde ist, also von dem was wir kennen. Wie viele Menschen fühlen sich unwohl, merken wie etwas nicht stimmt, würden gerne etwas an ihrem Leben ändern. Doch wie oft wissen sie dann gar nicht womit sie überhaupt beginnen könnten, ihr Leben zu verändern? Ratgeber in der Buchhandlung können in vielen Bereichen des Lebens helfen, doch einem Jeden einen tieferen Sinn fürs Leben finden? Eher nicht. Die allgemeine Täuschung, der wir unterliegen, wie sie in fernöstlichen Religionen beschrieben wird, lässt sich natürlich nicht einfach abschütteln, besonders wenn wir ihr mit den uns schon bekannten und vererbten Methoden versuchen bei Leibe zu rücken. Doch... Mag diese Aufgabe noch so schwierig sein und vielleicht mehrere Anläufe benötigen: Nach all den Büchern über den Weltschmerz und nach so vielen Autoren die uns vorhergesagt haben, wie unsere Geschichte als Menschheit enden könnte — siehe in der Sci-Fi Abteilung deiner Videothek oder eben „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley — sollten wir uns vielleicht wirklich langsam überlegen, ob dies die Richtung ist, in der wir gehen möchten. Und wenn man beachtet in welchem Jahr Huxley sein visionäres Buch geschrieben hat, dann können wir uns von älteren Menschen erzählen lassen, wie viel davon schon Realität geworden ist obwohl es damals als absolute Fantasie und Horror-Vision galt.

Meinerseits bin ich immer noch auf der Suche nach dem Etwas, das diese Saite in mir zum schwingen bringt. Ich hoffe es eines Tages in mir, meinem Denken, meinem Handeln und meinen Lieben finden zu dürfen, ausser natürlich weiterhin in Musik, Kunst und Literatur. Demnächst werde ich „Eine neue Erde“ (lustiger Titel, wenn als Gegensatz zu „Schöne neue Welt“ betrachtet) von Eckhart Tolle lesen. Ich habe grosse Erwartungen an dieses Buch, denn es verspricht auch sehr viel: Behauptet man doch, es könnte eines der Werkzeuge sein, die uns dabei helfen könnten, weniger Engel auf dem Wege des Lebens zu verlieren. Gesehen und ausgewählt habe ich das Buch schon vor einer ganzen Weile, doch alles hat seine Zeit. Das erste Dutzend Seiten lässt jedenfalls Gutes erhoffen. So scheint es wirklich das Thema zu behandeln das mich zur Zeit interessiert und es scheint die Dinge per Namen zu nennen, basierend auf breit gestreuter Kenntnis und offenem Geiste. Ich hoffe wirklich, mir danach aus lauter Enttäuschung den nächsten Bukowski zu schnappen, was mir oft genug in der Vergangenheit geschah, wenn hohe Erwartungen (ganz generell, nicht nur in Bezug auf Literatur) nicht erfüllt wurden. Ich werde mich überraschen lassen, dennoch in der vielleicht riskanten Hoffnung einen würdigen Nachfolger auf „Das Magdalena Evangelium“ gefunden zu haben.

Bild von Taras Loboda

 
 

October 05, 2010

Feuer und Flamme

 
 
Ich bin Feuer und Flamme.
Unter anderem für dich.

Autor unbekannt



Ich bin Wasser und Fluss.
Unter anderem dank dir.

Giovanni Auriemma: Acquarius



Oder vielleicht...
bist du Fluss
und ich Wasser.

Bild: wisdom_pk@hotmail.com



Oder sonst wie...

Feuer  ==  Jan Delay

In allen Ecken hocken Menschen,
Mit einem riesengroßen Schlauch
Sie wollen dein Feuer löschen
Und darum lauern sie dir auf
Die einen feiern nur das Gestern
Und spritzen mit Vergangenheit
Andre meinen Kohle wirkt noch besser
Und sprühen Euros in die Flammen rein

Also pass auf!
Denn das Wichtigste ist,
Dass das Feuer nicht aufhört zu brennen
Denn sonst wird es ganz bitterlich kalt
Ja, die Flammen I'm Herzen,
Die sind durch nichts zu ersetzen
Darum halt sie am Laufen mit aller Gewalt!!
(Feuer, Feuer, Feuer)

Manche wollen keine Experimente
Bei Risiko da ham sie Angst
Sie löschen mit sicherer Rente
Und Verträgen mit der Allianz
Aus einem Schlauch kommt Langeweile
Bei denen ist gar nichts mehr los
Aus einem anderm tut es schneien
Denn die ersticken die Flammen mit Koks

Also pass auf!
Ja, das Wichtigste ist,
Dass das Feuer nicht aufhört zu brennen
(Feuer, Feuer, Feuer)
Denn sonst wird es ganz bitterlich kalt
(Feuer, Feuer, Feuer)
Ja, die Flammen I'm Herzen,
Die sind durch nichts zu ersetzen
(Feuer, Feuer, Feuer)
Darum halt sie am Laufen, mit aller Gewalt!
(Feuer, Feuer, Feuer)



Und dann die Menschen ohne Rückrad
Den Schlauch voll mit Kompromissen
Doch zum Glück ändern die Wichser
Ständig das Ziel auf das sie schießen
Und die Courtney Loves und Yoko Onos
Ja, die brauchen gar keinen Schlauch
Denn sie nehmen dein Feuer, egal wie groß
Und sie, sie saugen es einfach auauauauaus


Ja das Wichtigste ist,
Dass das Feuer nicht aufhört zu brennen
(Feuer, Feuer, Feuer)
Denn sonst wird es ganz bitterlich kalt
(Feuer, feuer, Feuer)
Denn das Feuer I'm Herzen,
Ist durch nichts zu ersetzen
(Feuer, Feuer, Feuer)
Also halt' es am laufen solang bis es Qualmt!!





Wie auch immer, deswegen liebe ich dich:
Du brennst mein Feuer
 
 
 

October 04, 2010

Verzicht auf Errungenschaften

 
Ich überlege mir, ob dies eventuell tatsächlich eine neue Herausforderung ist, vor der sich der Mensch gerade befindet. Die jetzigen Generationen sind vielleicht die Ersten, die sich mit der Tatsache auseinandersetzten müssen, dass der Verzicht auf schon erreichte Fortschritte unausweichlich werden könnte. Und zwar der freiwillige Verzicht darauf. In der Vergangenheit, bis hin zu der aller jüngsten Vergangenheit, musste der Mensch nie auf einen als Fortschritt empfundenen Sachverhalt aus eigenen Stücken verzichten. Dieser Verzicht wurde in den meisten Fällen mit grober Gewalt von Aussen erzwungen und auferlegt. So benötigte es einer Revolution um den Adel zu einer anderen Verteilung von Güter und Reichtum zu zwingen. Es ist erst durch einen äusserst blutigen und grausamen Krieg möglich geworden, weisse Grundbesitzer dazu zu bringen, schwarze Menschen nicht mehr als frei verfügbare Arbeitskraft (nicht anders als Tiere) besitzen zu wollen. Fortschritt und Errungenschaften werden als neu gewonnene Privilegien betrachtet und Privilegien dürfen nicht, in einer "freien und demokratischen" Welt, anderen Menschen genommen werden. Und, mit wenigen Ausnahmen, verzichtet niemand freiwillig auf seine gewonnene Privilegien. Je nach dem ist dann nur noch über die Gesetzgebung und mit von der Mehrheit getragene Entschlüsse etwas daran zu ändern. Einige ganz grosse Menschen haben das schier Unmögliche erreicht und schwerwiegende Reformen ohne Gewalt zu umsetzen gewusst. Doch diese sind Ausnahmen, die eine gewisse Regel untermauern.

Die Menschheit hat bis heute an einen Fortschritt gearbeitet, was mit jeder Neuigkeit ein besseres Leben erlaubte. Was nicht gegen das allgemeine Wohlergehen missbraucht wurde, stellte praktisch immer eine weitere Besserung des allgemeinen Wohlergehens. Und plötzlich sind wir damit konfrontiert, die Spitze dieser Entwicklung erreicht zu haben. Plötzlich müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir auf das Eine oder Andere, was wir erreicht haben, werden verzichten müssen. Kein Wunder, fällt uns auch schon die grundlegende Auseinandersetzung mit diesem neuen Sachverhalt derart schwer: Er liegt im klaren Gegensatz zu all dem was uns seit je angetrieben hat.

Bild von Oliver Schmid


Mein Vater beschäftigte sich leidenschaftlich mit Fragen der Mobilität, des öffentlichen Verkehrs, der Verkehrsführung, usw. Mit ganzem Herzen wäre er, Zeit seines erwachsenen Lebens, gerne Strassen- und Verkehrsplaner gewesen. Ausserdem kannte er auswendig alle Namen (also Nummern) der Schweizer Lokomotiven. So wie er auch jeden Pass und Gipfel der Schweiz benennen konnte — unter anderem weil er die Meisten davon in seiner Jugend mit dem Fahrrad erklommen hatte. Jedenfalls war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass man dem privaten Personen-Verkehr keinerlei Einschränkungen auferlegen sollte und durfte. Als die Problematik der Verschmutzung immer deutlicher aufkam, entdeckte ich in ihm eine Haltung die zu keinerlei Kompromiss bereit war. Ich brauchte eine ganze Weile um diese Haltung überhaupt verstehen zu können. Mein Vater war ja nicht der völlige Egoist, dem die Luftverschmutzung einfach nichts anging. Er war auch nicht der Meinung, dieses Problem könnte man ohne weiteres den nächsten Generationen überlassen und, bis dorthin, einfach das Möglichste raus holen. Nein, er war der festen Überzeugung, dass ein Problem nicht durch "Rückschritt" hätte gelöst werden können.

Er war der Meinung, dass wenn die allgemeine Mobilität ganz gravierende Probleme mit sich brächte, trotzdem nicht die Mobilität an sich das Problem sei. Seiner Meinung nach lag das Problem darin, dass man nicht an der wirklichen Lösung des Problems arbeitete und forschte, nämlich in den nächsten technologischen Fortschritt. Er erzählte mir von Magnet-Bahnen, dort wo wir heute noch die Auto-Bahnen hatten, auf denen kleine Wagons, von der Grösse eines PKWs, die Menschen individuell von A nach B oder eben nach C befördern konnten. Wenn man mit seiner Einheit an der "Ausfahrt" aus der Magnet-Bahn hat, also von der Haupt-Verkehrsachse kommt, kann man mit dem Elektro-Motor bis vor die Haustüre fahren. Durch diese Magnet-Bahnen und der automatisierten Fortbewegung wären auch Verkehrstote eine Sache der Vergangenheit geworden. Die Energie für die Magnete könnte sauber und nachhaltig erzeugt werden, sowie die Energie für jegliche sonstige Bedürfnisse der Menschheit.

Autor unbekannt


Ein vielleicht "banaleres", jedoch viel alltäglicheres Beispiel ist das von einem sehr sehr guten Freund von mir, aus einer ganz gewöhnlichen, bodenständigen, italienischen Arbeiterfamilie. Mein Freund war eindeutig das schwarze Schaf in der relativ grossen Verwandtschaft, beschäftigte er sich doch mit klassischer Musik, Poesie und Literatur, Ernährung, usw. Als er seinen Eltern den Vorschlag machte, nicht immer und ausschliesslich Weissbrot zu essen, hatten diese nur Hohn für ihn übrig. Schwarzes Brot war das der Armen, das von vor dem Krieg, das was nur deswegen gegessen wurde weil es das einzige war, das man sich leisten konnte. Und nun sollten sie freiwillig darauf verzichten? Jetzt, wo sich endlich jeder ehrliche Arbeiter sein Stück Weissbrot leisten konnte, sollten sie wieder damit beginnen, das Armen-Brot zu essen? Niemals!


Heute ist der Konsument schon völlig überfordert von all dem was er beachten sollten, bei jedem Einkauf und bei jedem Entscheid den er Tag für Tag trifft. Dazu kommt, dass bei aller Mühe die man sich beim Einkaufen macht, tatsächlich neue und extrem schwerwiegende Probleme auftreten. Ich kann zum Beispiel bis Heute kaum glauben, geschweige denn noch verstehen wie es dazu kommen konnte, dass wir vor einem neuen Problem wie dem des Palmöls stehen. Bei all dem Wissen, bei all dem... Wissen! Bei all unserem Wissen, tauchen noch so unglaublich tönende Probleme wie das des Palmöls auf! Oder, genau so schlimm aber noch unglaublicher tönend, inmitten unseren reichen und fortschrittlichen Europas: Spanien ernährt mit seinen Früchten und Gemüsen ganz Europa im Supermarkt, obwohl in vielleicht weniger als 10 Jahre nicht einmal genügend Wasser verhanden sein wird um die Ernährung der eigenen Bevölkerung sicherzustellen! Spanien verkommt unaufhörlich zu einer Wüste, doch Golfplätze und wasserintensive Anbausorten machen das Rennen um weiteres Land, das benützt werden kann. Und die Lokalpolitiker reden nur ungern über das Problem, denn es ist nicht "populär"... Und, als wäre es nicht genug, werden die ausländische Handlangern weniger als Tiere erachtet, und müssen schlimmer als was wir jedem Haustier zumuten würden leben. Ohne Vertrag, zur Hälfte des gesetzlich minimalen Lohn. Und dies ist die Regel! Bei all dem Wissen? Wie soll ich, als Konsument, noch einen Einfluss auf die verschiedenen Entwicklungen haben? Also beginn ich den verschiedenen Labels zu trauen — schliesslich bleibt mir ja nichts anderes übrig. Doch dann finde ich heraus, dass sich BP weltweit als "Grüne Gesellschaft" vermarktet hat. Und kann mir durchaus denken, dass BP auch vor einem Label nicht zurückgeschreckt hätte, dass ihr einen vollkommen "grünen", verantwortungsvollen und (natürlich) nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten attestiert hätte. Wo liegt also wirklich das Problem?

Natürlich verzichte ich nur höchst ungern auf meine Ferien im Ausland. Natürlich verzichtet kein Banker der etwas von sich hält auf sein — möglichst jedes Jahr exponentiell wachsenden — Bonus. Natürlich verzichtet Direktor Gebrochene Lanze nicht freiwillig auf seine spritfressende Limousine. Natürlich, natürlich, natürlich... Und natürlich hatte mein Vater recht, dass die wirklichen Verbrechen diejenigen sind, die wirklich wichtigen Fortschritt aufhalten und verhindern. Und dennoch ist diese Erkenntnis nicht genug um darauf warten zu können, dass diese Fehlentwicklung wieder von der Geschichte, vom Gang der Dinge, korrigiert wird.

Hier zeigt sich immer eindeutlicher die Aufgabe der Politik in der nächsten Zukunft. Und zwar weltweit. Denn nur so können in einer globalisierten Welt globale Probleme noch angegangen werden. Und solange jedes Land so heuchlerisch bekräftigt, das Möglichste zu tun, und dann aber die regionalen Interessen der Wirtschaft zu Hause berücksichtigt und favorisiert, solange wird der Weg weiter Berg abwärts gehen. Erst wenn man sich wirklich daran machen wird, durch Solarzellen angetriebene Magnet-Bahnen für die allgemeine Mobilität zu entwickeln, wird man eine Chance haben das Problem nachhaltig lösen zu können. Und, bis dann, werden wir erst nennenswerte Resultate erreichen, wenn weltweit ein Limit der PS pro KG Leergewicht (Doktor Y, Witz verstanden? "Eine Limite der PS pro KG Leergewicht!" haha... Geschwindigkeit mal Masse? Ach... Du bist nicht mein Publikum!) eingeführt und eingefordert wird, und zwar bei den Konstrukteuren. Denn, solange wir darauf warten, dass sich Direktor Gebrochene Lanze ein sparsameres Vehikel nicht erst als Zweit- oder Drittwagen beschaffen wird, dann können wir noch lange darauf warte. Sehr lange!

Mark Raymond Cross: Leaf Gatherers In The Season Of Entropy


Ich versuche, und so wie ich und noch viel besser als ich Millionen von Menschen, meinen kleinen Beitrag am Eindämmen der Probleme zu leisten. Doch die Verantwortung kann nicht alleine bei mir und Meinesgleichen sein. Denn ich werde niemals eine Chance haben, das nächste Palmöl Debakel zu verhindern. Oder den nächsten Leck im Golf von Mexiko, selbst wenn ich nicht mehr BP tanken werde. Ah ja... Dann darf ich ja nicht vergessen, dass ich auch nicht Tamoil tanken wollte. Und beim Motoren-Öl war doch auch etwas zu berücksichtigen, oder? Nein! Das war ja das Palmöl das nicht deklariert wird, in den Produkten-Zutaten. Und was noch? Genau! Ja nicht auf Stand-By lassen, den Laptop auf den ich schreibe. Weshalb werden dann aber alle Geräte mit Stand-By Funktion gebaut und verkauft, in den letzten Jahren? Und was noch? Genau, dieses Fett in den Pommes, das Krebs verursachen kann wenn man die Pommes zu lange oder zu heiss frittiert... Was war schon wieder massgebend? Zeit oder Temperatur? Vielleicht sollte ich sie so essen, wie sie aus dem Tiefkühler kommen. In Zukunft. Wenn ich dazu bereit sein werde, auf den erreichten Fortschritt zu verzichten.

Bild von Robert ParkeHarrison